Ein furchtloser Streiter für Südtirol: Richard von Helly

Vor 50 Jahren, am 22. März 1970, beendete ein schwerer Autounfall das Leben eines Mannes, der vor 100 Jahren geboren wurde und dessen Andenken heute nicht der Vergessenheit anheimfallen sollte.

1964: Wechsel in der Obmannschaft des Bergisel-Bundes OÖ

Auf Anregung des Südtiroler „Dolomiten“-Chefredakteurs Kanonikus Michael Gamper war in Österreich 1954 der „Bergisel-Bund“ als „Schutzverband für Südtirol“ ins Leben gerufen worden. In Oberösterreich hatte der hoch dekorierte oberösterreichische Kaiserschützen-Oberleutnant Otto Alteneder als Landesobmann die Leitung des Bundes übernommen.

Das Grab der Familie von Helly auf dem St. Barbara-Friedhof in Linz

Der Fähnrich Otto Altender hatte am 7. Juni 1915 eine der beiden Angriffsgruppen der Landesschützen geführt, die den von den Italienern verteidigten Monte Piano stürmten. Dieses Bild aus dem Erinnerungswerk „Kaiserschützen, Tiroler-Vorarlberger Landsturm und Standschützen“ (Hrsg.: Kaiserschützenbund, Wien undatiert) zeigt den Erzherzog Karl, der im September 1915 die Fronttruppen besuchte und sich dabei von Alteneder (links im Vordergrund) den Kampfverlauf schildern ließ. Anfang der 1960er Jahre, als Otto Alteneder aus Altersgründen den Vorsitz niedergelegt hatte, war dann die Obmannschaft auf den aus einer altösterreichischen Offiziersfamilie stammenden Linzer Richard von Helly übergegangen.

Eintreten für die Selbstbestimmung – Hilfe für die Südtiroler Häftlingsfamilien

Von Anfang an trat Richard von Helly öffentlich in Wort und Schrift für das Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler ein.

Titelüberschrift in den Mitteilungen des „Bergisel-Bundes“ 1967.

Das „Hilfswerk für Südtirol“

Das zweite große Anliegen des Bergisel-Bund-Obmannes Richard von Helly war die finanzielle Unterstützung der in Not geratenen Südtiroler Häftlingsfamilien. Er gründete mit Unterstützung des Nordtiroler Landeshauptmann-Stellvertreters Dr. Hans Gamper ein „Hilfswerk für Südtirol“.

Der Erfolg der Spendensammlung war außerordentlich. Der Landesverband Wien-Niederösterreich hatte sich der Aktion angeschlossen. Außerdem war es gelungen, auch namhafte Tageszeitungen zu bewegen, die Spendenaufrufe zu veröffentlichen.

Eine große Aktion setzte der Chefredakteur und Herausgeber der „Kronen-Zeitung“, Hans Dichand.

Ein Vertreter des oberösterreichischen Bergisel-Bundes hatte zusammen mit dem bereits aus dem Gefängnis entlassenen Südtiroler Häftling Luis Egger den Chefredakteur und Herausgeber Hans Dichand im Pressehaus in Wien besucht und ihm die triste soziale Situation der allein gelassenen Häftlingsfamilien berichtet. Hans Dichand hatte, ohne zu zögern, den Redakteur Ernst Trost nach Südtirol geschickt und vor Ort recherchieren lassen. Das Ergebnis war eine mehrwöchige ergreifende und bedrückende Fortsetzungsserie in Form eines Bildberichtes gewesen. Redakteur Trost hatte mit Bild und Text auch ein schönes Beispiel seiner eigenen Menschlichkeit geliefert.

Der von den Carabinieri nahezu zum Krüppel geschlagene Freiheitskämpfer Luis Egger hatte den Chefredakteur und Herausgeber der „Kronen Zeitung“, Hans Dichand, in Wien besucht und ihm über die Lage der Häftlingsfamilien berichtet. Der mächtige Zeitungsmann ließ die Familien der Geschundenen nicht in Stich und ging seinen Landsleuten mit gutem Beispiel voran.

Hans Dichand eröffnete die Spendensammlung persönlich mit einer namhaften Spende. Und dann veröffentlichte die „Krone“ täglich die ehrenvollen Spendenlisten, die immer länger wurden und in die sich auch namhafte Personen und Firmen eintrugen. Hier zeigte sich, dass nicht nur die Nordtiroler, sondern die Österreicher in allen Bundesländern – vor allem auch in Wien – ein Herz für die in Not geratenen Südtiroler Landsleute hatten. Das Gesamtergebnis lag weit über einer Million Schilling und wurde dem Südtiroler SVP-Abgeordneten Hans Dietl übergeben.

Der Nordtiroler Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Hans Gamper (Tiroler ÖVP) hatte es sich nicht nehmen lassen, in den Mitteilungen des oberösterreichischen Bergisel-Bundes für die Selbstbestimmung Südtirols einzutreten und zur Hilfe für die Häftlingsfamilien aufzurufen.

Richard von Helly ließ auch eine Information zusammen mit einer Häftlingsliste an die Verbandsmitglieder verschicken, damit diese den Gefangenen im Kerker von Trient Unterstützungspakete senden konnten.

BIB Aufruf für Paketsendungen an Häftlinge im Kerker von Trient.

Unerschrockene Südtiroler Helferinnen

Rosa Gutmann (links) und Midl von Sölder (Mitte) riskierten viel, als sie die geheime Verbringung der Spendengelder nach Südtirol zur Übergabe an Hans Dietl (rechts) durchführten. Rosa Gutmann, die Schwester der inhaftierten Südtiroler Freiheitskämpfer Luis und Richard Gutmann aus Söll bei Tramin, hat zusammen mit der ehemaligen Katakombenlehrerin Midl von Sölder viele Spendengelder aus Österreich geholt. Weil es vor allem Spenden waren, welche die Bergisel-Bund-Landesverbände Oberösterreich und Wien-Niederösterreich-Burgenland gesammelt hatten, musste das Geld in Innsbruck geradezu „konspirativ“ übergeben werden. Der Bergisel-Bund galt den Italienern als „terroristische Vereinigung“ und Innsbruck war mit Spitzeln voll. Wären die Treffen bekannt geworden, wären Rosa Gutmann und Midl von Sölder wohl auch hinter Gittern gelandet. In Südtirol wurden die Gelder mit der Hilfe des SVP-Politikers Hans Dietl an die Häftlingsfamilien weitergeleitet. Die beiden Frauen übergaben in Innsbruck auch Berichte über das Los der Familien und ermöglichten es dadurch, dass in Österreich Unterstützung für die Familien organisiert werden konnte.

Richard von Helly erzwingt die Freilassung von Georg Klotz

Richard von Helly nahm sich aber auch der nach Österreich geflüchteten Südtiroler an und versuchte, ihnen nach Kräften zu helfen.

Dieses Bild zeigt links den nach Österreich geflüchteten Südtiroler Freiheitskämpfer Georg Klotz und rechts Richard von Helly.

Am 27. Januar 1966 ließ die österreichische Bundesregierung unter Bundeskanzler Dr. Josef Klaus (ÖVP), auf Ersuchen des italienischen Botschafters in Wien, über den nach Österreich geflüchteten Südtiroler Schützenmajor und Freiheitskämpfer Georg Klotz eine rechtswidrige Schubhaft verhängen. Rechtswidrig deshalb, weil in politischen Fällen gemäß der österreichischen Rechtslage eine Auslieferung und damit auch eine Schubhaft nicht zulässig war. Die Maßnahme wurde von damit begründet, daß Klotz dem deutschen Fernsehen gegenüber Erklärungen über Südtirol abgegeben und einem italienischen Journalisten ein Interview gewährt hatte.

Der Passeirer Schützenmajor und Freiheitskämpfer Georg Klotz (rechts im Bild).

Der in Linz in Schubhaft befindliche Freiheitskämpfer Georg Klotz teilte der Öffentlichkeit über seinen Anwalt mit, daß er sich entschlossen habe,

„zum Protest gegen die von mir sowohl widerrechtlich aus auch unwürdig empfundene Festhaltung mit 20. Februar, dem Jahrestag der Erschießung unseres Tiroler Freiheitshelden Andreas Hofer zu Mantua, in den Hungerstreik zu treten. Gott mit Südtirol!“

Aufgrund seines sich durch den Hungerstreik rapide verschlechternden Gesundheitszustandes mußte Georg Klotz aus dem Polizeigefangenenhaus Linz in das Spital der Barmherzigen Brüder gebracht werden, wo er den Hungerstreik fortsetzte.

Georg Klotz im Spital. Dieses Bild wurde heimlich von einem Journalisten aufgenommen.

Am 4. März 1966 hatte sich sein Gesundheitszustand soweit verschlechtert, dass er die Sterbesakramente erhielt.

Am 5. März 1966 demonstrierten mehrere hundert Menschen in Linz für seine Freilassung. Die Kundgebung, die von oberösterreichischen Bergisel-Bund-Obmann Richard von Helly angeführt wurde, legte den Verkehr der Innenstadt lahm. In Sprechchören wurde gefordert: „Klotz raus, Czettel rein!“ Czettel (SPÖ) war der damalige österreichische Innenminister.

Die Demonstration in Linz wurde von dem Bergisel-Bund-Obmann Richard von Helly (vorne links im Bild im hellen Mantel) angeführt und hatte politisch vollen Erfolg.

Vor der Polizeidirektion wuchs die Menschenmenge auf mehr als 1.500 Personen an.

Die Kundgebung fand ein enormes Echo in der österreichischen Presse und in ganz Österreich kam es zu Protesten gegen die Vorgangsweise der Regierung in Wien. Der Nordtiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer (Tiroler ÖVP) gab öffentlich die Erklärung ab, dass er sich für die Freilassung des Freiheitskämpfers einsetzen wolle. Nun meldete sich notgedrungen auch der Bundeskanzler Dr. Klaus mit einem Telegramm, in welchem er die Freilassung ankündigte. Daraufhin brach Klotz seinen Hungerstreik ab. Die Schubhaft wurde am 14. März offiziell aufgehoben. Damit stand auch eine allfällige Auslieferung des Freiheitskämpfers an Italien nicht mehr zur Debatte.

Richard von Helly hatte sich jedoch damit den Bundeskanzler Dr. Josef Klaus (ÖVP) nicht zum Freund gemacht und sollte dies in der Folge zu spüren bekommen.

Bericht in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ vom 7. März 1966. Die auf dem Foto ersichtliche Bekundung „Klotz ist uns lieber als Czettel“ besagte, dass die Kundgebungsteilnehmer offenbar den Innenminister Czettel und dessen Maßnahmen nicht sehr schätzten.

Richard von Helly würdigt den Südtiroler Freiheitskampf und zeigt die soziale Notlage vieler Südtiroler auf

Schlagzeile in den „Oberöstereichischen Nachrichten“ vom 12. Dezember 1966

Richard von Helly legte am 17. Dezember 1966 in einem vielbeachteten Artikel in der auflagenstärksten westösterreichischen Tageszeitung „Oberösterreichische Nachrichten“ bemerkenswerte Zahlen und Fakten vor: Die von dem italienischen Staat geförderte und durchgeführte Unterwanderung habe den Anteil der Italiener von 3% im Jahre 1918 auf mehr als 36% im Jahre 1960 steigen lassen. Bei den öffentlichen Stellen und weitgehend auch in der Industrie erhielten die Südtiroler keine Arbeitsplätze während die Italiener bei der Staatsbahn bereits 93% der Posten innehätten, bei der Justiz 87 %, bei der Post 79% und bei der Quästur (Polizei) 99%.  Dadurch würden vor allem junge Südtiroler zur Auswanderung gezwungen.

Man schätze derzeit die in der BRD, in Österreich und in der Schweiz beschäftigten Südtiroler Jungarbeiter auf 10.000. Die italienischen Arbeiter der von Mussolini errichteten Industriezone von Bozen, die nach dem Krieg kräftig ausgebaut wurde, bewohnten 96% aller mit Steuergeldern erbauten Volkswohnungen.

Die von Italien „mit der grausamen Waffe der sozialen Benachteiligung geführte Italianisierungspolitik“ hätte bis zum Jahre 1973 rein rechnerisch eine italienische Mehrheit von 51% geschaffen, wenn „nicht etwas Unvorhergesehenes“ eingetreten wäre. Vor diesem brutalen Hintergrund muss man nun die 1961 beginnenden Verzweiflungsaktionen sehen, seit deren Einsätzen die italienische Unterwanderung immerhin nahezu zum Erliegen gekommen ist. Von 1960 bis 1964 hat nämlich der Anteil der Italiener nur mehr um ein Zehntel Prozent zugenommen. Sosehr Italien jetzt auch weiterhin die Verhandlungen verschleppt – die Zeit arbeitet nicht mehr gegen die Südtiroler.“

Auch mit dieser Würdigung des Südtiroler Freiheitskampfes machte sich Richard von Helly keine Freunde in der österreichischen Bundesregierung.

April 1967: Südtirol-Woche des OÖ Bergisel-Bundes: Tausende Oberösterreicher fordern Selbstbestimmungsrecht für Südtirol

Die Teilnehmer an den Veranstaltungen der Südtirolwoche erhielten ein Abzeichen mit der darauf stehenden Forderung nach Selbstbestimmung in Südtirol.
Ankündigung der Südtirolwoche in den Mitteilungen des OÖ Bergisel-Bundes

Zum Abschluss einer Südtirolwoche veranstaltete der Bergisel-Bund unter der Leitung seines Obmannes Richard von Helly am 29. April 1967 eine Großkundgebung in Linz. Mehr als 5.000 Menschen zogen in einem Fackelzug, in dem allein 5 Musikkapellen altösterreichische Märsche spielten, zum Platz vor dem Landhaus. Dabei wurden Transparente mitgetragen die folgende Aufschriften zeigten: „Afrika ist frei, Südtirol eine Kolonie!“, „Tirol – von Kufstein bis Salurn!“. Vor dem Landhaus wuchs die Teilnehmerzahl auf mehr als 8.000 Menschen an.

An der Kundgebung nahmen auch der Südtiroler Jörg Klotz in der Uniform eines Schützenmajors und andere führende Vertreter der Südtiroler Freiheitskämpfer teil. Vor Tausenden Menschen wurde ein Grußtelegramm des stellvertretenden Landeshauptmannes von Nordtirol, Dr. Hans Gamper (Tiroler ÖVP) verlesen. Dort hieß es: „Die natürliche Grenze Italiens verläuft bei Salurn und nicht am Brenner!“

Der Nordtiroler Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Hans Gamper hatte den Kundgebungsteilnehmern eine eindeutige Botschaft gesandt und die von der italienischen Justiz verfolgte Rosa Ebner forderte auf der Abschlusskundgebung das Selbstbestimmungsrecht für ihre Südtiroler Heimat.

Die Südtirolerin Rosa Ebner, Angeklagte im zweiten Mailänder Südtirol-Prozess und Schwester eines Häftlings, rief die Österreicher zu Treue für Südtirol auf und forderte ein entschiedeneres Eintreten für das Selbstbestimmungsrecht.

Bildbericht in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ vom 2. Mai 1967.

Richard von Helly informiert die österreichische Bundesregierung über die Folterung von Österreichern – Bundeskanzler Dr. Klaus reagiert nicht

Anfang des Jahres 1968 erfuhr der Bergisel-Bund OÖ, dass die am 12. September 1967 in Südtirol verhafteten Österreicher Karl Schafferer und Hansjürgen Humer sowie der am 20. August 1967 verhaftete Österreicher Andreas Egger von den Carabinieri schwerstens gefoltert worden waren.

Italienische Pressemeldung vom 14. September 1967 über die Verhaftung der Österreicher Schafferer und Humer.

Ein Ende Januar 1968 mit der Mutter des einen Verhafteten, Frau Amalie Humer, in Innsbruck aufgenommenes Protokoll bestätigte den Tatbestand. Am 29. Februar 1968 übersandte Bergisel- Bund-Obmann Richard von Helly das Protokoll an Bundeskanzler Dr. Klaus (ÖVP) und in Ablichtung an Außenminister Kurt Waldheim (ÖVP).

Ausschnitte aus dem Brief an Bundeskanzler Dr. Josef Klaus (ÖVP) und dem beiliegenden Protokoll über die Folterung des Hansjörg Humer.In dem Begleitbrief an Bundeskanzler Dr. Klaus heißt es auch über die Folterung des Österreichers Andreas Egger: „Wie wir von Häftlingsfamilien in Südtirol erfahren konnten, wurde Egger 7 Tage lang von den Carabinieri gefoltert und verhört. Als Egger am 27. August dann in das Gefängnis eingeliefert wurde, bot er einen erbarmungswürdigen Anblick. Er war blutig zerschlagen und seine Kleider waren zerfetzt. In den ersten Tagen war Egger nicht imstande, die ihm erlaubte Stunde Spaziergang im Gefängnishof zu absolvieren. Egger mußte von Kameraden (gefangenen Südtirolern) auf einer improvisierten Tragbahre in den Hof hinuntergetragen werden, damit er überhaupt an die frische Luft kam. Weitere 10 Tage konnte sich Egger nicht fortbewegen, ohne gestützt zu werden. Egger hat mittlerweile Anzeige gegen seine Folterer erstattet und die Staatsanwaltschaft Bozen hat ihn als Antwort wegen Verleumdung geklagt. Wir haben Ihnen, sehr verehrter Herr Bundeskanzler, diese Tatsachen mitgeteilt, da wir der festen Überzeugung sind, daß Sie es nicht dulden werden, daß seitens italienischer Polizeibehörden in derartiger Weise mit unseren Staatsbürgern umgesprungen wird.“

An Außenminister Waldheim schrieb Richard von Helly: „Wir setzen unser ganzen Vertrauen in Sie, Herr Minister, daß Österreich nicht eigene Staatsbürger ohne ein Wort des Protestes den grausamsten Foltermethoden ausgesetzt sein lässt.“

Wien schwieg jedoch und duldete die Folterung eigener Staatsbürger. Weder der Bundeskanzler noch der Außenminister hatten den Anstand, zu antworteten. Sie bestätigten nicht einmal den Erhalt der ihnen übermittelten Unterlagen.

Es erfolgte kein Protest gegenüber Italien. Weder an Frau Humer, noch an die in Lienz lebende Mutter von Egger trat irgendeine österreichische Dienststelle heran, um die Mitteilungen des Bergisel-Bundes zu verifizieren.

Die Revanche der Bundesregierung wurde zum Eigentor

Auf die Folterungen österreichischer Staatsbürger hinaus hatte die allerchristlichste und Rom sehr ergebene österreichische Bundesregierung unter Bundeskanzler Dr. Josef Klaus (ÖVP) nicht im Geringsten reagiert. Sehr wohl aber reagierte sie zum passenden Zeitpunkt gegenüber dem in der Südtirol-Frage so lästigen Bergisel-Bund-Obmann Richard von Helly.

Eine Gruppe von Südtirol-Freunden hatte in Feldkirch (Vorarlberg) eine Kundgebung für die Freilassung der beiden nach Österreich geflüchteten Südtiroler Freiheitskämpfer Sepp Forer und Heinrich Oberlechner geplant. Diese wurden in Feldkirch auf Wunsch Roms und auf Geheiß der österreichischen Bundesregierung in rechtswidriger Auslieferungshaft gehalten. Nach der österreichischen Rechtsordnung war allerdings in politischen Fällen eine Auslieferung nicht möglich.

Auf Wunsch der Vorarlberger Freunde wollte der oberösterreichische Bergisel-Bund-Obmann Richard von Helly zusammen mit einigen Freunden nach Vorarlberg fahren, um an der dortigen Demonstration teilzunehmen.

Am 11. Mai 1968 nahm die Staatspolizei auf Weisung des Innenministeriums in Linz den Obmann des Bergisel-Bundes Ing. Richard Helly und vier seiner Mitarbeiter unter dem Vorwand fest, diese hätten eine gewaltsame Befreiung der in Vorarlberg inhaftierten Südtiroler aus dem Gefängnis in Feldkirch geplant gehabt. Auch der Öffentlichkeit wurde dies weisgemacht. Entsprechend war das Presseecho.

Am 13. Mai 1968 berichteten die „Oberösterreichischen Nachrichten“ über die Verhaftung des Bergisel-Bund-Obmannes Richard von Helly und gaben in der Überschrift den absurden Vorwurf der Staatspolizei wieder.Die Anschuldigung war so lächerlich, dass das Landesgericht in Linz bereits nach wenigen Tagen wieder die Entlassung verfügte. Die Staatspolizei hatte keine Beweise für ihre Behauptung beibringen können. Das Verfahren wurde still und leise eingestellt.

Am 18. Mai 1968 musste das ÖVP-Organ „Linzer Volksblatt“ berichten, dass das Landesgericht Feldkirch bereits die Enthaftung der Linzer Bergisel-Bund-Leute angeordnet hatte. Man hatte in Feldkirch die Absurdität und Unhaltbarkeit der staatspolizeilichen Vorwürfe erkannt.

Mit ihrer Revanche gegen den lästigen Richard von Helly hatte sich die Wiener Bundesregierung ein Eigentor geschossen. Angesichts der medialen Aufmerksamkeit mussten auch die beiden rechtswidrig inhaftierten Südtiroler enthaftet werden. Auch der Tiroler Landeshauptmann Wallnöfer hatte nun öffentlich ihre Freilassung gefordert. Die Verhaftungen, die Proteste und die Zeitungs- und Fernsehberichte hatten einen so großen Wirbel in der Öffentlichkeit ausgelöst, daß an eine schnelle rechtswidrige Auslieferung der beiden Südtiroler an Italien nicht mehr zu denken gewesen war.

Richard von Helly hatte sich nicht einschüchtern lassen

Richard von Helly hatte damals die Vorgangsweise der Staatspolizei mit Gelassenheit und Ironie hingenommen. Er setzte seine karitative und politische Tätigkeit für Südtirol ungebrochen fort. Ihn hatte die Rom-hörige Bundesregierung unter dem Kanzler Dr. Josef Klaus (ÖVP) durch eine solche Vorgangsweise nicht einschüchtern können.

Am 22. März 1970 setzte ein schwerer Autounfall seinem Leben ein Ende.

Seine Freunde, die ihn näher gekannt haben, gedenken dieses selbstlosen Idealisten heute noch in Trauer!

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