Ein neues zeitgeschichtliches Werk über Italiens Südtirol-Politik ist erschienen, welches nach Meinung des ehemaligen Landesrats, SVP-Generalsekretärs und Landeskommandanten des Südtiroler Schützenbundes, Dr. Bruno Hosp, als „beispielhafter Beitrag“ zur Landesgeschichte zu bezeichnen ist.
Bereits der 1. Band „Repression“ schilderte ungeschminkt die von gewissen Kreisen oft verschwiegene Wahrheit der italienischen Nachkriegspolitik in Südtirol. Mit dem 2. Band liefert der Autor eine Fülle weiterer Tatsachen.
„Faschismus im scheindemokratischen Mantel“, so beschreibt Dr. Bruno Hosp in seinem Vorwort zum zweiten Band „Repression“ das Schalten und Walter der italienischen Behörden in Südtirol nach 1946.
„Helmut Golowitsch hat sich als Historiker der Darstellung der Südtirolgeschichte der Zeit nach 1945 gewidmet. Unbestechlich, fundiert und beweiskräftig durch die Aufarbeitung auch vieler bis jetzt unbekannter Akten, schildert der Verfasser die administrativen Gewaltakte und die rücksichtslos-repressive Fortdauer der faschistischen Politik in Südtirol nach 1945.“
Die Südtiroler Historikerin Margareth Lun hat zu dieser Neuerscheinung nachstehende Rezension verfasst:
Von allen, die den Vorgängerband mit dem Titel „Wie Südtirol 1945/1946 unter das italienische Joch gezwungen wurde“ gelesen haben, hart erwartet, ist nun auch der 2. Band, „Repression − 1946 bis 1961: Die Fortführung der Zwangsherrschaft in Südtirol“ erschienen. Auch diese im Neumarkter Verlag Effekt!Buch herausgegebene, reich bebilderte Publikation besticht nicht nur durch ihre hochwertige Aufmachung, sondern vor allem durch ihren spektakulären Inhalt.
Neue Erkenntnisse, ungeschönte Fakten
Noch nie ist in der Südtiroler Geschichtsschreibung ein Werk herausgekommen, das dermaßen detailliert die große Fülle von beeindruckenden, nicht selten erschütternden Ereignissen der unmittelbaren Nachkriegszeit aufzeigt. Vielen gut informierten Zeithistorikern und den nicht-akademischen Geschichtsforschern war bisher nicht bewusst, welche dramatischen Ereignisse sich hierzulande nach dem Einmarsch der Alliierten, vor allem aber nach der erneuten Machtübernahme durch die offiziellen Vertreter des italienischen Staates in Südtirol zugetragen haben.
Der promovierte Publizist Dr. Helmut Golowitsch hat auch für diesen Band im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck, im Südtiroler Landesarchiv in Bozen, im Österreichischen Staatsarchiv in Wien sowie in privaten Sammlungen minutiös recherchiert und dabei Dinge zutage gefördert, die bisher vollkommen unbekannt waren. Mit glasklaren Analysen zeigt er auf, mit welchen Gesetzen und Maßnahmen die italienische Politik sogar noch in den 40er- bis 60er Jahren Südtirol als faschistisches Bollwerk forcierte, wie wieder gezielt ehemals hochrangige Faschisten in Schlüsselstellen gehievt wurden, welche Rolle das Grenzzonenamt spielte und wie das Instrument der Bodenenteignung eingesetzt wurde.
Sprachlos machen den Leser sicher die Darstellungen, die aufzeigen, dass die deutschen und ladinischen Südtiroler keine Rechtssicherheit hatten und sowohl bei Demütigung als auch in (lebens-)bedrohlichen Situationen auf sich allein gestellt waren. Diese bislang unbekannten Berichte wurden von Pfarrämtern und SVP-Ortsgruppen gesammelt, protokolliert und zum Teil auf abenteuerlichen Wegen über die Berge nach Nordtirol gebracht. Sie schildern unter anderem detailliert, wie es auch in den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende zu Plünderungen, Raubüberfällen und sogar Mordtaten durch „Nachkriegspartisanen“ kam. Einen guten Überblick dazu bietet u.a. die im Anhang angebrachte, ausklappbare Karte mit den „Denkwürdigen Ereignissen in Südtirol“.
Nicht weniger aufschlussreich ist, wie durch Originalquellen belegt wird, welch zögerliche, ja zum Teil mutlose, ängstliche und unentschlossene Haltung die politische Führung in Südtirol an den Tag legte, während sich der Klerus eindeutig auf die Seite des Volkes stellte.
Auch in bisher bereits von einigen Historikern untersuchten Thematiken, wie etwa die Staatsbürgerschaftsfrage der Rückoptanten, die Ladiner-Frage u.a.m. bietet Golowitsch aufgrund seiner Aktenforschung neue Erkenntnisse.
Helmut Golowitsch ist einer, der genau recherchiert, der es sich zu eigen gemacht hat, der Sache auf den Grund zu gehen, und der nichts Unangenehmes weglässt, sondern auch in seiner Diktion klar Stellung bezieht.
Er hat es nicht nötig, diplomatisch zu schreiben, Rücksichten zu nehmen und irgendwelche Positionen von österreichischer, italienischer oder Südtiroler Politik, von Institutionen und Kirche zu verteidigen. Er verhilft vielmehr jenen zu ihrem Recht, deren Tatsachenberichte aus politischem Kalkül vor Jahrzehnten in irgendwelchen Schubladen verschwunden sind, und sieht es als seine Mission, Licht in zwei Jahrzehnte zu bringen, die, wie er klar beweist, bisher in der Fachliteratur zu wenig untersucht und nur oberflächlich aufgearbeitet wurden.
Helmut Golowitsch, Repression − 1946 bis 1961
Die Fortführung der Zwangsherrschaft in Südtirol
Effekt!Buch Verlag, Neumarkt, 2001, 584 Seiten. ISBN: 978-88-97053-83-5, 28,90 €. Erhältlich im guten Buchhandel oder online hier >>>