Wo ist Dein Grab? Wo duften die Cypressen?
Wo prangt der wappenstolze Marmorstein?
Hat denn die Welt den heil‘gen Ort vergessen,
der Deine Hülle schließt im Dunkel ein?
(Georg Nikolaus Nissen: „Biographie W. A. Mozart’s“, Anhang, Leipzig 1828. Georg Nikolaus Nissen, * 22. Januar 1761 in Haderslev, † 24. März 1826 in Salzburg, war ein dänischer Diplomat und früher Mozart-Forscher. Als Ehemann von Mozarts Witwe Constanze wurde er zu einem der ersten Mozart-Biographen.)
Einleitende Bemerkungen von Georg Dattenböck
Wolfgang Amadé Mozart fällt in die äußerst kleine Gruppe jener Menschen, der, mit genialer, schöpferischer Geisteskraft ausgestattet, am 27. Jänner 1756 in Salzburg den Menschen dieses Planeten für immer geschenkt wurde.
Dass Mozart, wie es sein Biograph Nissen traurig im Gedicht mitteilte, kein vorzeigbares Grab fand, ist angesichts der überragenden Liebe von vielen hunderten Millionen Menschen zu seiner Musik und seinem Wesen nicht das Entscheidende: Denn Mozart wird, solange die Welt sich dreht und Kulturwesen sich an seiner herrlichen Musik erfreuen, ewig leben.
Mozarts Mysterien- und Weihespiel „Die Zauberflöte“ gehört zu jenen unvergesslichen Erlebnissen, wo sich die menschliche Seele mit den Schwingungen dieser Musik vereint.
Unten folgt ein herausragender, kulturhistorischer Beitrag über „Mozart in Tirol“, den wir, mit Erlaubnis des Verfassers, Herrn Prof. Dr. Manfred Schneider, hier in Teilen abdrucken dürfen. (den vollständigen Beitrag findet der Leser hier.
Vorstellung des Autors:
Herr Prof. Dr. Manfred Schneider wurde 1948 in Baumkirchen/Tirol geboren und studierte an der Universität Innsbruck Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie. 1977 promovierte er, von 1971 bis 1981 arbeitete er als Studienassistent und von 1978 bis 1981 hielt er an der Universität Innsbruck Vorlesungen und Übungen zu Harmonielehre, Paläographie, sowie zu den Werken von J.S. Bach und Gustav Mahlers.
1982 gründete er das „Institut für Tiroler Musikforschung“ und auch, zusammen mit Frau Dr. Hildegard Herrmann-Schneider, den „Akademischen Musikverein für Tirol“, dessen Obmann er wurde. Unter seiner Leitung erbrachte dieses Institut bedeutende Leistungen für die Erforschung und Dokumentation der Musiktraditionen Tirols, die auch vielfache internationale Anerkennung gefunden haben!
Als Leiter der Musiksammlung wurde Prof. Dr. Schneider 1984 an das Tiroler Landesmuseum „Ferdinandeum“ berufen., wo er u.v.a. tausende musikalische Quellenbestände in Tiroler Dorfkirchen vor akutem Verlust bewahrte, viele Ausstellungen organisierte und ab 1986 als Leiter des Tiroler Volksliedarchivs umfangreiche Erhebungen im Bereich der Volksliedforschung in Südtirol leitete. Diese intensiv durchgeführte Forschungsaktion erbrachte den unglaublichen Bestand von über 6.000 Liedaufzeichnungen, 30.000 handschriftliche Lieddokumente wurden kopiert (näheres s.: www.volkslied.at)
Ab 1988 wurde von ihm das „Tiroler Weihnachtssingen“ organisiert, es wurde österreichweit übertragen. Es würde hier den Rahmen dieses Aufsatzes sprengen, seine Kultur erhaltende und Kultur schaffende, segensreiche Arbeit für Tirol und Österreich im Detail vorzustellen. Die vielen Ehrungen und Auszeichnungen, die Prof. Dr. Schneider im Laufe seines Lebens erhielt, sprechen allein für sich. (Mehr über sein Leben s. unter: https://portraits.musikland-tirol.at/content/portraets/drmanfredschneider/)
1991 wurde die Ausstellung „Mozart in Tirol“ im Tiroler Landesmuseum „Ferdinandeum“ in Innsbruck mit bildenden Künstlern, begleitendem Musikprogramm und anschaulichen Dokumentationen von Mozarts Aufenthalten und Reisen durch Tirol eröffnet, sie wurde vom Rundfunksender Ö1 zu den besten Ausstellungen im Mozartjahr 1991 gezählt.
„Mozart in Tirol“
(Begleittext zu der Mozart-Ausstellung im Mozart-Jahr 1991 – wiedergegeben mit wenigen kleinen Kürzungen)
von Prof. Dr. Manfred Schneider
„Wolfgang Amadé Mozarts erste Begegnung mit Tirol ereignete sich in den Wintertagen 1769, als er mit seinem Vater zur ersten von drei Reisen nach Italien aufbrach und notwendigerweise das Alpenland durchqueren musste. Ziel der Reise war das „gelobte“ Land der Musik, wo Leopold Mozart sich nicht nur Kompositionsaufträge, sondern möglicherweise sogar eine ehrenvolle Anstellung für seinen begnadeten Sohn erhoffte.
Die Raststationen in Tirol waren demnach kurz bemessen und zumeist der üblichen Reiseroute entsprechend. Im Dezember 1769 traten die Mozarts ihre erste, vom 13. Dezember 1769 bis 28. März 1771 dauernde Reise nach Italien an.
Die erste Übernachtungsstation auf Tiroler Boden war am 14. Dezember Wörgl, nachdem sie mittags in St. Johann gespeist hatten. Am folgenden Tag trafen Wolfgang Amadé und Vater Leopold bereits gegen Abend in Innsbruck ein, nachdem sie mittags in Schwaz eine Rast eingelegt hatten.
Der Mietwagen des fürsterzbischöflichen Vizekapellmeisters Leopold Mozart und seines vor kurzem zum Konzertmeister ernannten 13-jährigen Sohnes, hatte demnach von Salzburg bis Innsbruck zwei Tage benötigt. Die Gäste stiegen im Gasthof „Weißes Kreuz“ ab, dessen Besitzer Jakob Philipp Pichler ein angesehener Mann und Bürgermeister der Stadt Innsbruck war.
Ein Empfehlungsschreiben des Salzburger Domherrn Ignaz von Spaur (1724-1779), eines Bruders des angesehenen, in Innsbruck residierenden Reichsgrafen Johann Nepomuk Graf Spaur (1724-1793), öffnete den Mozarts den Zugang zum Innsbrucker Adel. Der Empfang war jedenfalls sehr herzlich, und schon am folgenden Tag debütierte der junge Mozart in einem Konzert, das im Palais des Grafen Leopold Franz Reichsgraf Künigl (1726-1813) stattfand. Diese Form eines kleinen „Hauskonzerts“ bzw. einer „Akademie“ in einem Adelshaus war das Höchste, was Innsbruck damals als Konzertveranstaltung anbieten konnte. Wenn davon die Rede ist, Wolfgang habe „ein sehr schönes conzert prima vista gespielt“, so bezieht sich dies auf ein Klavierkonzert, das, wie damals üblich, von einem kleinen Ensemble begleitet wurde. Die Musiker rekrutierten sich aus der Dienerschaft des Hauses, vielleicht ergänzt durch Dilettanten oder Berufsmusiker, die an Kirchenchören angestellt waren. Wolfgang Amadé vermerkte in seinen Reiseaufzeichnungen einige Personen, die er in Innsbruck kennengelernt hatte, die in den Briefen des Vaters nicht vorkommen:
Herrn Haindl Violinist [Franz Sebastian Haindl (1727-1812)],
Herrn Falk Organist [Georg Paul Falk (1713-1778)],
seine Frau und sein Sohn [Josef Benedikt Falk (1757-1828)],
Herrn Schauer, Waldhornist beym Regiment Bigazzi
[Franz Josef Schauer (1720-1790)].
Vermutlich haben alle drei Musiker beim Konzert Mozarts in Innsbruck mitgewirkt. Dieses Privatkonzert ist die einzige musikalische Vorstellung des Wunderkinds Mozart in Innsbruck geblieben. […]
Am Dienstag, den 19. Dezember 1769, setzen Vater und Sohn Mozart nachmittags die Reise nach Italien fort; sie sollte zu einem Triumphzug Wolfgangs werden. Ehrungen und Auszeichnungen erwarteten den jungen Künstler, in Rom die päpstliche Ernennung zum „Ritter vom goldenen Sporn“, in Bologna die Aufnahme in die berühmte „Accademia Filarmonica“, in Verona die Ernennung zum Ehrenkapellmeister der Philharmonischen Akademie.
Am Abend des 21. Dezember 1769 langten die Mozarts glücklich in Bozen an, nachdem sie in Steinach und Brixen genächtigt hatten. Sie nahmen Quartier im Gasthof „Zur Sonne“, einer renommierten Herberge, in der später auch Johann Wolfgang von Goethe und Johann Gottfried Herder abstiegen.
Wie in Innsbruck suchte Vater Leopold den Kontakt zu führenden Kreisen der Stadt, doch blieb in Bozen der Aufenthalt kurz.
Die Weihnachtszeit verbrachten die Mozarts im gastlichen Rovereto, wo sie am Heiligen Abend ankamen und im Gasthof „Zur Rose“ (heute nicht mehr existent) am „Corso San Rocco“ Aufenthalt nahmen.
Am Weihnachtsfeiertag waren sie beim Kreishauptmann Nicol Cristani di Rallo (1731-1776) zum festlichen Mittagessen geladen. Die Tischgesellschaft erweiterte sich im Lauf des Nachmittags auf etwa zwanzig Personen, unter ihnen der Bürgermeister Baron Gianbattista Todeschi (1730-1799), Baron Gian Giulio Pizzini (1719-1779) und „Doktor Bridi“, wie Leopold Mozart in seiner Aufzählung der Gäste vermerkt.
Im Palazzo Todeschi, dem Haus des Bürgermeisters in der Via Mercerie 14, gaben Vater und Sohn Mozart ein Konzert; zur Erinnerung wurde 1931 an der Eingangsseite des Palazzo eine Gedenktafel angebracht. Der Seidenfabrikant Baron Pizzini bot dann während der zweiten und dritten Italienreise Gastfreundschaft in Ala. Ein weiteres Konzert spielte Wolfgang am Stephanitag auf der Orgel der Hauptkirche Roveretos, und obwohl nur 6 bis 8 Hauptpersonen gewust haben, dass wir dahin kommen werden, so fanden wir doch ganz Roveredo in der Kirche versammelt, und musten eigens Starke kerl voraus gehen, um uns den Weg auf das Chor zu bahnen: wo wir dann eine halbe viertlstunde zu thun hatten, um an die Orgel zu kommen, weil ieder der nächste seyn wollte: wir waren 4 Tag in Roveredo.
Auch nachdem die Mozarts das Land Tirol verlassen hatten, blieben sie mit ihm durch Persönlichkeiten aufs engste verbunden. Wichtigster Schutzpatron auf ihrer Weiterreise wurde Karl Leopold Graf Firmian. Graf Firmian, einem alten Tiroler Adelsgeschlecht entstammend, war zu dieser Zeit Generalgouverneur der Lombardei.
Am 7. Februar 1770 speisten Vater und Sohn Mozart bei ihm in seiner Mailänder Residenz. Am 18. Februar 1770 spielte Wolfgang Amadé Mozart wieder beim Grafen Firmian in Gegenwart des Herzogs Ercole IV Rainaldo d‘Este von Modena und dessen Tochter Ricciarda.
Zu einem besonderen Ereignis gestaltete sich Wolfgang Amadés Auftritt anlässlich einer Soirée des Grafen Firmian, zu der 150 Gäste aus dem Hochadel geladen waren. Vier neue Sopranarien Mozarts nach Texten von Metastasio (u.a. KV 77, 88) werden vorgetragen. Graf Firmian erteilt Mozart den Auftrag zur Komposition des Dramma per musica: Mitridate Rè di Ponto KV 87. Die Uraufführung erfolgt noch im selben Jahr in Mailand, am 26. Dezember 1770. Leopold Mozarts letzter Brief von der ersten italienischen Reise ist datiert mit Innsbruck, 25. März 1771.
Schon wenige Monate später brechen die Mozarts zu ihrer zweiten Italienreise auf. Über den Verlauf der Reise durch Tirol berichtet Leopold Mozart in einem Brief aus Verona vom 18. August 1771 an seine in Salzburg zurückgebliebene Frau: Meinen kleinen Brief aus Botzen wirst du richtig empfangen haben. Nun will ich dir ausführlicher schreiben, der erste tag unserer Abreise [13. August 1771] war ein artiges Mischmasch. Im Kalter lassen wir stehendes fusses ein paar Stückl Dällerfleisch unter der Zeit, als der Postillon den Pferden ein wenig Heu gab, und tranken ein mass recht guten Merzen-biers dazu. In Waidring assen wir eine Suppe und tranken ein gar nicht übles St: Johanser-bier dazu. In St: Johanns assen wir zu nacht, und den 14. [August 1771] speisten wir auf der Post zu Kundl und nachts in Innsprugg.
Den 15. mittags in Steinach, nachts in Brixen, den 16. mittags in Botzen, nachts in Trient. Den 17. um 9 uhr Vormittag langten wir in Roveredo an, in der Meinung nachts in Verona zu seyn und die zwei H[erren] Piccini in alla [Ala] auf Mittag zu überfallen. Wir wu[e]rden auch richtig um die Mittags Stunde alda eingetroffen seyn, wenn wir uns nicht erstens bei H[errn] Baron Pizzini in Roveredo /:da auch gleich H[err] Dr. Bridi kam:/ zu lange verweilt und erst um halbe 11 uhr abgereist, und dann auf dem Weeg nicht so viele Hindernisse gehabt hätten: da uns H[err] Lolli der berühmte Violinspieler entgegen kam, und folglich die Postillion die Pferde abwechselten, und überdaß die baurenfuhren und manche hindernisse in engen weegen verursachten. Wir langten demnach erst gegen 1 uhr nach Mittags bey den 2 H[erren] Piccini in Alla an; und ich entschloss mich, schon ehe ich dahin kam, dort zu verbleiben, weil ich es nicht wagen wollte, nach Verona zu gehen, indem sie alda um ave maria Zeit die thore sperren, überdaß die Hitze sehr groß war, und wir in unsern Reisekleidern heut bequemlicher in Alla als in Verona in die Kirche gehen kunnten. In alla unterhielten wir uns mit Musik, oder wir unterhielten vie[l]mehr sie […].
Wir haben ihm viel obligation, also viel zu verdanken, schreibt Leopold Mozart im selben
Brief über Karl Josef Graf Firmian, den aus tirolischem Adel stammenden und in Mailand
residierenden Gouverneur der Lombardei. Wie bei der ersten Italienreise ist dieser großherzige und kunstliebende Edelmann der große Förderer der Mozarts.
Vater Leopold und Sohn Wolfgang kommen am Abend des 21. August 1771 in Mailand an. Das Hauptinteresse gilt der Auftragsoper „Ascanio in Alba“ KV 111, deren Uraufführung am 17. Oktober in Szene geht. Am 8. November 1771 sind die Mozarts zusammen mit weiteren berühmten Komponisten wie Johann Adolf Hasse und Josef Myslive beim Grafen Firmian zu Tisch geladen.
Nach den Mailänder Erfolgen brechen Vater und Sohn Mozart zu ihrer Rückreise auf und erreichen am 15. Dezember 1771 ihre Heimatstadt Salzburg. Tiroler Übernachtungsstationen waren Ala, Trient, Brixen, Innsbruck.
Aus Brixen berichtet Leopold Mozart seiner Frau in einem Brief vom 11. Dezember 1771: Wir werden erst am Montage eintreffen, weil S[eine] E[minenz] graf [Leopold Maria Josef] Spaur, der uns hier aufhält und euch 1000 Comp[limente] schicket, es nicht anders geschehen lässt.
Die dritte und letzte Italienreise der Mozarts dauerte vom 24. Oktober 1772 bis zum 13. März 1773. Abermals und letztmalig mussten sie das Passland Tirol durchreisen, sie taten es wiederum eilig, um erneut ihr Ziel Mailand zu erreichen. Der einzige kleine Umweg führte von Innsbruck aus ins Königliche Damenstift nach Hall. Darüber schreibt Vater Leopold am 28. Oktober 1772 aus Bozen seiner Frau nach Salzburg:
Sind wir nicht schon erstaunlich weit gereiset, da wir in botzen sind. Den ersten tag sind wir vor 8 uhr in St: Johanns angelangt. Da aber den Sontag darauf keine frühere Messe als das frühammt um 6 uhr war, so kamen wir erst um 7 uhr weg, folglich langten wir erst gegen 19 uhr in Insprugg an. Den Montag blieben wir in Insprugg, und wir fuhren nach Hall Nachmittag spazieren, um das könig[liche] Stift zu sehen, wo uns die frl: schwester der Oberhofmeisterin gra[e]fin Lodron überal herumführte. Der Wolg[ang] spielte in der Kirche die orgel. Den 27 sind wir in Brixen gekommen, und heute um 12 uhr Mittags sind wir hier angelangt. Wir sind hier geblieben, weil wir in der späthesten Nacht bey dem erstaunlichsten Regenwetter, so eben um Mittag angefangen, würden nach Trient gekommen seyn, unterwegs aber kein bequemes anderes Nachtquartier wäre. Morgen um 5 uhr frühe werden wir mit Gottes hilfe nach Trient reisen. In dem traurigen Botzen haben wir den H[errn] F[rater] Vincenz Ranftl im Dominicaner Closter heimgesucht. Er empf[i]ehlt sich ganz Salzb: und befindet sich sehr wohl […] Der Wofg[ang] befindet sich auch wohl; er schreibt eben für die lange Weile ein quadro. Er empfiehlt sich allen.
Und Wolfgang Amadé Mozart fügt in einer Nachschrift an seine Schwester Nannerl hinzu: Nun sind wir schon zu botzen. schon? erst! Mich hungert, mich durst, mich schläffert, ich bin faul, ich bin aber gesund. Zu Hall haben wir dass stift gesehen, ich habe dort auf der orgel gespielt […] lebe wohl. Schreibe mir was neues, botzen dieß Sauloch.
Die weiteren Tiroler Raststationen auf der Reise nach Mailand waren wie üblich Trient und Rovereto, wo die Mozarts am 29. Oktober 1772 übernachteten, sowie Ala, von wo sie am 1. November 1772 nach Verona weiterreisten und schließlich am 4. November an ihrem eigentlichen Ziel anlangten. Unter den neuen Mailänder Bekanntschaften wird besonders die Begegnung mit dem Tiroler Historien- und Porträtmaler Martin Knoller (1725-1804) bedeutsam.
Knoller, der gewissermaßen als Hofmaler beim Grafen Firmian tätig war und bis zu dessen Tod 1782 in Mailand lebte, hat wohl das ergreifendste und am meisten naturalistische Abbild Mozarts geschaffen. Die Miniatur aus Elfenbein zeigt den damals 16-jährigen Wolfgang nicht in der Lieblichkeit anderer Darstellungen, sondern in unglaublicher Realistik, als blassen, mageren, bereits gealterten Jüngling, dem man die allseitigen Strapazen ansieht. Diese überaus eindrucksvolle und berührende Miniatur war vermutlich in Besitz von Wolfgang Amadés Schwester Nannerl, denn am 2. Juli 1819 notierte sie auf die Rückseite dieses Porträts, dass es Wolfgang zur Zeit seiner dritten Italienreise darstelle. Da ihr Bruder von einer sehr schweren Krankheit aufgestanden sei, sehe er auf dem Bild kränklich und sehr gelb aus. Mozarts Unwohlsein mag auch die Ursache gewesen sein, dass die Instrumentalproben zur Aufführung seiner dritten Mailänder Auftragsoper „Lucio Silla“ KV 135 erst am 19. Dezember 1772 begannen. Die Uraufführung folgte dann rasch, wie üblich wenige Tage später am 26. Dezember. An den Abenden des 21., 22. und 23. Dezember 1772 waren die Mozarts in das Haus ihres Tiroler Gönners Karl Josef Graf Firmian geladen, und Wolfgang spielte allabendlich im Firmian‘schen Palazzo.
Nachdem die Mozarts den eigentlichen Zweck ihrer Reise erfüllt hatten, kehrten sie im März 1773 zurück nach Salzburg. Ihre letzten Tiroler Aufenthalte waren Übernachtungen am 11. März in Brixen und wohl am 12. März in Innsbruck. Danach haben Vater und Sohn Mozart Tirol nie mehr gesehen.
Mozarts Geist blieb jedoch lebendig.“