Am 4. Jänner 2023 starb ein ehemaliger Südtiroler Freiheitskämpfer nach einem tragischen Autounfall in Würzburg an den Folgen seiner schweren Verletzungen.
Heinrich Oberleiter wurde im Jahre 1941 in St. Johann im Ahrntal als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Er hatte erleben müssen, wie nach dem Weltkrieg die alte faschistische Politik der Zuwanderung aus dem Süden bei gleichzeitiger Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung fortgesetzt wurde. In seinem Erinnerungsbuch „Es gibt immer einen Weg“, hat Heinrich Oberleiter beschrieben, wie er sich angesichts dieser staatlichen Bemühungen, die Südtiroler im eigenen Land zur Minderheit zu machen, entschlossen hatte, zusammen mit den anderen „Pusterer Buibm“ Siegfried Steger, Sepp Forer und Heinrich Oberlechner in den aktiven Widerstand zu gehen.
Sie verübten Anschläge auf Strommasten, um die Weltöffentlichkeit „auf die himmelschreienden politischen Zustände in Südtirol aufmerksam zu machen“, wie Heinrich Oberleiter in seinen Erinnerungen schrieb.
Sie achteten dabei darauf, dass keine Menschenleben zu Schaden kamen. Heinrich Oberleiter war ein sehr religiöser Mensch und hat dies seinem Freund Roland Lang, Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB), auch persönlich versichert.
Oberleiter musste in der Folge nach Österreich und dann nach Deutschland in die Gegend von Würzburg fliehen, wo er eine Familie gründete, drei eigene und zwei Pflegekinder großzog und einen Bauernhof bewirtschaftete. Er stellte sich auch in den Dienst sozialer Arbeit, betreute in einer SOS-Dorfgemeinschaft Behinderte und war als Wortgottesdienstleiter tätig. Er hat auch viele Jahre lang seine kranke Frau aufopfernd gepflegt.
Da er und seine ehemaligen Kampfgefährten in Italien in Abwesenheit zu zweimal lebenslänglicher Haft verurteilt wurden, war eine Rückkehr in die Heimat auch nach Beendigung des Freiheitskampfes und der Erringung eines verbesserten Autonomiestatutes zunächst ausgeschlossen. Die Italiener hatten ihm und seinen Kampfgefährten die Schuld an dem Tod italienischer Soldaten zugeordnet, obwohl dafür keine Beweise vorlagen und Heinrich Oberleiter stets beteuert hatte, dass diese Unterstellungen falsch waren.
In einem Interview mit der Tageszeitung „Dolomiten“ vom 1. August 2022 hat Heinrich Oberleiter erklärt:
„Ich habe damals nur für die Gerechtigkeit für uns gekämpft. Aber Hass habe ich nie empfunden. Hass zerstört alles.“
Diese Einstellung gehabt zu haben angesichts dessen, dass damals zahlreiche inhaftierte Freiheitskämpfer schwer gefoltert worden waren, sagt Einiges über den Charakter von Heinrich Oberleiter aus.
Heinrich Oberleiter wollte natürlich wieder in seine Heimat zurückkehren können. Er hatte es jedoch stets abgelehnt, ein Gnadengesuch an den italienischen Staatspräsidenten zu stellen, da er dies als Schuldeingeständnis für nicht begangene Taten angesehen hätte.
An seiner Stelle brachten seine Angehörigen unter Mithilfe des Senators Karl Zeller (SVP) im Jahre 2018 ein solches Gesuch ein und nach über 3 Jahren wurde das Gnadengesuch 2021 von Staatspräsident Sergio Mattarella angenommen.
Nun konnte Heinrich Oberleiter im Juli 2022 endlich wieder seine Heimat besuchen, wo er von der Bevölkerung mit Freuden begrüßt wurde.
Bei einem Besuch seines deutschen Wohnsitzes in der Würzburger Gegend ereilte ihn dann das Schicksal.
Am 12. Jänner 2923 wurde Heinrich Oberleiter in Sachsenheim in Bayern beerdigt. Eine Delegation der Südtiroler Landtagspartei „Süd-Tiroler Freiheit“ war zusammen mit Schützen- und Heimatbund bei der würdigen Begräbnisfeier des Ahrntaler Freiheitskämpfers Heinrich Oberleiter zugegen.
Heinrich Oberleiter wird in der Geschichte seiner Heimat und seines Volkes unvergessen bleiben.