„Ich rede deutsch, ich denke deutsch, ich träume deutsch. Ich habe einen italienischen Paß, aber fühle mich nicht als Italienerin. Und das wird immer so bleiben.“
(Verena Duregger, freie Journalistin, Autorin und Moderatorin, bei der Vorstellung ihres Buches „Die Pusterer Buben“ am 15. Mai 2014 in der Athesia-Buchhandlung von Bruneck.)
„Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache. Die Entfremdung vom Heimischen geht immer durch die Sprache am schnellsten und leichtesten, wenn auch am leisesten vor sich.“
(Wilhelm von Humboldt (1767 – 1835)
Es ging immer um die sprachlich-kulturelle Auslöschung der deutschen Volksgruppen
Entnationalisierungsmaßnahmen vor und während des Faschismus
Die Entnationalisierungspolitik Roms hatte bereits unmittelbar nach der Inbesitznahme Südtirols Ende 1918 einzusetzen begonnen. Es galt, eine Einheitsnation in einem Einheitsstaat zu etablieren. Hier wurde eine wesentliche Zielsetzung des Faschismus vorweggenommen.
Im Rom wusste man, dass man jene Jahrgänge, die im Weltkrieg die Grenzen des Landes verteidigt hatten, kaum zu nationalistisch begeisterten Italienern umformen konnte. Das Konzept lautete daher, die deutsche und die ladinische Jugend italienischsprachig zu erziehen.
Die Muttersprache ist nämlich viel mehr als nur ein Mittel zur Verständigung: sie ist das Abbild der Seele, der Ausdruck des Geistes, die Grundlage jeder menschlichen Kultur und des Wesens der Völker! Verliert ein Mensch oder ein Volk die Muttersprache, werden das „Ich“ und „Wir“ verloren!
Dr. Johann Lauber, Leiter des „Institutes für Integrative Gestalttherapie“ in Wien, erklärte dazu in einem ORF-Interview:
„Gut verwurzelt in der eigenen familiären und ethnischen Herkunft zu sein, gibt uns Menschen Halt. Wenn diese Verbindungen gestört oder unterbrochen sind, macht uns das in der Regel schwach. Ängste oder Depressionen sind dann häufig anzutreffen“.
Noch vor der Machtergreifung des Faschismus wurden von den königlich-militärischen Behörden bereits deutsche Schulen in italienische Schulen mit italienischer Unterrichtssprache umgewandelt. Deutsche Priester, die sich dagegen stellten, wurden behördlich verfolgt.
In der Zeit des Faschismus wurden die deutschen Volksschulen ebenso wie die Kindergärten und Kinderhorte in italienische Einrichtungen umgewandelt. Es war das Verdienst des deutschen Klerus, den geheimen „Katakomben-Unterricht“ unterstützt und selbst in den Pfarrhöfen geheimen deutschen Schulunterricht durchgeführt zu haben. Sie haben maßgeblich den kulturellen Volksmord – den Ethnozid – verhindert.
Priester wurden deshalb überfallen, von Faschisten schwer misshandelt und von den italienischen Behörden mit Ketten gefesselt in die Verbannung geschickt.
Von 1945 bis heute: Die Wahrung des faschistischen Erbes
Die Betonung der „Italianität“ Südtirols wird nach wie vor von weiten Kreisen der italienischen Bevölkerung begrüßt. Nur so ist es zu erklären, dass bis heute die faschistischen Denkmäler in Südtirol sorgsam vom Staat erhalten und gepflegt werden und als Kulisse für nationalistische Kundgebungen dienen können.
Von 1945 bis heute: Angriffe auf die deutsche Sprache und Kultur
- „Siamo in Italia!“: Diesen rassistisch angehauchten Satz hören die Südtiroler jeden Tag. Jeden Tag wird ihre kulturelle Identität und ihr Menschenrecht auf Verwendung der Muttersprache mit offen gezeigter Ablehnung staatlicher Stellen in Frage gestellt.
- Die mehrheitlich von dem Faschisten Tolomei erfundenen italienischen Ortsnamen sind bis heute die amtlichen Namen, die deutschen Bezeichnungen sind nur geduldet.
- 1993 war die Gleichstellung der deutschen mit der italienischen Sprache bei Gericht in Kraft getreten. 2005 wurde diese Regelung durch eine Beschränkung der Übersetzungen bei zweisprachigen Prozessen wieder ausgehöhlt.
- Den Südtirolern steht gesetzlich der Gebrauch ihrer Muttersprache im Verkehr mit den Behörden zu. 2005 berichtete jedoch die Austria Presse Agentur APA, dass die italienische Polizei einen Südtiroler bedroht bzw. eingeschüchtert habe, weil er mit ihnen deutsch und nicht italienisch gesprochen habe. Die Staatspolizei habe dabei geltendes Recht nicht nur missachtet, sondern auch dessen Existenz abgestritten. (APA0543 5 AA 0210)
- *Ebenfalls 2005 untersagte Rom dem Land Südtirol die Verwendung einsprachiger Werbung. (APA0607 5 AA 0127 WA)
- 2008 wurde die gerichtliche Anzeige eines Südtirolers gegen die Missachtung der Doppelsprachigkeit durch die italienische Post durch die Bozner Staatsanwaltschaft zurückgewiesen.
- 2009 teilte der Südtiroler Landtagsabgeordnete Sven Knoll der Öffentlichkeit mit, dass Jugendlichen in der Carabinierikaserne in Meran einer „Sonderbehandlung“ unterzogen und mit Gummiknüppeln geprügelt worden seien, nachdem sie gesetzeskonform verlangt hatten, dass die Amtshandlung in deutscher Sprache geführt werde. Einem Jugendlichen sei durch Schläge ins Gesicht die Nase gebrochen worden. (Pressekonferenz in Bozen am 24. Juni 2009)
- 2009 hielt Südtirols Landeshauptmann Durnwalder auf einer UNESCO-Veranstaltung in Auronzo seine Begrüßungsworte auch auf Deutsch. Italienische Zuhörer pfiffen ihn aus und der für Italien zuständige Kommissionspräsident der Unesco, Giovanni Puglisi, verglich in einem Interview im Bozner „Corriere dell‘ Alto Adige“ den Landeschef sogar mit dem lybischen Diktator Gaddafi. (APA0220 5 AA 0264 KA)
- Das Musikstück „Dem Land Tirol die Treue“ ist allgemein bekannt. Als in Lana Schüler Poloshirts mit dieser Aufschrift samt gesticktem Tiroler Adler trugen, mussten sie auf Weisung der Lehrer die Kleider wechseln.
*2016 gab der SVP-Parlamentarier Hans Berger nach einem Treffen mit dem italienischen Staatspräsidenten gegenüber italienischen Journalisten eine Erklärung ab, in welcher er als Vertreter der deutschen Volksgruppe auch einige Sätze auf Deutsch sagte. Der italienische Radiomoderator Giuseppe Cruciani erklärte daraufhin am 14. Dezember 2016 im Rundfunksender „RADIO 24“: „Parla in te-des-co! Davanti alle telecamere. Parla in tedesco, sono diventato pazzo. Ma come in tedesco? Beh sì, perché dice… si rivolge alla minoranza. No! Esci dal quirinale, parli davanti agli italiani. Poi a casa tua, a Bolzano parli in quella minchia di tedesco di merda. Ma non puoi, cioè… non puoi parlare in tedesco davanti al quirinale. Parli in i-ta-lia-no, non in tedesco. Queste cose mi fanno impazzire.“
Auf Deutsch: „Er spricht Deutsch! Vor den Fernsehkameras. Er spricht Deutsch, ich werde verrückt. Aber warum Deutsch? Ja, er sagt… er wendet sich an die Minderheit. Nein! Verlass den Quirinals-Palast, du sprichst zu den Italienern. Dann, bei dir zu Hause, in Bozen, kannst du dein Scheißdreck von Deutsch sprechen. Aber du darfst nicht, … du darfst nicht Deutsch im Quirinals-Palast reden. Sprich in I-ta-lie-nisch, nicht in Deutsch. Diese Dinge bringen mich zum Durchdrehen.“
*Am 16. September 2021 stellte die „Süd-Tiroler Freiheit“ im Südtiroler Landtag den Antrag, dass die italienische Bezeichnung „Südtirolo“ amtlich anerkannt werde und damit auch neben der vom Faschismus verordneten Bezeichnung „Alto Adige“ verwendet werden könne. Der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP) lehnte dies ab und die SVP stimmte daher im Landtag zusammen mit italienischen Abgeordneten dagegen.
Dies sind zur Illustration des Geschehens nur einige Beispiele aus einer Flut von Begebenheiten
Eine Rom-hörige politische Führung begünstigt den italienischen Kulturkampf gegen Südtirol
Kein Aktionen für die Wiederherstellung der ausgehöhlten Autonomie
Bereits vor zwei Jahren hat der Jurist Matthias Haller aus Sterzing in seiner Doktorarbeit „Südtiroler Minderheitenschutzsystem“ aufgezeigt, dass Südtirol, bedingt durch staatliche Autonomie-Aushöhlungen, bei rund der Hälfte aller Kompetenzbereiche heute nicht mehr das Niveau von 1992 erreiche. 2022 wurde ihm dafür der „Silvius-Magnago-Preis“ der gleichnamigen Akademie verliehen. („Dolomiten“ vom 15. April 2022)
Man hätte nun annehmen müssen, dass der SVP-Landeshauptmann Arno Kompatscher eine Studienkommission zur Untersuchung dieses Sachverhaltes einsetzen würde, die den Auftrag hätte, die Gewichtung der Mängel zu beurteilen und Vorschläge für die Wiederherstellung der beschädigten Kompetenzbereiche zu machen. Nichts dergleichen geschah!
Stattdessen schwangen LH Arno Kompatscher (SVP), der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und der italienische Außenminister Luigi di Maio auf einer offizielle Jubelveranstaltung unter dem Titel „30 Jahre Streitbeilegung vor den Vereinten Nationen – Südtirols Autonomie als gemeinsame Verantwortung“ salbungsvolle Reden. LH Kompatscher erklärte Südtirol-Autonomie zu einem „Vorzeigemodell“ und forderte gleichzeitig in seltsamem Widerspruch dazu, dass man die verloren gegangenen Kompetenzen wieder herstellen müsse.
In Wahrheit hat Arno Kompatscher im Einklang mit den Wünschen Roms dazu beigetragen, Reformbestrebungen für die Autonomie zu Grabe zu tragen. Ein auf Betreiben von Kompatscher 2016 eingesetzter Autonomiekonvent, dem Fachleute aller Richtungen angehörten, hatte in zahlreichen Sitzungen Vorschläge für die Wiederherstellung und Sicherung er Autonomie erarbeitet und der Landesregierung übermittelt. Alle diese Vorschläge verschwanden auf Nimmerwiedersehen in der Versenkung.
Kompatscher ist ein Gegner der Forderung nach Doppelstaatsbürgerschaft für die Südtiroler.
Kompatscher unternimmt nichts gegen die andauernde Überflutung des Landes durch Asyltouristen, die nach Erlernen der italienischen Sprache und Erhalt der italienischen Staatsbürgerschaft der italienischen Sprachgruppe zugezählt werden und damit das alte römische Ziel unterstützen, die Südtiroler in ihrem eigenen Land zur Minderheit zu machen.
Doch was kann man von so einem Mann erwarten?
In der „TAGESZEITUNG Online“ vom 11. Juni 2014 erklärte Kompatscher auf die Frage, ob er für die deutsche Fußballnationalmannschaft sei: „Ich bin seit jeher Fan der italienischen Nationalmannschaft und drücke ihr … die Daumen.“
Der Rom ergebene Arno Kompatscher hat in einer jüdischen Zeitschrift erklärt: „Mein Geschichtsprofessor im Bozner Realgymnasium, der Historiker Leopold Steurer, ist heute noch mein Mentor und Freund.“ („David-Jüdische Kulturzeitschrift“, Ebenfurth/Österreich, Ausgabe 18, Heft 12803/2021)
Dieser „Mentor und Freund“, der Historiker Leopold Steurer, führt sich ständig als Ankläger gegenüber seinen Landsleuten auf. Überall ortet er Reste „nazistischer“ Gesinnung und prangert diese an.
Steurer war als Lehrer unter seinen Schülern bereits als der „rote Poldi“ bekannt. Er war ein politischer Freund des linksextremen Alexander Langer, der sich in der noch links von dem „Partito Comunista Italiano“ (PCI) stehenden linksextremen Bewegung „Lotta Continua per il Comunismo“ – „Fortwährender Kampf für den Kommunismus“ – betätigte.
In einem Interview mit dem Südtiroler Wochenmagazin „FF“ vom 25. Jänner 2001 erklärte Steurer seine damalige eigene Gesinnung. Er gab seiner Bewunderung für Rotchina und den Massenmörder Mao Ausdruck : „… da strahlte schon eine gewisse Faszination aus … Die Intellektuellen waren die Verräter, nicht aber die Arbeiter und Bauern, und bei uns haben sich die Intellektuellen als Proletarier gefühlt und auch so gekleidet. Deshalb gab es mit China keinen Widerspruch.“
In der Folge wurde der „rote Poldi“ grün und kandidierte auch bei Wahlen erfolglos auf grünen Listenplätzen. An seiner politischen Einstellung dürfte sich nicht viel geändert haben. Die kommunistische Senatorin Lidia Menapace von der Partei „Rifondazione Comunista“ („Kommunistische Wiedergründung“) sah sich dazu bewogen, in einer Steurer-Geburtstags-Festschrift einen Beitrag zu veröffentlichen, in welchem sie die „tiefe Freundschaft“ zu „Poldi“ hervorhebt, dem sie alles Gute wünscht und den sie fallweise trifft, um mit ihm an einem „Kampf“ teilzunehmen. (Christoph von Hartungen, Hans Heiss, Günther Pallaver, Carlo Romeo, Martha Verdorfer (Hrsg.): „Demokratie und Erinnerung. Südtirol – Österreich – Italien“, Festschrift für Leopold Steurer zum 60. Geburtstag, Innsbruck-Wien-Bozen 2006, S. S. 236)
Zu dem „roten Poldi“ passt, dass er den Südtiroler Schützenmajor und Freiheitskämpfer Georg Klotz als „Kriminellen“ bezeichnete. (Südtiroler Wochenmagazins „FF“ vom 25. Jänner 2001)
Eine Stimme aus dem Volk
Zu Arno Kompatscher passt, dass er 2022 an dem Gedenkmarsch des Südtiroler Schützenbundes zur Erinnerung an den faschistischen „Marsch auf Bozen“ am 1. Oktober 2022 nicht teilnahm, sondern stattdessen lieber eine Alpini-Versammlung in Bozen besuchte.
Dazu sei eine Stimme aus dem Volk wiedergegeben, die wohl für sehr viele Mitbürger sprach. Ein Leserbriefschreiber brachte am 20.10.2022 in den „Dolomiten“ den Zorn sehr vieler Südtiroler zum Ausdruck: „Es ist immer wieder das gleiche Spiel. Vor 100 Jahren marschierten die Faschisten mit ihren Truppen durch Bozen, besetzten das Rathaus und beendeten die Demokratie. 100 Jahre später marschierten die Alpini am gleichen Wochenende mit Tricolore zum faschistischen Gerichtsplatz und feiern sich und ihre Italianita unter dem Duce-Relief mit Senator Luigi Spagnioli und Landeshauptmann Arno Kompatscher im Tricolore-Meer. Der Historiker Hannes Obermair und der pensionierte Geschichtslehrer Leopold Steurer, deren persönliche Einordnung jedem Südtiroler klar sein dürfte, erkennen hingegen absolut keine Parallelen, sondern unterstellen stattdessen den Schützen, die auf den faschistischen ‚Marsch auf Bozen‘ würdig, historisch korrekt und mahnend erinnert haben, irgendetwas Abstruses. Die Hintergründe sind klar: Irgendwer muss die Bozner Stadtpolitik und den Landeshauptmann decken, die sich lieber in Grün-Weiß-Rot feiern lassen und 100 Jahre nach dem Marsch auf Bozen eine gute Ausrede für ihre fragwürdige ‚Marende‘ bei den Alpini brauchen.“
Die gezielte Umformung der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) unter Kompatscher
Bereits am 24. Mai 2018 hat der ehemalige SVP-Landtagsabgeordnete und Regionalratspräsident Dr. Franz Pahl in dem Internet-Portal „SALTO“ in einem Interview über seine Partei und über Kompatscher gesagt: Es seien „wesentliche Grundsätze der Südtirol-Politik und der Volkstumspolitik längst aufgegeben worden. Diese Entwicklung hat mit dem Amtsantritt von Landeshauptmann Arno Kompatscher begonnen und ist inzwischen unter seiner Führung zum System geworden. …
Ich blicke mit größter Sorge auf die Zukunft des Landes, weil wesentliche Grundlagen der Südtirol-Politik nicht mehr existent sind und sogar ins Gegenteil verdreht wurden. Und das ist die Politik von Landeshauptmann Arno Kompatscher. …
Somit kann ich nur mit großer Sorge auf die Partei und das Land blicken. Denn es geht letztlich um die Existenz der Südtiroler als Deutsche und Ladiner im fremden Staat Italien.“
Das alles ist eine Tragödie! Leider zeichnet sich kurzfristig keine wesentliche Änderung ab. Es ist zu hoffen, dass endlich positive Gegenkräfte auf breiter Ebene in dieser Partei tätig werden.