Ein würdiges Gedenken an die Südtiroler Freiheitskämpfer und die unwürdige Reaktion der neofaschistischen „Fratelli d’Italia“

Ein würdiges Gedenken an die Südtiroler Freiheitskämpfer und die unwürdige Reaktion der neofaschistischen „Fratelli d’Italia“

Bild: Südtiroler Schützenbund

Am Freitag, den 8. Dezember, hatten in St. Pauls im Rahmen der Sepp-Kerschbaumer-Gedenkfeier zahlreiche Landsleute der verstorbenen und lebenden Tiroler Freiheitskämpfer der 1960er Jahre gedacht.

Der Kaufmann Sepp Kerschbaumer aus Frangart war der Begründer des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS) gewesen. Er war nach seiner Verhaftung im Jahre 1961 schwer gefoltert worden und hatte die Haft nicht überlebt.

Der Einladung des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB) und des „Südtiroler Schützenbundes“ zu dieser Gedenkfeier waren an die 2.000 Marketenderinnen, Schützen und Tiroler Landsleute gefolgt.

Nach dem Kirchgang begrüßte der SHB-Obmann Roland Lang die Teilnehmer auf dem Friedhof. Bemerkenswert war auch hier die starke Teilnahme breiter Bevölkerungsschichten. Dies unterstrich, dass die Verdienste von Sepp Kerschbaumer und seiner Mitstreiter für unser heutiges Südtirol und die Autonomie breite Anerkennung finden.

In Erinnerung gerufen wurden auf dieser Kerschbaumer-Gedenkfeier auch die Verdienste und die erlittenen Leiden der Mitstreiter Sepp Kerschbaumers, zu denen Franz Höfler, Anton Gostner, Luis Amplatz, Jörg Klotz, Kurt Welser und viele andere Kameraden zählten.

Mahnende Worte

Die Landtagsabgeordnete Gudrun Kofler bei ihrer Ansprache. Links von ihr der SHB-Obmann Roland Lang, rechts von ihr der Südtiroler Landesschützenkommandant Roland Seppi sowie die Landesschützenkommandanten von Nordtirol, Thomas Saurer, und Welschtirol, Enzo Cestari. (Bild: Südtiroler Schützenbund)
Die Landtagsabgeordnete Gudrun Kofler bei ihrer Ansprache. Links von ihr der SHB-Obmann Roland Lang, rechts von ihr der Südtiroler Landesschützenkommandant Roland Seppi sowie die Landesschützenkommandanten von Nordtirol, Thomas Saurer, und Welschtirol, Enzo Cestari. (Bild: Südtiroler Schützenbund)

Die Gedenkrednerin Gudrun Kofler, Abgeordnete zum Tiroler Landtag, die eine Enkelin des Freiheitskämpfers Jörg Klotz ist, sprach kritische und mahnende Worte:

„Die Geschichte unserer Landes und Volkes ist nichts, was wir bei Bedarf herausholen und nachschlagen können, sie ist in uns. Sie bewegt uns, sie erzürnt uns, sie enttäuscht uns, sie bekümmert uns – und manchmal lässt sie uns auch hoffnungslos zurück. Aber: Schaut euch hier um. Schaut in diese Reihen junger und alter Männer und Frauen, Kinder, schaut in die Augen eures Kameraden und ihr werdet in jedem von ihnen auch ganz andere Dinge sehen: Entschlossenheit, Mut, Hoffnung, Stolz. Und ungebrochener Wille, sich nicht geschlagen zu geben – ganz egal, wie die Gefahr, die in diesen Zeiten aus Rom und aus weniger geschichts- und pflichtbewussten Reihen innerhalb der eigenen Landsleute – auch lauten mag“.

Musik und Ehrensalve

Bild: Südtiroler Schützenbund
Bild: Südtiroler Schützenbund

Im Anschluss der Gedenkrede spielte die Bürgerkapelle St. Michael am ehemaligen Grab von Sepp Kerschbaumers das Lied vom „Guten Kameraden“. Die Ehrensalve feuerte die Schützenkompanie „Sepp Kerschbaumer“ Eppan unter Hauptmann Maximilian Schmid ab. Abgeschlossen wurde die sehr würdige Gedenkfeier mit der Tiroler Landeshymne und der Österreichischen Bundeshymne.

Worte des Südtiroler Schützenkommandanten

Der Südtiroler Landeskommandant Roland Seppi nahm kritisch zu den derzeitigen Koalitionsgesprächen des SVP-Landeshauptmannes Arno Kompatscher Stellung und mahnte, nicht den Minderheitenschutz und die volkstumspolitische Anliegen zu vergessen:

„Wie will die SVP an einer modernen Region Tirol in Europa mitgestalten, wenn sie sich immer wieder ängstlich duckt, sobald der politische Wind aus dem Süden rauer wird? Wo bleibt das Selbstbewusstsein, wo bleibt das Aufbegehren, wo bleibt der klare Blick in die Zukunft? Es braucht nur irgendein unbedeutender Benito – Enkel das Wort zu ergreifen, und schon duckt sich die einst selbstbewusste Volkspartei weg. Wird dieses ängstliche Verhalten in der Sechser Kommission und in der neuen Landesregierung so weitergehen? Die nächsten Jahre werden es zeigen. Sie sind richtungsweisend.“

Im Anschluss an diese Feier kam es zu Protesten der neofaschistischen „Fratelli d’Italia“. Der „Südtiroler Heimatbund“ (SHB) nahm dazu in nachstehender Pressemitteilung Stellung:

Die Freiheitskämpfer traten für die Menschenrechte ein

Am 8. Dezember hatte in St. Pauls eine „Kerschbaumer-Gedenkfeier“ zum Andenken an die verstorbenen und noch lebenden Tiroler Freiheitskämpfer der 1960er Jahre stattgefunden. Daran hatten von der SVP neben L. Abg. Franz Locher, L. Abg. Luis Walcher und L. Abg. Rosmarie Pamer auch die Meraner Vizebürgermeisterin Katharina Zeller und der Meraner Gemeinderatspräsident Christoph Mitterhofer, ein Enkel des 1961 schwergefolterten Freiheitskämpfers Sepp Mitterhofer, teilgenommen.

Von links nach rechts: Südtiroler Schütze, L. Abg. a. D. Martha Stocker, L. Abg. Rosmarie Pamer, BM von Hafling Sonja Anna Plank, Vizebürgermeisterin von Meran Katharina Zeller, L. Abg. Franz Locher und L. Abg. Luis Walcher in der Pfarrkirche von St. Pauls (Bild: Dolomiten/ F. Brugger)
Von links nach rechts: Südtiroler Schütze, L. Abg. a. D. Martha Stocker, L. Abg. Rosmarie Pamer, BM von Hafling Sonja Anna Plank, Vizebürgermeisterin von Meran Katharina Zeller, L. Abg. Franz Locher und L. Abg. Luis Walcher in der Pfarrkirche von St. Pauls (Bild: Dolomiten/ F. Brugger)

Dagegen protestierte nun die Meraner Gemeinderätin Paola Zampieri, Vertreterin der „postfaschistischen“ Partei „Fratelli d’Italia“ – der „Brüder Italiens“. Kerschbaumer, der Gründer des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS) sei ein vom Staat Italiens verurteilter  „Irredentist und Sezessionist“ gewesen. Zampieri forderte den Rücktritt von Zeller und Mitterhofer.

Leuten wie Zampieri muss man ins Stammbuch schreiben: Wenn die Rede von italienischen „Irredentisten“ ist, welche seinerzeit die Lostrennung Welschtirols – des heutigen „Trentino“ – von Österreich anstrebten, so werden diese von italienischer Seite stets als Helden betrachtet.

Natürlich waren auch die Südtiroler Freiheitskämpfer der 1960er Jahre Irredentisten. Sie hatten in ihrer Jugend die schreckliche faschistische Unterdrückungspolitik einschließlich brutaler Gewalttaten, Mord und Totschlag, miterlebt. Nach Kriegsende hatten sie feststellen müssen, dass die faschistische Entnationalisierungspolitik durch forcierte Zuwanderung ungebremst fortgesetzt wurde.

Die Freiheitskämpfer wollten das Menschenrecht der Selbstbestimmung verwirklich sehen. Zu demonstrativen Widerstandshandlungen, die keine Menschenleben fordern sollten, griffen sie 1961, als der Staat Italien daran ging, im Parlament ein Vertreibungsgesetz gegen unliebsame Südtiroler zu beschließen.

Über ihr Vorhaben waren die führenden politischen Kreise in Österreich und in Südtirol informiert, billigten das Vorgehen und unterstützten es. Dies ist dokumentiert in einer Veröffentlichung des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB) und kann im Effekt-Verlag bestellt werden:

https://www.effekt.it/produkt/bas-die-geheimen-mitwisser-und-foerderer/

Rom antwortete damals auf den Südtiroler Protest mit massenhaften Verhaftungen und grausamen Folterungen in den Carabinieri-Kasernen. Die Folterknechte wurden ausgezeichnet und belobigt. Auch mit diesem Thema sollten sich die „Fratelli“ einmal kritisch befassen.

Unser Landeshauptmann Arno Kompatscher aber sollte sich überlegen, mit wem er sich hier in das gemeinsame politische Bett legt.

Die Mehrzahl unserer Landsleute wird aber wissen, was von den heutigen „Fratelli“ des verblichenen Benito zu halten ist und von jenen, die sich mit ihnen verbünden.

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes

Seriöse Bewertungen des Freiheitskampfes zeigt die nachstehende Dokumentation:

Bewertungen des Freiheitskampfes

Südtiroler Landesregierung

Anschläge rückten Südtirol in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
„Die Anschläge, bei welchen man peinlichst auf Schonung von Menschenleben bedacht ist, rücken Südtirol in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der europäischen Öffentlichkeit, der Italien Rechnung tragen muss.“ („Südtirol-Handbuch 1997“. herausgegeben von der Südtiroler Landesregierung in Bozen 1997)

Anthony Evelyn Alcock
Professor an der New University of Ulster, der bedeutendste englischsprachige Südtirolfachmann

Die Bomben zerschmetterten diese Politik
„Zwar war die Südtirolpolitik der italienischen Regierungen der Fünfzigerjahre sicher klar und beständig gewesen – nämlich in der Einengung der Südtiroler Minderheit, um die von ihr ausgehende Gefahr für die italienischen Bevölkerung der Provinz und für die Sicherheit des Staates zu beseitigen. Aber die Bomben der Herz-Jesu-Nacht zerschmetterten diese Politik …“ (Anthony Evelyn Alcock: „Geschichte der Südtirolfrage. Südtirol seit dem Paket 1970 bis 1980, Wien 1982, S. 200)

Dr. Luis Durnwalder
Landeshauptmann von Südtirol

Die heutige Situation ist den Freiheitskämpfern zu verdanken
„Für Südtirol habe es seit dem Landlibell oft schon schwere Zeiten gegeben. Durnwalder erinnerte an Faschismus, Nationalsozialismus und die schweren Nachkriegsjahre. Auch in den Sechzigerjahren habe es Leute gegeben, die dieser Idee (der Freiheitsidee Andreas Hofers; Anm. d. Red.) gefolgt seien. Die heutige Situation im Lande sei auch ihnen zu verdanken, betonte der Landeshauptmann.“ (Luis Durnwalder in seiner Ansprache auf der Andreas Hofer Gedenkfeier am 17. Februar 2002 in Meran. Bericht in den „Dolomiten“ vom 18. Februar 2002)

Der Einsatz der Freiheitskämpfer
Anlässlich der Feier „60 Jahre SVP“ erklärte Landeshauptmann Durnwalder: „…die Unterstützung der Schutzmacht Österreich und der Einsatz der Freiheitskämpfer hätten dazu beigetragen, dass die Verhandlungen über eine Selbstverwaltung, eine Autonomie, in so kurzer Zeit zu einem Ergebnis kamen.“ (Zitiert nach: „Tiroler Anzeiger“, 2. April 2005)

Umberto Gandini
Von 1952 bis 1996 Journalist der Bozner italienischen Tageszeitung „Alto Adige“.

Ohne die Attentate wäre es noch Jahre verschleppt worden
„Es wäre nie zur 19er-Kommission gekommen, wenn in Südtirol nicht eine extraordinäre (Anm.: außergewöhnliche) Situation gewesen wäre. Ohne die Attentate hätte die Bürokratie das noch Jahre verschleppt.“ (Gandini in einem am 24. Juni 2009 von Birgit Mosser-Schuöcker und Gerhard Jelinek aufgenommenen Gesprächsprotokoll, wiedergegeben in deren Buch „Herz Jesu Feuernacht Südtirol 1961“, Innsbruck-Wien 2011, S. 216)

Dr. Bruno Hosp
Landessekretär der SVP, Südtiroler Landtagsabgeordneter, Bürgermeister von Ritten, Landesrat für Kultur, Bundesmajor und später Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes

Ohne Attentäter keine Schubkraft für die Paketverhandlungen
„Erst viel, viel später hat man die Attentäter zu Ehren kommen lassen, indem man sie respektvoll genannt hat und anerkannt hat, dass ohne sie diese Schubkraft für die Paketverhandlungen gefehlt hätte.“ (Dr. Hosp in einem am 25. Juni 2009 von Birgit Mosser-Schuöcker und Gerhard Jelinek aufgenommenen Gesprächsprotokoll, wiedergegeben in deren Buch „Herz Jesu Feuernacht Südtirol 1961“, Innsbruck-Wien 2011, S. 215f)

Einen wesentlichen Beitrag geleistet
„Wer die geschilderten schweren, ja turbulenten Zeiten hautnah miterlebt hat, hegt keinen Zweifel darüber, dass die Aktivisten der 60er-Jahre durch ihren beherzten Einsatz und ihr großes Opfer einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der neuen, qualitativ unvergleichlich besseren Autonomie Südtirols, geleistet haben.“ (Dr. Bruno Hosp: „50 Jahre „Feuernacht“ – Wendepunkt für Südtirol“, in: „Tiroler Schützenkalender“ 2011)

Dr. Peter Jankowitsch
Jurist, Botschafter, Bürochef des SPÖ-Vorsitzenden Dr. Bruno Kreisky, Kabinettchef des Bundeskanzlers Dr. Kreisky, Chefdelegierter Österreich bei den Vereinten Nationen, österreichischer Außenminister, Staatssekretär, Abgeordneter zum Österreichischen Nationalrat.

Die Anschläge haben eine Tür geöffnet
Dr. Peter Jankowitsch erklärte anlässlich einer Buchvorstellung in Wien (Hubert Speckner: „Von der ,Feuernacht‘ zur ,Porzescharte‘. Das ,Südtirol-Problem‘ der 1960er Jahre in den österreichischen sicherheitsdienstlichen Akten“):Die Anschläge seien „Verzweiflungsschreie der Südtiroler“ gewesen. „Die Anschläge haben das internationale Interesse geweckt und auch in Italien zu einem Durchbruch geführt.“ Alles, was die internationale Aufmerksamkeit erregt habe, sei für die Weiterentwicklung der Südtirol-Frage von größtem Wert gewesen. Beweis dafür sei, dass während der Anschläge die Verhandlungen weitergegangen seien. „Die Anschläge haben dem Südtirol-Problem sicherlich nicht geschadet, sondern sie haben vielmehr eine Tür geöffnet.“ (Quelle: suedtirol-info.at/)

Univ. Prof. Dr. Andreas Khol
Universitätsassistent, Beamter, Nordtiroler ÖVP-Politiker, aus Südtiroler Familie stammend, Abgeordneter zum Österreichischen Nationalrat, Nationalratspräsident, a. o. Univ. Prof.

Ohne Freiheitskampf keine Autonomie
Andreas Khol am 10. Oktober 2020 über den Freiheitskampf der 1960er Jahre in der ORF-Dokumentarsendung „100 Jahre Südtirol – Zerrissen zwischen den Mächten“ von Brigit Mosser-Schuöcker: „Ich bin heute noch überzeugt, auch wenn manche es anders sehen, dass wir die Südtirol-Autonomie und die Verhandlungen ohne dieses kräftige Lebenszeichen des vereinten Tirols nie bekommen hätten.“

Univ. Prof. Dr. Rudolf Lill
Leiter der „Forschungsstelle Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ am Institut für Geschichte an der Universität Karlsruhe.

Attentate haben Demokratisierungsprozess voran gebracht
„Wir verdanken diese Lösung (der Südtirolfrage; Anm. d. Red.) aber gerade auch den Attentätern der 60er Jahre. Im ganzen Prozess der Demokratisierung hatten die Attentate eine positive Wirkung. Durch diese Aktionen wurde der führenden Klasse Italiens deutlich gemacht, dass mit faschistischem Geist und ihrem Gedanken der Italianisierung das Südtirolproblem nicht gelöst werden kann. Die Attentate haben diesen Umdenk- und Demokratisierungsprozess entscheidend vorangebracht.“ (Univ. Prof. Dr. Lill im Interview in der Südtiroler „ Z – Zeitung am Sonntag“ am 27. Jänner 2002 über sein neues Buch „Geschichte Südtirols 1918 bis 1948. Nationalismus, Faschismus, Demokratie“)

Dr. Silvius Magnago
Landeshauptmann von Südtirol und Parteiobmann der Südtiroler Volkspartei

Bedeutender Beitrag zur Erlangung der Autonomie
„Die Anschlage von damals und die darauffolgenden Prozesse gehören, genau, wie vieles andere, zur Nachkriegsgeschichte Südtirols und stellen einen bedeutenden Beitrag zu dieser Geschichte und zur Erreichung einer besseren Autonomie für Südtirol dar.“ (Dr. Silvius Magnago im Südtiroler SVP-Parteiorgan „Volksbote“ am 8. April 1976.)

Menschlich gerechtfertigt – guter und notwendiger Dienst für die Heimat
„Die Einsetzung der 19er-Kommission ist sicher unter dem Eindruck des damals Geschehenen erfolgt; es ist nur traurig, feststellen zu müssen, wie so oft auf dieser Welt, Staaten sich erst dann rühren, nachdem Gewalt angewendet wurde, anstatt dass diese zeitgerecht und in Ausübung ihrer demokratischen Befugnisse und Pflichten zum Rechten sehen.“ (Dr. Silvius Magnago. am 24. März 1976 auf der Landesversammlung der SVP in Meran. Quelle: ,,30 Jahre Pariser Vertrag“, herausgegeben von der Parteileitung der Südtiroler Volkspartei (SVP)

Die 19er Kommission wurde aufgrund der Anschläge gegründet
„Diese Kommission wurde nicht infolge der Proteste Österreichs oder unseres Zutuns gegründet, sondern weil Gewalttaten in Südtirol passiert sind.“ (Magnago im Interview mit der Tageszeitung „KURIER“ vom 6. 12. 1990)

Anschläge waren bedeutender Schritt zur Erreichung einer besseren Autonomie
„Und dann kam es zur Feuernacht. Ich muss hier ganz klar sagen, dass diese Sprengstoffanschläge zu friedlichen Verhandlungen geführt haben und letztendlich zum neuen Autonomiestatut. Hätte es diese Anschläge nicht gegeben, wäre keine 19er Kommission gebildet worden, die die Aufgabe bekommen hat, sich mit der ganzen Autonomieproblematik, sagen wir, zu befassen und der Regierung neue Vorschläge zu unterbreiten.“ (Magnago im Interview in „Dolomiten“ vom 7. August 1991)

Ohne diese Taten keine „19er Kommission“
„Ich gebe auch zu: Wenn diese Taten nicht passiert wären, hätte es keine 19er Kommission gegeben.“ (Magnago am 30. August 1994 in einer „Club 2“-Diskussion im ORF über das Entstehen der vom italienischen Innenminister Scelba ins Leben gerufenen „19er Kommission“, welche sich mit der Ausarbeitung des 2. Autonomiestatutes befasste.)

DDr. Franz Matscher
Jurist, Universitätsprofessor in Salzburg, Richter des Europäischen Gerichtshofes in Den Haag, Vorstand des Institutes für Menschenrechte in Salzburg, Experte und Gutachter der Österreichischen Bundesregierung in Südtirolfragen, Träger des Ehrenzeichens des Landes Tirol

Aktionen haben Bewegung in die italienische Südtirolpolitik gebracht
Auf die Fragen der österreichischen Zeitschrift „Aula“ (Nr. 6/2001) „Haben die Widerstandshandlungen der sechziger Jahre den Durchbruch zu ernsten Autonomieverhandlungen geschaffen? Werden Sie sich für die Amnestie und die Rückkehr der verbannten Südtiroler einsetzen?“, antwortete DDr. Matscher:

„Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass die Aktionen der Südtiroler Freiheitskämpfer – neben anderem – wesentlich dazu beigetragen haben, dass in die italienische Südtirolpolitik Bewegung gekommen ist.“

Elmar Pichler-Rolle
SVP-Obmann

Loszuschlagen war „richtige Entscheidung“ – „entscheidenden Beitrag geleistet“
Im Dezember 2005 nahm der Obmann der Südtiroler Volkspartei (SVP), Elmar Pichler-Rolle an der Sepp Kerschbaumer-Gedenkfeier in St. Pauls teil. Die „Dolomiten“ berichteten am 10. Dezember 2005 darüber, was Pichler-Rolle dort sagte: „Ich empfinde es als richtig, dass man diesen Männern gebührenden Respekt zollt‘, so Pichler-Rolle. Die Männer rund um Sepp Kerschbaumer hätten laut Pichler-Rolle ‚einen entscheidenden Beitrag dafür geleistet, dass unsere Heimat heute so dasteht.“

Die von Magnago und den Freiheitskämpfern hart erarbeitete Autonomie
In ihrer Ausgabe Nr. 14/2009 berichtete das „FF“-Magazin über die Landesversammlung 2009 der „Südtiroler Volkspartei“: „Der Obmann (Pichler-Rolle) gab sich als überzeugter Verfechter ‚unserer von Silvius Magnago und den Freiheitskämpfern hart erarbeiteten Autonomie.“

Günther Platter
Landeshauptmann von Nordtirol

„Respekt zollen, für das, was sie damals getan haben“
„Man wolle aufmerksam machen, dass diese Unterdrückung nicht in Ordnung ist. Man wollte aufmerksam machen, dass es einen Versuch Italiens gegeben hat, durch einen gezielten Zuzug und andere politische Maßnahmen die Identität zu untergraben. Und es war letztlich eines festzustellen, dass die Weltöffentlichkeit durch diese und natürlich auch andere Maßnahmen informiert wurde … Wenn wir von der derzeitigen Situation ausgehen, können wir mit der Entwicklung ja durchaus zufrieden sein. Die Autonomie hat Südtirol den notwendigen Spielraum gebracht … Aus meiner Sicht möchte ich diesen Menschen Respekt zollen für das, was sie damals getan haben.“ (Der Nordtiroler LH Günther Platter am 14. Juni 2011 in seiner Eröffnungsrede zu der Podiumsdiskussion „50 Jahre Feuernacht“ im „Tirol-Panorama“ auf dem Bergisel)

Dr. Friedl Volgger
KZ-Häftling in Dachau, SVP-Abg. zur Römischen Kammer, Senator in Rom, Landtagsabgeordneter in Südtirol, Fraktionssprecher im Regionalrat Trentino-Südtirol, Redakteur der Zeitung ,,Dolomiten“:

Die Bezeichnung ,Terror‘ ist fehl am Platz
„Ohne Anschläge hätte sich die Regierung nie zur Einsetzung einer Kommission aufgerafft, welche den Auftrag bekam, ‚,die Südtirol-Frage unter all ihren Gesichtspunkten zu studieren und der Regierung Vorschläge zu unterbreiten’. Die Arbeiten dieser Kommission, nach der Zahl der Mitglieder ‚19er Kommission’ genannt, bildeten den Startschub zum neuen Autonomiestatut. Sepp Kerschbaumer, der 1964 im Gefängnis starb, und seine Kameraden haben einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der neuen Autonomie geleistet…“ (Dr. Friedl Volgger. in seinem Beitrag ,,Die Bezeichnung ,Terror‘ ist fehl am Platz“ in dem Buch ,,Feuernacht“, herausgegeben und teilweise verfasst von Baumgartner-Mayr-Mumelter, Bozen 1992, S. 152)

Eduard Wallnöfer
Landesrat (ÖVP), Landeshauptmann von Nordtirol.

Ohne Euch hätten wir nicht einmal ein „Paket“
Der Nordtiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer hat wörtlich zu dem Freiheitskämpfer und zeitweiligen BAS-Chef Prof. Dr. Günther Andergassen nach dessen Heimkehr aus italienischer Haft gesagt: „Vergelt’s Gott! Wenn ös net gwesen wart’s, hättn mer net amol a Paket!“ Mit dem „Paket“ hat Wallnöfer das Autonomie-Paket, die Summe der ausgehandelten Autonomiebestimmungen gemeint. (Günther Andergassen: „Ohne Opfer keine Freiheit“, Neumarkt 2010, S. 131)

Dr. Wendelin Weingartner
Landeshauptmann von Nordtirol

Den Todesmarsch aufgehalten
„Weingartner lobte die Freiheitskämpfer der 1960er Jahre, „die, um den Todesmarsch der Südtiroler aufzuhalten, agiert haben und so wesentlich zum heutigen Wohlstand Südtirols – unserer Heimat – beigetragen haben“, sagte Weingartner.“ (Bericht der Tageszeitung „Dolomiten“ über die Festrede Weingartners auf der Andreas Hofer Gedenkfeier in Terlan am 22. Februar 2012)

DDr. Karl Zeller
Völkerrechtsexperte, Südtiroler SVP-Abgeordneter zur römischen Kammer

Attentate waren Ausgang für italienische Verhandlungsbereitschaft
„Auch Kammerabgeordneter Zeller sah die Attentate der ‚Bumser’ als Ausgang für eine neue Verhandlungsbereitschaft des italienischen Staates.“ (Bericht von Peter Seebacher in der Südtiroler „Tageszeitung“ vom 18. September 1999 über eine Podiumsdiskussion in Kurtatsch vom 16. September 1999)

Aus „Dolomiten“ vom 12. 12. 2023
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