Paul Bacher (Bild: Südtiroler Schützenbund.)
Am 17. Februar 2023 hat uns die traurige Nachricht erreicht, dass ein großer Patriot und uneigennütziger Landsmann uns für immer verlasen hat. Paul Bacher war nach schwerem Leiden im engsten Familienkreis im Alter von 86 Jahren verstorben.
Am Andreas-Hofer-Tag, den 20. Februar 2023, gaben rund 200 Schützen aus ganz Tirol dem Ehrenlandeskommandanten und Ehrenhauptmann der Schützenkompanie Gries, Paul Bacher, das letzte Geleit. Der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Major Roland Seppi, hielt die Grabrede und würdigte Paul Bacher in bewegender Weise. Das Lebensmotto Bachers habe gelautet:
„Je selbstbewusster und würdevoller sich die deutsche und ladinische Volksgruppe verhaltet, umso mehr wird sie geachtet.“
Der persönlich bescheidene und nicht ruhmsüchtige Paul Bacher hatte in seiner ruhigen Art viel dazu beigetragen, den Südtiroler Schützenbund in Einheit zusammen zu halten. Dieser wurde zu einer Kraft im Lande, welche das politische Geschehen maßgeblich beeinflusste.
Paul Bacher war 19 Jahre als Mitglied der Bundesleitung des Südtiroler Schützenbundes aktiv gewesen, zehn Jahre davon als Landeskommandant.
Der 1937 in Bozen geborene Paul Bacher hatte als Kind noch die faschistische Unterdrückung erlebt. Bereits als Jugendlicher betätigte sich Paul Bacher in der Schützenkompanie „Major Josef Eisenstecken“ in Gries. Im April des Jahres 2001 wurde er zum Landeskommandanten des Südtiroler Schützenbundes gewählt. Dieses Amt übt er 10 Jahre lang bis 2011 aus. Er war unermüdlich für die Belange seiner Volksgruppe tätig. Unter seiner Leitung kam es zu bedeutenden und wirksamen Einflussnahmen des „Südtiroler Schützenbundes“ auf die Politik.
Am 30. April 2011 gab er sein Amt ab. Neuer Landeskommandant wurde der bisherige Bundesgeschäftsführer Major Elmar Thaler.
Dokumentation über die Tätigkeit und die Leistungen des „Südtiroler Schützenbundes“ unter der Kommandantschaft von Paul Bacher
Teil I: 2001 bis 2009
2001: Demonstrative Nichtteilnahme an einem Empfang des Staatspräsidenten Ciampi
Als der italienische Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi Südtirol im Juli 2001 einen offiziellen, zweitägigen Besuch abstattete, nahm der „Südtiroler Schützenbund“ trotz offizieller Einladung an dem Empfang nicht teil. In der „Tiroler Schützenzeitung“ (Nr. 3/Mai 2002) erklärte der Landeskommandant Paul Bacher dazu später:
„In einem offenen Brief an den Staatspräsidenten haben wir unser Verhalten damit begründet, dass sich der italienische Staat noch nie für die Zerreißung Tirols und die faschistische Unterdrückung der Südtiroler entschuldigt hat. Die Rede des Staatspräsidenten im Bozner Regierungskommissariat, u.a. mit der untragbaren Aussage, dass für ihn der Begriff Volksgruppe einen rassischen Widerhall habe, und der Verlauf des gesamten Besuches hat uns Recht gegeben.“
2001, 2002 und 2000: Appell in der Ortsnamensfrage – „Aktion Klockerkarkopf“ – „Arbeitsgruppe für die Ortsnamensfrage“ – Demonstration in Meran
Am 20. November 2001 richtete die Bundesleitung des „Südtiroler Schützenbundes“ einen „Offenen Brief“ an die Landesversammlung der „Südtiroler Volkspartei“, in welchem es hieß. „Die Südtiroler Ortsnamensfrage … harrt nach wie vor einer gesetzlichen Lösung. Im Jahre 2001 bilden faschistische Dekrete … mit dem „Prontuario dei nomi locali dell’Alto Adige“ und seinen 8.350 geschaffenen Namen des Ettore Tolomei immer noch die gesetzliche Grundlage für den amtlichen Gebrauch der Ortsnamen in Südtirol, obwohl Italien eine Empfehlung der UNO gutgeheißen hat, wonach im amtlichen Gebrauch nur die historischen Namen verwendet werden sollen. Die minderheitenfeindliche Ausrichtung dieser Dekrete steht im offenen Widerspruch zu den Grundprinzipien des modernen Völkerrechts und auch der italienischen Verfassung, die in Artikel 6 den Minderheitenschutz ausdrücklich anerkennt.“
Der Schützenbund appellierte an die SVP, diese „überkommenen Reste von Nationalismen“ zu beseitigen.
Am 21. Juli 2002 führte der Schützenbund zusammen mit anderen heimattreuen Vereinen die „Aktion Klockerkarkopf” durch. Diesem Tiroler Gipfel im hintersten Ahrntal hatte der Erzfaschist Ettore Tolomei den frei erfundenen Namen „Vetta d’Italia“ („Gipfel Italiens“) verpasst. Damit hatte Tolomei jene Aktion eingeleitet, die in den faschistischen Dekreten vom März 1923 und vom 10. Juli 1940 ihren Abschluss fand, mit denen alle historisch gewachsenen deutschen und ladinischen Ortsnamen Südtirols italianisiert wurden.
Mehr als 200 Teilnehmer nahmen die Strapazen des beschwerlichen Aufstieges auf sich und bestiegen den Klockerkarkopf, wo der Landeskommandant des „Südtiroler Schützenbundes“, Paul Bacher eine Bronzetafel mit der Inschrift „Klockerkarkopf 2912 m – Mitten in Tirol”, geziert mit dem Tiroler Adler, enthüllte. Der Schützenbund wollte damit die Aufmerksamkeit der Verantwortungsträger des Landes auf das nicht gelöste Problem der Ortsnamensfrage lenken.
Als sich auf politischer Landesebene nichts tat, veröffentlichte der „Südtiroler Schützenbund“ 2003 seine Forderungen und unterstrich diese durch eine Demonstration in Meran.
2002: Vom „Siegesplatz“ zum „Friedensplatz“ zum „Siegesplatz“ – Protestbrief an den italienischen Vize-Ministerpräsidenten Gianfranco Fini
Unter dem faschistischen Diktator Benito Mussolini war in Bozen das sogenannte „Siegesdenkmal“ in Nachahmung einer römischen Triumphpforte auf dem sogenannten „Siegesplatz“ („Piazza della Vittoria“) zum rühmenden Gedenken an den „Sieg“ über Österreich im Ersten Weltkrieg errichtet worden.
Im Jahre 2002 wurde der „Siegesplatz“ in „Friedensplatz“ umbenannt, was Erbitterung unter den in Bozen angesiedelten Italienern hervorrief. Nun sollte eine Volksbefragung in der Gemeinde Bozen über die Rückbenennung des Friedensplatzes in „Siegesplatz“ stattfinden. Zur Unterstützung dieses Vorhabens kündigte der stellvertretende Ministerpräsident und Parteiobmann der neofaschistischen „Alleanza Nazionale“, Gianfranco Fini, an, er würde nach Bozen kommen und dort eine Rede halten.
Am 25. September 2002 richtete die Bundesleitung des Südtiroler Schützenbundes einen „Offenen Brief“ an Fini, in welchem es unter anderem hieß:
„Laut Medien werden Sie am kommenden 1. Oktober vor dem Siegesdenkmal in Bozen zur bevorstehenden Volksabstimmung in der Gemeinde Bozen über die Rückbenennung des Friedensplatzes in „Siegesplatz“ sprechen.
Wir erlauben uns, Sie als Präsidenten der AN, in deren Auftrag Sie diese Wahlrede halten, darauf hinzuweisen, dass Sie vor dem Denkmal an den Faschismus mit all seinen symbolischen Inhalten und Aussagen sowie für die angestammte Bevölkerung provokatorischen und beleidigenden Inschriften auftreten und damit Gefahr laufen, sich mit dem faschistischen Geist dieses Denkmals zu identifizieren und sich somit dazu zu bekennen.“
Natürlich kam Fini nach Bozen, hielt eine alle Neofaschisten begeisternde Rede und in der folgenden Volksbefragung sprachen sich in der vorwiegend von zugewanderten Italienern bevölkerten Stadt Bozen 61,94 Prozent für die Rückbenennung des „Friedensplatzes“ in die vom Faschismus eingeführte Bezeichnung „Siegesplatz“ aus. Die Umbenennung wurde vollzogen.
2002 und folgende Jahre: Gedenken an die Freiheitskämpfer
Alljährlich versammelten sich auf dem Friedhof in St. Pauls bei Eppan zahlreiche Mitglieder des „Südtiroler Schützenbundes“, ehemalige Südtiroler Freiheitskämpfer und Mitglieder des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB), um vor einer Gedenktafel der verstorbenen Freiheitskämpfer der 1960er Jahre zu gedenken.
Auch Nord- und Südtiroler Landespolitiker sowie Schützenabordnungen aus Nordtirol und Welschtirol nahmen daran teil.
2002 und 2003: Gedenken an Opfer des Faschismus
Am 24. November 2002 holte der Südtiroler Heimatbund – die Vereinigung ehemaliger Südtiroler Freiheitskämpfer – mit Unterstützung der Schützen sowie der Gemeinde das nach, was das offizielle Südtirol bisher versäumt hatte. Sie brachten in Margreid an dem Geburtshaus der an den Folgen faschistischer Inhaftierung im Jahre 1930 im Alter von 25 Jahren verstorbenen Katakombenlehrerin Angela Nikoletti eine ehrende Gedenktafel an.
2003: Großdemonstration in Bozen „Tirol unterm Beil“
Am 24. April 2003 versammelten sich mehr als 2.500 Schützen auf dem Waltherplatz in Bozen, um mahnend an Machtübernahme des Faschismus vor 80 Jahren erinnern.
Landeskommandant Paul Bacher erklärte in seiner Begrüßungsrede, dass die Schützen für „eine Heimat ohne Grenzen in Freiheit und Recht“ und die „Selbstbestimmung der Völker“ eintreten. Er forderte die Beseitigung der faschistischen Relikte, welche der Welt vormachen sollten, „dass hier immer schon italienisches Land war. Mit diesen faschistischen Relikten wird ein schrecklicher Krieg verherrlicht, der Hunderttausenden von Menschen das Leben gekostet hat. Kriegstote verherrlichen heißt, Kriegstote befürworten!
Machen wir endlich Schluss mit diesen Geschichtslügen! Denn nur wer bereit ist, auf diese Relikte einer vergangener Diktatur zu verzichten, kann ein Europa der vereinten Völker aufbauen und mitgestalten.“
2004: Andreas Hofer-Feier in Meran – mahnende Worte des Landeskommandanten Bacher
Am 22. Februar 2004 sprach Landeskommandant Paul Bacher auf einer großen Andreas Hofer-Feier in Meran mahnende Worte: „Andreas Hofer stand vor einer schier unlösbaren Aufgabe, musste sein Land gegen einen mächtigen Feind verteidigen, bewies Mut und vermochte tausende Tiroler zu begeistern und zu überzeugen, richtig zu handeln, einzutreten für Gott, Kaiser und Vaterland, wie es damals hieß.
Für die gleichen Ideale kämpften die Tiroler Standschützen und verteidigten unsere Heimat gegen einen Feind, der einmal ihr Verbündeter war. Obwohl es diesem nicht gelungen war, sie zu besiegen, wurde unser Land als Kriegsbeute dem Staat Italien zugesprochen. Einem Staat, den wir uns nicht ausgesucht hatten, den wir auch nicht wollten!“
Angesichts der Aushöhlungen der Südtirol-Autonomie durch den italienischen Staat und der „alles eher als guten politischen Zukunftsaussichten für unser Volk und unsere Heimat“ liege es nun an den Südtirolern,
„überall und zu jeder Zeit identitätsstiftende Maßnahmen zu setzen, mit Mut und Zivilcourage Fehlentwicklungen aufzuzeigen, diesbezügliche Aktionen durchzuführen.“
2004: Ein Aufsehen erregendes Memorandum – Aufnahme der Schutzfunktion der Republik Österreich in deren Bundesverfassung gefordert
Am 20. April 2004 wurde in Innsbruck dem Nordtiroler Landeshauptmann Herwig van Staa und dem Nordtiroler Landtagspräsidenten Helmut Mader ein „Südtiroler Memorandum“ überreicht, welches von allen deutschen Abgeordneten, zahlreichen Bürgermeistern und den Vertretern bedeutender Südtiroler Verbände unterzeichnet war. Zu den Unterzeichnern gehörte der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Paul Bacher.
Das Memorandum war zur Weiterleitung an den mit der Ausarbeitung einer neuen Bundesverfassung betrauten „Österreich-Konvent“ in Wien bestimmt.
In diesem Memorandum erklären die Südtiroler Unterzeichner: „Auch wir gehören in jahrhundertealter Geschichte zum österreichischen Volk, worin wir uns bisher auf dem Boden internationalen Rechtes, insbesondere des fundamentalen Rechtes auf Selbstbestimmung, auch von der Zweiten österreichischen Republik tätig unterstützt sahen.“
Die Unterzeichner beriefen sich sodann auf die Entschließung des Tiroler Landtages vom 23. November 1994, in welcher sich dieser zu dem Recht auf Selbstbestimmung bekannt hatte. Sie forderten sodann die Übernahme der österreichischen „Schutzstaatsverpflichtung“ gegenüber Südtirol in die Bundesverfassung der Republik Österreich.
2005: Offener Brief an Ministerpräsident Silvio Berlusconi
Als bekannt wurde, dass der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi am 4. November 2005 in Bozen eine Wahlrede halten würde, richtete der Schützen-Landeskommandant Paul Bacher einen „Offenen Brief“ an ihn, in welchem er ihn aufforderte, die faschistischen Symbole und Denkmäler in Südtirol zu beseitigen.
2006: Petition – Österreich soll sich in seiner Verfassung zur Wahrung des Selbstbestimmungsrechtes der Südtiroler bekennen
Am 21. Jänner 2006 überreichten der Kulturreferent des Südtiroler Schützenbundes, Peter Piock, und der Landeskommandant der Nordtiroler Schützen, Otto Sarnthein, in Wien dem Nationalratspräsidenten Andreas Khol eine Petition. Darin hieß es:
„Die unterzeichneten Schützenkompanien und Bürgermeister aus allen Teilen des historischen, großen Tirol ersuchen den Nationalrat bei den derzeit laufenden Beratungen über eine neue österreichische Bundesverfassung auf der Grundlage der Beratungen des Österreich-Konvents in der Präambel einer solchen Verfassung folgende Worte aufzunehmen:
1) Die Republik Österreich anerkennt die historisch gewachsenen Volksgruppen in Österreich und setzt sich für Schutz und Förderung der mit Österreich geschichtlich verbundenen deutschsprachigen Minderheiten, insbesondere auch der Südtiroler ein.
2) Die Republik Österreich bekennt sich zur Wahrung des Selbstbestimmungsrechtes des vom Land Tirol abgetrennten Tiroler Volkes deutscher und ladinischer Sprache und zum besonderen Schutz der Rechte der Südtiroler auf der Grundlage des Völkerrechtes.“
Neben den Süd- und Nordtiroler Schützenkompanien hatten in Südtirol 113 von insgesamt 116 Bürgermeistern unterschrieben. Ein Großteil ihrer Nord- und Osttiroler Amtskollegen hatten ebenfalls unterzeichnet.
Die „Österreichische Volkspartei“ (ÖVP) versenkte in der Folge diese Petition. Was bleibt, ist jedoch das dokumentierte Bekenntnis der Schützen und der Bürgermeister Südtirols.
2006: Ehrfurchtsvolle Ehrung des Freiheitskämpfers Georg Klotz
Am 30. Todestag des Freiheitskämpfers Georg Klotz aus Walten im Passeier, hielt Paul Bacher am 23. Jänner 2006 am Grab des Mitbegründers des Schützenbundes und Gründers der Schützenkompanie Walten die Gedenkrede. Er sagte unter anderem:
„In einer Zeit, wo die patriotische Grundausrichtung unseres Volkes immer mehr verloren geht, wo die Politik immer mehr von taktischen Überlegungen geleitet und geprägt wird, braucht es weiter Menschen die sich für Volk und Heimat einsetzen. Die Zeit der Sprengstoffanschläge in Südtirol war ein tragisches Kapitel unserer Geschichte das sich nicht mehr wiederholen soll. Es muss aber auch ganz klar gesagt werden, dass es ohne dieser Anschläge, heute keine Südtirol-Autonomie geben würde.“
Er schloss mit den Worten: „Lieber Jörg!
Ganz nach deinem Motto „Die Freiheit und das Himmelreich gewinnen keine Halben“ möge Dir der Herr im Himmel den ewigen Frieden geben.“
2006: Bekenntnis zur Selbstbestimmung – Überparteiliche Arbeitsgruppe für Selbstbestimmung – „Süd-Tirol – Wo liegt deine Zukunft?“
Am 25. Juni 2006 gab Landeskommandant Paul Bacher der Tageszeitung „Dolomiten“ ein Interview, in welchem er erklärte, dass die Forderung nach Selbstbestimmung jedem Volk zustehe. „Das Ziel des Schützenbundes ist die Einheit Tirols, das Fernziel die Rückkehr zu Österreich.“ Ein „Freistaat Südtirol“ wäre als erster Schritt denkbar, die Rückkehr zu Österreich wäre dann der zweite Schritt.
Am 2. September 2006 führten die Schützen die Aktion „Grenzfeuer“ durch und markierten mit über 200 Feuern die Südgrenze Tirols vom Stilfserjoch über die Ortlergruppe, die Salurner Klause bis hin in die Dolomiten.
Am 3. September 2006 forderte Paul Bacher auf einer anschließenden Kundgebung auf dem Schlosshügel von Castelfeder die Wiedervereinigung Tirols.
Am 29. Oktober 2006 pilgerten an die 300 Schützen zum Abschluss der Jahresaktion des Südtiroler Schützenbundes „60 Jahre Friedensvertrag – 60 Jahre verwehrte Selbstbestimmung“ zur Gnadenmutter nach Trens bei Freienfeld.
Bei seiner Predigt gedachte der Landeskurat der Schützen, Prof. Dr. Paul Rainer, der Wallfahrten im Jahre 1946 zur Gottesmutter nach Trens, bei der die Süd-Tiroler Bevölkerung für die Tiroler Landeseinheit beteten. Die Gedenkrede hielt der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Mjr. Paul Bacher. „Heute ist es für uns auch im südlichen Tirol ein Bedürfnis, vor der Gottesmutter von Trens dieses Anliegen zu erneuern, indem wir an die Wallfahrt vom 7. Mai 1946 erinnern, bei der 10.000 Südtiroler denselben Wunsch vortrugen.“
Am 11. November 2006 jährte sich der Tag, an welchem nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie italienische Truppen im Jahre 1918 kampflos den Brenner erreicht, und damit die Zerreißung Tirols vollzogen hatten. An diesem Tag führte der „Südtiroler Schützenbund“ drei Veranstaltungen durch: Eine Gedenkveranstaltung am Brenner, eine Gedenkveranstaltung am Grenzübergang von Winnebach für alle Opfer der Teilung Tirols und eine Podiumsdiskussion „Heimat unter fremden Fahnen“ in Neumarkt.
Am 14. November 2006 gründete der Landeskommandant Paul Bacher zusammen mit Vertretern anderer Verbände und Parteien die überparteiliche „Arbeitsgruppe für Selbstbestimmung“, welche an alle Haushalte Südtirols eine Broschüre „Süd-Tirol – Wo liegt deine Zukunft?“ verschickte, in welcher für die Selbstbestimmung geworben wurde.
In dieser Broschüre wurde auch das Ergebnis einer unlängst durch das Innsbrucker Soffi-Institut in Süd-, Ost- und Nordtirol durchgeführten Meinungsumfrage zur Frage der Selbstbestimmung veröffentlicht.
2006: Ein Toter kehrte heim
Der Südtiroler Freiheitskämpfer der 1960er Jahre, Heinrich Oberlechner aus Mühlen in Taufers, war einer der berühmten „Pusterer Buam“. Er verstarb am 15. Dezember 2006 in der Fremde und durfte erst im Sarg nach 40 Jahren wieder in seine Heimat zurückkehren.
Am Brenner wurde sein Sarg von einer Abordnung Schützen in Empfang genommen. Zu seinem Begräbnis in Sand in Taufers waren am 22. Dezember 2006 mehr als 1.000 Schützen erschienen, die ihm das letzte Geleit gaben.
2007: Aufklärungsschrift „Lebendiger Faschismus“ – Gedenken an Landesteilung und Kundgebung auf Schloss Sigmundskron
Im Februar 2007 veröffentlichte der „Südtiroler Schützenbund“ eine aufklärerische Broschüre, in welcher aufgezeigt wird, wie der Geist des Faschismus heute noch gepflegt wird – von der Ortsnamengebung über die liebevolle Kultivierung faschistischer Denkmäler bis hin zu öffentlichen Kundgebungen.
Am 11. November 2007 hielten Schützen am Brennerpass eine denkwürdige Feier im Gedenken an die Zerreißung Tirols im Jahre 1918 ab und am 17. November 2007 veranstalteten sie eine Gedenkfeier auf Schloss Sigmundskron, anlässlich des 50. Jahrestages der großartigen Kundgebung des Jahres 1957, auf welcher das Süd-Tiroler Volk einen Meilenstein in seinen Unabhängigkeitsbestrebungen gesetzt hatte. Mehr als 1.000 Schützen und an die 500 Zivilisten waren gekommen.
2008: „Tiroler Einheit bleibt großes Ziel“
Unter dieser Schlagzeile berichteten die „Dolomiten“ über das „50-Jahr-Jubiläum“ des „Südtiroler Schützenbundes“ vom 26. April 2008. Auf dem Bozner Waltherplatz hatten sich zahlreiche junge Schützen und Marketenderinnen versammelt, um ein Gelöbnis für Treue zu Volk und Heimat abzulegen. Der Landeskommandant Paul Bacher betonte in seiner Rede, dass die Erringung der Tiroler Einheit nach wie vor das Ziel der Schützen sei. Am Abend betonte Bacher auf der Großversammlung von mehr als 1.000 Schützen im Bozner Stadttheater, dass die Vision für die Zukunft „ein Gesamt-Tirol“ bleibe.
Paul Bacher in der Festschrift „50 Jahre Südtiroler Schützenbund“ der „Schützenzeitung“ im Jahre 2008.
Am 1. Juni 2008 unterstrich die „Arbeitsgruppe für Selbstbestimmung“, der auch Landeskommandant Bacher angehörte, anlässlich der Herz-Jesu-Feiern im Lande mit einem großen Inserat in der Bozner „Z – Zeitung am Sonntag“ die Forderung nach Selbstbestimmung.
2008: „Gegen Faschismus – Für Tirol“
Am 8. November 2008 hielt der „Südtiroler Schützenbund“ in Bozen eine große Kundgebung mit mehr als 4.000 Teilnehmern gegen den immer noch lebendigen Faschismus ab und demonstrierte dabei auch für ein vereintes Tirol, „damit alle Tiroler in einem Vaterland und in einer Heimat ohne Teilungsgrenzen, in einem Europa der freien und selbstbestimmten Völker leben können“, wie es in einem mit tosendem Applaus angenommenen Manifest hieß.
Auf dem Waltherplatz in Bozen hielt Landeskommandant Bacher eine Einführungsrede und erklärte, man habe die Nase voll von einem Staat, der faschistische Relikte dulde, und von Politikern, die nichts dagegen unternähmen. „Italien hat sich als einziges EU-Land nie vom Faschismus distanziert und sich nie für die Verbrechen bei uns Tirolern entschuldigt.“
Bei einem anschließenden Marsch durch Bozen wurden die Schützen von rund 500 Neofaschisten angepöbelt und auch bespuckt. Sie ließen sich aber zu keiner handgreiflichen Auseinandersetzung provozieren.
Der zweite Teil dieser Dokumentation erfolgt in Kürze. Abonnieren Sie jetzt unseren > Newsletter < um nichts zu versäumen!