Sepp Kerschbaumer DANKE für Deinen Einsatz!

Der legendäre Freiheitskämpfer Sepp Kerschbaumer aus Frangart, der Begründer des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS), starb vor 60 Jahren am 7. Dezember 1964 im Alter von 51 Jahren im Gefängnis von Verona den Herztod, für den wohl die vorher erlittene Folter mit ursächlich gewesen war.

Der „Südtiroler Schützenbund“ (SSB) und der „Südtiroler Heimatbund“ (SHB) erinnerten dieser Tage mit einer gemeinsamen Plakataktion an dieses traurige Geschehen.

Große Gedenkfeier – Bericht des „Südtiroler Schützenbundes“ (SSB):

Sepp-Kerschbaumer-Gedenkfeier: „Vergeben, aber nicht vergessen!“

ST. PAULS – Am Sonntag, den 8. Dezember 2024, versammelten sich über 2.000 Teilnehmer in St. Pauls, um anlässlich des 60. Todestages von Sepp Kerschbaumer dessen herausragende Verdienste sowie die der verstorbenen und lebenden Tiroler Freiheitskämpfer der 1960er Jahre zu würdigen. Im Mittelpunkt der Feier standen der unermüdliche Einsatz für die Freiheit und Selbstbestimmung Südtirols sowie die Erinnerung an eine entscheidende Epoche in der Geschichte der Südtiroler.

Frontabschreitung, Einmarsch und heilige Messfeier

Frontabschreitung durch Bürgermeister Wilfried Trettl, die Landeskommandanten Roland Seppi und Enzo Cestari, Landeskommandant-Stellvertreter Gerhard Biller sowie den Obmann des Südtiroler Heimatbundes, Roland Lang. (Bild SSB) (Der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher war zu dieser Feier nicht erschienen. Einige andere SVP-Politiker wie beispielsweise die ehemalige Landesrätin Martha Stocker, die SVP-Landesrätin Rosmarie Pamer und die SVP-Landtagsabgeordneten Waltraud Deeg und Franz Locher, waren hingegen gekommen.)
Frontabschreitung durch Bürgermeister Wilfried Trettl, die Landeskommandanten Roland Seppi und Enzo Cestari, Landeskommandant-Stellvertreter Gerhard Biller sowie den Obmann des Südtiroler Heimatbundes, Roland Lang. (Bild SSB) (Der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher war zu dieser Feier nicht erschienen. Einige andere SVP-Politiker wie beispielsweise die ehemalige Landesrätin Martha Stocker, die SVP-Landesrätin Rosmarie Pamer und die SVP-Landtagsabgeordneten Waltraud Deeg und Franz Locher, waren hingegen gekommen.)

Die Feierlichkeiten begannen mit der Meldung der angetretenen Formationen und der anschließenden Frontabschreitung durch Bürgermeister Wilfried Trettl, die Landeskommandanten Roland Seppi und Enzo Cestari, Landeskommandant-Stellvertreter Gerhard Biller sowie den Obmann des Südtiroler Heimatbundes, Roland Lang.

(Bild SSB)
(Bild SSB)

Im Anschluss führte die Musikkapelle Girlan die Schützen und Teilnehmer zum Kirchgang in den sogenannten „Dom am Lande“. Pater Reinald Romaner OFM zelebrierte die Heilige Messe und hob dabei besonders die Vorbildwirkung Sepp Kerschbaumers für die Tiroler Bevölkerung hervor.

Gedenkfeier im Friedhof

Auf dem Friedhof sprachen Pater Reinald Romaner OFM und Roland Lang, Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ SHB (links im Bild). (Bild SSB)
Auf dem Friedhof sprachen Pater Reinald Romaner OFM und Roland Lang, Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ SHB (links im Bild). (Bild SSB)

Nach dem Kirchgang marschierten die Teilnehmer zum Friedhof, wo Roland Lang die Anwesenden begrüßte und kurz auf die aktuelle politische Lage einging: „55 Jahre nach dem Südtirol-Paket, versucht die Landespolitik, verlorene Kompetenzen der Autonomie zurückzuerlangen. Die Verhandlungen sind jedoch schwach. Zudem hat Landeshauptmann Arno Kompatscher Vertreter der Fratelli d‘Italia in die Landesregierung aufgenommen, was die Verhandlungen weiter erschwert. Die Entscheidung von Ministerpräsidentin Meloni, Alessandro Urzí in die Verhandlungen einzubinden, ist eine Watschn für Südtirol. Urzí fordert eine Herabsetzung des Wahlrechts für zugewanderte Italiener, eine Aufweichung des Proporzes und die automatische Anerkennung des Zweisprachigkeitsnachweises. Er ist bekannt für seinen Einsatz gegen die Tiroler Identität. Es ist Fünf vor Zwölf: Wir müssen uns für die Ziele des Südtirol-Autonomiekonvents entscheiden oder den bequemen Weg der Assimilation wählen.“

„Vergeben, aber nicht vergessen!“

Hier im Bild: Univ.-Prof. Dr. Erhard Hartung (rechts) zusammen mit dem ehemaligen Freiheitskämpfer Siegfried Steger, einem der legendären „Pusterer Buam“. (Bild Hartung)
Hier im Bild: Univ.-Prof. Dr. Erhard Hartung (rechts) zusammen mit dem ehemaligen Freiheitskämpfer Siegfried Steger, einem der legendären „Pusterer Buam“. (Bild Hartung)

Der im Exil lebende Freiheitskämpfer Univ.-Prof. Dr. Erhard Hartung (81) hielt via Mobiltelefon die Gedenkrede. Er betonte die Bedeutung von Sepp Kerschbaumers entschlossenem Einsatz für die Heimat und den Schutz der Menschenwürde.

„Es ist mir eine große Ehre, hier zur Erinnerung an Sepp Kerschbaumer und sein Wirken für unsere Heimat zu sprechen“, so Hartung. Er erinnerte daran, dass Kerschbaumer und seine Mitstreiter in einer Zeit kämpften, in der die Rechte der Südtiroler massiv unterdrückt wurden. „Die Südtiroler Freiheitskämpfer haben einen entscheidenden Beitrag für eine bessere Autonomie geleistet!“, zitierte Hartung den ehemaligen Landesrat Dr. Bruno Hosp.

Besondere Beachtung fand die Erwähnung der „Feuernacht“ vom 11. auf den 12. Juni 1961, an der Kerschbaumer maßgeblich beteiligt war. „Diese weltweit für Aufsehen erregende Aktion erfolgte mit Wissen lokaler und österreichischer Politiker mit dem Ziel der Freiheit und Loslösung Südtirols von Italien durch Selbstbestimmung“, erklärte Hartung. Er schilderte die politische Lage jener Zeit und die provokativen Maßnahmen der italienischen Regierung, die die Südtiroler zur Verzweiflung trieben.

Hartung stellte klar, dass die Freiheitskämpfer keine Terroristen waren, sondern Menschen, die für ihre Rechte eintraten. „Wir waren selbstlose, das Recht und die Freiheit liebende Personen“, betonte er. Dabei erinnerte er an die gewaltsamen Repressionen, die die Freiheitskämpfer erlebten, und forderte die heutige Politik auf, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen und Lösungen für die noch offenen Fragen zu finden.

„Wir ehemaligen Freiheitskämpfer waren selbst Opfer und haben den seinerzeitigen Tätern längst vergeben, unsere Hand zur Versöhnung ausgestreckt aber können und dürfen nicht vergessen.“, schloss Erhard Hartung seine bewegende Rede.

Ehrensalve und Kranzniederlegung

(Bild SSB)
(Bild SSB)

Im Anschluss an die Gedenkrede spielte die Bürgerkapelle Girlan am ehemaligen Grab von Sepp Kerschbaumer das Lied vom „Guten Kameraden“. Die Ehrensalve wurde von der Schützenkompanie „Sepp Kerschbaumer“ Eppan unter Hauptmann Maximilian Schmid abgefeuert. Abgeschlossen wurde die sehr würdige Gedenkfeier mit der Tiroler Landeshymne und der Österreichischen Bundeshymne.

Kerschbaumer, leuchtendes Beispiel für die Jugend

Der Landeskommandant des „Südtiroler Schützenbundes“, Roland Seppi, bei seiner Ansprache. (Bild SSB)
Der Landeskommandant des „Südtiroler Schützenbundes“, Roland Seppi, bei seiner Ansprache. (Bild SSB)

Landeskommandant Roland Seppi würdigte Kerschbaumer als einen Mann, der die politische Apathie in Südtirol aufbrach und die Südtiroler Volkspartei zum Handeln aufrief. Dennoch bleibt die Wahrheit schmerzlich: Auch 60 Jahre später hat Südtirol noch nicht vollständige Freiheit erlangt. Die politische Landschaft ist nach wie vor von Kompromissen und dem Einfluss Italiens geprägt.

„Wir sind immer noch unfreiwillige Untertanen des italienischen Staates, aber unter gänzlich anderen Vorzeichen! Der Stiefelstaat ist nicht mehr der widerwillige Geber, sondern der geduldige Zurücknehmer“, so Seppi, der dabei auch die heutige politische Führung kritisiert: „Sie verlieren zunehmend den Kontakt zum kulturellen und politischen „Hinterland“ und dabei die wahren Herausforderungen der Tiroler Identität aus den Augen“.

Seppi schloss seine Rede mit einem Appell an die Verantwortungsträger, den Tirolern eine Zukunft zu bieten, die auf echten Werten basiert – auf dem Rückgrat der Identität und einer unabhängigen, selbstbewussten Haltung.

„Für unsere Tiroler Identität braucht es Zukunftsdenker, keine Paragraphenreiter“, betonte Seppi und erinnerte an den großen Mut von Sepp Kerschbaumer, der auch heute noch als leuchtendes Beispiel für die Jugend gilt.

Freiheit und Selbstbestimmung

Die Gedenkfeier wurde von Vertretern der Kirche, der Schützen sowie der Politik begleitet und fand in einem würdigen Rahmen statt. Sie unterstrich die Bedeutung, das Andenken an Sepp Kerschbaumer und seine Mitstreiter zu bewahren. Die Teilnehmer verließen die Veranstaltung mit einem starken Gefühl der Verbundenheit und dem festen Vorsatz, die Werte der Freiheit und Selbstbestimmung auch in Zukunft zu verteidigen.

Dokumentation:

Video des Südtiroler Schützenbundes:

Gedenkrede von Prof. Dr. Erhard Hartung:

Der Wortlaut:

Sehr geschätzter Kamerad Sepp, sehr verehrte Vertreter von Kirche, Schützen und Politik sowie sämtliche Teilnehmer, die zur Ehrung von Dir, anlässlich Deines 60. Todestags, anwesend sind!

Es ist mir eine große Ehre vom Südtiroler Schützenbund ausgewählt und aufgefordert zu sein hier zur Erinnerung an Dich und Dein Wirken für unsere Heimat zu sprechen. Ursächlich dafür dürften neben Deinem vorbildlichen Eintreten für die Heimat von uns Tirolern auch unsere Beiden ähnlichen Schicksale sein. Auf Grund unseres Erkennens des sehr stark gefährdeten Volkstums, unseres christlichen Glaubens, an unsere verbrieften Rechte und unsere ehrliche Liebe zur Heimat hatten wir den dafür erforderlichen Mut und die notwendige Kraft uns in mannigfaltiger Weise zu äußern und gegen die eindeutige Verletzung uns zugesagter, beschlossener Verträge und vielfach schwerer Verletzungen der Menschenrechte und Menschenwürde einzutreten. Dafür wurden wir Freiheitskämpfer von der Justiz, der Politik, den Medien strafrechtlich verfolgt, inhaftiert, schwer gefoltert sowie über viele Jahre gedemütigt und verleumdet.

Lieber Sepp, um Dich und Dein damaliges Handeln überhaupt heute verstehen zu können, möchte ich in Erinnerung rufen, dass in den späten 1950er Jahren in Europa auf Zypern ein Freiheitskampf unter Führung von General Grivas und Erzbischof Makarios stattfand und nur dadurch die Insel von England unabhängig wurde. Im Baskenland, Nord-Irland und Algerien waren Freiheitskämpfer aktiv und das von uns bekämpfte Italien hat noch im Jahre 1963 Ansprüche auf das Hinterland von Triest gestellt, wobei es zeitgleich die uns und Österreich 1946 im sogenannten Pariser-Abkommen zugesicherten autonomen Grundrechte und die Selbstverwaltung, bewusst verweigerte.

Gott sei gedankt, denn die schwierige Situation der Nachkriegsjahre hat sich im Vergleich zu heute, wesentlich verbessert. Es sei erlaubt die Worte, des mit uns Beiden befreundeten, ehemaligen Landesrat Dr. Bruno Hosp zu zitieren: „Die Südtiroler Freiheitskämpfer haben einen entscheidenden Beitrag für eine bessere Autonomie geleistet!“.

Trotzdem könnt Ihr, hier Anwesenden, mich nur dank technischer Hilfsmittel hören, die meine physische Anwesenheit nicht zwingend erforderlich machen. Ursächlich dafür ist ein noch immer bestehender italienischer Haftbefehl zur Verbüßung einer lebenslangen Strafe, welche vor über einem halben Jahrhundert über mich in Abwesenheit verhängt wurde. Nach Erkenntnis des österreichischen Verwaltungsgerichtshofes widerspricht dieses Urteil der Europäischen Menschenrechtskonvention, da ich weder Ladung, Anklageschrift noch Urteil, trotz Anforderung und bekannten Aufenthalts, nicht zugestellt erhielt.

Nun, zurück zu Dir, lieber Sepp: es ist Dein großer Verdienst, dass Du die schweren Verbrechen der italienischen Politik und ihrer, seit der Besetzung Südtirols fortlaufenden, kolonialen Verwaltung, noch rechtzeitig erkannt hast und gestärkt durch Deinen Glauben die notwendige Kraft hattest Ende der 1950er Jahre mit Gleichgesinnten den „Befreiungs-Ausschuss-Südtirol“, kurz BAS genannt, zu gründen sowie aktiv, maßgeblich an der Vorbereitung und Ausführung der sogenannten „Feuernacht“ vom 11. auf 12. Juni 1961 beteiligt warst. Diese, weltweit Aufsehen erregende Aktion erfolgte mit Wissen lokaler und österreichischer Politiker mit dem Ziel der Freiheit und Loslösung Südtirols von Italien durch Selbstbestimmung.

 Um deutlich zu machen, dass wir Freiheitskämpfer keine Terroristen, Neonazi oder Faschisten sind, wurde von einem gemeinsamen Team aus Nord- und Südtirolern, welche mir später in Kameradschaft verbunden waren, am 31. Jänner 1961 das Mussolini huldigende Reiterdenkmal in Waidbruck gesprengt und verhindert, dass es wiedererrichtet wurde. Seine Reste befinden sich heute in einem italienischen Depot wo andere, noch sichtbare Relikte des Faschismus, wie z.B.: das Siegesdenkmal in Bozen, das Mussolini-Relief am Bozner Finanzamt oder die Ossarien in Grenznähe, welche öffentlich Ärger erregen, besser aufgehoben wären. Italien möge sich an Österreich und Deutschland, wo keine Denkmäler in Erinnerung an ehemalige Kriegsverbrecher bestehen, ein Beispiel nehmen und den damals Verfolgten bzw. deren Nachkommen ein Ausgleich gewährt wird.

Ursächlich für den gewaltigen Aufstand von uns Tirolern waren primär die Nichteinhaltung von Verträgen, die Jahrzehnte lange italienische Ausbeutung sowie das auch bei uns eingeführte Kolonialsystem Italiens, welches an die schlimmsten Kolonialmethoden in Afrika erinnerte, sodass von uns ein LOS VON ROM gefordert wurde. Nach Beurteilung von Kanonikus Michael Gamper befanden wir uns auf einem Todesmarsch da Lebensgrundlagen entzogen, der Zugang zur Arbeit erschwert und der Bezug von günstigen Sozialwohnungen fast unmöglich gemacht wurde.

Dem folgte eine massive Abwanderung ins Ausland, welche durch staatlich geförderte, angesiedelte Zuwanderer aus Italien ausgeglichen wurde. So war mit mathematischer Sicherheit vorauszusehen, dass wir Tiroler binnen kurzer Zeit, in der eigenen Heimat zu einer rechtlosen Minderheit werden.

Auch wenn es Dir, lieber Sepp, und allen Freiheitskämpfern oberstes Ziel war bei unserem Kampf, Menschenleben zu schonen, eskalierte die Auseinandersetzung wegen der Folterungen von politischen Südtiroler Häftlingen durch Carabinieri, unfairen Gerichtsverfahren mit Verurteilung von 157 Personen zu mehreren Jahrhunderten Haft, der Stationierung von bis zu 40.000 Uniformierten sowie durch gezielte, geheimdienstliche Provokationen wie den bis heute ungesühnten Mord an Luis Amplatz und dem völkerrechtswidrigen Vorfall in Tesselberg.

Lieber Sepp, Du musst wissen, dass Du und andere Freiheitskämpfer durch korrekte Forschung heute anders beurteilt werden und wir keine Terroristen, sondern selbstlose, das Recht und die Freiheit liebende Personen waren. So hat die Landeshauptstadt Innsbruck eine Straße im olympischen Dorf nach Dir benannt. Auch ist bewiesen, dass die angeblichen Anschläge auf dem Pfitscherjoch, der Steinalm und der Porzescharte, welche acht italienische Soldaten getötet hätten, nicht uns Südtiroler Freiheitskämpfern anzulasten sind.

Gleich wie Dir in schwerster Zeit der Liebe Gott beigestanden ist, so hilft heute die moderne Technik mir: Gutachter haben herausgefunden, dass Mast 119 auf der Porzescharte im Juni 1967 gleich zweimal am gleichen Tag gesprengt wurde. Das beweist zweifelsfrei, dass u.a. ich nicht Täter sein kann und der österreichische Bundespräsident bereits 1975 zu Recht jede Verfolgung einstellte. Heute ist es Aufgabe der Politik auch hier eine Lösung zu finden.

Wir ehemaligen Freiheitskämpfer waren selbst Opfer und haben den seinerzeitigen Tätern längst vergeben, unsere Hand zur Versöhnung ausgestreckt aber können und dürfen nicht vergessen.

In diesem Sinn erlaube ich mir auf die permanente Ausstellung im „Haus der Tiroler Geschichte“ im Zentrum von Bozen hinzuweisen. Denn nur wer sein Land kennt und liebt, kann wachsam und wehrhaft für freiheitliche und demokratische Werte eintreten.

Auf Wiedersehen allen Teilnehmern, hoffentlich dann „in persona“ im kommenden Jahr,

mit Tiroler Grüßen
Erhard Hartung

Dankesworte des Landeskommandanten des „Südtiroler Schützenbundes“, Roland Seppi

Geschätzter Sepp Kerschbaumer,

heute 60 Jahre nach deinem Tod im Gefängnis, kann ich dir berichten, die Zeiten nach dir waren weiterhin schwierig. Doch der italienische Riese musste einlenken, tröpfchenweise gab er uns Verwaltungsbefugnisse. Die absolute Freiheit, die war da leider nicht  dabei, leider bis heute nicht!

Einige deiner späteren Nachfolger, also die Macher von heute, haben zur Freude Italiens ihren Radius Richtung Norden eingeengt. Doch trotz der freiwilligen Einschränkung ihres Weitblickes auf ungefähr 45 Autominuten, Innsbruck ist für sie bereits Ausland, preisen sie sich als große Förderer der europäischen Einigung.

Eine Schuldirektorin, die sich um die eigene deutsche Sprache in Bozen bemüht, bekommt für Ihren Einsatz ein Disziplinarverfahren angehängt. Sogar diese Schmutzarbeit nehmen unsere neuen Visionäre den Faschisten ab.

Geschätzter Sepp Kerschbaumer, es sind lustlose Heimatpfleger, deine politischen Nachfolger!

Zurück in die 1960er Jahre. Ja, die erkämpften italienischen Zugeständnisse ergaben kleine Freiräume. Die politische und wirtschaftliche Aufbau-Generation wurde dadurch gefestigt und diente der ladinischen und deutschen Minderheit, die beide immer selbstbewusster wurden. Gewisse Volksvertreter wurden jedoch übermütig. Wirtschaft und Politik gab sich viel Eigenlob, und immer wieder die Botschaft an die UNO, zeigt uns Südtiroler doch her in aller Welt! Wir haben den besten Schutz, den sich eine Minderheit nur vorstellen kann. Niemand warnte die Südtiroler Volkspartei vor dieser naiven Botschaft, auch nicht Österreich. Liebe Schutzmacht, das war unverantwortlich und fahrlässig!

Geschätzter Sepp, um den Kreis der vergangenen 60 Jahre in voller Wahrheit abzuschließen, darf auch Folgendes nicht fehlen. Wir sind immer noch unfreiwillige Untertanen des italienischen Staates, aber unter  anderen Vorzeichen! Der Stiefelstaat ist nicht mehr der widerwillige Geber, sondern der zielstrebige Zurückforderer!

Und Südtirolerseits kann man mit dem neuen, engen Schmalspurdenken, der Schlitzohrigkeit italienischer Diplomatie, auch nicht ansatzweise die Stirn bieten. Vor allem in Bozen lachen sich die rot oder schwarz gefärbten italienischen Nationalisten neuerdings ins Fäustchen, „piano piano ci baciano la mano“. „Nun warten die von der SVP wachgeküssten, auf das was da kommen mag“!

Geschätzter Sepp Kerschbaumer, das ist die Wahrheit 60 Jahre nach deinem Tod. Es tut mir leid, denn gerade Du hättest dir eine andere, eine bessere Wahrheit verdient!

Schützen Heil
Mjr. Roland Seppi
Landeskommandant

Zur Erinnerung:

Das Leben Sepp Kerschbaumers

Sepp Kerschbaumer. Gemälde von Rudolf Comploier.
Sepp Kerschbaumer. Gemälde von Rudolf Comploier.

Sepp Kerschbaumer wurde am 9. November 1913 in Frangart bei Bozen geboren. Am 10. September 1934 wurde der 22 Jahre alte Kaufmannsohn, wie damalige Zeitungsberichte belegen, mit weiteren 9 Burschen und zwei Mädchen von Geheimagenten und Carabinieri verhaftet und in Ketten in das Bozner Gefängnis eingeliefert. Die Jugendlichen wurden beschuldigt, am Tag vorher, am Sonntag, den 9. September, beim Wiesenfest der Musikkapelle St. Pauls verbotene deutsche Lieder gesungen zu haben.

Mitte Oktober 1934 wurden die Burschen und Mädchen ohne Verteidigung von der faschistischen Verbannungskommission einvernommen und verurteilt. Die beiden Mädchen wurden für fünf Jahre unter Polizeiaufsicht gestellt. Die zehn Burschen wurden zu mehreren Jahren Verbannung nach Süditalien verurteilt. Sepp Kerschbaumer war zu zwei Jahren Verbannung nach Lagonegro in Süditalien verurteilt worden.

Sepp Kerschbaumer (Bildmitte) zusammen mit Freunden auf einer Radtour im Jahre 1934
Sepp Kerschbaumer (Bildmitte) zusammen mit Freunden auf einer Radtour im Jahre 1934

Aus einem Bericht der Innsbruck erscheinenden Zeitung „Der Südtiroler“ vom 1. Dezember 1934.
Aus einem Bericht der Innsbruck erscheinenden Zeitung „Der Südtiroler“ vom 1. Dezember 1934.

Ab 1957 protestierte Kerschbaumer mit Flugzetteln gegen die fortgesetzte faschistische Politik der Unterdrückung und geförderten Massenzuwanderung aus dem Süden. Er hisste die verbotene Tiroler Fahne auf dem Kirchturm in Frangart und letztendlich gründete er zusammen mit verzweifelten Landsleuten, die keinen anderen Ausweg mehr sahen, den „Befreiungsausschuss Südtirol“ (BAS).

Es kam zu den Verzweiflungsanschlägen der Herz-Jesu-Nacht des Jahres 1961, die letztlich auf lange Sicht eine gewaltige Wende in der Politik einleiten sollten, zunächst aber zu Massenverhaftungen und schweren Folterungen führten.

Die verbotene Tiroler Fahne auf dem Kirchturm in Frangart. Für das öffentliche Zeigen der Tiroler Farben wurde Sepp Kerschbaumer nach Paragraph 654 des immer noch Geltung befindlichen faschistischen Strafgesetzbuches (Codice Penale“ von 1930) wegen „aufhetzender Kundgebung“ zu 10 Tagen Haft verurteilt. Der Staatsanwalt hatte in der Verhandlung die Tiroler Fahnen als „stracci“ - als „Fetzen“ - bezeichnet. (Bild Archiv)
Die verbotene Tiroler Fahne auf dem Kirchturm in Frangart. Für das öffentliche Zeigen der Tiroler Farben wurde Sepp Kerschbaumer nach Paragraph 654 des immer noch Geltung befindlichen faschistischen Strafgesetzbuches (Codice Penale“ von 1930) wegen „aufhetzender Kundgebung“ zu 10 Tagen Haft verurteilt. Der Staatsanwalt hatte in der Verhandlung die Tiroler Fahnen als „stracci“ – als „Fetzen“ – bezeichnet. (Bild Archiv)

Verhaftung und Folterung Sepp Kerschbaumers

Am 15. Juli 1961 wurde der Gründer und Kopf des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS), der Frangarter Gemischtwarenhändler und Kleinbauer Sepp Kerschbaumer, verhaftet, in die Carabinieri-Kaserne von Eppan gebracht und schwerstens misshandelt.

Der ebenfalls verhaftete Josef Fontana aus Neumarkt im Unterland wurde Sepp Kerschbaumer am 17. Juli 1961 um 17 Uhr abends gegenübergestellt. Der Eindruck, den Kerschbaumer auf ihn machte, konnte er kaum in Worte fassen. Was er sah, war „ein Mensch in seiner tiefsten Erniedrigung.“ (Josef Fontana / Hans Mayr: „Sepp Kerschbaumer“, Bozen 2000, S. 146)

Sepp Kerschbaumer wurde aus dem Kreis seiner Familie gerissen. Vor ihm lagen Folter, Haft und Tod. (Bild Archiv)
Sepp Kerschbaumer wurde aus dem Kreis seiner Familie gerissen. Vor ihm lagen Folter, Haft und Tod. (Bild Archiv)
Martin Koch aus Bozen und Sepp Kerschbaumer (rechts) sind verhaftet worden und werden nun in die Carabinieri-Kaserne eingeliefert. (Bild Archiv)
Martin Koch aus Bozen und Sepp Kerschbaumer (rechts) sind verhaftet worden und werden nun in die Carabinieri-Kaserne eingeliefert. (Bild Archiv)

Sepp Kerschbaumer hat das, was mit ihm geschehen war, am 4. September 1961 in einem Schreiben geschildert, welches keinen Adressaten trug und aus dem Gefängnis hinaus geschmuggelt und der Südtiroler Volkspartei übergeben wurde.

Der Brief liegt heute im Südtiroler Landesarchiv in Bozen unter den Archivalien der Südtiroler Volkspartei.

Der Briefanfang
Der Briefanfang

Der Brief lautet:

„Gefängnis Bozen, 4. September 1961

Schildere hier die Mißhandlungen, die ich beim Verhör durch die Karabinieri von Eppan und dort selbst erleiden mußte. Sofort nach der Verhaftung am 15. Juli 1961 als ich in der Frühe um 6-7 Uhr in die Kaserne eingeliefert wurde, wurden an mich verschiedene Fragen gestellt die ich verneinte.

Daraufhin wurde ich in ein anderes Lokal geführt, wo ich sofort mit Hände hoch stehen mußte, in dieser Position mußte ich von 7 Uhr früh bis 2 Uhr Nachmittag, um welche Zeit ich dann bis 6 Uhr abends in die Zelle gesperrt wurde. Dann ging es wieder von 6 Uhr abends bis 3 Uhr in der Früh gleich wie zuvor.

So mußte ich im ganzen 16 Stunden mit erhobenen Händen stehen. Als ich die Arme nicht mehr ganz in die Höhe halten konnte, riß man sie mir wieder empor, zu alldem wurde ich in dieser Zeit immer wieder im Gesicht in der Brust und am Rücken mit der flachen Hand oder den Fäusten geschlagen, zudem wurde ich immer wieder auf das gemeinste verspottet, nicht nur ich, sondern besonders auch unser ganzes Volk samt Führung, in der letzten Zeit der Mißhandlung war ich so mit meinen Kräften darnieder, daß ich mich nur mehr mit der größten Mühe aufrecht erhalten konnte.

Ich schwitzte und zitterte am ganzen Leibe und war so erschöpft, daß ich nur mehr einen Wunsch hatte, nämlich zu sterben. Als ich den Karabinieri sagte, sie sollen mich frisch umbringen, wurden sie erst recht prutal.

Beim späteren Verhör wurde mir immer wieder mit der Streckbank gedroht.

Dies entspricht alles der reinen Wahrheit und ich kann es gar nicht so schrecklich schildern, wie es in Wirklichkeit sich alles zugetragen hat.

Sepp Kerschbaumer, geb. am 9. 11. 1913 in Frangart“

(Wörtliche Wiedergabe des Originalbriefes. SVP-Archivalien, Landesarchiv Bozen)

Das Ende des Briefes
Das Ende des Briefes

Mit ihm sein Land Tirol

Im Ersten Mailänder Südtirolprozeß im Jahre 1964 wuchs Sepp Kerschbaumer als Hauptangeklagter über sich hinaus.

Er verwandelte das Gerichtsverfahren in ein Tribunal über die römische Politik in Südtirol und er beeindruckte damit nicht nur die deutschen und österreichischen Medien, sondern auch die Weltpresse.

Sepp Kerschbaumer wurde in Mailand am 16. Juli 1964 zu 15 Jahren und 11 Monaten Haft verurteilt und nach dem Prozess in das Gefängnis von Verona verlegt. Dort starb er am 7. Dezember 1964 im Alter von 51 Jahren – viel zu früh – der Herztod, für den wohl auch die erlittene Folter mit ursächlich gewesen war.

Bericht Sender Bozen der RAI am 13. Mai 2011 „50 Jahre Feuernacht“

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Schönes Südtirol: Ein Besuch in der zweiten Heimat

Bild: freepik

Südtirol ist seit Jahrhunderten die Heimat der bodenständigen deutschen und ladinischen Bevölkerung. Für viele Landsleute nördlich des Brenner ist Südtirol zur zweiten Heimat geworden. Auch für Georg Dattenböck, den Herausgeber des SID. In nachstehendem Beitrag mit von ihm beigestellten Bildern berichtet er darüber.

Von Georg Dattenböck

„Schönes Südtirol: Ein Besuch in der zweiten Heimat“ weiterlesen

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Sensationelle Filmdokumentation über den Auftragsmord an Luis Amplatz

300 begeisterte Gäste bei der Filmpremiere „Luis Amplatz-Im Labyrinth von Leben und Tod“ in Gries.

Am 7. September 2024 lud die Schützenkompanie „Major Josef Eisenstecken“ Gries in das Kulturheim Gries, um anlässlich des 60. Todestages eines Mannes zu gedenken, der einerseits die Kompanie mitbegründete, andererseits auch Gründungsmitglied des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS) und als Aktivist für das Selbstbestimmungsrecht Südtirols eintrat.

Am 7. September 2024 fand eine außerordentliche Filmvorführung vor 300 Zusehern statt. Der Saal des Kulturheimes Gries in Bozen konnte die Besucher kaum fassen. (Bild UT24)
Am 7. September 2024 fand eine außerordentliche Filmvorführung vor 300 Zusehern statt. Der Saal des Kulturheimes Gries in Bozen konnte die Besucher kaum fassen. (Bild UT24)

Für diesen Einsatz um seine geliebte Heimat und deren Menschen musste Luis Amplatz mit seinem Leben büßen. Er wurde am 7. September 1964 auf der Brunner Mahder oberhalb von Saltaus im Auftrag Italiens ermordet.

Als die Grieser Kommandantschaft die Idee vor 18 Monaten aufgriff, einen kleinen Film über den Freiheitskämpfer Luis Amplatz zum 60. Todestag zu gestalten, mussten die Akteure  rasch erkennen, dass sie über sein kurzes Leben eigentlich nur ganz wenig wussten.Viele ungeklärte Fragen tauchten auf.  Fragen, denen sie nachgehen mussten.

Wer nämlich heute in Südtirol oft mit verständnislosem Kopfschütteln die Vehemenz der Minderheitenkonflikte in weiten Teilen Europas verfolgt, der vergisst allzu leicht, wie gespannt die Atmosphäre noch vor wenigen Jahrzehnten auch in Südtirol war: 25.000 Soldaten beherrschten Mitte der 1960er Jahre das Bild. Anschläge, Verhaftungen, Hausdurchsuchungen und menschenrechtswidrige Folterungen waren an der Tagesordnung.

Dargestellt wurden die Attentate jener Jahre oft als Verzweiflungstat einer kleinen Gruppe deutschtümelnder Patrioten und Rechtsextremisten, die versuchten, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Kaum jemand bemühte sich um eine differenziertere Sichtweise.

Werner Neubauer, Mitglied der Schützenkompanie Gries, bei seiner Ansprache. (Bild UT24)
Werner Neubauer, Mitglied der Schützenkompanie Gries, bei seiner Ansprache. (Bild UT24)

Es war dem Regisseur und Drehbuchautor Werner Neubauer deshalb ein besonderes Anliegen – mit einem Abstand von rund 60 Jahren seit dem gewaltsamen Tod des Luis Amplatz – der heutigen Jugend zu vermitteln, welchen nachhaltigen Eindruck die damaligen Ereignisse in Südtirol auf die europäische Öffentlichkeit damals machten und welche Beunruhigung sie zur Zeit des ‘Kalten Krieges‘ in der Nato auslösten.

Die Schützenkompanie Gries will mit der präsentierten Film-Dokumentation Diskussionen auszulösen und bietet deshalb allen Schützenbezirken die Präsentation des Filmbeitrages mit anschließender Diskussion an.

Die Dokumentation über das Leben des Luis Amplatz, welche in Zusammenarbeit mit dem „Filmwerk Kaltern“ gestaltet wurde, soll deutlich die Ursachen und die Entstehung gewaltsamer Minderheitenkonflikte und den Zündstoff, den diese Probleme in sich bergen, aufzeigen. Damit greift sie ein Thema auf, dessen Aktualität gerade heute wieder weit über die Grenzen Südtirols hinausreicht.

Bereits vor 10 Jahren hatte die Schützenkompanie Gries eine Gedenkschrift für Luis Amplatz herausgegeben, deren Verfasser ihr Mitglied Werner Neubauer war, der ehemalige österreichische Nationalratsabgeordnete und FPÖ-Südtirolsprecher.
Bereits vor 10 Jahren hatte die Schützenkompanie Gries eine Gedenkschrift für Luis Amplatz herausgegeben, deren Verfasser ihr Mitglied Werner Neubauer war, der ehemalige österreichische Nationalratsabgeordnete und FPÖ-Südtirolsprecher.

 Die filmische Dokumentation wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. Besonders bislang unveröffentlichte Filmaufnahmen, die erstmals gezeigt wurden, boten einen seltenen Einblick in die private Seite von Luis Amplatz. Aber genauso spannend waren die vielen Zeitzeugenberichte, die den Menschen Luis Amplatz nachzeichneten.

Landeshauptmann a.D. Luis Durnwalder brachte es in seiner Ansprache in Gries auf den Punkt, wenn er sagte:

„Die Autonomie ist für die Menschen wichtig, sie wurde aber nicht geschaffen, damit es uns gut geht, sondern, damit wir als Minderheit in einem fremden Staat überleben.“

Eine Autonomie ist keine Selbstverständlichkeit, vielmehr muss dieses Recht immer wieder aufs Neue verteidigt werden, damit dereinst wie Luis auch wir sagen können:

„Freund, grüß‘ mir die Heimat, die ich mehr als mein Leben geliebt!“

Dokumentation: Lebenslauf von Luis Amplatz

1926 wurde Luis Amplatz als Sohn eines armen Wein- und Obstbauern in Gries bei Bozen geboren. In der faschistisch ausgerichteten Schule weigerte sich der junge Bub, die Uniform der faschistischen Jugendorganisation Balilla anzuziehen. Er wurde deshalb mehrfach verprügelt.

Luis Amplatz im Alter von 15 Jahren. (Bild: Archiv Neubauer)
Luis Amplatz im Alter von 15 Jahren. (Bild: Archiv Neubauer)

In der Faschistenzeit hisste der junge Amplatz mehrfach Tiroler Fahnen an den waghalsigsten Orten wie Hochstromleitungen und Felsen.

Nach dem Krieg machte er sich verdient um den Wiederaufbau des Südtiroler Schützenwesens und wurde 1959 Gründungsmitglied der Schützenkompanie Gries und bekleidet die Charge eines Fahnenleutnants.

Luis Amplatz mit Marketenderinnen bei der neu gegründeten Schützenkompanie Gries im Jahre 1959. (Bild: Archiv Neubauer)
Luis Amplatz mit Marketenderinnen bei der neu gegründeten Schützenkompanie Gries im Jahre 1959. (Bild: Archiv Neubauer)

1952 heiratete er Anna Valtingoier und wurde Vater von drei Kindern. Als Kleinbauer bearbeitete er in der Kaiserau sein kleines Obstgut.

1957 nahm er an der Großkundgebung in Sigmundskron teil, auf der Silvius Magnago die Autonomie für Südtirol forderte und zahlreiche Teilnehmer auf Transparenten und Tafeln für die Selbstbestimmung eintraten.

Luis Amplatz hisste unter dem Jubel der 35 000 Teilnehmer die verbotene weiß rote Tiroler Landesfahne. Diese wurde damals von den Carabinieri als Zeichen des „Aufruhrs“ verfolgt und nach Möglichkeit beschlagnahmt.

Bild links: Luis Amplatz entrollt die Tiroler Fahne Bild rechts: Selbstbestimmungsförderung.
Bild links: Luis Amplatz entrollt die Tiroler Fahne Bild rechts: Selbstbestimmungsförderung.

1959 hängte er an seinem Haus in Moritzing bei Gries eine große rot-weiße Fahne an dem Dachgiebel auf und darunter ein Bild mit einem roten Tiroler Adler und der Aufschrift „Hoch Tirol!“ Er wurde angezeigt und zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt,

1961 wurde Luis Amplatz in der Schützenkompanie Gries zum Oberjäger gewählt.

Luis Amplatz (vorne im Bild) mit seiner Schützenkompanie.
Luis Amplatz (vorne im Bild) mit seiner Schützenkompanie.

Er schloss sich dem Befreiungsausschuss Südtirol (BAS) an und nahm noch vor der „Feuernacht“ an zahlreichen Anschlägen teil, die sich gegen Einrichtungen des italienischen Staates und faschistische Denkmäler richteten. Er war von den Carabinieri mehrmals verdächtigt, verhaftet, vielfach verhört und mangels jeglicher Beweise wieder freigelassen worden. Im Mai 1961 musste er dann doch nach Österreich fliehen.

Luis Amplatz im Exil in Österreich.
Luis Amplatz im Exil in Österreich.

In der Folge ging er immer wieder zusammen mit Kameraden wie Georg Klotz und Peter Kienesberger heimlich über die Grenze, um Anschläge gegen Strommasten und andere Sachwerte des Staates zu verüben.

Luis Amplatz im Einsatz.
Luis Amplatz im Einsatz.

Es gelang dem italienischen Geheimdienst, einen in Österreich angeheuerten Agenten in seinen Kreis einzuschleusen, welcher Luis Amplatz am 7. September 1964 in einer Almhütte auf der Brunner Mahder oberhalb von Saltaus heimtückisch durch mehrere Schüsse im Schlaf ermordete.

In dieser Almhütte wurde Luis Amplatz ermordet.
In dieser Almhütte wurde Luis Amplatz ermordet.

Luis Amplatz wurde am 10. September 1964 auf dem Oberauer Friedhof in Bozen begraben. Mehr als 20 000 Menschen gaben ihm das letzte Geleit. Das war ein öffentliches Bekenntnis.

Letzter Abschied von Luis Amplatz.
Letzter Abschied von Luis Amplatz.

Gedenken auf der Brunner Mahder

Einladung des Südtiroler Heimatbundes (SHB)
Einladung des Südtiroler Heimatbundes (SHB)

Am 8. September 2024 fand auf den Brunner Mahdern oberhalb von Saltaus im Passeiertal eine Gedenkfeier für Luis Amplatz statt.

Bild SHB
Bild SHB

Das Internetportal UT24 berichtete darüber https://www.unsertirol24.com/2024/09/09/gedenkfeier-60-todestag-von-luis-amplatz/:

„Die Gedenkfeier, zu der alle Teilnehmer einen eineinhalb Stunden langen steilen Bergpfad bezwingen mussten, war vom Südtiroler Heimatbund, Bezirk Meran-Burggrafenamt und den Schützenkompanien St. Martin in Passeier und der Schützenkompanie Riffian organisiert worden. Die Veranstaltung fand neben der Almhütte statt, in der der Grieser Schützenleutnant und Freiheitskämpfer Amplatz am 7. September vor 60 Jahren ermordet wurde, berichtet der Obmann des Südtiroler Heimatbundes, Roland Lang, in einer Aussendung.

Gottesdienst und Grußworte

Das Gedenken wurde durch einen Feldgottesdienst, zelebriert von Pater Christoph Waldner, begonnen. Musikalisch wurde die Messfeier von der Musikkapelle Saltaus begleitet. Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch den Bezirksobmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB) Sepp Mitterhofer folgten die Grußworte von SHB-Landesobmann Roland Lang.“

Die Gedenkrede hielt Gudrun Kofler, Abgeordnete zum Tiroler Landtag und Enkelin des Freiheitskämpfers Jörg Klotz. Die Heldenehrung nahm Elmar Thaler vor, ehemaliger Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes. Die Ehrenformation der Schützenkompanie St. Martin in Passeier und Riffian feuerte eine Ehrensalve ab.

Vor dem Gedenkmarterl (v. l. n. r.): Gudrun Kofler, Sepp Mitterhofer, Elmar Thaler. (Bild SHB)
Vor dem Gedenkmarterl (v. l. n. r.): Gudrun Kofler, Sepp Mitterhofer, Elmar Thaler. (Bild SHB)
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Sonderausstellung „Katakombenschule – Erinnerung und Vermächtnis“

Elmar Thaler in der Ausstellung

Bis zum 17. August 2024 ist in der Engelsburg des Klosters Neustift in Vahrn in Südtirol die vom Schützenbezirk Brixen in Zusammenarbeit mit dem „Südtiroler Schützenbund“ gestaltete einzigartige Sonderausstellung „Katakombenschule – Erinnerung und Vermächtnis“ zu sehen. Wesentliche Beiträge hat der ehemaligen Landeskommandant und heutige Ehrenkommandant der Südtiroler Schützen, Elmar Thaler, dazu geliefert.

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Nachruf für den ehemaligen Südtiroler Freiheitskämpfer Luis Larch

  Bild: Südtiroler Schützenbund.

 Am 9. Juli verstarb in Graz der ehemalige Südtiroler Freiheitskämpfer Alois Larch.

Der „Südtiroler Heimatbund“ (SHB), eine von ehemaligen Südtiroler politischen Häftlingen gegründete Vereinigung, welche für die Selbstbestimmung eintritt, widmete ihm nachstehenden ehrenden Nachruf:

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Letzter Abschied von Adolf Pomella

Der am 27. März 1935 geborene und am 29. Juni 2024 verstorbene Adolf Pomella aus Kurtatsch.

Am 29. Juni 2024 verstarb in seinem Heimatort Kurtatsch ein ehemaliger Südtiroler Freiheitskämpfer und schwer gefolterter politischer Häftling. Der Kurtatscher Bauer Josef Pomella war nach den Anschlägen der „Herz-Jesu-Nacht“ aufgrund einer Denunziation eines Spitzels der Carabinieri zusammen mit anderen Kurtatscher Mitgliedern des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS), wie Luis Hauser, Josef Anegg, Hermann Anrather und Josef Orian, verhaftet worden. Sie alle wurden nach der Verhaftung von den Carabinieri schwer gefoltert.

Es gelang den Carabinieri trotz Anwendung unsäglicher Gewalt jedoch nicht, von Pomella und Orian ein Schuldgeständnis zu erpressen.

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Auf zum Schwur, Tiroler Land…

Die Botschaft von hunderten Fackelträgern auf den Bergen Südtirols fordert: FREIHEIT. Das Landes-Wappen, der Tiroler Adler, symbolisiert diese Freiheit. Foto: Glasfenster im Schloss Tirol. Foto Verfasser.

Trotz widrigen Wetters konnten tausende Südtirol-Urlauber miterleben, wie am Sonntag, 9. Juni 2024, auf vielen Berggipfel und Berghängen an das feierliche Gelöbnis des Landes Tirol vom 1. Juni 1796 erinnert wurde: damals gelobten die Tiroler Landstände, angesichts der schweren Bedrohung durch Napoleon, ihr Land dem „Heiligsten Herz Jesu“ anzuvertrauen, um den göttlichen Beistand gegen den Eroberer zu erhalten.

Bericht von Georg Dattenböck

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Lobpreisung der Carabinieri in einem indoktrinierenden „Merkheft“ für Südtiroler Schüler

Verschweigen einer teilweise düsteren Vergangenheit

Am 12. Juni 2024 wurde in Bozen von dem Bürgermeister Renzo Caramaschi (am Beitragsbild mit Tricolore-Schärpe), der SVP-Stadträtin Johanna Ramoser und Vertretern der Carabinieri, ein indoktrinierendes Merkheft für Schüler vorgestellt.

Dazu veröffentlichte der „Südtiroler Heimatbund (SHB)“ folgende Presseerklärung:

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„ciao! bella, ciao, ciao, ciao!“ – „Lebe wohl, Schöne, lebe wohl, lebe wohl“

Der Südtiroler Landeshauptmann Dr. Arno Kompatscher, sein „Tag der Befreiung“ und die von ihm verehrten Partisanen

Auch in diesem Jahr ließ es sich der Südtiroler Landeshauptmann Dr. Arno Kompatscher nicht nehmen, am 25. April 2024 seine Verbundenheit mit Rom durch seine Teilnahme an der Feier des italienischen „Tages der Befreiung“ in Bozen zu betonen. Zusammen mit dem Bozener Bürgermeister Renzo Caramaschi und Vertretern der „Partisanen“-Organisation ANPI sang er ein die damaligen Partisanen verherrlichendes Lied „ciao! bella, ciao, ciao, ciao!“.

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