Bild: Agenturfoto mit Model nachgestellt
In einer Presseaussendung hat der Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB), Roland Lang, auf Fehlleistungen der Geschichtsbetrachtung in Kalendern für 2022 hingewiesen:
25. April auch dieses Jahr kein Tag der Befreiung – Der Markustag wird auch heuer zu politischer Heuchelei missbraucht werden
„In den meisten Kalendern für das Jahr 2022, die seit heute verwendet werden, wird der 25. April als Staatsfeiertag angeführt. Gefeiert wird der sogenannte Tag der Befreiung vom Nazifaschismus. Zu feiern gibt es jedoch sehr wenig, wenn gar nichts, denn der Faschismus feiert in Italien und besonders in Südtirol fröhliche Urstände“, so SHB-Obmann Roland Lang.
„Im Landtag und im Regionalrat und im italienischen Parlament sitzen bekennende Neofaschisten … Nach dem Zweiten Weltkrieg hat es in Italien nie eine Entfaschistisierung gegeben. Bis heute werden der faschistische Diktator Benito Mussolini und sein Terrorregime verharmlost und verehrt. Führende Politiker, wie der ehemalige EU-Parlamentspräsident Tajani oder der Ex- Ministerpräsident Silvio Berlusconi sind mit Aussagen aufgefallen wie: ‚Mussolini ist der Mann des Jahrhunderts‘, oder ‚Mussolini hat seine Gegner nur in den Urlaub geschickt’“.
Es zeuge von großer Unkenntnis der Geschichte, wenn zum Beispiel der vom ÖVP-Bauernbund herausgegebene „Tiroler Bauernkalender 2022“ zwar auf Seite 1 aus der Präambel der Tiroler Landesregierung, die „geistige und kulturelle Einheit des ganzen Landes und die Würde des Menschen“ als die geistigen, politischen und sozialen Grundlagen des Landes Tirol zitiere, jedoch dann den 25. April als „Tag der Befreiung“ unter den Feiertagen in Südtirol anführe.
Roland Lang dazu: „Der Tag der Befreiung vom Faschismus ist in Italien, aber zuvorderst in Südtirol, in einen Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus uminterpretiert worden, damit sich die Italiener nicht mit der eigenen faschistischen Vergangenheit auseinandersetzen müssen
Wenn Kalender den 25. April als Tag der Befreiung ankündigen und dann bestimmte Politiker Kränze niederlegen, ist das eine Mischung aus Unverfrorenheit und Unwissenheit der Geschichte, denn wer selbst nichts gegen den Faschismus tut und seinen Ungeist in Südtirol duldet, trägt zu dessen Verharmlosung bei und verhöhnt damit letztlich die Opfer von Faschismus und Nationalsozialismus.“
So weit die Presseerklärung des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB).
Nachstehend eine Erläuterung, wie es zu dem italienischen „Nationalfeiertag“ kam:
Ein „antinazistischer“ Nationalfeiertag und die Refaschistisierung Italiens
Anfang April 1945 stand die NS-Herrschaft in Europa vor dem Zusammenbruch. Am 5. April 1945 führte eine Generaloffensive der Alliierten zum Zusammenbruch der deutschen Front in Italien und die Reste des deutschen Heeres, soweit sie nicht in Gefangenschaft geraten waren, flohen zügellos nach Norden, der deutschen Heimat zu.
In dieser Situation des totalen Chaos rief das in Mailand beheimatete „Comitato di Liberazione Nazionale Alta Italia (CLNAI)“ – das „Nationale Befreiungskomitee für Oberitalien“ – zum großen Volksaufstand gegen eine nicht mehr vorhandene Feindmacht auf.
Nun schossen sogenannte „Nachkriegspartisanen“ wie die Primeln aus dem Boden, fielen nach Südtirol ein, plünderten und mordeten unter der Zivilbevölkerung. Unter diesen „Partisanen“ befanden sich auch zahlreiche Ex-Faschisten, die sich nun als Antifaschisten gebärdeten.
Ein Jahr später erklärte der italienische König Umberto per Gesetzesdekret den 25. April 1946 zum italienischen Nationalfeiertag.
Den Vorschlag dazu hatte der christdemokratische Ministerpräsident Alcide Degasperi eingebracht, welcher seinerzeit durch sein eigenes und das Abstimmungsverhalten seiner Partei die Machtergreifung Mussolinis ermöglicht hatte und unter dessen Regierung Italien eine Refaschistisierung erlebte. Bald fanden sich zahlreiche Faschisten in hohen und höchsten Staatsstellungen wieder.
Ab jetzt wurde nur noch alljährlich in theatralischen Feiern vor dem faschistischen „Siegesdenkmal“ in Bozen der Mythos der Befreiung von der Nazi-Herrschaft gepflegt, der Faschismus war kaum mehr ein Thema und wurde verharmlost.
Es gibt Gott sei Dank Kalender ganz anderer Art
Vor allem die von Südtiroler Schützen herausgegebenen Kalender bieten wertvolle Beiträge. Besonders zu erwähnen ist hier ein von dem Schützenbezirk Brixen im Gedenken an die Machtergreifung der Faschisten vor 100 Jahren herausgegebener Kalender ganz besonderer Art, welcher auf 365 Kalenderblättern reich bebildert tiefe Einblicke in die eigene Landesgeschichte, Kultur und Brauchtum gibt.
Der Kalender kostet EURO 10.-
(Bei Abnahme von 5 Stück EURO 8.-/Stk.)Bestellungen an: kaser.josef@virgilio.it Tel.: 0039 348 094 7500
oder bei den Schützenkompanien des Bezirkes Brixen und in allen guten Buchhandlungen.
Der Kalender wurde Ende des vergangenen Jahres von dem Bezirkskulturreferenten Ehrenmajor Josef Kaser in Beisein der Mitautoren der Öffentlichkeit vorgestellt, worüber die Tageszeitung „Dolomiten“ ausführlich berichtete.