Der Wahlverlierer Arno Kompatscher wird sein Land an die Wand fahren

Bild: Der bei vielen Südtirolern als Gefolgsmann italienischer Interessen geltende Landeshauptmann Arno Kompatscher wirbt im Wahlkampf auch um italienische Stimmen: „Gemeinsam dem Morgen entgegen. Arno Kompatscher“ (Plakat aus dem Wahlkampf von 2018)

Absturz der konturlos gewordenen SVP bei den Landtagswahlen im Oktober 2023

Ergebnisse der deutschen Parteien

In den Landtagswahlen vom Oktober 2023 hatten der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher und seine „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) ein verheerendes Ergebnis eingefahren. Die volkstumspolitisch völlig konturlos gewordene SVP stürzte um 7,5 Prozent auf 34,4 Prozent der Wählerstimmen ab und erlangte 13 Sitze im Landtag.

Aus „Dolomiten“ vom 23. Oktober 2023.
Aus „Dolomiten“ vom 23. Oktober 2023.

Viele Südtiroler erklären diesen Absturz damit, dass LH Kompatscher im Lande zunehmend als treuer Diener Roms und nicht mehr als Diener seiner Heimat angesehen werde.

Die volkstumspolitisch, in Autonomiefragen und in Bezug auf das Selbstbestimmungsrecht klar positionierte „Südtiroler Freiheit“ (STF) legte mit 4,7 Prozent auf 10,7 Prozent zu und gewann 4 Sitze im Landtag.

Das deutsche „Team K“ mit dem Spitzenkandidaten Paul Köllensperger errang immerhin 11,1 Prozent der Stimmen und 4 Landtagssitze.

Die Liste „Südtirol mit Widmann“ kam auf 3,4 Prozent der Stimmen und errang 1 Landtagssitz.

Die deutsche Liste „JWA“ mit dem Spitzenkandidaten Jürgen Wirth Anderlan kam auf 5,9 Prozent der Stimmen und errang auf Anhieb 2 Sitze.

Die Südtiroler „Freiheitlichen“ erhielten 4,9 Prozent der Stimmen und verteidigten ihre bisherigen 2 Landtagssitze.

Ergebnisse der italienischen Parteien und der „Grünen“

Auf der italienischen Seite gewann die neofaschistische Partei „Fratelli d’Italia“ („Brüder Italiens“ an Stimmen und Sitzen.

Das italienische Wahlbündnis „Lega-Uniti per l’Alto Adige“ errang nur 3,2 Prozent der Stimmen (1 Landtagssitz) und die kleine italienische Bürgerliste „La Civica“ kam auf 2,7 Prozent (1 Landtagssitz). Die Liste „Vita“ erhielt 2,6 Prozent der Stimmen und 1 Landtagssitz. Die „Partito Democratico“ (PD) errang 3,5 Prozent der Stimmen und 1 Landtagssitz. Die Partei „grüne verdi verc“ erreichte 8,7 Prozent der Stimmenn und erlangte 3 Sitze im Landtag.

Eine Rom gefällige Koalition der Wahlverlierer

Landeshauptmann Kompatscher hätte unschwer eine Regierungskoalition bilden können, ohne Neofaschisten und Autonomiefeinde einbeziehen zu müssen. Offenbar kam es ihm aber darauf an, die volkstumspolitischen Kräfte auszugrenzen und eine Koalition zu bilden, welche der in Rom als Ministerpräsidentin regierenden „Fratelli“-Vorsitzenden Giorgia Meloni angenehm ist.

Bild: 2014 war im Internet ein Video über ein Interview aufgetaucht, welches Meloni einem französischen Fernsehsender gegeben hatte. In diesem Video hatte man von ihr hören können: „Ich denke, dass Mussolini ein guter Politiker war“. In einem anderen Video hatte Meloni verkündet, „dass die Südtiroler nach Österreich auswandern sollen, wenn ihnen die italienische Trikolore nicht passt“. („Die neue Südtiroler Tageszeitung“ online, 19. 8. 2022)
Bild: 2014 war im Internet ein Video über ein Interview aufgetaucht, welches Meloni einem französischen Fernsehsender gegeben hatte. In diesem Video hatte man von ihr hören können: „Ich denke, dass Mussolini ein guter Politiker war“. In einem anderen Video hatte Meloni verkündet, „dass die Südtiroler nach Österreich auswandern sollen, wenn ihnen die italienische Trikolore nicht passt“. („Die neue Südtiroler Tageszeitung“ online, 19. 8. 2022)

Am Abend des 16. Jänner 2024 einigte sich Arno Kompatscher daher mit den Vertretern der „Fratelli d’Italia“, der „Lega-Uniti“, der Bürgerliste „La Civica“ und der deutschen Südtiroler „Freiheitlichen“ auf die Bildung einer aus 11 Personen einschließlich des Landeshauptmannes bestehenden Landesregierung, der 2 Italiener der Parteien „Fratelli d’Italia“ und „Lega-Uniti“ angehören würden.

Der Form halber wurde ein 54 Seiten umfassendes Koalitionsabkommen unterzeichnet, welches überwiegend aus wohlklingenden Phrasen und allgemein gehaltenen Absichtserklärungen besteht, aus denen sich wenig Verpflichtungen zu konkretem Handeln erwachsen.

Bild: Schwulstige und unverbindliche Erklärungen aus dem vorläufigen Regierungsprogrammentwurf, Seite 2.
Bild: Schwulstige und unverbindliche Erklärungen aus dem vorläufigen Regierungsprogrammentwurf, Seite 2.

Selbstverständlich fehlen in diesem „Regierungsprogramm“ Bekenntnisse zur Schutzmachtrolle Österreichs, zu dem Recht auf Selbstbestimmung und zu dem Recht auf doppelte Staatsbürgerschaft. Es fehlen Zielvorgaben und Terminsetzungen.

Ursprung und Wesen des Kompatscher Koalitionspartners „Fratelli d’Italia“

Vorläufer der Partei „Fratelli d’Italia“ war die neofaschistische Partei „Movimento Sociale Italiano“ (MSI), welche ihren Namen in Anlehnung an die faschistische „Repubblica Sociale Italiana“ von Benito Mussolini gewählt hatte.

Bilder: Auf MSI-Versammlungen wurde gerne mit dem faschistischen „Saluto Romano“ gegrüßt.
Bilder: Auf MSI-Versammlungen wurde gerne mit dem faschistischen „Saluto Romano“ gegrüßt.

Deren Nachfolger war die „Alleanza Nazionale“ (AN), aus der 2014 wiederum die Partei „Fratelli d’Italia“ entstand. Diese nahm die grün-weiß-rote Flamme („fiamma tricolore“), einst Symbol des MSI und der AN, in ihr Logo auf. Diese Flamme züngelt über einem schwarzen Strich, der nach Überzeugung von Fratelli-Anhängern den Sarg des Diktators Benito Mussolini symbolisieren soll.

Als die Parteichefin Giorgia Meloni 2022 aufgefordert wurde, auf diese Flamme im Parteilogo zu verzichten, weigerte sie sich mit den Worten: „Wir sind stolz darauf.“[

Logo auf der Internetseite der „Fratelli“: „Wir verteidigen Italien“
Logo auf der Internetseite der „Fratelli“: „Wir verteidigen Italien“

Am 21. Dezember 2023 nahm der STF-Landtagsabgeordnete Sven Knoll in einer Presseaussendung Stellung zu „Fratelli“-Äußerungen.

Er schrieb: „Der designierte Landesrat von Fratelli d’Italia, Marco Galateo, lässt in Medieninterviews schon einmal durchklingen, welche autonomiefeindliche Position die neue Landesregierung einnehmen wird. Laut seinen Aussagen muss der Proporz aufgeweicht werden, die faschistische Ortsnamengebung findet er super und die Süd-Tiroler Freiheitskämpfer bezeichnete er als Terroristen.

Bild: Marco Galateo von den „Fratelli d’Italia“ – ein Verbündeter zur Wiederherstellung der Autonomie?
Bild: Marco Galateo von den „Fratelli d’Italia“ – ein Verbündeter zur Wiederherstellung der Autonomie?

Das sind also die neuen ‚Autonomiefreunde‘ von Arno Kompatscher, die er und die SVP in die Landesregierung holen,“ schrieb Sven Knoll weiter. „Das Schweigen der SVP und der Freiheitlichen zu diesen ungeheuerlichen Aussagen von Fratelli d’Italia ist beschämend.“ (Quelle: Internetseite der „Süd-Tiroler Freiheit“)

Die Legalisierung des Faschistengrußes

Am 7. Jänner 2024 grüßten in Rom auf einer Versammlung hunderte Neofaschisten mit dem von Benito Mussolini eingeführten „Saluto Romano“ und grölten wie in der alten Faschistenzeit: „Presente!“ („anwesend).

Aufnahme eines Fernsehsenders
Aufnahme eines Fernsehsenders

Wenige Tage später zeigte ein Urteil des italienischen Kassationsgerichtshofes, wiesehr sich der politische Wird in Italien bereits gedreht hat. Dieser oberste Gerichtshof hob eine seinerzeitige Verurteilung von Neofaschisten auf, welche den „Saluto Romano“ gezeigt hatten. Der Kassationsgerichtshof begründete sein Urteil damit, dass der Faschistengruß nur dann strafbar sei, „wenn er mit der konkreten Gefahr einer Reorganisation der aufgelösten faschistischen Partei verbunden ist.“

Mit diesem unglaublichen Urteil wurde eine gesetzliche Bestimmung aus dem Jahre 1952 völlig ausgehebelt, welche den Faschistengruß grundsätzlich und ohne relativierende Einschränkungen unter Strafe gestellt hatte. (Siehe: „Dolomiten“ vom 19. und vom 23. Jänner 2024)

Protest gegen diese Freigabe des Faschistengrußes kam in Südtirol von der „Süd-Tiroler Freiheit“. Der Landeshauptmann Arno Kompatscher hüllte sich in Schweigen. Natürlich schwieg in Rom auch die Ministerpräsidentin und „Fratelli“-Vorsitzende Giorgia Meloni zu diesen Vorkommnissen. Man kann sich nun unschwer vorstellen, welche Rolle die „Fratelli“ in Hinkunft in Bezug auf die Südtiroler Autonomie spielen werden.

Kompatscher wieder Landeshauptmann – herbe Kritik

„Diese Landesregierung ist zum Scheitern verurteilt!“

V.l. n. r.: Die Landtagsabgeordneten der „Süd-Tiroler Freiheit“ Bernhard Zimmerhofer, Hannes Rabensteiner, Sven Knoll, Myriam Tatz-Ammerle auf der Pressekonferenz. (Bild STF)
V.l. n. r.: Die Landtagsabgeordneten der „Süd-Tiroler Freiheit“ Bernhard Zimmerhofer, Hannes Rabensteiner, Sven Knoll, Myriam Tatz-Ammerle auf der Pressekonferenz. (Bild STF)

Auf einer Pressekonferenz vor der Angelobung des Landeshauptmannes nahm die „Süd-Tiroler Freiheit“ am 17. Jänner 2024 Stellung zur neuen Landesregierung. Sie warf der SVP Betrug am Wähler vor, da sie das Wahlergebnis ignoriere und an einer Koalition der Wahlverlierer bastele, nur um selbst an der Macht zu bleiben.

Dafür sei Kompatscher sogar bereit, Faschisten und Autonomiefeinde in die Regierung zu holen. Der Fraktionsobmann Landtagsabgeordneter Sven Knoll kritisierte, dass essenzielle Fragen zur Wiederherstellung der Autonomie, wie kriminelle Ausländer abgeschoben werden sollen oder wie das Leben wieder leistbar gemacht werden soll, im Regierungsprogramm nicht beantwortet werden.

Konkrete Schritte zur Stärkung der autonomen Rechte der Südtiroler Bevölkerung fehlten im Koalitionsprogramm, darunter die Stärkung der Muttersprache, die Wahrung des Proporzes, die Begnadigung der im Exil lebendenden Freiheitskämpfer sowie die dringend notwendige Umsetzung der Ergebnisse des Autonomie-Konvents. Besonders enttäuschend sei das Schweigen zum Selbstbestimmungsrecht, das eigentlich auch in den Statuten der SVP verankert sei.

Arno Kompatscher beschädige mit dieser Koalition die politische Glaubwürdigkeit Südtirols und werde zunehmend zum Autonomiegefährder. Er mache die Entwicklungen in Südtirol vom Wohlwollen Roms abhängig und sei sogar bereit, die Autonomie immer weiter auszuhöhlen. (Siehe: „Unser Tirol24“ vom 17. Jänner 2024)

Kopfwäsche im Landtag

Bild: Arno Kompatscher wurde wieder zum Landeshauptmann gewählt
Bild: Arno Kompatscher wurde wieder zum Landeshauptmann gewählt

Am 18. Jänner 2024 wurde Arno Kompatscher mit 19 Ja- und 16 Nein-Stimmen wieder zum Landeshauptmann gewählt. Vor seiner Wahl musste sich Kompatscher herbe Kritik seitens der Opposition anhören

Paul Köllensperger („Team K“) erklärte, dass es der SVP nur um die Machterhaltung gehe. Hier wurden nur die Beziehungen nach Rom zählen. Wer aber mit dem Teufel paktiere, müsse seine Seele verkaufen. Kompatscher habe sich von Rom erpressen lassen.

Bernhard Zimmerhofer („Süd-Tiroler Freiheit“) erklärte, dass über Kompatschers Ankündigung, mithilfe von Ultranationalisten die Autonomie ausbauen zu wollen, in Südtirol „die Hühner lachen“. Sein Parteikollege Hannes Rabensteiner („Süd-Tiroler Freiheit“) nahm Stellung gegen einen Landeshauptmann, der sich von Rom erpressen lasse, der die Italianisierung zulasse, die Zuwanderung fördere, keinerlei volkstumspolitische Akzente setze und nur an Posten und Ämter denke.

„Keine weitere Legislatur unter Kompatscher verkraftbar“

Landtagsabgeordnete Myriam Atz-Tammerle (Bild STF)
Landtagsabgeordnete Myriam Atz-Tammerle (Bild STF)

Am 21. Jänner 2024 gab die Landtagsabgeordnete der „Süd-Tiroler Freiheit“, Myriam Atz-Tammerle dem Internet-Portal „Unser Tirol24“ ein Interview.

Frage: Frau Atz-Tammerle, fünf weitere Jahre Landeshauptmann Arno Kompatscher. Was erwartet Südtirol Ihrer Meinung nach in den kommenden fünf Jahren?

Antwort: „Mit der Italianisierung Südtirols wird es noch schlimmer. Auch mit der Fremdbestimmung Roms wird es schlimmer werden. Rom bestimmt und Südtirol gehorcht unter diesem Landeshauptmann wohlwollend. Als Volksvertreterin teile ich die Meinung vieler Südtiroler, dass das Land keine weitere Legislaturperiode unter Kompatscher verkraften kann.“

Frage: Wie gedenkt die Süd-Tiroler Freiheit in den kommenden fünf Jahren mit dieser Landesregierung zusammenzuarbeiten?

Antwort: „Überhaupt nicht. Wir schließen uns Altlandeshauptmann Luis Durnwalder an, der folgendes gesagt hat: „Wir können aufgrund unserer historischen Erfahrungen mit dem Faschismus niemals mit einer Bewegung marschieren, in der eine Partei vertreten ist, die aus dem MSI hervorgegangen ist.“

Scharfe Kritik eines erfahrenen Südtirol-Sprechers:

Der ehemalige langjährige Südtirol-Sprecher der „Freiheitlichen Partei Österreichs“ (FPÖ), Werner Neubauer, hat zur aktuellen Situation in Südtirol eine Stellungnahme abgegeben, aus der wir gerne zitieren:

Landeshauptmann Arno Kompatscher öffnet die Büchse der Pandora!

Faschistische Parteien und Autonomiefeinde Südtirols in der künftigen Regierung

Mit dieser 5-Parteien-Koalition, inkl. 3 italienischer Parteien, bestehend aus Faschisten und Autonomiefeinden, hat LH Kompatscher das Land Südtirol an Italien verkauft und somit die Büchse der Pandora geöffnet. Dem schlechtesten italienischen Wahlergebnis aus dem Vorjahr folgen – entgegen dem Wählerwillen – 2 italienische Landesräte und andere Posten und Ämter für Italiener.

Dies alles auch im Widerspruch zum Autonomiestatut und einem Gutachten des Südtiroler Verfassungsamtes, aus dem eindeutig hervorgeht, dass den italienischen -Wahlwerbern nur ein (1) Landesrat zustehen würde.

Kompatscher, der ja eigentlich nach zwei Legislaturperioden aus der Politik aussteigen wollte, ließ sich also – wie einstens der österreichische Minister Gruber von Degasperi – schandhaft über den Tisch ziehen.

 Rom siegt über Südtirol

Grundlage dafür waren offenkundig die infamen Machtworte und Einflussnahme in Südtirol durch Regionen-Minister Roberto Calderoli („Lega“) sowie der „Fratelli d’Italia“ und deren Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida, denen sich der Landeshauptmann letztendlich zu beugen hatte. Der Landeshauptmann hat es nun mit der Vorstellung dieser Regierungsmannschaft etwas geschafft, was er so eigentlich immer zu vermeiden suchte: Die Aufwertung rechtsextremer, faschistischer, autonomiefeindlicher Parteien!

Es ist auch fatal anzunehmen, Kompatscher hätte diesen Schritt unternehmen müssen, um Autonomierechte mit Stand von 1992 von Rom nach Südtirol zurückholen zu können.

Es darf an eine Resolution des Schützenbundes aus dem Mai 1992 erinnert werden, aus der zu entnehmen ist, dass bereits im Jahr 1992 die Einschränkung der Autonomie durch Italien gegeben war. Es kann also nur darum gehen, selbstbewusst und selbstbestimmt im Sinne des Gutachten des Prof. Hallers und seiner Feststellungen zur Autonomie, einen befriedigenden Autonomie-Zustand für 2024 herzustellen!

Mit dieser Arbeit hatte der an der Universität in Innsbruck lehrende Prof. Dr. Matthias Haller nachgewiesen, dass weite Bereiche der Südtirol-Autonomie ausgehöhlt oder beseitigt worden sind.
Mit dieser Arbeit hatte der an der Universität in Innsbruck lehrende Prof. Dr. Matthias Haller nachgewiesen, dass weite Bereiche der Südtirol-Autonomie ausgehöhlt oder beseitigt worden sind.

Es ist zu begrüßen, dass nicht alle Parteien des Südtiroler Landtages in  eine Art Lähmung vor dieser unerfreulichen Situation verfallen, sondern die rechtliche Frage einer Zusammensetzung der künftigen Landesregierung vor Gericht bringen werden.

Darüber muss sich die Zivilgesellschaft Südtirols, vor allem der Schützenbund, hinkünftig die Frage stellen, in welcher Form mit Faschisten und Autonomiefeinden überhaupt zusammengearbeitet werden kann bzw. soll.

Mit dieser Arbeit hatte der an der Universität in Innsbruck lehrende Prof. Dr. Matthias Haller nachgewiesen, dass weite Bereiche der Südtirol-Autonomie ausgehöhlt oder beseitigt worden sind.

Werner Neubauer BA MA
Abgeordneter zum Nationalrat a.D.
Ehemaliger Südtirol Sprecher der FPÖ




Besinnliche Weihnachten und ein glückliches 2024!

Bild: Krippe von Konsulent Prof. Fritz Strohbach, Atzbach im Hausruckviertel

Ein friedliches, besinnliches Weihnachtsfest und ein glückliches Neues Jahr 2024, Erfolg und Gesundheit wünschen allen treuen Lesern die Mitarbeiter und Schriftleitung!




Ein würdiges Gedenken an die Südtiroler Freiheitskämpfer und die unwürdige Reaktion der neofaschistischen „Fratelli d’Italia“

Bild: Südtiroler Schützenbund

Am Freitag, den 8. Dezember, hatten in St. Pauls im Rahmen der Sepp-Kerschbaumer-Gedenkfeier zahlreiche Landsleute der verstorbenen und lebenden Tiroler Freiheitskämpfer der 1960er Jahre gedacht.

Der Kaufmann Sepp Kerschbaumer aus Frangart war der Begründer des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS) gewesen. Er war nach seiner Verhaftung im Jahre 1961 schwer gefoltert worden und hatte die Haft nicht überlebt.

Der Einladung des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB) und des „Südtiroler Schützenbundes“ zu dieser Gedenkfeier waren an die 2.000 Marketenderinnen, Schützen und Tiroler Landsleute gefolgt.

Nach dem Kirchgang begrüßte der SHB-Obmann Roland Lang die Teilnehmer auf dem Friedhof. Bemerkenswert war auch hier die starke Teilnahme breiter Bevölkerungsschichten. Dies unterstrich, dass die Verdienste von Sepp Kerschbaumer und seiner Mitstreiter für unser heutiges Südtirol und die Autonomie breite Anerkennung finden.

In Erinnerung gerufen wurden auf dieser Kerschbaumer-Gedenkfeier auch die Verdienste und die erlittenen Leiden der Mitstreiter Sepp Kerschbaumers, zu denen Franz Höfler, Anton Gostner, Luis Amplatz, Jörg Klotz, Kurt Welser und viele andere Kameraden zählten.

Mahnende Worte

Die Landtagsabgeordnete Gudrun Kofler bei ihrer Ansprache. Links von ihr der SHB-Obmann Roland Lang, rechts von ihr der Südtiroler Landesschützenkommandant Roland Seppi sowie die Landesschützenkommandanten von Nordtirol, Thomas Saurer, und Welschtirol, Enzo Cestari. (Bild: Südtiroler Schützenbund)
Die Landtagsabgeordnete Gudrun Kofler bei ihrer Ansprache. Links von ihr der SHB-Obmann Roland Lang, rechts von ihr der Südtiroler Landesschützenkommandant Roland Seppi sowie die Landesschützenkommandanten von Nordtirol, Thomas Saurer, und Welschtirol, Enzo Cestari. (Bild: Südtiroler Schützenbund)

Die Gedenkrednerin Gudrun Kofler, Abgeordnete zum Tiroler Landtag, die eine Enkelin des Freiheitskämpfers Jörg Klotz ist, sprach kritische und mahnende Worte:

„Die Geschichte unserer Landes und Volkes ist nichts, was wir bei Bedarf herausholen und nachschlagen können, sie ist in uns. Sie bewegt uns, sie erzürnt uns, sie enttäuscht uns, sie bekümmert uns – und manchmal lässt sie uns auch hoffnungslos zurück. Aber: Schaut euch hier um. Schaut in diese Reihen junger und alter Männer und Frauen, Kinder, schaut in die Augen eures Kameraden und ihr werdet in jedem von ihnen auch ganz andere Dinge sehen: Entschlossenheit, Mut, Hoffnung, Stolz. Und ungebrochener Wille, sich nicht geschlagen zu geben – ganz egal, wie die Gefahr, die in diesen Zeiten aus Rom und aus weniger geschichts- und pflichtbewussten Reihen innerhalb der eigenen Landsleute – auch lauten mag“.

Musik und Ehrensalve

Bild: Südtiroler Schützenbund
Bild: Südtiroler Schützenbund

Im Anschluss der Gedenkrede spielte die Bürgerkapelle St. Michael am ehemaligen Grab von Sepp Kerschbaumers das Lied vom „Guten Kameraden“. Die Ehrensalve feuerte die Schützenkompanie „Sepp Kerschbaumer“ Eppan unter Hauptmann Maximilian Schmid ab. Abgeschlossen wurde die sehr würdige Gedenkfeier mit der Tiroler Landeshymne und der Österreichischen Bundeshymne.

Worte des Südtiroler Schützenkommandanten

Der Südtiroler Landeskommandant Roland Seppi nahm kritisch zu den derzeitigen Koalitionsgesprächen des SVP-Landeshauptmannes Arno Kompatscher Stellung und mahnte, nicht den Minderheitenschutz und die volkstumspolitische Anliegen zu vergessen:

„Wie will die SVP an einer modernen Region Tirol in Europa mitgestalten, wenn sie sich immer wieder ängstlich duckt, sobald der politische Wind aus dem Süden rauer wird? Wo bleibt das Selbstbewusstsein, wo bleibt das Aufbegehren, wo bleibt der klare Blick in die Zukunft? Es braucht nur irgendein unbedeutender Benito – Enkel das Wort zu ergreifen, und schon duckt sich die einst selbstbewusste Volkspartei weg. Wird dieses ängstliche Verhalten in der Sechser Kommission und in der neuen Landesregierung so weitergehen? Die nächsten Jahre werden es zeigen. Sie sind richtungsweisend.“

Im Anschluss an diese Feier kam es zu Protesten der neofaschistischen „Fratelli d’Italia“. Der „Südtiroler Heimatbund“ (SHB) nahm dazu in nachstehender Pressemitteilung Stellung:

Die Freiheitskämpfer traten für die Menschenrechte ein

Am 8. Dezember hatte in St. Pauls eine „Kerschbaumer-Gedenkfeier“ zum Andenken an die verstorbenen und noch lebenden Tiroler Freiheitskämpfer der 1960er Jahre stattgefunden. Daran hatten von der SVP neben L. Abg. Franz Locher, L. Abg. Luis Walcher und L. Abg. Rosmarie Pamer auch die Meraner Vizebürgermeisterin Katharina Zeller und der Meraner Gemeinderatspräsident Christoph Mitterhofer, ein Enkel des 1961 schwergefolterten Freiheitskämpfers Sepp Mitterhofer, teilgenommen.

Von links nach rechts: Südtiroler Schütze, L. Abg. a. D. Martha Stocker, L. Abg. Rosmarie Pamer, BM von Hafling Sonja Anna Plank, Vizebürgermeisterin von Meran Katharina Zeller, L. Abg. Franz Locher und L. Abg. Luis Walcher in der Pfarrkirche von St. Pauls (Bild: Dolomiten/ F. Brugger)
Von links nach rechts: Südtiroler Schütze, L. Abg. a. D. Martha Stocker, L. Abg. Rosmarie Pamer, BM von Hafling Sonja Anna Plank, Vizebürgermeisterin von Meran Katharina Zeller, L. Abg. Franz Locher und L. Abg. Luis Walcher in der Pfarrkirche von St. Pauls (Bild: Dolomiten/ F. Brugger)

Dagegen protestierte nun die Meraner Gemeinderätin Paola Zampieri, Vertreterin der „postfaschistischen“ Partei „Fratelli d’Italia“ – der „Brüder Italiens“. Kerschbaumer, der Gründer des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS) sei ein vom Staat Italiens verurteilter  „Irredentist und Sezessionist“ gewesen. Zampieri forderte den Rücktritt von Zeller und Mitterhofer.

Leuten wie Zampieri muss man ins Stammbuch schreiben: Wenn die Rede von italienischen „Irredentisten“ ist, welche seinerzeit die Lostrennung Welschtirols – des heutigen „Trentino“ – von Österreich anstrebten, so werden diese von italienischer Seite stets als Helden betrachtet.

Natürlich waren auch die Südtiroler Freiheitskämpfer der 1960er Jahre Irredentisten. Sie hatten in ihrer Jugend die schreckliche faschistische Unterdrückungspolitik einschließlich brutaler Gewalttaten, Mord und Totschlag, miterlebt. Nach Kriegsende hatten sie feststellen müssen, dass die faschistische Entnationalisierungspolitik durch forcierte Zuwanderung ungebremst fortgesetzt wurde.

Die Freiheitskämpfer wollten das Menschenrecht der Selbstbestimmung verwirklich sehen. Zu demonstrativen Widerstandshandlungen, die keine Menschenleben fordern sollten, griffen sie 1961, als der Staat Italien daran ging, im Parlament ein Vertreibungsgesetz gegen unliebsame Südtiroler zu beschließen.

Über ihr Vorhaben waren die führenden politischen Kreise in Österreich und in Südtirol informiert, billigten das Vorgehen und unterstützten es. Dies ist dokumentiert in einer Veröffentlichung des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB) und kann im Effekt-Verlag bestellt werden:

https://www.effekt.it/produkt/bas-die-geheimen-mitwisser-und-foerderer/

Rom antwortete damals auf den Südtiroler Protest mit massenhaften Verhaftungen und grausamen Folterungen in den Carabinieri-Kasernen. Die Folterknechte wurden ausgezeichnet und belobigt. Auch mit diesem Thema sollten sich die „Fratelli“ einmal kritisch befassen.

Unser Landeshauptmann Arno Kompatscher aber sollte sich überlegen, mit wem er sich hier in das gemeinsame politische Bett legt.

Die Mehrzahl unserer Landsleute wird aber wissen, was von den heutigen „Fratelli“ des verblichenen Benito zu halten ist und von jenen, die sich mit ihnen verbünden.

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes

Seriöse Bewertungen des Freiheitskampfes zeigt die nachstehende Dokumentation:

Bewertungen des Freiheitskampfes

Südtiroler Landesregierung

Anschläge rückten Südtirol in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit
„Die Anschläge, bei welchen man peinlichst auf Schonung von Menschenleben bedacht ist, rücken Südtirol in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der europäischen Öffentlichkeit, der Italien Rechnung tragen muss.“ („Südtirol-Handbuch 1997“. herausgegeben von der Südtiroler Landesregierung in Bozen 1997)

Anthony Evelyn Alcock
Professor an der New University of Ulster, der bedeutendste englischsprachige Südtirolfachmann

Die Bomben zerschmetterten diese Politik
„Zwar war die Südtirolpolitik der italienischen Regierungen der Fünfzigerjahre sicher klar und beständig gewesen – nämlich in der Einengung der Südtiroler Minderheit, um die von ihr ausgehende Gefahr für die italienischen Bevölkerung der Provinz und für die Sicherheit des Staates zu beseitigen. Aber die Bomben der Herz-Jesu-Nacht zerschmetterten diese Politik …“ (Anthony Evelyn Alcock: „Geschichte der Südtirolfrage. Südtirol seit dem Paket 1970 bis 1980, Wien 1982, S. 200)

Dr. Luis Durnwalder
Landeshauptmann von Südtirol

Die heutige Situation ist den Freiheitskämpfern zu verdanken
„Für Südtirol habe es seit dem Landlibell oft schon schwere Zeiten gegeben. Durnwalder erinnerte an Faschismus, Nationalsozialismus und die schweren Nachkriegsjahre. Auch in den Sechzigerjahren habe es Leute gegeben, die dieser Idee (der Freiheitsidee Andreas Hofers; Anm. d. Red.) gefolgt seien. Die heutige Situation im Lande sei auch ihnen zu verdanken, betonte der Landeshauptmann.“ (Luis Durnwalder in seiner Ansprache auf der Andreas Hofer Gedenkfeier am 17. Februar 2002 in Meran. Bericht in den „Dolomiten“ vom 18. Februar 2002)

Der Einsatz der Freiheitskämpfer
Anlässlich der Feier „60 Jahre SVP“ erklärte Landeshauptmann Durnwalder: „…die Unterstützung der Schutzmacht Österreich und der Einsatz der Freiheitskämpfer hätten dazu beigetragen, dass die Verhandlungen über eine Selbstverwaltung, eine Autonomie, in so kurzer Zeit zu einem Ergebnis kamen.“ (Zitiert nach: „Tiroler Anzeiger“, 2. April 2005)

Umberto Gandini
Von 1952 bis 1996 Journalist der Bozner italienischen Tageszeitung „Alto Adige“.

Ohne die Attentate wäre es noch Jahre verschleppt worden
„Es wäre nie zur 19er-Kommission gekommen, wenn in Südtirol nicht eine extraordinäre (Anm.: außergewöhnliche) Situation gewesen wäre. Ohne die Attentate hätte die Bürokratie das noch Jahre verschleppt.“ (Gandini in einem am 24. Juni 2009 von Birgit Mosser-Schuöcker und Gerhard Jelinek aufgenommenen Gesprächsprotokoll, wiedergegeben in deren Buch „Herz Jesu Feuernacht Südtirol 1961“, Innsbruck-Wien 2011, S. 216)

Dr. Bruno Hosp
Landessekretär der SVP, Südtiroler Landtagsabgeordneter, Bürgermeister von Ritten, Landesrat für Kultur, Bundesmajor und später Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes

Ohne Attentäter keine Schubkraft für die Paketverhandlungen
„Erst viel, viel später hat man die Attentäter zu Ehren kommen lassen, indem man sie respektvoll genannt hat und anerkannt hat, dass ohne sie diese Schubkraft für die Paketverhandlungen gefehlt hätte.“ (Dr. Hosp in einem am 25. Juni 2009 von Birgit Mosser-Schuöcker und Gerhard Jelinek aufgenommenen Gesprächsprotokoll, wiedergegeben in deren Buch „Herz Jesu Feuernacht Südtirol 1961“, Innsbruck-Wien 2011, S. 215f)

Einen wesentlichen Beitrag geleistet
„Wer die geschilderten schweren, ja turbulenten Zeiten hautnah miterlebt hat, hegt keinen Zweifel darüber, dass die Aktivisten der 60er-Jahre durch ihren beherzten Einsatz und ihr großes Opfer einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der neuen, qualitativ unvergleichlich besseren Autonomie Südtirols, geleistet haben.“ (Dr. Bruno Hosp: „50 Jahre „Feuernacht“ – Wendepunkt für Südtirol“, in: „Tiroler Schützenkalender“ 2011)

Dr. Peter Jankowitsch
Jurist, Botschafter, Bürochef des SPÖ-Vorsitzenden Dr. Bruno Kreisky, Kabinettchef des Bundeskanzlers Dr. Kreisky, Chefdelegierter Österreich bei den Vereinten Nationen, österreichischer Außenminister, Staatssekretär, Abgeordneter zum Österreichischen Nationalrat.

Die Anschläge haben eine Tür geöffnet
Dr. Peter Jankowitsch erklärte anlässlich einer Buchvorstellung in Wien (Hubert Speckner: „Von der ,Feuernacht‘ zur ,Porzescharte‘. Das ,Südtirol-Problem‘ der 1960er Jahre in den österreichischen sicherheitsdienstlichen Akten“):Die Anschläge seien „Verzweiflungsschreie der Südtiroler“ gewesen. „Die Anschläge haben das internationale Interesse geweckt und auch in Italien zu einem Durchbruch geführt.“ Alles, was die internationale Aufmerksamkeit erregt habe, sei für die Weiterentwicklung der Südtirol-Frage von größtem Wert gewesen. Beweis dafür sei, dass während der Anschläge die Verhandlungen weitergegangen seien. „Die Anschläge haben dem Südtirol-Problem sicherlich nicht geschadet, sondern sie haben vielmehr eine Tür geöffnet.“ (Quelle: suedtirol-info.at/)

Univ. Prof. Dr. Andreas Khol
Universitätsassistent, Beamter, Nordtiroler ÖVP-Politiker, aus Südtiroler Familie stammend, Abgeordneter zum Österreichischen Nationalrat, Nationalratspräsident, a. o. Univ. Prof.

Ohne Freiheitskampf keine Autonomie
Andreas Khol am 10. Oktober 2020 über den Freiheitskampf der 1960er Jahre in der ORF-Dokumentarsendung „100 Jahre Südtirol – Zerrissen zwischen den Mächten“ von Brigit Mosser-Schuöcker: „Ich bin heute noch überzeugt, auch wenn manche es anders sehen, dass wir die Südtirol-Autonomie und die Verhandlungen ohne dieses kräftige Lebenszeichen des vereinten Tirols nie bekommen hätten.“

Univ. Prof. Dr. Rudolf Lill
Leiter der „Forschungsstelle Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ am Institut für Geschichte an der Universität Karlsruhe.

Attentate haben Demokratisierungsprozess voran gebracht
„Wir verdanken diese Lösung (der Südtirolfrage; Anm. d. Red.) aber gerade auch den Attentätern der 60er Jahre. Im ganzen Prozess der Demokratisierung hatten die Attentate eine positive Wirkung. Durch diese Aktionen wurde der führenden Klasse Italiens deutlich gemacht, dass mit faschistischem Geist und ihrem Gedanken der Italianisierung das Südtirolproblem nicht gelöst werden kann. Die Attentate haben diesen Umdenk- und Demokratisierungsprozess entscheidend vorangebracht.“ (Univ. Prof. Dr. Lill im Interview in der Südtiroler „ Z – Zeitung am Sonntag“ am 27. Jänner 2002 über sein neues Buch „Geschichte Südtirols 1918 bis 1948. Nationalismus, Faschismus, Demokratie“)

Dr. Silvius Magnago
Landeshauptmann von Südtirol und Parteiobmann der Südtiroler Volkspartei

Bedeutender Beitrag zur Erlangung der Autonomie
„Die Anschlage von damals und die darauffolgenden Prozesse gehören, genau, wie vieles andere, zur Nachkriegsgeschichte Südtirols und stellen einen bedeutenden Beitrag zu dieser Geschichte und zur Erreichung einer besseren Autonomie für Südtirol dar.“ (Dr. Silvius Magnago im Südtiroler SVP-Parteiorgan „Volksbote“ am 8. April 1976.)

Menschlich gerechtfertigt – guter und notwendiger Dienst für die Heimat
„Die Einsetzung der 19er-Kommission ist sicher unter dem Eindruck des damals Geschehenen erfolgt; es ist nur traurig, feststellen zu müssen, wie so oft auf dieser Welt, Staaten sich erst dann rühren, nachdem Gewalt angewendet wurde, anstatt dass diese zeitgerecht und in Ausübung ihrer demokratischen Befugnisse und Pflichten zum Rechten sehen.“ (Dr. Silvius Magnago. am 24. März 1976 auf der Landesversammlung der SVP in Meran. Quelle: ,,30 Jahre Pariser Vertrag“, herausgegeben von der Parteileitung der Südtiroler Volkspartei (SVP)

Die 19er Kommission wurde aufgrund der Anschläge gegründet
„Diese Kommission wurde nicht infolge der Proteste Österreichs oder unseres Zutuns gegründet, sondern weil Gewalttaten in Südtirol passiert sind.“ (Magnago im Interview mit der Tageszeitung „KURIER“ vom 6. 12. 1990)

Anschläge waren bedeutender Schritt zur Erreichung einer besseren Autonomie
„Und dann kam es zur Feuernacht. Ich muss hier ganz klar sagen, dass diese Sprengstoffanschläge zu friedlichen Verhandlungen geführt haben und letztendlich zum neuen Autonomiestatut. Hätte es diese Anschläge nicht gegeben, wäre keine 19er Kommission gebildet worden, die die Aufgabe bekommen hat, sich mit der ganzen Autonomieproblematik, sagen wir, zu befassen und der Regierung neue Vorschläge zu unterbreiten.“ (Magnago im Interview in „Dolomiten“ vom 7. August 1991)

Ohne diese Taten keine „19er Kommission“
„Ich gebe auch zu: Wenn diese Taten nicht passiert wären, hätte es keine 19er Kommission gegeben.“ (Magnago am 30. August 1994 in einer „Club 2“-Diskussion im ORF über das Entstehen der vom italienischen Innenminister Scelba ins Leben gerufenen „19er Kommission“, welche sich mit der Ausarbeitung des 2. Autonomiestatutes befasste.)

DDr. Franz Matscher
Jurist, Universitätsprofessor in Salzburg, Richter des Europäischen Gerichtshofes in Den Haag, Vorstand des Institutes für Menschenrechte in Salzburg, Experte und Gutachter der Österreichischen Bundesregierung in Südtirolfragen, Träger des Ehrenzeichens des Landes Tirol

Aktionen haben Bewegung in die italienische Südtirolpolitik gebracht
Auf die Fragen der österreichischen Zeitschrift „Aula“ (Nr. 6/2001) „Haben die Widerstandshandlungen der sechziger Jahre den Durchbruch zu ernsten Autonomieverhandlungen geschaffen? Werden Sie sich für die Amnestie und die Rückkehr der verbannten Südtiroler einsetzen?“, antwortete DDr. Matscher:

„Ich bin weiterhin davon überzeugt, dass die Aktionen der Südtiroler Freiheitskämpfer – neben anderem – wesentlich dazu beigetragen haben, dass in die italienische Südtirolpolitik Bewegung gekommen ist.“

Elmar Pichler-Rolle
SVP-Obmann

Loszuschlagen war „richtige Entscheidung“ – „entscheidenden Beitrag geleistet“
Im Dezember 2005 nahm der Obmann der Südtiroler Volkspartei (SVP), Elmar Pichler-Rolle an der Sepp Kerschbaumer-Gedenkfeier in St. Pauls teil. Die „Dolomiten“ berichteten am 10. Dezember 2005 darüber, was Pichler-Rolle dort sagte: „Ich empfinde es als richtig, dass man diesen Männern gebührenden Respekt zollt‘, so Pichler-Rolle. Die Männer rund um Sepp Kerschbaumer hätten laut Pichler-Rolle ‚einen entscheidenden Beitrag dafür geleistet, dass unsere Heimat heute so dasteht.“

Die von Magnago und den Freiheitskämpfern hart erarbeitete Autonomie
In ihrer Ausgabe Nr. 14/2009 berichtete das „FF“-Magazin über die Landesversammlung 2009 der „Südtiroler Volkspartei“: „Der Obmann (Pichler-Rolle) gab sich als überzeugter Verfechter ‚unserer von Silvius Magnago und den Freiheitskämpfern hart erarbeiteten Autonomie.“

Günther Platter
Landeshauptmann von Nordtirol

„Respekt zollen, für das, was sie damals getan haben“
„Man wolle aufmerksam machen, dass diese Unterdrückung nicht in Ordnung ist. Man wollte aufmerksam machen, dass es einen Versuch Italiens gegeben hat, durch einen gezielten Zuzug und andere politische Maßnahmen die Identität zu untergraben. Und es war letztlich eines festzustellen, dass die Weltöffentlichkeit durch diese und natürlich auch andere Maßnahmen informiert wurde … Wenn wir von der derzeitigen Situation ausgehen, können wir mit der Entwicklung ja durchaus zufrieden sein. Die Autonomie hat Südtirol den notwendigen Spielraum gebracht … Aus meiner Sicht möchte ich diesen Menschen Respekt zollen für das, was sie damals getan haben.“ (Der Nordtiroler LH Günther Platter am 14. Juni 2011 in seiner Eröffnungsrede zu der Podiumsdiskussion „50 Jahre Feuernacht“ im „Tirol-Panorama“ auf dem Bergisel)

Dr. Friedl Volgger
KZ-Häftling in Dachau, SVP-Abg. zur Römischen Kammer, Senator in Rom, Landtagsabgeordneter in Südtirol, Fraktionssprecher im Regionalrat Trentino-Südtirol, Redakteur der Zeitung ,,Dolomiten“:

Die Bezeichnung ,Terror‘ ist fehl am Platz
„Ohne Anschläge hätte sich die Regierung nie zur Einsetzung einer Kommission aufgerafft, welche den Auftrag bekam, ‚,die Südtirol-Frage unter all ihren Gesichtspunkten zu studieren und der Regierung Vorschläge zu unterbreiten’. Die Arbeiten dieser Kommission, nach der Zahl der Mitglieder ‚19er Kommission’ genannt, bildeten den Startschub zum neuen Autonomiestatut. Sepp Kerschbaumer, der 1964 im Gefängnis starb, und seine Kameraden haben einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der neuen Autonomie geleistet…“ (Dr. Friedl Volgger. in seinem Beitrag ,,Die Bezeichnung ,Terror‘ ist fehl am Platz“ in dem Buch ,,Feuernacht“, herausgegeben und teilweise verfasst von Baumgartner-Mayr-Mumelter, Bozen 1992, S. 152)

Eduard Wallnöfer
Landesrat (ÖVP), Landeshauptmann von Nordtirol.

Ohne Euch hätten wir nicht einmal ein „Paket“
Der Nordtiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer hat wörtlich zu dem Freiheitskämpfer und zeitweiligen BAS-Chef Prof. Dr. Günther Andergassen nach dessen Heimkehr aus italienischer Haft gesagt: „Vergelt’s Gott! Wenn ös net gwesen wart’s, hättn mer net amol a Paket!“ Mit dem „Paket“ hat Wallnöfer das Autonomie-Paket, die Summe der ausgehandelten Autonomiebestimmungen gemeint. (Günther Andergassen: „Ohne Opfer keine Freiheit“, Neumarkt 2010, S. 131)

Dr. Wendelin Weingartner
Landeshauptmann von Nordtirol

Den Todesmarsch aufgehalten
„Weingartner lobte die Freiheitskämpfer der 1960er Jahre, „die, um den Todesmarsch der Südtiroler aufzuhalten, agiert haben und so wesentlich zum heutigen Wohlstand Südtirols – unserer Heimat – beigetragen haben“, sagte Weingartner.“ (Bericht der Tageszeitung „Dolomiten“ über die Festrede Weingartners auf der Andreas Hofer Gedenkfeier in Terlan am 22. Februar 2012)

DDr. Karl Zeller
Völkerrechtsexperte, Südtiroler SVP-Abgeordneter zur römischen Kammer

Attentate waren Ausgang für italienische Verhandlungsbereitschaft
„Auch Kammerabgeordneter Zeller sah die Attentate der ‚Bumser’ als Ausgang für eine neue Verhandlungsbereitschaft des italienischen Staates.“ (Bericht von Peter Seebacher in der Südtiroler „Tageszeitung“ vom 18. September 1999 über eine Podiumsdiskussion in Kurtatsch vom 16. September 1999)

Aus „Dolomiten“ vom 12. 12. 2023
Aus „Dolomiten“ vom 12. 12. 2023




Warum verleugnete der EU-Abgeordnete Herbert Dorfmann (SVP) die Geschichte seiner eigenen Partei?

Internetseite des EU-Parlamentariers Herbert Dorfmann www.herbert-dorfmann.eu

Am 22. November 2023 richtete der „Südtiroler Heimatbund“ (SHB) folgendes Schreiben an den EU-Parlamentarier Herbert Dorfmann (SVP):

„Sehr geehrter Herr Herbert Dorfmann,

 am 20. November 2023 wurde auf der Internetseite der „Neuen Südtiroler Tagezeitung“ ein Artikel mit dem Titel „Großzügige Autonomie“ (https://www.tageszeitung.it/2023/11/20/grosszuegige-autonomie/) veröffentlicht, in welchem eine Wortmeldung von Ihnen, dem EU-Abgeordneten der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP), wiedergegeben ist:

„Wir als SVP sehen es als unser primäres Ziel an, die Südtiroler Autonomie auszubauen. Wir haben nie Unabhängigkeitsbestrebungen gehabt.“

Als ehemaligem Lehrer und Bürgermeister ist Ihnen mit Sicherheit bekannt, dass Ihre Partei seit der Gründung im Jahre 1945 Jahrzehnte lang die Rückkehr nach Österreich und die Selbstbestimmung gefordert hat.

Als die Lage in Südtirol unerträglich wurde, bat der SVP-Obmann Dr. Silvius Magnago am 1. August 1959 den österreichischen Außenminister Dr. Kreisky, vor der UNO das Selbstbestimmungsrecht für Südtirol einzufordern.

Es kam 1961 zu der berühmten „Feuernacht“. Es wird Ihnen wohl bekannt sein, dass der Gründer des Befreiungsausschusses (BAS), Sepp Kerschbaumer, SVP-Ortsobmann von Frangart gewesen war. Er war 1961 verhaftet worden und nach erlittener Folter 1964 in der Haft verstorben. Kerschbaumer hatte so wie seine Mitstreiter und wie führende SVP-Politiker die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechtes zum Ziel gehabt.

Der „Südtiroler Heimatbund“ (SHB) hat kein Verständnis dafür, dass man die Geschichte durch Leugnung erwiesener Tatsachen verdreht.

Wir bitten Sie im Andenken an erbrachte Opfer mutiger Landsleute daher, dass Sie Ihre zitierte Behauptung der Wahrheit zuliebe öffentlich zurücknehmen.

 Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes“

Einen Tag später antwortete Dorfmann auf dieses Mail und relativierte seine vorherige Behauptung. Er schrieb:

„Sehr geehrter Herr Lang,

 herzlichen Dank für Ihre Rückmeldung.

Ich weiß natürlich, dass das Recht auf Selbstbestimmung in unserem Parteistatut festgeschrieben ist und wir dieses Grundrecht der Völker auch immer verteidigt haben.

Spätestens seit der Zustimmung der Südtiroler Volkspartei zum zweiten Autonomiestatut im Jahr 1969 hat meine Partei eine klare Entscheidung getroffen, wir arbeiten für den Ausbau der Autonomie in unserem Land. Wir haben gegenüber dem Staat Italien auch immer klargestellt, dass dies für uns nicht eine Zwischenlösung ist, sondern dass wir in einer starken Region Südtirol im Rahmen eines europäischen Einigungsprozesses arbeiten und dass das Selbstbestimmungsrecht für uns dann greifen würde, wenn der Staat Italien seine völkerrechtlichen Auflagen nicht nachkommt.

Diese Position hat uns erlaubt Südtirols Autonomie dorthin zu bringen wo sie ist

Mit freundlichen Grüßen,
Herbert Dorfmann“

Man darf natürlich fragen: Wenn Herr Dorfmann „natürlich“ weiß, dass das Recht auf Selbstbestimmung in dem Statut seiner Partei festgeschrieben ist, warum hatte er dann eine falsche Erklärung abgegeben?

Hatte dies etwa mit weiteren Karrierewünschen im Rahmen der von Arno Kompatscher bestimmten SVP-Politik zu tun?

 Die öffentliche Zurücknahme seiner Falschbehauptung hat Dorfmann bis jetzt jedenfalls nicht vorgenommen.

 Der „Südtirol-Informationsdienst“ (SID) erledigt dies daher an seiner Stelle durch die obige Veröffentlichung der Emails.

Zudem teilen wir unseren Lesern und auch Herrn Dorfmann mit, wie oft und in welchem Ausmaß die „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) immer wieder die Landeseinheit Tirols gefordert und das Recht auf Selbstbestimmung bekräftigt hat.

Dokumentation: SVP – Landeseinheit – Selbstbestimmung

1945: Programm der neugegründeten SVP
Am 19. Mai 1945 veröffentlichten die „Dolomiten“ das Programm der SVP:

1945: Petition der SVP an den österreichischen Bundeskanzler
Am 15. August 1945 richteten der Obmann der neu gegründeten „Südtiroler Volkspartei“ (SVP), Erich Amonn, und sein Generalsekretär Dr. Josef Raffeiner ein Schreiben an den österreichischen Bundeskanzler Dr. Karl Renner, in welchem sie in baten, sich für die Wiedervereinigung Tirols einzusetzen.

Auszüge aus dem Schreiben der SVP vom 19. August 1945 (Österreichisches Staatsarchiv, BMfAA II-pol Südtirol 1945, Karton 1, GZl 478-pol)
Auszüge aus dem Schreiben der SVP vom 19. August 1945 (Österreichisches Staatsarchiv, BMfAA II-pol Südtirol 1945, Karton 1, GZl 478-pol)

1945: Erklärung der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP)
Am 29. November 1945 veröffentlichte das Organ der SVP, der „Volksbote“, einen Beschluss des Zentralkomitees der SVP, in dem es hieß, dass die Gewährung des Selbstbestimmungsrechtes „die einzig mögliche Lösung der Südtiroler Frage“ sei.:

1946: Selbstbestimmung – „einhelliger Wunsch des Südtiroler Volkes“
Am 1. Juni 1946 veröffentlichten die „Dolomiten“ auch im Namen der SVP eine dringende Bitte der Südtiroler an die Alliierten. In diesem Schreiben bezeichnete der SVP-Obmann Erich Amonn das Verlangen nach Selbstbestimmung als „einhelligen Wunsch des Südtiroler Volkes“.

1946: Appell der SVP an die alliierte Friedenskonferenz
Am 8. August 1946 veröffentlichten die „Dolomiten“ einen Appell der SVP an die Friedenskonferenz der alliierten Siegermächte:

1953: SVP-Angeordneter Dr. Otto von Guggenberg: Selbstbestimmung „heiliges Recht“ und „keinem Verzicht unterworfen“
Am 7. Oktober 1953 berichteten die „Dolomiten“ über eine sehr deutliche Erklärung des SVP-Parlamentsabgeordneten Dr. Otto von Guggenberg in der Abgeordnetenkammer des italienischen Parlaments.

1953: Beschluss des SVP-Parteiausschusses
Am 16. Oktober 1953 veröffentlichten die „Dolomiten“ einen „Beschluss des Parteiausschusses der SVP“, in welchem das Selbstbestimmungsrecht als „heiliges Grundrecht“ bezeichnet wurde.

1957: Forderung nach Selbstbestimmung
Am 28. Mai 1957 beschloss der Jahreskongress der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) eine Resolution, in welcher sie die Forderung nach Selbstbestimmung erhob, „falls eine angemessene Lösung der Probleme dieser Volksgruppe nicht erreicht werde.“

1960: Entschließung der SVP-Landesversammlung: Drängen des Volkes auf Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes

Am 7. Mai 1960 verabschiedete die außerordentliche Landesversammlung der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) folgende Entschließung:

,,Trotz aller bitteren Enttäuschungen richtet die Landesversammlung nochmals den eindringlichen Appell an Parlament und Regierung des italienischen Staates, endlich für das Land Südtirol allein, losgelöst vom Trentino, eine echte Landesautonomie … zu gewähren … Falls Italien diese europäische Haltung der Südtiroler nicht zu würdigen wissen sollte, und falls alle Bemühungen auf innerstaatlicher und internationaler Ebene um eine echte Landesautonomie scheitern würden, erklärt sich die Landesversammlung außerstande, das Drängen des Volkes auf Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes aufzuhalten!

1961: Selbstbestimmung, falls keine Verhandlungslösung

Am 25. März 1961 stellte die Landesversammlung der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) die Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes in den Raum, für den Fall, dass keine Verhandlungslösung in der Südtirolfrage gefunden werde.

1972 und 1975: Recht auf Selbstbestimmung unverzichtbar

Am 2. Dezember 1972 fand in Meran die 23. ordentliche Landesversammlung der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) statt. In einem neuen Grundsatzprogramm wurde das Selbstbestimmungsrecht für unverzichtbar erklärt:

„Das in der UNO-Charta verankerte Recht auf Selbstbestimmung bleibt unverzichtbar. Die SVP betrachtet jedoch das Pariser Abkommen vom 5. September 1946 als Grundlage für die natürliche Entwicklung der Tiroler Minderheit im italienischen Staat.“

Am 5. August 1975 verlangte der SVP-Senator Dr. Peter Brugger die Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes für den Fall, dass Italien kommunistisch werden sollte. Und am 18. September 1975 gab die Parteileitung der Südtiroler Volkspartei folgende Stellungnahme ab: „Die Parteileitung bekennt sich zu dem am 2. Dezember 1972 von der Landesversammlung genehmigten Programm, wonach das in der UNO-Charta verankerte Recht auf Selbstbestimmung unverzichtbar bleibt.“

1980: Landesversammlung der Südtiroler Volkspartei (SVP) – Selbstbestimmung unverzichtbar
Die Landesversammlung der Südtiroler Volkspartei (SVP) nahm am 22.3.1980 mit nur einer Gegenstimme und 5 Enthaltungen eine von dem Südtiroler Heimatbund (Organisation ehemaliger politischer Häftlinge) und einer Kommission der SVP-Leitung eingebrachte Entschließung an, in welcher gefordert wurde, „den unverzichtbaren Anspruch auf Selbstbestimmung wachzuhalten.“ Das Autonomie-Paket, so hieß es weiter in der Resolution, könne den ethnisch-kulturellen und wirtschaftlichen Bestand der Südtiroler alleine nicht gewährleisten. Die SVP möge an die Schutzmacht Österreich den Antrag stellen, „die zuständigen internationalen Instanzen von dieser Sachlage zu verständigen.“

(Die SVP unternahm allerdings nichts dergleichen.)

1983: Landesversammlung der Südtiroler Volkspartei (SVP) – Selbstbestimmung unverzichtbar
SVP-Parteiobmann Silvius Magnago brachte am 17.12.1983 auf der Landesversammlung der SVP folgenden Antrag ein, der mit überwältigender Mehrheit angenommen wurde:

„Die Landesversammlung bekräftigt erneut, dass das Selbstbestimmungsrecht für Südtirol im Sinne aller einschlägigen internationalen Bestimmungen einschließlich der UN-Menschenrechtspakte von 1966 unverzichtbar bleibt und verweist diesbezüglich auf ihre Resolution vom 22. März 1980. Die Landesversammlung ist jedoch gleichzeitig überzeugt, dass die konkrete Anrufung des Selbstbestimmungsrechtes  zum jetzigen Zeitpunkt nicht realistisch ist.

Die Art und Weise und der Zeitpunkt der Inanspruchnahme des Selbstbestimmungsrechtes hängen von Bedingungen ab, die sich aus historisch-politischen Möglichkeiten ergeben können. Sollte sich in Zukunft eine reelle Möglichkeit bieten, eine Änderung herbeizuführen, auch eine Grenzänderung, so wird es die Südtiroler Volkspartei sein, ohne sich dabei von anderen Kräften treiben zu lassen, die von sich aus die Initiative dazu ergreifen wird; dies ganz unabhängig davon, ob wir uns als ein Volk oder eine Volksgruppe bzw. Sprachminderheit bezeichnen können.

Die Landesversammlung erklärt in Anlehnung an die Aussage des außenpolitischen Ausschusses des österreichischen Nationalrates vom 1. 10. 1946, dass der Pariser Vertrag keinen Verzicht auf das Selbstbestimmungsrecht bedeutet.

An der Haltung der SVP wird sich diesbezüglich nichts ändern.“

1984: SVP-Landessekretär: Selbstbestimmungsrecht ist unverzichtbar
Unter diesem Titel brachten die „BIB Mitteilungen des Bergisel-Bundes“ von Wien-Niederösterreich-Burgenland in ihrer Ausgabe Nr. 2 vom Juni 1984 ein Interview mit dem Landessekretär der Südtiroler Volkspartei, Dr. Bruno Hosp, in welchem dieser sagte:

„Selbstbestimmung über das politische Schicksal ist ein immerwährendes Recht und steht jeder Generation zu, vor allem dann, wenn eine vorausgehende Generation unter Zwang auf dieses Recht verzichtet haben sollte. Ein solcher Verzicht mag noch so verständlich sein, moralisch Dauergeltung besitzt er nicht. Eine Anerkennung der Brennergrenze, die Tirol noch heute gewaltsam durchschneidet und darum im moralischen Sinne ein seit 1919 bestehendes Verbrechen an den Deutschosterreichern im heutigen italienischen Staatsgebiet darstellt, kommt nie in Frage. Eine volle Paketverwirklichung ändert dies nicht, auch wenn Italien es noch so gerne möchte.

1991: SVP-Parlamentsabgeordneter forderte Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes
Am 1.9.1991 veröffentlichte die italienische Presse in Bozen einen ihr durch Indiskretion zugegangenen vertraulichen Brief des SVP-Kammerabgeordneten Dr. Ferdinand Willeit an die SVP-Parteileitung. Darin erklärte Willeit, dass seiner Meinung nach der Zeitpunkt dafür gekommen sei, dass die SVP-Parlamentarier in Rom einen Begehrensantrag für die Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes in Südtirol einbrächten.

Der Brief schlug hohe Wellen in der Öffentlichkeit. Die SVP-Spitze lehnte jedoch den Willeit-Vorschlag ab.

1992: Landeshauptmann Durnwalder (SVP) – Mehrheit wäre für Rückkehr nach Österreich
Am 12. 6. 1992 brachte das österreichische ÖVP-Parteiorgan „Neues Volksblatt“ ein Interview mit dem Südtiroler Landeshauptmann Dr. Durnwalder, in welchem dieser erklärte:

„Wenn man den Südtirolern das Selbstbestimmungsrecht gewährte und sie abstimmen ließe, dann garantiere ich, dass eine Mehrheit für eine Rückkehr nach Österreich zustande kommen würde. Es ist das Natürlichste, dass zusammengehört, was Jahrhunderte zusammengewachsen ist, und der Landeshauptmann von Südtirol sicherlich für Tirol stimmen würde.“

1992: SVP-Parteiausschuss – Unabhängigkeit Südtirols in den Raum gestellt
Am 9. November 1992 beschloss der Parteiausschuss der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) in einer Resolution an die SVP-Landesversammlung die Forderung, dass die Südtirol-Autonomie zu einer „Europaregion Tirol“ weiterentwickelt werde. Gleichzeitig wurde auf die „Unverzichtbarkeit des Selbstbestimmungsrechtes“ hingewiesen.

Am 21. November 1992 wurde diese Resolution von der SVP-Landesversammlung mit überwältigender Mehrheit angenommen.

Der SVP-Parteiobmann Dr. Roland Riz richtete in seiner Rede hinsichtlich der mangelnden Umsetzung von „Paket“-Bestimmungen mahnende Worte an die italienische Regierung und drohte „als letzte Konsequenz mit der Ausrufung der Unabhängigkeit Südtirols, wenn sich Rom nicht unzweideutig zu einer internationalen Absicherung der Südtirol-Autonomie bekenne.“ (APA 22. 11. 92)

Am 22. November 1992 berichtete die Südtiroler „Zeitung am Sonntag“ unter dem Titel „Riz: Bei Wortbruch für Unabhängigkeit“ über die SVP-Landesversammlung von Vortag. In dem Artikel hieß es: „Riz wörtlich: ‚Dann verlangen wir unsere Unabhängigkeit und werden diese auch ausrufen!’

1994: SVP-Obmann – Selbstbestimmung, wenn Autonomieverletzungen
Im Dezember 1994 erklärte der Obmann der Südtiroler Volkspartei (SVP), Dr. Siegfried Brugger, gegenüber den Medien: Sollte es unter einer neuen Rechtsregierung neuerlich Autonomieverletzungen geben, wäre Selbstbestimmung „die weitere Entwicklung.“ Man werde dann die Südtirolfrage internationalisieren und „die Selbstbestimmung ausrufen.“

1999: Altlandeshauptmann DR. Magnago – Mehrheit würde für Österreich stimmen
Am 23. November 1999 erschien in der „Neuen Südtiroler Tageszeitung“ ein Interview mit dem Südtiroler Altlandeshauptmann Dr. Silvius Magnago unter dem Titel „Noch sind wir nicht so verdorben“:

Magnago sagte: „Wenn es zu einer Abstimmung kommen würde, würde die Südtiroler Volkspartei die Zeit nutzen, eine Überzeugungskampagne zu führen. Diese würde immer dazu führen, dass die Mehrheit der Südtiroler für die Zugehörigkeit zu Österreich stimmen würde. Darüber habe ich keinen Zweifel. Die Selbstbestimmungsgegner würden dann sicher das Geld als Argument anführen. Aber noch hat uns das viele Geld nicht so sehr verdorben, dass wir nur daran denken.“

2006: SVP strebt laut ihrem Parteiprogramm die Selbstbestimmung an
Am 24. Juni 2006 veröffentlichten die „Dolomiten“ ein Interview mit dem SVP-Obmann Elmar Pichler-Rolle, in welchem dieser darauf verwies, dass die „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) gemäß ihrem Parteiprogramm die Selbstbestimmung anstrebe.

2007: Südtiroler Landtag lehnte italienischen Grundsatzantrag für Verbleib bei Italien ab
Am 7. Februar 2007 lehnte der Südtiroler Landtag einen Grundsatzantrag des Abgeordneten Alberto Pasquali von der „Forza Italia“ ab. In dem Antrag war die Einbindung Südtirols in die Republik Italien als definitiv und unwiderruflich bezeichnet worden.

Landeshauptmann Luis Durnwalder erklärte dazu in der Debatte, dass man auf das Selbstbestimmungsrecht nie verzichtet habe, denn es bleibe „ein Grundrecht eines jeden Volkes“. Mit dem anschließenden Beschluss sprach sich der Südtiroler Landtag gegen einen definitiven Verbleib Südtirols bei Italien aus.

2008: Landeshauptmann Durnwalder – Selbstbestimmung, wenn Autonomieaushöhlung
Am, 13. August 2008 brachte „Südtirol Online“ (Dolomiten“) einen Bericht, in dem es hieß:

„Eine deutliche Warnung richtete der Landeshauptmann an all jene, ‚die unsere besondere Autonomie, die von mehreren Staatspräsidenten als solche anerkannt worden ist, beschneiden oder aushöhlen wollen.  … Jenen, die uns auf das Niveau der Regionen mit Normalstatut bringen möchten, sage ich: Wir lassen nicht mit uns spaßen. Wenn das passiert, werden wir die Selbstbestimmung verlangen‘, unterstrich Durnwalder.“

2009: SVP-Politiker Richard Theiner – Das Ziel der Selbstbestimmung nicht aus den Augen verlieren
Am 25. März 2009 brachte „Südtirol Online“ („Dolomiten“) folgendes Interview mit dem SVP-Obmann-Kandidaten und späteren SVP-Obmann Richard Theiner. Dieser erklärte zur Frage der Selbstbestimmung, „dass die SVP dieses wichtige Thema angehen muss und es nicht anderen Parteien überlassen kann. … Die Selbstbestimmung ist ein Ziel, welches nur erreicht werden kann, wenn sich Deutsche, Italiener und Ladiner gemeinsam dafür einsetzen und zusammen an einem Strang ziehen. … Wir brauchen uns … nicht auf dem bisher Erreichtem, der Autonomie, wie wir sie zurzeit haben, ausruhen. Ich sehe es als eine der wichtigsten Aufgaben der Volkspartei, alles für die Stärkung und den Ausbau der Autonomie zu tun und dabei das Ziel der Selbstbestimmung nicht aus den Augen zu verlieren.  „

2009: SVP-Obmann Theiner – So viel wie möglich an Selbstbestimmung erlangen
Am 16. April 2009 erklärte der neue SVP-Obmann Richard Theiner gegenüber „Südtirol Online“ („Dolomiten“):

„Es wäre töricht, die Autonomie in Frage zu stellen. Trotzdem: Die Autonomie muss nicht Endstation sein. Das heißt: wir können und sollten die Autonomie weiterentwickeln. Unser Ziel sollte es dabei immer sein, soviel wie möglich an Selbstbestimmung und Selbstverantwortung zu erlangen.“

2016: SVP-Parteistatut – Unverzichtbarkeit des Selbstbestimmungsrechtes

2020: Chefredakteur Dr. Toni Ebner – Bei Drangsalierung Mehrheit für Rückkehr nach Österreich
Dr. Toni Ebner, Chefredakteur der Tageszeitung „Dolomiten“, erklärte am 10. Oktober 2020 in der ORF-Dokumentarsendung „100 Jahre Südtirol – Zerrissen zwischen den Mächten“ von Brigit Mosser-Schuöcker:

„Die klassische Frage ‚Selbstbestimmung für Südtirol – wollt ihr zurück zu Österreich‘, hängt von den Umständen ab. Wenn die Umstände so sind, dass die italienische Regierung die Südtiroler drangsaliert, das hat es ja immer wieder gegeben, und Probleme schafft, dann glaube ich, dass eine Mehrheit in Südtirol für eine Rückkehr nach Österreich zustande kommt.




So wurden die Südtiroler Freiheitskämpfer gefoltert

Der verstorbene Freiheitskämpfer Hermann Anrather aus Kurtatsch

Bericht aus Anlass des Todes von Hermann Anrather

Wie der „Südtiroler Heimatbund“ (SHB) in einer Aussendung mitteilte, ist der ehemalige Freiheitskämpfer Hermann Anrather, Schneidermeister aus Kurtatsch, in der Nacht auf den 10. November verstorben.

Bereits in den 1950er Jahren hatte er zusammen mit anderen späteren Freiheitskämpfern spektakuläre Protestaktionen gegen die Fortsetzung der faschistischen Entnationalisierungspolitik in Südtirol durchgeführt. Eine besonders Aufsehen erregende Aktion war das Abbrennen eines großen Feuerkreuzes in den Herz-Jesu-Nächten in den Grauner Wänden oberhalb des Dorfes.

Die Treue zur Heimat hatte ihm nach der „Feuernacht“ des 11. auf den 12. Juni 1961 Folter und Gefängnis beschert. Er war ebenso wie viele andere „amtsbekannten“ heimattreuen Südtiroler verhaftet und dann in der Carabinieri-Kaserne in Kurtatsch schrecklich gefoltert worden.

Aus einem Bericht in einer deutschen Illustrierten
Aus einem Bericht in einer deutschen Illustrierten

Ein Anwalt und Regionalratsabgeordneter brachte die Folterungen an die Öffentlichkeit

Was Hermann Anrather nach seiner Verhaftung widerfahren war, gelangte erstmals an das Licht der Öffentlichkeit, als der aus Rovereto stammende Trentiner Abgeordnete Dr. Sandro Canestrini am 18. Jänner 1962 im Regionalrat in Trient Folterberichte zweier verhafteter Südtiroler Freiheitskämpfer verlas. Diese Briefe waren ihm in seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt und Strafverteidiger zugekommen. In der Folge sollte sich Canestrini in den Strafprozessen gegen Südtiroler Freiheitskämpfer als mutiger Verteidiger erweisen.

Dr. Sandro Canestrini im Kreise von Angehöriger der verhafteten Südtiroler
Dr. Sandro Canestrini im Kreise von Angehöriger der verhafteten Südtiroler

Über die von Canestrini öffentlich gemachten Folterungen berichteten die „Dolomiten“ und die „Tiroler Tageszeitung“ am 20. Jänner 1962:

In seinem Brief aus dem Gefängnis schilderte Anrather die erlittene Folter: „Ich musste mit der linken Hand oben stehen, und man hatte mir dauernd mit der Hand und Faust ins Gesicht geschlagen u. ins Gesicht gespien. Mit einen vierkantigen Stock schlug man mir auf den Händen, Unterarm und am Oberschenkel weil ich nicht imstande war gerade zu stehen….Wurde zirka eine Stunde lang ohne Rücksicht geschlagen wie am Vortage. Zusezlich gab man mir Fustritte und schlug man mir mit der Faust an dem Geschlechtsteil“, so Anrather in seinem Brief.

Faksimile in: Sepp Mitterhofer / Günther Obwegs: „...Es blieb kein anderer Weg“, Meran 2000, S.94 f
Faksimile in: Sepp Mitterhofer / Günther Obwegs: „…Es blieb kein anderer Weg“, Meran 2000, S.94 f

Weiter heißt es: „Mit einer Zange hate man mir die Finger gequetscht, sowie bei den Haaren gezogen das dem Carabiniere ein Handvoll Haare in die Hand gebliben ist. Als ich vertig und erschöpft war, wurde mir mein erstes Protokol geschrieben, wo ich auch zugegeben hätte das ich meine Mutter umgebracht habe, wen sie mich danach gefragt hätten.“

Haft für Anrather

Anrather erstattete Anzeige gegen seine Folterer. Er wurde trotz des erfolterten „Geständnisses“ am 16. Juli 1964 in Mailand zu 2 Jahren und 8 Monaten Kerker verurteilt, in der Berufungsinstanz wurde die Strafe am 30. Juni 1966 auf 7 Jahre und 4 Monate angehoben. Am 2. Juni 1969 begnadigte der italienische Staatspräsident unter dem Vorzeichen der gewünschten Annahme des „Südtirolpakets“ durch die Südtiroler Volkspartei eine Reihe von Häftlingen, darunter Hermann Anrather.

Hermann Anrather (X) auf der Anklagebank im Mailänder Prozess 1964
Hermann Anrather (X) auf der Anklagebank im Mailänder Prozess 1964

Freiheit für die Folterknechte

1963 hatte Dr. Sandro Canestrini als Anwalt der gefolterten Südtiroler Häftlinge im Trienter Carabinieriprozess die Vertuschungs-Praktiken des Staates, der Carabinieri und der Gerichtsbehörden an den Pranger gestellt und im Gerichtssaal erklärt, dass das Dulden der Tortur jenem rassistischen Denken entspringe, aus welchem einst der Faschismus und der Nationalsozialismus entstanden seien.

Die Folterknechte waren freigesprochen und anschließend staatlich geehrt und ausgezeichnet worden.

Bericht aus den „Dolomiten“
Bericht aus den „Dolomiten“

Dokumentation: Der vollständige Bericht von Hermann Anrather

Wiedergegeben in: Sepp Mitterhofer / Günther Obwegs: „...Es blieb kein anderer Weg“, Meran 2000, S.94 f
Wiedergegeben in: Sepp Mitterhofer / Günther Obwegs: „…Es blieb kein anderer Weg“, Meran 2000, S.94 f




Landtagswahlen 2023 – Eine Analyse des Ergebnisses von Cristian Kollmann

Bild Cristian Kollmann: Süd-Tiroler Freiheit; Bildkomposition: SID

Am 28.11.1948 hatte die Südtiroler Volkspartei (SVP) mit 67,6% der Stimmen einen überragenden Erfolg errungen. Mit Recht wurde sie als Sammelpartei der Südtiroler angesehen.

Die Südtiroler Landtagswahlen brachten am 22. Oktober 2023 ein dramatisches Ergebnis. Nach 75 Jahren, am 22.9.2023, endete mit nur mehr 34,5% der Stimmen der bisherige Siegeslauf der SVP innerhalb der Volksgruppe, sie wurde im Vergleich zu 1948 halbiert. Viele Wähler hatten offenbar nicht mehr erkennen können, ob die SVP unter der Führung des Landeshauptmannes Arno Kompatscher (SVP) noch für andere Ziele als die Sicherung gut dotierter Mandate und Posten eintrete.

Landeshauptmann Arno Kompatscher hat stets seine Verbundenheit mit Rom und den Italienern betont. Hier sieht man ihn auf einem Alpini-Treffen in Bozen. Seinen deutschen und ladinischen Landsleute hat dies vielfach nicht so gut gefallen.
Landeshauptmann Arno Kompatscher hat stets seine Verbundenheit mit Rom und den Italienern betont. Hier sieht man ihn auf einem Alpini-Treffen in Bozen. Seinen deutschen und ladinischen Landsleute hat dies vielfach nicht so gut gefallen.

Der bekannte Südtiroler Toponomastik-Experte und Sprachhistoriker Cristian Kollmann hat über die derzeitige Situation in Südtirol nachstehende Analyse zur Verfügung gestellt. Er zeigt die Varianten der noch möglichen Koalitionen auf, die dem geschlagenen LH Arno Kompatscher (SVP) verbleiben.

Neuer Landtag in Südtirol – Kommt die Wende?

von Cristian Kollmann

Am 22. Oktober 2023 fanden in Südtirol Landtagswahlen statt. 16 Parteien waren angetreten und zwölf haben es in den Landtag geschafft. Nachstehend das Ergebnis für sie im Detail:

Die Sitzverteilung im Landtag grafisch dargestellt:

Das Ergebnis dieser Landtagswahl brachte ein Novum in der Geschichte Südtirols: Die regierende Südtiroler Volkspartei hat zum ersten Mal so viele Stimmen verloren, dass sie zum Regieren einen deutschen Koalitionspartner benötigt.

Dieses Novum war wohl der Hauptgrund dafür, dass über den Ausgang einer Südtiroler Landtagswahl, anders als in der Vergangenheit, in ganz Italien, aber auch in Österreich und Deutschland ausführlich berichtet wurde.

Ganz richtig ist überall davon die Rede, dass schwierige Koalitionsgespräche anstehen. Die potentiellen interethnischen Koalitionspartner (Team K, Grüne) haben nämlich keinen Italiener zu bieten.

Mindestens ein italienisches Regierungsmitglied ist aber erforderlich, weil laut Südtiroler Autonomiestatut die Sprachgruppen in der Landesregierung im selben Verhältnis wie im Landtag vertreten sein müssen.

Die Zahl der italienischen Kandidaten, die es bei dieser Wahl in den Landtag geschafft haben, beläuft sich auf fünf und ist damit vergleichsweise niedrig. Bei der letzten Landtagswahl waren es acht. Fünf Abgeordnete von insgesamt 35 machen in Prozent 14,29 aus. Wenn man davon ausgeht, dass die künftige Südtiroler Landesregierung so wie bisher aus neun Mitgliedern besteht, geht sich bei 14,29 Prozent ein italienischer Abgeordneter aus (mathematisch exakt wären dies 1,29).

Portal des Südtiroler Landtages in Bozen
Portal des Südtiroler Landtages in Bozen

Welche Koalitionen sind möglich?

Umgehend nach dem Wahlergebnis wurden medial alle möglichen Koalitionsszenarien durchgespielt. Da der Südtiroler Landtag 35 Abgeordnete stellt, braucht es für eine Regierungsmehrheit mindestens 18 Simmen. Für die Südtiroler Volkspartei hat es nur für 13 Mandate gereicht, zwei weniger als bisher.

Eine einzige italienische Partei als Partner für eine mehrheitsfähige Regierung reicht aber nicht, weil die stärkste italienische Partei, die Fratelli d’Italia, nur zwei Stimmen beisteuern kann.

Mit nationalistischen Aktionen gegen Südtirol hat sich die Fratelli-Vorsitzende und jetzige Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in Südtirol allerdings nicht besonders beliebt gemacht
Mit nationalistischen Aktionen gegen Südtirol hat sich die Fratelli-Vorsitzende und jetzige Ministerpräsidentin Giorgia Meloni in Südtirol allerdings nicht besonders beliebt gemacht

Mögliche, jedoch wenig realistische Dreierkoalitionen

Zum ersten Mal in der Geschichte Südtirols ist eine Zweierkoalition nicht mehr möglich. Rein technisch möglich wären dagegen folgende Dreierkoalitionen:

  • Südtiroler Volkspartei (13), Team K (4), Fratelli d’Italia (2): 19 Simmen;
  • Südtiroler Volkspartei (13), Süd-Tiroler Freiheit (4), Fratelli d’Italia (2): 19 Stimmen.

Allerdings sind beide Koalitionsvarianten wenig realistisch. Zu groß sind nämlich die ideologischen Differenzen zwischen den faschistischen Fratelli d’Italia und dem Team K bzw. der Süd-Tiroler Freiheit. Andererseits stünde diese Koalition zahlenmäßig auf einigermaßen stabilen Beinen, denn die Regierungsparteien hätten immerhin um zwei Stimmen die Mehrheit.

Mit solchen Plakaten hat sich die Süd-Tiroler Freiheit bei den neofaschistischen Fratelli d’Italia nicht sonderlich beliebt gemacht
Mit solchen Plakaten hat sich die Süd-Tiroler Freiheit bei den neofaschistischen Fratelli d’Italia nicht sonderlich beliebt gemacht

Viererkoalition unumgänglich

Um eine stabile Mehrheit zu bekommen, ist eine Viererkoalition unumgänglich. Die Konstellationen, aus denen sich eine Viererkoalition ergeben könnte, sind, rein technisch betrachtet, vielfältig und folglich politisch komplizierter. Jedem der Koalitionspartner müsste die Südtiroler Volkspartei mindestens einen Landesregierungssitz zugestehen, was letztlich für die Volkspartei selbst weniger Sitze bedeuten würde. Nachstehend werden vier Szenarien einer Viererkoalition durchgespielt.

Viererkoalition, Szenario 1: Südtiroler Volkspartei, Grüne, Partito Democratico, La Civica

Grundsätzlich muss sich die Südtiroler Volkspartei entscheiden, ob sie eine Koalition nach links oder nach rechts will. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Landeshauptmann Arno Kompatscher immer schon mit den Grünen sympathisierte. Doch um mit den Grünen zumindest hauchdünn regieren zu können, werden zwei weitere Sitze benötigt, die nur die beiden linken Parteien Partito Democratico und La Civica beisteuern können, demnach: Südtiroler Volkspartei (13), Grüne (3), Partito Democratico (1), La Civica (1).

Viererkoalition, Szenario 1: Südtiroler Volkspartei, Grüne, Partito Democratico, La Civica
Viererkoalition, Szenario 1: Südtiroler Volkspartei, Grüne, Partito Democratico, La Civica

Gemeinsam hätte man dann eine hauchdünne Regierungsmehrheit von 18 Stimmen. Von den neun Sitzen in der Landesregierung würden dann aller Wahrscheinlichkeit zwei die Grünen und je einen die beiden italienischen Parteien für sich reklamieren. Für die Südtiroler Volkspartei blieben dann nur noch fünf Regierungssitze übrig, während es in der bisherigen Koalition mit der Lega, die zwei Landesräte stellte, noch sieben waren.

Viererkoalition, Szenario 2: Südtiroler Volkspartei, Team K, Partito Democratico, La Civica

Eine stabilere Mitte-links-Regierung ergäbe sich, wenn die Südtiroler Volkspartei statt den Grünen das um einen Sitz stärkere Team K ins Boot holen würde, weil sich dann mit 19 Stimmen eine Regierungsmehrheit ergäbe.

Demnach: Südtiroler Volkspartei (13), Team K (4), Partito Democratico (1), La Civica (1)

Viererkoalition, Szenario 2: Südtiroler Volkspartei, Team K, Partito Democratico, La Civica
Viererkoalition, Szenario 2: Südtiroler Volkspartei, Team K, Partito Democratico, La Civica

Viererkoalition, Szenario 3: Südtiroler Volkspartei, Fratelli d’Italia, die Freiheitlichen, Lega

So sehr sich Arno Kompatscher eine Mitte-links-gerichtete Landesregierung wünschen würde, so sehr beschäftigt ihn gewiss auch der Gedanke, dass eine solche Regierung mit jener in Rom nicht kompatibel wäre.

Wenn Arno Kompatscher eines ist, dann romgefällig – egal, wer gerade dort am Ruder ist.

Und das ist aktuell nun einmal ganz klar eine Rechtsregierung. Gerade die in Rom regierenden und nach wie vor faschismusaffinen Fratelli d’Italia haben sich im Landtagswahl besonders interessiert an einer Koalition mit der Südtiroler Volkspartei gezeigt.

Auch die Südtiroler Tageszeitung „Dolomiten“ publizierte noch am Tag vor der Landtagswahl ein Propagandainterview mit der italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Kritische Fragen – etwa warum sie im Jahr 2014 den Südtirolern nahelegte, sie mögen doch nach Österreich auswandern, wenn sie sich mit der italienischen Trikolore nicht identifizieren wollen – bekam die Ministerpräsidentin freilich nicht gestellt.

Im August 2022 war ein Video im Internet aufgetaucht, in welchem Giorgia Meloni erklärte, dass Mussolini ein guter Politiker gewesen sei.
Im August 2022 war ein Video im Internet aufgetaucht, in welchem Giorgia Meloni erklärte, dass Mussolini ein guter Politiker gewesen sei.

Mittlerweile ist Frau Meloni ja angeblich staatstragend und gemäßigt. Dieses Bild wollen zumindest die etablierten Medien vermitteln. Ob dies das Südtiroler Volk und vor allem die Wähler der Südtiroler Volkspartei tatsächlich auch so sehen, ist fraglich. Und genau das bringt Arno Kompatscher in die Zwickmühle. Um seine neuen römischen „Freunde“ in Rom nicht vor den Kopf zu stoßen, täte er aus seiner Sicht gut daran, die Fratelli d’Italia in die Südtiroler Landesregierung zu holen.

Doch um eine Regierungsmehrheit zu erreichen, benötigt er weitere rechte Partner, von denen auf deutscher Seite die Freiheitlichen (die mit zwei Sitzen konstant geblieben sind) und auf italienischer Seite sowohl die Fratelli d’Italia (die von einem Sitz auf zwei Sitze zugelegt haben) als auch die Lega (die von vier Sitzen auf einen Sitz geschrumpft ist) die meisten Synergien hätten.

Eine derartige Mitte-rechts-gerichtete Regierung hätte dann die denkbar knappste Mehrheit von 18 Stimmen, demnach:

Südtiroler Volkspartei (13), Fratelli d’Italia (2), Freiheitliche (2), Lega (1).

Viererkoalition, Szenario 3: Südtiroler Volkspartei, Fratelli d’Italia, die Freiheitlichen, Lega
Viererkoalition, Szenario 3: Südtiroler Volkspartei, Fratelli d’Italia, die Freiheitlichen, Lega

Wie eine Regierung mit den Grünen wäre auch diese Regierung auf Grund der Mehrheit von lediglich einer Stimme höchst instabil.

Daher ist es fraglich, ob Arno Kompatscher dieses Risiko eingehen möchte. Und zudem: Wie groß wäre der Rückhalt in der Bevölkerung für eine Südtiroler Landesregierung, in der, genau nach 100 Jahren seit der Machtergreifung der Faschisten, ausgerechnet deren ideologische Enkel sitzen?

Viererkoalition, Szenario 4: Südtiroler Volkspartei, Süd-Tiroler Freiheit, die Freiheitlichen, Lega

Man kann es drehen und wenden, wie man will: eine tragfähige Regierung in Südtirol scheint außer Reichweite – so zumindest für Arno Kompatscher. Doch bei genauerem Hinschauen stellt man fest, dass das eigentliche Problem nicht beim Wahlergebnis liegt, sondern woanders: bei Kompatscher selbst. Wenn er weniger romgefällig wäre und dafür aber mehr Patriotismus für (Süd-)Tirol empfinden würde, sähe Kompatscher auch die naheliegendste Lösung: eine Koalition seiner Partei mit der Süd-Tiroler Freiheit, den Freiheitlichen und der Lega, demnach:

Südtiroler Volkspartei (13), Süd-Tiroler Freiheit (4), Freiheitliche (2), Lega (1).

Viererkoalition, Szenario 4: Südtiroler Volkspartei, Süd-Tiroler Freiheit, die Freiheitlichen, Lega
Viererkoalition, Szenario 4: Südtiroler Volkspartei, Süd-Tiroler Freiheit, die Freiheitlichen, Lega

Mit insgesamt 20 Stimmen hätte diese Regierung eine Mehrheit um sogar 2 Stimmen, wobei allein schon die deutschen Parteien, da mit 19 Stimmen ausgestattet, bereits von sich aus eine Mehrheit ausmachen würden und de facto auf die Stimme des laut Autonomiestatut zwingend vorgesehenen italienischen Landesrats gar nicht angewiesen wären.

Kompatscher könnte argumentieren: Mit der Lega als italienischen Partner bliebe sein direkter Draht zur italienischen Regierung aufrecht. Vor seinen Wählern würde er glaubwürdig erscheinen, weil er die nach wie vor faschistischen Fratelli d’Italia außen vor lässt. Zentrale Anliegen der Regierung könnten dann sein:

  • die Rückholung und der Ausbau der Autonomie;
  • die Forderung an Rom nach der Zuständigkeit für die Einwanderung;
  • umfassende Maßnahmen zum Heimatschutz, d.h. der deutschen und ladinischen Sprache, der muttersprachlichen Schulen, der historisch fundierten Ortsnamen;
  • die Forderung an Wien nach der doppelten Staatsbürgerschaft für die Südtiroler;
  • Maßnahmen für den Umweltschutz auf der Grundlage des gesunden Menschenverstandes.

Auf der Agenda des Regierungsprogramms mit dem unpatriotischen Team K und den antipatriotischen Grünen als Regierungspartner wären die genannten Programmpunkte wohl nicht zu finden, stattdessen regelrecht die gegenteiligen, die da wären:

  • weitere Aushöhlung der Autonomie durch Abschaffung des ethnischen Proporzes;
  • die Fortsetzung einer unkontrollierten Einwanderung und der Nicht-Abschiebung von kriminellen Ausländern;
  • die Ausweitung von gemischtsprachigen Schulen und damit langfristig die Abschaffung der muttersprachlichen Schulen;
  • die schnelle Vergabe der italienischen Staatsbürgerschaft an Ausländer (wofür allerdings der Staat zuständig wäre), aber die Verweigerung der doppelten Staatsbürgerschaft für die Südtiroler;
  • Maßnahmen gegen den Klimawandel, die zwar nicht effizient sind, dafür aber zu einer noch drastischeren Bevormundung, Verarmung und Überwachung der Bürger führen – siehe Beispiel Deutschland.

Bei einer Viererkoalition mit der Süd-Tiroler Freiheit als größter Juniorpartner läge der Fokus eindeutig auf den patriotischen Themen und somit auf der Stärkung der Identität der Südtiroler.

Doch kann dies im Sinne der Lega sein? Zustimmung wäre sicher zu erwarten, wenn es darum geht, das Migrationsproblem und die damit einhergehende hohe Kriminalitätsrate in den Griff zu kriegen.

Die Leidtragenden dieses Problems sind ja nicht ausschließlich die Südtiroler, sondern alle redlichen Bürger, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Und was ist mit der Rückholung der verloren gegangenen autonomen Kompetenzen bzw. dem Ausbau der Autonomie? Wäre dafür die Lega zu gewinnen? Es sei daran erinnert, dass die Lega ursprünglich den Föderalismus hochhielt und sich sogar für die Selbstbestimmung der Völker aussprach. Das ist lange her, und die Lega ist zu einer gewöhnlichen zentralistischen und mitunter auch nationalistischen Partei geworden.

Andererseits behaupten, wenn es um Südtirol geht, nicht nur die Lega, sondern auch die Fratelli d’Italia autonomiefreundlich zu sein. Was konkret damit gemeint ist, könnte die Lega in einer Regierung, wo sie von den deutschen Parteien jederzeit überstimmt werden könnte, unter Beweis stellen. Dasselbe gilt für die patriotischen Kernthemen der Süd-Tiroler Freiheit. Als zweitstärkster Koalitionspartner könnte sie klare Forderungen stellen, und es wäre interessant zu sehen, wie weit die Lega, damit sie mitregieren kann, zu einem Entgegenkommen bereit wäre.

Sven Knoll, Landtagsabgeordneter und Mitglied der Landesparteileitung der Süd-Tiroler Freiheit
Sven Knoll, Landtagsabgeordneter und Mitglied der Landesparteileitung der Süd-Tiroler Freiheit

Sven Knoll, die Gallionsfigur der Süd-Tiroler Freiheit, der als Landeshauptmann-Kandidat angetreten war, hat von allen Kandidaten südtirolweit am drittmeisten Vorzugsstimmen erhalten (25.290, zum Vergleich zu 2018: 9.118) – nach Arno Kompatscher (58.771; zum Vergleich 2018: 68.210) und dem neuen Kandidaten der Südtiroler Volkspartei, Hubert Messner (30.605).

Auf Grund nicht nur des sehr guten Wahlergebnisses für die Süd-Tiroler Freiheit (die von 2 Sitzen auf 4 Sitzen zugelegt hat), sondern auch auf Grund des sehr guten Wahlergebnisses für Sven Knoll persönlich, würde ihm, demokratiepolitisch betrachtet, das Amt eines Landesrates eindeutig zustehen. Doch spielen demokratiepolitische Faktoren gerade bei der Ernennung von Koalitionspartnern und der Zuweisung von Regierungsämtern bekanntlich sehr selten eine Rolle.

Fünferkoalition, nur zum Machterhalt?

So wird auch Arno Kompatscher sich von strategischen Überlegungen leiten lassen. Aus seiner Sicht mag es auch verständlich sein, dass er möglichst wenig von seiner Macht abgeben und sich in Rom bloß keine Feinde schaffen will. Genau genommen kann er dies nur dadurch erreichen, indem er sowohl die Fratelli d’Italia als auch die Lega ins Boot holt.

 

Von deutscher Seite könnte er die Freiheitlichen hinzuziehen, und damit seine Regierung auf eine Mehrheit von 19 Stimmen kommt, zusätzlich von italienischer Seite La Civica, demnach:

Südtiroler Volkspartei (13), Fratelli d’Italia (2), die Freiheitlichen (2), Lega (1), La Civica (1).

Fünferkoalition: Südtiroler Volkspartei, Fratelli d’Italia, die Freiheitlichen, Lega, La Civica.
Fünferkoalition: Südtiroler Volkspartei, Fratelli d’Italia, die Freiheitlichen, Lega, La Civica.

Neben den Freiheitlichen müssten dann natürlich auch alle drei italienischen Partner in der Landesregierung mit einem Posten versorgt werden, obwohl es für die Landesregierung nur einen Italiener benötigen würde. Für die Südtiroler Volkspartei blieben dann um so weniger Posten übrig, und die Italiener wären in der Landesregierung überproportional zum Landtag vertreten. Eine Fünferkoalition ist zudem freilich noch schwerer regierbar als eine Dreierkoalition, und die überproportionale Vertretung der Italiener könnte viele Südtiroler vor den Kopf stoßen.

Alles ist möglich, sicher ist nur eines

Zum jetzigen Zeitpunkt scheint noch alles möglich zu sein. Egal, welche Regierung Südtirol bekommen wird, sicher ist nur eines: Die Südtiroler Volkspartei muss zum ersten Mal in ihrer Geschichte auf die anderen deutschen Parteien zugehen.

Das ist schon einmal ein Anfang der Wende. Wenn Arno Kompatscher stattdessen es vorzieht, die deutschen Parteien hintanzustellen und sich noch mehr als bisher mit seinen italienischen „Freunden“ anzubiedern, dann wird seine Partei noch weiter abstürzen und die Süd-Tiroler Freiheit wird noch weiter zulegen.

Aus dem Anfang vom Ende der Südtiroler Volkspartei würde dann die Fortsetzung. Und aus dem Anfang der Wende für die patriotischen Kräfte würde dann ebenso die Fortsetzung.




Ein neues bedeutendes Tiroler Geschichtswerk

Vor Kurzem stellte der ehemalige Nationalratsabgeordnete und FPÖ-Südtirolsprecher Werner Neubauer BA MA auf einer Pressekonferenz in Bozen und auf einer Veranstaltung in Gries-Bozen sein neues Buch vor. Es ist ein Geschichtswerk, an welchem der Verfasser, der Südtirol zu seiner zweiten Heimat neben Oberösterreich erkoren hat, mehr als zwei Jahre lang gearbeitet hat. Neubauer, welcher selbst Mitglied der Schützenkompanie Gries ist, hat aus Archiven bislang unbekannte Dokumente zu Tage gefördert und prächtige Bilder zur Geschichte der Tiroler Landesverteidigung insgesamt beigestellt.

Auf der Pressekonferenz in Bozen erklärte Werner Neubauer ausführlich sein neues Werk.

Buchvorstellung auf der Pressekonferenz. V. l. n. r.: Verleger Elmar Thaler, Autor Werner Neubauer, Hauptmann Alexander Corradini
Buchvorstellung auf der Pressekonferenz. V. l. n. r.: Verleger Elmar Thaler, Autor Werner Neubauer, Hauptmann Alexander Corradini

Die Tageszeitung „Dolomiten“ berichtete am 23. September 2023 ausführlich über das neue Geschichtswerk.
Die Tageszeitung „Dolomiten“ berichtete am 23. September 2023 ausführlich über das neue Geschichtswerk.

Diese neue Geschichtswerk schildert anhand der Geschichte der Grieser Kompanie die Entstehung und das Werden der Tiroler Wehrhaftigkeit und Landesverteidigung insgesamt. Es ragt in seiner Bedeutung damit weit über den lokalen Rahmen von Gries hinaus und ist eine Fundgrube des Wissens für Jeden, der sich mit der Tiroler Geschichte befasst.

600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit als Teil der Tiroler Landesverteidigung

Autor: Werner Neubauer
Format: 26 x 23,5 cm
Seiten: 530
Effekt-Verlag Neumarkt/Südtirol
30.00 €

Hier gelangt man auf die Bestellseite des Effekt-Verlages:
https://www.effekt.it/produkt/600-jahre-grieser-wehrhaftigkeit-als-teil-der-tiroler-landesverteidigung/

Buchbesprechung von Dr. Franz Pahl

Dr. Franz Arthur Pahl, von Beruf Lehrer, war von 1976 bis 1979 Landesjugendsekretär der Südtiroler Volkspartei (SVP). Von 1983 bis 2008 war er Abgeordneter im Südtiroler Landtag und im Regionalrat Trentino-Südtirol. Er hatte einige Jahre lang die Ämter des Vizepräsidenten der Regionalregierung und des Präsidenten des Regionalrats inne.

Journalistisch war Dr. Franz Pahl als Herausgeber der Wochenzeitung „Der Tiroler“ und des „Südtiroljournals“ sowie als Redakteur bei „Radio Südtirol“ tätig. Er hat auch eine Reihe von politischen Beiträgen in der Tageszeitung „Dolomiten“ veröffentlicht. Er folgt stets einer klaren volkstumspolitischen Linie, die er klar und deutlich vertritt. Er hat über Neubauers neuestes Werk nachstehende Buchbesprechung verfasst.

600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit als Teil der Tiroler Landesverteidigung

Ein Beitrag von Dr. Franz Pahl

Der Kunstwissenschaftler und Autor Werner Neubauer BA MA, Nationalratsabgeordneter a. D., ist der langjährige Südtirolsprecher der FPÖ und ein besonders treuer Freund und Kenner Südtirols.

Mit seinem Werk „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit als Teil der Tiroler Landesverteidigung“ hat er eine Tirolensie von besonderer Bedeutung geschaffen.

Tirol im Blickpunkt

Im Mittelpunkt steht die Grieser Schützenkompanie mit ihrer großen Tradition. Im Tiroler Gedenkjahr 1984 gab sie sich den Namen Josef Eisenstecken, genannt der „Badlwirt“, der einer der bedeutenden Offiziere Andreas Hofers war. Der Verfasser bettet die Geschichte der Grieser Schützen in die gesamte Tiroler Geschichte und in die Geschichte Südtirols seit 1919 ein, als die Südtirolfrage als politische Frage entstand, die bis heute keine wirkliche Lösung gefunden hat.

Aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit“
Aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit“

Grieser Schützen nahmen an allen Verteidigungskriegen teil

Viele Einzelaussagen verdeutlichen das Selbstverständnis der Grieser Schützen, die stellvertretend für viele andere Schützenkompanien stehen, die in der Freiheits- und Verteidigungsgeschichte Tirols eine bedeutende Rolle spielten.

Aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit“
Aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit“

Der Verfasser geht chronologisch vor. Herausragende historische Ereignisse, bei denen sich die Tiroler Schützen bewährten, sind die großen Bedrohungen der Tiroler Freiheit 1703 durch die Bayern, in den Franzosenkriegen von 1796-97, von 1809, 1848, 1866 und schließlich 1915, als Italien gegen Österreich in den Krieg eintrat.

 Das Landlibell von Kaiser Maximilian von 1511

Die Geschichte der Grieser Schützen beginnt schon vor dem Landlibell von 1511 von Kaiser Maximilian. Dieses Gesetz über die Tiroler Wehrordnung regelte umfassend die Rolle des Landesaufgebotes, das auf Freiwilligkeit beruhte.

Das „Landlibell“ von 1511 und die älteste Fahne der Schützenkompanie Gries etwa aus dem Jahre 1700. (Bilder aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit“)
Das „Landlibell“ von 1511 und die älteste Fahne der Schützenkompanie Gries etwa aus dem Jahre 1700. (Bilder aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit“)

Die Entstehung des Grieser Schützenwesen reicht aber bereits in das Jahr 1420 zurück. Sie stellten sich auf die Seite des Landesherrn, des Herzogs Friedrich IV, der den widerspenstigen Adel bekämpfte und darum auch die Burg Greifenstein oberhalb von Siebeneich belagerte. Die Entstehungsgeschichte ist wenig belegt. Besonders unter dem Faschismus gingen Dokumente verloren. Die Tiroler Gerichte, heute würde man sagen Bezirke, führten die Schützenregister.

In der Schlacht von Calliano und im bairisch-pfälzischen Erbfolgekrieg 1504 waren Grieser Schützen Teil der Tiroler Streitmacht bei der Belagerung von Kufstein, das damals noch zu Bayern gehörte. Dieser Krieg schrieb österreichische Geschichte. Das Habsburgerreich vergrößerte sich um Kufstein, Rattenberg und Kitzbühel. In der Schlacht von Calliano  am 10. August 1487 während des Krieges Kaiser Maximilians gegen die Dogenrepublik Venedig zeichneten sich die Grieser Schützen besonders aus. Der Krieg brachte Tirol eine Gebietserweiterung mit Ala, Avio und Brentonico.

Aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit“
Aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit“

Bereits 1636 wurde das Landesdefensionwerk, die Ordnung der Landesverteidigung, der Zeit angepasst. Die demokratischen Gepflogenheiten blieben aber bestehen. In den Jahren der ersten Abwehr der Franzosen diente Josef Eisenstecken als Soldat und kehrte 1802 in die Heimat zurück. Ab 1802 trafen sich beim „Badlwirt“ die Tiroler Patrioten zu politischen Gesprächen. Sie nahmen langsam konspirative Gestalt an, denn Österreich trat im Pressburger Frieden von 1805 Tirol an Bayern ab.

Josef Eisenstecken – Ein Held in den Freiheitskriegen

Major Josef Eisenstecken wurde im Kreis um Andreas Hofer zu einem bedeutenden Befehlshaber der Tiroler Streitmacht gegen die bayrisch-französischen Bataillone. Der kaiserliche Intendant Hormayr erkannte in Eisenstecken einen begabten Offizier und ernannte ihn zu seinem Adjutanten. In der Berg-Isel-Schlacht vom 25. bis zum 29. Mai 1809 führte Eisenstecken ein starkes Tiroler Kontingent von 5.000 Mann in den Kampf. Seiner Führung war ein guter Teil des Sieges zu verdanken.

Aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit“
Aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit“

Im Oktober 1809 wurde Eisenstecken zum Kommandanten für das südliche Tirol ernannt. Damit unterstanden ihm auch die Grieser Schützen. Bei Lavis gerieten sie in einen Hinterhalt. 40 Grieser Schützen verloren bei diesem heldenhaften Kampf ihr Leben. Dem Verfasser ist es gelungen, die Namen zu einem größeren Teil aufzulisten.

1810 floh Eisenstecken nach Wien. Willkürliche Verhaftungen und zahlreiche Erschießungen von gefangenen Tiroler Offizieren und auch einfachen Kämpfern ließ es mehr als geraten erscheinen, sich der Gefahr durch die Flucht nach Österreich zu entziehen. Eisenstecken blieb aber mit Hormayr in Verbindung und stieß damit auch zum Kreis von Erzherzog Johann, dem Freund der Tiroler von Anfang an, der versuchte, eine österreichische Kriegserklärung gegen Napoleon herbeizuführen.

Nach der Niederlage Napoleons in Russland und noch vor der weiteren Niederlage Napoleons in der Drei-Kaiser-Schlacht von Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 begann die Befreiung Tirols. Eisenstecken nahm daran als „Obrist Wachtmeister“ (alte Form von Major) teil und organisierte die Verteidiger von Welschtirol bis Lienz. Von dort aus drang er bis Toblach und Welsberg vor. Am 4. Oktober zog er in Bruneck ein. Am 10. Oktober kam er nach Bozen. Am 31. Oktober 1813 war Tirol von den Franzosen befreit. Napoleon war es nach der verlorenen Völkerschlacht bei Leipzig nicht mehr möglich, frische Truppen nach Tirol zu entsenden.

Grieser Schützen hielten die Wacht an der Südfront

1848, als sich Österreich im Krieg gegen das Königreich Piemont befand, standen die Grieser Schützen erneut im Einsatz zur Verteidigung der Südgrenze. Als jedoch Feldmarschall Radetzky in der Schlacht von Custozza am 25. Juli 1848 siegte, bestand für Tirol keine Gefahr mehr.

Als der 1. Weltkrieg begann, blieb Italien zunächst neutral. Den Seitenwechsel zu den Entente-Mächten in Geheimverhandlungen in London ahnte man schon Wochen vor der formellen italienischen Kriegserklärung im Mai 1915. Die Grieser Schützen trafen schon am 21. Mai 1915 in der deutschen Sprachinsel Vielgereut ein. Bis zum Durchbruch 1917 kämpften sie an der Südfront.

Der berühmte Tiroler Maler Egger-Lienz rückte im Alter von 47 Jahren freiwillig bei den Grieser Standschützen ein, um die Südfront gegen Italien verteidigen zu helfen. (Aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit“)
Der berühmte Tiroler Maler Egger-Lienz rückte im Alter von 47 Jahren freiwillig bei den Grieser Standschützen ein, um die Südfront gegen Italien verteidigen zu helfen. (Aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit“)

Die Grieser Schützen im Faschismus

Die Zeitgeschichte mit dem Beginn des Faschismus in Italien und den Auswirkungen auf Südtirol sind in mehreren Kapiteln geschildert. In den Nachkriegsjahren konnte das Südtiroler Schützenwesen neu entstehen. Die Zeit nach der „Feuernacht“ vom 12. auf den 13. Juni 1961, in der die Attentatswelle gegen faschistische Staatssymbole und Hochspannungsleitungen losbrach, werden besonders unter der Rücksicht auf die staatliche Repression, die blinde Verfolgung, Hetze, Folterungen, Morde und Schauprozesse geschildert.

Wiedergründung der Grieser Schützen

Der Verfasser stellt die Grieser Schützen in den Rahmen der Tiroler Wehrgeschichte. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es keine bewaffnete Landesverteidigung mehr. Der Faschismus mit seinem schlechten Gewissen und seiner Angst vor jeder Freiheitsregung verbot jede bewaffnete Einheit. Bald verbot er das Schützenwesen und löste seine Formationen auf. Erst am 3. Jänner 1959 gelang der Grieser Schützenkompanie endgültig die Wiedergründung, gerade noch rechtzeitig wenige Jahre vor der Südtiroler „Feuernacht“, nach der die staatliche Repression unter Innenminister Scelba die Verbote seines Vorgängers Segni noch verstärkte.

Aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit“
Aus „600 Jahre Grieser Wehrhaftigkeit

Dank an den Verfasser

Das Werk ist bestens recherchiert. Der Verfasser forschte in den Archiven in Wien, Innsbruck und Bozen. Er hat Dokumente gefunden und aufgearbeitet, die bis heute kein anderer Forscher für die Tiroler Geschichte in den Blick genommen hat. Das Wiener Staatsarchiv, dessen Bestand alle Zeitläufte überstanden hat, war eine unerschöpfliche Fundgrube. Vier Jahrhunderte sind die Grieser Schützen als Teil des Landesaufgebotes zur Verteidigung Tirols ins Feld gerückt und haben sich als Landesverteidiger verdient gemacht.

Dem Verfasser Neubauer ist zu danken für dieses exemplarische Werk mit seiner klaren historischen Darstellung des Tiroler Verteidigungsverständnisses, das seinesgleichen im europäischen Mittelalter sucht. Das Landlibell ist eine europäische Einzigartigkeit auf demokratischer Grundlage, wie man heute oft sagt. Der Begriff „Demokratie“ war damals sprachlich noch nicht geboren. In der Sache war er aber schon im Tiroler Selbstverständnis vorhanden. Die Schweizer Eidgenossenschaft hatte sich  in der Schlacht von Sempach am 9. Juli 1386 dem habsburgischen Ritterheer entgegengestellt. Das Ende der habsburgischen Herrschaft nahte. Die Schweiz entstand nach und nach als demokratisches Staatswesen. Tirol und die Eidgenossenschaft wurden aber nicht zu Freunden. Sie sind aber europäische Beispiele des wehrhaften Freiheitswillens.

Werner Neubauer, der Südtirol zu seiner zweiten Heimat erwählt hat, ist Mitglied der Schützenkompanie Gries.
Werner Neubauer, der Südtirol zu seiner zweiten Heimat erwählt hat, ist Mitglied der Schützenkompanie Gries.

Dem Verfasser Werner Neubauer BA MA ist ein herausragendes Werk über die Tiroler Landesverteidigung mit besonderer Berücksichtigung der Grieser Schützen zu danken. Der Verfasser ist Kunsthistoriker, doch ebenso fundierter Historiker mit reicher politischer Erfahrung als ehemaliger Abgeordneter zum Nationalrat und Südtirolsprecher seiner Partei, der FPÖ. Es war sein Verdienst, dass das Koalitionsprogramm der ÖVP-FPÖ-Regierung 2017 die Verpflichtung einging, den Südtirolern die Wiederverleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft anzubieten. Es kam nicht mehr dazu, weil  die Koalition wegen der politischen Turbulenzen nach einem illegal aufgenommenen und fingierten Interview von Parteiobmann Strache in Ibiza zerbrach. Eine beispiellose linke Medienhetze, die sich moralisch aufplusterte, sorgte für das Zerbrechen der Regierung. Damit konnte Innenminister Kickl sein Vorhaben eines Gesetzes zur Wiederverleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an Südtiroler nicht mehr in Angriff nehmen.

Werner Neubauer ist ein Beispiel eines engagierten Politikers und Fachmannes mit besonderen Verdiensten für Südtirol als Teil des österreichischen Vaterlandes.




Vor 660 Jahren wurde Tirol mit Österreich vereint

Das Wappen Tirols (Bild vom Altar des Schlosses Tirol um 1370).

Nachstehende Pressemitteilung hat der von ehemaligen politischen Häftlingen gegründete „Südtiroler Heimatbund“ (SHB), der für die Selbstbestimmung Südtirols eintritt, an die Medien versandt. Die Internetplattformen „Unser Tirol 24“  und „Südtirol-News“ haben diese Mitteilung auch veröffentlicht.

Um 1250 hatte Graf Albert von Tirol das Land zu einer Einheit zusammengeschlossen. Seine Stammburg Tirol gab dem Land den Namen und sein Wappen. Der rote Adler in den Farben des Reiches wurde das Wappen Tirols.

Margarethe Maultasch (zeitgenössischer Stich)
Margarethe Maultasch (zeitgenössischer Stich)

Die spätere Erbin Margarethe Maultasch war kaum regierungsfähig und so huldigten die versammelten Stände Tirols am 11. September 1363 dem Herzog Rudolf von Österreich als Landesherrn. Margarethe Maultasch dankte feierlich ab und reiste nach Wien, wo sie bis zu ihrem Tode lebte.

Herzog Rudolf von Österreich (zeitgenössischer Stich)
Herzog Rudolf von Österreich (zeitgenössischer Stich)

Am 29. September 1363 wurde die Übergabeurkunde ausgestellt, an welcher die Siegel von Margarethe Maultasch und von 14 Tiroler Landesherren hängen. Damit ging die Grafschaft Tirol auf das Haus Habsburg über. Diese Urkunde befindet sich heute im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.

Die Übergabeurkunde vom 29. September 1363 (Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien)
Die Übergabeurkunde vom 29. September 1363 (Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien)

Am 29. September 1963 gedachte das Volk von Tirol in Innsbruck dieses bedeutenden Ereignisses mit der Enthüllung eines Gedenksteines und mit würdigen Feiern. Der Landeshauptmann von Nordtirol, Eduard Wallnöfer, erklärte in seiner Festrede: „Auf diese festliche Stunde fallen schwere Schatten: Nicht dem ganzen Tiroler Volk wurde nach 1918 die freie Entscheidung seiner Zukunft gegönnt. Entgegen der feierlich proklamierten Selbstbestimmung wurde der Süden des Landes durch die Siegermächte wider das Recht und wider die Geschichte gewaltsam abgetrennt und dem Nationalstaat Italien zwangsweise eingegliedert. Wir alle kennen den Leidensweg, den das Südtiroler Volk in den zwanziger und dreißiger Jahren, insbesondere unter der faschistischen Herrschaft, gehen musste.“

An den Feiern und an dem Festzug in Innsbruck nahmen mehr als 30.000 Menschen teil, die wie die ÖVP-Zeitung „Volksblatt” meldete, immer wieder in den Ruf “Freiheit für Südtirol” ausbrachen.

Auch heute bekennen wir, dass wir den Tag herbeisehnen, an dem das ganze Tirol wieder mit Österreich vereint sein wird.

Roland Lang

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes SHB




Die nicht abgesicherte Autonomie und das Versagen führender Politiker

Bild Durnwalder: Von Quirinale.it, Attribution, Link; Bild Kompatscher: By Foto: Dragan Tatic, BM für Europa, Integration und Äußeres, CC BY 2.0, Link; Bildcollage: SID 

Ein erhellendes Gutachten

Dass das von Seiten einiger interessierter Parteipolitiker gerne als „weltbeste Autonomie“ gepriesene Südtiroler Autonomiestatut von 1972 in Wahrheit international-rechtlich nicht abgesichert ist, wissen Fachleute seit langem.

Univ. Prof. Dr. Franz Matscher
Univ. Prof. Dr. Franz Matscher

Bereits im Jahre 1992 hatte der international renommierte Salzburger Autonomiefachmann Univ. Prof. DDr. Franz Matscher in einem von der österreichischen Bundesregierung in Auftrag gegebenen Gutachten eine vernichtende Beurteilung der von ÖVP und SVP gepriesenen angeblichen „internationalen Verankerung“ der Südtirol-Autonomie getroffen.

Er hatte in sehr klaren Worten warnend festgestellt, dass mangels rechtlicher Absicherung nur in einigen wenigen Fällen von Autonomieverletzungen eine Klage vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) erfolgreich sein könnte. Diese Warnung wurde von der Bundesregierung schlicht ignoriert.

Österreich scheut bis heute den Gang zu dem IGH

Nach der 1992 abgegebenen österreichischen Streitbeilegungserklärungen setzten umgehend und bis heute fortlaufend die italienischen Autonomieaushöhlungen ein.

Bis heute scheut die österreichische Bundesregierung den Gang zum Internationalen Gerichtshof (IGH). Die Gefahr, eine solche Klage formalrechtlich zu verlieren, ist zu groß. Eine österreichische Niederlage vor dem IGH würde weiteren italienischen Eingriffen erst richtig Tür und Tor öffnen und der Öffentlichkeit zeigen, wie es um die „Schutzmachtrolle“ Österreichs in Bezug auf die Autonomie in Wahrheit bestellt ist.

Damit erklärt sich, weshalb Südtirol bei allen bisherigen Autonomie-Aushöhlungen von Österreich allein gelassen wurde und bis heute darauf angewiesen ist, in endlosem Kuhhandel durch Gegengeschäfte und gefällige Abstimmungen im römischen Parlament zu versuchen, jeweils zu retten, was zu retten ist.

Eine erschütternde Dokumentation

Im Jahre 2020 hatte der Jurist Dr. Matthias Haller in seiner rechtswissenschaftlichen Doktorarbeit dargelegt, dass rund die Hälfte aller Kompetenzbereiche der Südtiroler Autonomie bereits ausgehöhlt ist. (Mattias Haller: „Südtirols Minderheitenschutzsystem Grundlagen, Entwicklungen und aktuelle Herausforderungen aus völker- und verfassungsrechtlicher Sicht“, Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Innsbruck 2020)

Aus Dolomiten“ vom 15. April 2022.
Aus Dolomiten“ vom 15. April 2022.

Für diese Arbeit erhielt Haller 2022 von der Silvius-Magnago-Akademie in Bozen den ersten Silvius-Magnago-Preis für wissenschaftliche Forschungsarbeiten über die Südtirol-Autonomie.

Kompatschers Jubelveranstaltung in Bozen

Die politischen Jubler in Wien und Bozen beeindruckte diese Dokumentation in keiner Weise und veranlasste sie zu keinen politischen Schritten gegenüber Rom.

Ganz im Gegenteil: Am 11. Juni 2022 fand im Bozner Stadttheater eine offizielle Jubelveranstaltung unter dem Titel „30 Jahre Streitbeilegung vor den Vereinten Nationen – Südtirols Autonomie als gemeinsame Verantwortung“ statt.

Dort schwangen Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP), der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) und der italienische Außenminister Luigi di Maio salbungsvolle Reden.

Aus: „Dolomiten“ vom 13. Juni 2022
Aus: „Dolomiten“ vom 13. Juni 2022

Landeshauptmann Kompatscher erklärte Südtirol-Autonomie zu einem „Vorzeigemodell“ und forderte in seltsamem Widerspruch dazu, dass man die verloren gegangenen Kompetenzen wieder herstellen müsse.

Außenminister Schallenberg erklärte, dass in Südtirol eine „Win-win-Situation“ auf einem einvernehmlichen bilateralen Weg geschaffen worden sei.

Außenminister Di Maio erklärte, dass Österreich und Italien eine tiefe Freundschaft verbinde.

Südtiroler Adler: Wo fliegst du hin?

Der bekannte Südtiroler Toponomastik-Experte und Sprachhistoriker Cristian Kollmann hat uns über die derzeitige Situation in Südtirol nachstehenden aufschlussreichen Bericht zur Verfügung gestellt:

Historische Postkarte aus den 1920er Jahren
Historische Postkarte aus den 1920er Jahren

Am 22. September 2023 stehen in Südtirol Landtagswahlen an. Seit 2013 steht diesem Tiroler Landesteil, der seit 1920 zu Italien gehört, Arno Kompatscher als Landeshauptmann vor. Obwohl er zu Anfang gelobte, dieses Amt nur für zwei Legislaturperioden und somit für insgesamt zehn Jahre bekleiden zu wollen, will Kompatscher es nun dennoch erneut wissen. Wird er auch diesmal Erfolg haben? Wohin soll die Reise gehen?

Eine Analyse von Cristian Kollmann

Arno ist eigentlich ein perfekter Name für Südtirol, denn Arno stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet ‘Adler’. Doch wie war die Flugroute dieses „Arno“ während seiner zehnjährigen Regentschaft? Nun, ihm ist es durchaus gelungen, dem Land seinen persönlichen Anstrich zu verpassen:

  • Südtirol ist ein weiteres Stück italienischer geworden.
  • Der Faschismus ist staatstragender und SVP-tauglicher geworden.
  • Der Ausländeranteil ist weiter angestiegen, ebenso die Ausländerkriminalität.
  •  Die Südtiroler Volkspartei bekämpft nicht nur, so wie bereits in der Vergangenheit, die Selbstbestimmung für Südtirol, sondern trägt mittlerweile auch selbst zur Aushöhlung und zum Abbau der Autonomie bei.

Die genannten Beispiele für die Fehlpolitik der SVP, besonders auf dem wichtigen Gebiet der Volkstumspolitik, sind nur einige von vielen. Weitere folgen unten. Aber was ist eigentlich der Grund für diese romgefällige und Südtirol-feindliche Politik?

Seit dem Ende des 2. Weltkrieges ist die Südtiroler Volkspartei, die 1946 gegründet wurde und zu deren Gründungsziel die Selbstbestimmung für Südtirol gehörte, ununterbrochen an der Macht.

In ihrem Programm vom 12. Mai 1945 hatte sich die „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) eindeutig zu dem Recht auf Selbstbestimmung bekannt. (Aus: „Volksbote“, Bozen 15. November 1945). In ihrem Grundsatzprogramm vom 2. Dezember 1972 hatte die Landesversammlung der SVP noch bekräftig: „Das in der UNO-Charta verankerte Recht auf Selbstbestimmung bleibt unverzichtbar.“ In der Folge sollten jedoch die führenden Politiker der SVP immer mehr von dieser Position abrücken.
In ihrem Programm vom 12. Mai 1945 hatte sich die „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) eindeutig zu dem Recht auf Selbstbestimmung bekannt. (Aus: „Volksbote“, Bozen 15. November 1945). In ihrem Grundsatzprogramm vom 2. Dezember 1972 hatte die Landesversammlung der SVP noch bekräftig: „Das in der UNO-Charta verankerte Recht auf Selbstbestimmung bleibt unverzichtbar.“ In der Folge sollten jedoch die führenden Politiker der SVP immer mehr von dieser Position abrücken.

Bis heute begreift sich die SVP als Sammelpartei, die die Südtiroler Interessen vertritt. Doch in Wahrheit sind es die Interessen der eigenen Partei und der eigenen Personen. Die Selbstbestimmung für Südtirol hat die SVP schon längst durch die Selbstbedienung für sich selbst ausgetauscht. Dies war schon unter Kompatschers Vorgänger, Luis Durnwalder, so.

Jene, die dachten, nach Durnwalder könne es nicht schlimmer kommen, wurden mit Kompatscher eines Besseren belehrt. Wobei sich bereits Durnwalders Verdienste im kultur- und bildungspolitischen Bereich durchaus sehen lassen können:

  • Durnwalder war es, der 2003 den Italienischunterricht in den deutschen Volksschulen von der zweiten auf die erste Klasse vorverlegte, was klar im Widerspruch zum Autonomiestatut stand.
  • Durnwalder war es, der 2008 einen Faschisten zum Landtagspräsidenten wählen ließ.
  • Durnwalder war es, der im Jahr 2012 das Toponomastikgesetz beschließen ließ, das die faschistischen Ortsnamendekrete retten sollte.
  • Ebenso Durnwalder war es, der Ende der 1990er Jahre die Freie Universität Bozen-Brixen und die Eurac (Europäische Akademie) gründete. Nach mittlerweile einem Viertel Jahrhundert sind beide Institutionen zu Italianisierungsvereinen verkommen, in denen die deutsche Sprache sowie jegliche Forschung, die für eine deutsche Minderheit förderlich sind, deutlich zu kurz kommen.

Luis Durnwalder trat als Ehrenmitglied des Schützenbezirkes Brixen gerne in Schützentracht auf Schützenveranstaltungen auf und bekannte sich zu dem „Vaterland Österreich“.
Luis Durnwalder trat als Ehrenmitglied des Schützenbezirkes Brixen gerne in Schützentracht auf Schützenveranstaltungen auf und bekannte sich zu dem „Vaterland Österreich“.

Und dennoch: Von vielen Südtirolern wird Luis Durnwalder, vielleicht mehr als noch während seiner Amtszeit, zu einem Mann, der ein Machtwort sprach, verklärt. Es stimmt: Ab und zu brachte Durnwalder tatsächlich den Mut auf, an die Adresse Roms markante Worte zu richten, doch vieles war auch nur Show.

Nur ein Beispiel: Trotz gegenteiliger Ankündigung hat es Durnwalder nicht einmal erreicht, dass das Mussolini-Relief am Bozner Finanzgebäude entfernt wird – von den faschistischen Ortsnamen ganz zu schweigen, an denen Durnwalder ausdrücklich festhalten wollte.

Nach wie vor reitet der „Duce“ auf der Stirnseite des Finanzamtes in Bozen und grüßt feiernde Alpini mit dem faschistischen „saluto romano“. Eine Inschrift verkündet sein Motto: „glauben, gehorchen, kämpfen“ – natürlich für den Faschismus.
Nach wie vor reitet der „Duce“ auf der Stirnseite des Finanzamtes in Bozen und grüßt feiernde Alpini mit dem faschistischen „saluto romano“. Eine Inschrift verkündet sein Motto: „glauben, gehorchen, kämpfen“ – natürlich für den Faschismus.

Und was hat Durnwalders Nachfolger, Arno Kompatscher, eigentlich erreicht?

Arno Kompatscher soll einmal öffentlich verraten haben, dass er als junger Wähler einmal den Grünen seine Stimme gab. Es gibt keinen Grund, an dieser Aussage zu zweifeln, denn Kompatscher hat immer wieder gezeigt, dass sein Herz grün schlägt.

Grün heißt in Südtirol italophil, antitirolerisch, profaschistisch und damit kaum unterscheidbar von den anderen italienischen Parteien in Südtirol – egal, ob sich diese selbst links, in der Mitte oder rechts verorten.

Der einst „grüne“ Arno Kompatscher zeigt gerne seine Verbundenheit mit den Alpini, wenn diese in Bozen den einstigen „Sieg“ über Österreich und die Gewinnung der Brennergrenze feiern. Hier ist er auf einer Alpini-Versammlung des Jahres 2022 zu sehen.
Der einst „grüne“ Arno Kompatscher zeigt gerne seine Verbundenheit mit den Alpini, wenn diese in Bozen den einstigen „Sieg“ über Österreich und die Gewinnung der Brennergrenze feiern. Hier ist er auf einer Alpini-Versammlung des Jahres 2022 zu sehen.

Die grüne volkstumspolitische Einstellung zieht sich wie ein roter Faden durch Kompatschers Politik. Nachfolgend einige Beispiele:

  • Unter Kompatschers Amtszeit, besonders unter der aktuellen, sind gemischtsprachige Schulexperimente, die natürlich auf Kosten des Deutschunterrichts gehen, wie Pilze aus dem Boden geschossen.
  • Die Verletzung der Zweisprachigkeitspflicht auf Kosten des Deutschen insbesondere durch staatliche, aber auch durch Landesbehörden ist unter Kompatscher zur Alltagssituation geworden; und wenn Bürger sich beschweren, wenn sie gezwungen werden, auf Italienisch zu kommunizieren, werden sie nicht selten verhöhnt.
  • Die Anstellung von Ärzten oder sonstigen Beamten in der Landesverwaltung, ohne dass diese über Deutschkenntnisse verfügen müssen, geschieht nun ganz offiziell auf der Grundlage von Beschlüssen der Landesregierung.
  • Der amtlichen Zulassung von „Sudtirolo“ als italienische Bezeichnung für Südtirol hat Kompatscher klar eine Absage erteilt. Selbst von „Sudtirolo“ zumindest als alternative Bezeichnung zum faschistischen Begriff „Alto Adige“ wollte Kompatscher nichts wissen.
  • Unter Durnwalder sprach sich der Südtiroler Landtag mit einem Beschluss gegen die Verwendung der faschistischen Hüttennamen und gegen das Hissen der Trikolore aus. Über diesen Beschluss setzt sich Kompatscher einfach hinweg, denn die faschistischen Hüttennamen und das Hissen der Trikolore vor den Hütten sind für ihn eine Selbstverständlichkeit.
  • Arno Kompatscher hat sämtliche Bemühungen um die österreichische Staatsbürgerschaft für die Südtiroler boykottiert. Parteiintern standen jedoch nicht alle auf seiner Seite. Einer von ihnen ist Thomas Widmann, von dem weiter unten noch die Rede sein wird.
  • Der Südtirol-Konvent bleibt ein Rohrkrepierer, da er nicht jenes Ergebnis erbracht hat, was sich Kompatscher gewünscht hatte. Bei den 2016 stattgefundenen Bürgergesprächen zur Überarbeitung der Autonomie hatten sich nämlich mehrheitlich Patrioten beteiligt, weshalb der Schlussbericht klar die Forderung nach einer Verbesserung (deutliches Bekenntnis zur muttersprachlichen Schule und zum ethnischen Proporz) und nicht Verwässerung (genau das Gegenteil davon) der Autonomie beinhaltete.

Der Autonomiekonvent hatte ein umfangreiches Programm für die Wiederherstellung der Südtirol-Autonomie erarbeitet und dieses dem Südtiroler Landtag überreicht. Die Umsetzung dieses Programmes hätte zur Folge gehabt, dass Landeshauptmann Kompatscher gegenüber Rom hätte energisch auftreten müssen. Das kam nicht in Frage. Das Programm wurde still und leise beerdigt.
Der Autonomiekonvent hatte ein umfangreiches Programm für die Wiederherstellung der Südtirol-Autonomie erarbeitet und dieses dem Südtiroler Landtag überreicht. Die Umsetzung dieses Programmes hätte zur Folge gehabt, dass Landeshauptmann Kompatscher gegenüber Rom hätte energisch auftreten müssen. Das kam nicht in Frage. Das Programm wurde still und leise beerdigt.

Die Erfolgsbilanz Kompatschers in jenen Bereichen, die nicht unmittelbar die Volkstumspolitik betreffen, ist nicht minder miserabel:

  • 2016 fand in ganz Italien ein Referendum über eine Verfassungsreform statt, die den Staat zentralistischer machen sollte. Beschämenderweise fanden die Befürworter dieser Verfassungsreform nur eine Mehrheit in Südtirol, wo die SVP ordentlich dafür geworben hatte, der Toskana, das ist die Heimat des damaligen Regierungschefs und Kompatscherfreundes Matteo Renzi, sowie in der Emilia-Romagna. Ironie der Geschichte: Die Südtiroler mussten sich bei den Italienern für ihr mehrheitliches Nein bei diesem Referendum bedanken, denn wäre es erfolgreich gewesen, hätte Südtirol in Rom noch weniger Mitspracherecht bekommen.
  • Mit dem Finanzabkommen zwischen Südtirol und Italien hat Kompatscher Südtirol dazu verpflichtet, sich am Schuldenabbau Italiens zu beteiligen und auf einen Teil des Geldes, das Südtirol laut Autonomiestatut zustehen würde, zu verzichten.
  • Die italienische Post bleibt, trotz Förderung durch Südtiroler Landesgelder in Millionenhöhe, eine Schneckenpost. Sie benötigt Wochen, um einen Brief innerhalb Südtirols zuzusenden und hat dafür europaweit die höchsten Tarife.
  • Entgegen der Ankündigung vor der letzten Landtagswahl, den Südtiroler Strom heimzuholen, spricht sich Kompatscher gegen eine Südtiroler Regulierungsbehörde für die Strompreise aus. Deshalb muss Südtirol, wie in der Vergangenheit, seinen selbst produzierten Strom nach Italien abgeben um ihn dann für teures Geld zurückzukaufen.

Die aufgelisteten Fehlleistungen Kompatschers, die nur eine Auswahl darstellen, zeigen sehr deutlich, wohin sich die SVP und Südtirol in den letzten zehn Jahren entwickelt haben. Mehr denn je ist der Blick der Partei nach Rom gerichtet, mehr denn je auf sich selbst, weniger denn je auf Österreich, weniger denn je auf Tirol und Südtirol.

Da nun in Rom die faschistische Partei „Fratelli d’Italia“ an der Macht ist, erwägt die Südtiroler Volkspartei nun auch offen eine Koalition mit dieser Partei auf Landesebene.

Im August 2022 tauchte im Internet ein Video auf, in welchem Giorgia Meloni, die jetzige italienische Ministerpräsidentin, einem französischen Fernsehsender gegenüber erklärt hatte: „Ich denke, dass Mussolini ein guter Politiker war. Alles, was er gemacht hat, hat er für Italien gemacht. Es gab keine anderen Politiker wie ihn in den letzten 50 Jahren.“ In einem anderen Video hatte Giorgia Meloni auch gefordert, „dass die Südtiroler nach Österreich auswandern sollen, wenn ihnen die italienische Trikolore nicht passt“.
Im August 2022 tauchte im Internet ein Video auf, in welchem Giorgia Meloni, die jetzige italienische Ministerpräsidentin, einem französischen Fernsehsender gegenüber erklärt hatte: „Ich denke, dass Mussolini ein guter Politiker war. Alles, was er gemacht hat, hat er für Italien gemacht. Es gab keine anderen Politiker wie ihn in den letzten 50 Jahren.“ In einem anderen Video hatte Giorgia Meloni auch gefordert, „dass die Südtiroler nach Österreich auswandern sollen, wenn ihnen die italienische Trikolore nicht passt“.

Im Sommer 2022 lieferte die neofaschistische Partei der Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, „Fratelli d’Italia“ („Brüder Italiens“), in Südtirol ein schönes Beispiel ihrer Gesinnung, indem im ganzen Land die Aufschriften „Südtirol“ mit Tricolore-Fahnen überhängt wurden.
Im Sommer 2022 lieferte die neofaschistische Partei der Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, „Fratelli d’Italia“ („Brüder Italiens“), in Südtirol ein schönes Beispiel ihrer Gesinnung, indem im ganzen Land die Aufschriften „Südtirol“ mit Tricolore-Fahnen überhängt wurden.

Dies würde dann freilich einen weiteren Tabubruch in der Volkstumspolitik der SVP bedeuten, aber er wäre nicht überraschend, denn wenn es um die Macht geht, wird auch die ärgste Faschistin plötzlich zur Freundin Südtirols oder, wohl besser, des „Alto Adige“.

Es ist daher nicht auszuschließen, dass es tatsächlich so kommen wird: Arno Kompatscher wird im Herbst zum 3. Mal zum Landeshauptmann von Südtirol gewählt und sein Kabinett besteht aus „Südtiroler Volkspartei“, „Fratelli d’Italia“ und vielleicht auch „Lega“, die bereits der Koalition angehört.

Doch es kann auch anders kommen. Die kommende Landtagswahl hat nämlich ein Novum zu bieten: Zum ersten Mal in ihrer Geschichte bekommt die Südtiroler Volkspartei Konkurrenz durch einen ranghohen Vertreter aus den eigenen Reihen. Thomas Widmann, einstiger Landesrat für Gesundheit, hat mit Arno Kompatscher gebrochen, weniger aus politischen, sondern wohl mehr aus persönlichen Gründen. Mit seiner Partei „Mit Widmann für Südtirol“ hat sich Thomas Widmann offenbar zum Ziel gesetzt, Arno Kompatscher zu stürzen.

Der ehemalige SVP-Politiker und Landesrat Thomas Widmann kandidiert auf eigener Liste. (Bild: UT24)
Der ehemalige SVP-Politiker und Landesrat Thomas Widmann kandidiert auf eigener Liste. (Bild: UT24)

Ob und vor allem wie ihm das gelingen wird, ist ungewiss. Politisch unterscheidet sich Widmann von Kompatscher dadurch, dass er dem noch einigermaßen patriotisch gebliebenen Lager zuzuschreiben ist und nicht bei jeder Vorgabe, die von Rom kommt, manchmal auch noch vorauseilend, mitmacht.

Daher ist es gut möglich, dass ein Teil der SVP-Wähler in Widmann die bessere Alternative sieht und ihm tatsächlich das Vertrauen schenkt. Weitere Stimmen könnte Widmann von jenen bekommen, die bei der letzten Landtagswahl die damals neu gegründete, doch indes für sie entzauberte Partei Team K wählten. Doch ob sich für Widmann ausreichend Mandate der insgesamt 35 Mandate ausgehen werden und wie viele der derzeit 15 Mandate die SVP verlieren wird, wird sich zeigen.

Hinzukommt, dass bei den kleineren Parteien auf deutscher Seite neben den Südtiroler Freiheitlichen und der Süd-Tiroler Freiheit bei dieser Landtagswahl gleich drei weitere Parteien neu dabei sind. Alle drei sind aus der Protestbewegung gegen die Covid-Politik der Südtiroler Landesregierung hervorgegangen, und entsprechend ist ihr Hauptziel die Einmahnung der Grund- und Freiheitsrechte sowie die Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen (Impfschäden, Suspendierungen).

Die wahlwerbende „Süd-Tiroler Freiheit“ (STF) hat eine klare Linie, welche sie der Öffentlichkeit schon vielfach in unmissverständlicher Weise vermittelt hat.
Die wahlwerbende „Süd-Tiroler Freiheit“ (STF) hat eine klare Linie, welche sie der Öffentlichkeit schon vielfach in unmissverständlicher Weise vermittelt hat.

Die Gruppe der Corona-Maßnahmen-Kritiker ist allerdings eine unbekannte Größe. Widmanns Partei darf sich von dieser sicher keine Stimme erhoffen, denn alle Maßnahmen hat er im Gleichschritt mit Arno Kompatscher und dies in der „Eins-zu-Eins-Umsetzung der römischen Vorgaben beschlossen. Mitgetragen wurden diese Maßnahmen auch von den interethnischen Parteien, d.h. den „Grünen“ und dem „Team K“, während die deutschen Oppositionsparteien, manchmal mehr, manchmal weniger, Kritik übten. Für manche Sympathisanten des deutsch-patriotischen Lagers  waren die Reaktionen ihrer Parteien, zumindest am Anfang, zu zögerlich und wandten sich daher von ihnen ab. Es könnte passieren, dass aus diesem Grund diesen Parteien ein Teil ihrer Wähler abhandenkommt und dass diese aus Enttäuschung, Protest oder Überzeugung eine der drei so genannten „No-Vax“-Parteien wählen. Ob und welche von ihnen es schafft, ein oder sogar mehrere Mandate zu erringen und ob dies ein Gewinn oder ein Schaden für das patriotische Lager sein wird, wird sich zeigen. Aus patriotischer Sicht mag es bedauerlich sein, dass es nicht gelungen ist, gemeinsam zu marschieren, denn der Kampf für die Selbstbestimmung ist selbstverständlich gleichzeitig auch der Kampf für die Freiheits- und Grundrechte.

Thomas Widmann. (Bild: UT24)
Thomas Widmann. (Bild: UT24)

Thomas Widmann hat mit Letzterem jedenfalls nichts am Hut. Das hat er als Gesundheitslandesrat deutlich gezeigt, und diesbezüglich wird er sich wohl auch nicht ändern. Dennoch wäre Widmann für Südtirol der bessere Landeshauptmann. Ihm könnte es vielleicht gelingen, dass auch die SVP ihre romgefällige Politik zumindest in Teilen hinterfragt. Und sollte er tatsächlich das Sagen haben, und sollte es in Österreich zu einer Regierung mit einem Volkskanzler Kickl kommen, wäre zumindest die österreichische Staatsbürgerschaft für die Südtiroler wieder ein Thema.

Ob der Südtiroler Adler dann wieder öfter in Richtung Vaterland fliegen wird?

Tiroler Schützenscheibe
Tiroler Schützenscheibe




100 Jahre Unrecht – Planung der Entnationalisierung Südtirols

Dieser Tage erinnerten der „Südtiroler Schützenbund“ und der „Südtiroler Heimatbund“ mit Aufsehen erregenden Protest-Plakataktionen an ein besonderes Jubiläum in Südtirol: Vor 100 Jahren wurde das faschistische Entnationalisierungsprogramm für Südtirol beschlossen, der Name „Tirol“ wurde verboten und die Einführung erfundener italienischen Orts- und Flurnamen begann. Diese sind bis heute die amtlich gültigen Orts- und Flurnamen in Südtirol.

Am 9. August 2023 berichtete die Tageszeitung „Dolomiten“ über die Protestaktion der Schützen.

Links: Plakat der Schützen mit dem Namen „Tirol – Tirolo“. Rechts: „Plakat des Südtiroler Heimatbundes“ (SHB) – Protest gegen den aufgezwungenen Namen „Alto Adige“ für Südtirol (Aus: „Dolomiten“ vom 9. August 2023).
Links: Plakat der Schützen mit dem Namen „Tirol – Tirolo“. Rechts: „Plakat des Südtiroler Heimatbundes“ (SHB) – Protest gegen den aufgezwungenen Namen „Alto Adige“ für Südtirol (Aus: „Dolomiten“ vom 9. August 2023).

Rückblick in die Geschichte:

Die Entnationalisierungs-Planung hatte bereits vor der Machtergreifung des Faschismus begonnen

Der faschistische Senator Ettore Tolomei.
Der faschistische Senator Ettore Tolomei.

Der italienische Journalist Ettore Tolomei war ab 1890 Herausgeber der italienischen Zeitschrift „La Nazione Italiana“. Er forderte die Einverleibung Südtirols in das Königreich Italien und begann 1901 mit der „Übersetzung“ deutscher und ladinischer Ortsnamen in das Italienische, um so die „Italianität“ Südtirols zu untermauern.

1906 gründete er die Zeitschrift „Archivio per l’Alto Adige“, in der er die Wasserscheide am Brenner als Grenze zwischen Italien und Österreich einforderte.

Nach dem Kriegseintritt Italiens wurde er 1916 von dem italienischen Generalstab offiziell mit der Erstellung eines italienischen Ortsnamensregisters für Südtirol („Prontuario dei nomi locali dell’Alto Adige“) betraut. In Rekordzeit wurden tausende Südtiroler Orts- und Flurbezeichnungen italianisiert. Tolomei hängte vielfach an deutsche Namen einfach ein „a“ oder „o“ an. Zum Großteil erfand er aber einfach italienisch klingende Namen. Er und die faschistische Staatsführung hatten später die Stirn, dies als „wissenschaftliche Leistung“ zu bezeichnen.

Fortführung und Ausfeilung des Programms unter dem Faschismus

Nach der Machtergreifung des Faschismus hielt der mittlerweile von dem „Duce“ Benito Mussolini zum Senator ernannte Ettore Tolomei am 15. Juli 1923 im Stadttheater in Bozen eine Rede und stellte sein 32 Punke umfassendes Programm zur Entnationalisierung Südtirols – „Provvedimenti per l’Alto Adige“ – vor.

Die volle Bezeichnung des am 12. März 1923 von dem „Großrat des Faschismus“ genehmigten Programmes lautete: „Provvedimenti per l‘Alto Adige, intesi ad una azione ordinata, pronta ed efficace di assimilazione italiana“. Ins Deutsche übersetzt: „Maßnahmen für das Hochetsch zum Zwecke einer geordneten, schnellen und wirksamen italienischen Assimilierung“.

Links: Die Bozner Nachrichten berichteten am 16. Juli 1923 über seine Rede und seine Forderungen. Rechts: Die Rede Tolomeis wurde in der Folge von den Faschisten als Broschüre gedruckt und in hoher Auflage unter die Leute gebracht.
Links: Die Bozner Nachrichten berichteten am 16. Juli 1923 über seine Rede und seine Forderungen. Rechts: Die Rede Tolomeis wurde in der Folge von den Faschisten als Broschüre gedruckt und in hoher Auflage unter die Leute gebracht.

In diesen „provvedimenti“ forderte Tolomei das Verbot des Namens Tirol, die Beseitigung aller deutschen Schulen, das Verbot der deutschen Parteien, die Verpflichtung zur italienischen Amtssprache und die Italianisierung aller Orts- und Flurnamen bis hin zu den Namen der Berge, Täler und Wasserläufe. Letztlich forderte er auch noch die Italianisierung aller deutschen Familiennamen.

Was Tolomei hier forderte, war bereits zum offiziellen Regierungsprogramm geworden.

Verbot des Namens „Tirol“

Nun ging es Schlag auf Schlag. Am 7. August 1923 verbot der in Trient amtierende Präfekt Guadagnini im Auftrag der Regierung alle Bezeichnungen, in denen der Name „Tirol“ enthalten war.

Aus: „Der Burggräfler“ vom 11. August 1923.
Aus: „Der Burggräfler“ vom 11. August 1923.

Die Zeitung „Der Tiroler“ musste ihren Namen umändern in „Der Landsmann“.

Die Zeitung „Der Tiroler“ musste ihren Namen umändern in „Der Landsmann“.

Das Ortsnamens-Fälscherwerk

Mussolini wurde Ende Oktober 1922 Ministerpräsident. Am 23. März 1923 trat das von ihm und dem König unterzeichnete Königliche Dekret Nr. 800 in Kraft, welches 222 Südtiroler Gemeinden und weiteren 66 Orte mit Postamt oder Bahnhof amtliche italienische Namen verpasste, die zum Großteil von dem Scharlatan Ettore Tolomei frei erfundenen worden waren.

Wie eine damalige Postkarte zeigt, war aus Meran „Merano“ geworden und aus Marling „Marlengo“.
Wie eine damalige Postkarte zeigt, war aus Meran „Merano“ geworden und aus Marling „Marlengo“.

Aus Salurn war „Salorno“ geworden, welches sich nun im „Alto Adige“ statt in Südtirol befand.
Aus Salurn war „Salorno“ geworden, welches sich nun im „Alto Adige“ statt in Südtirol befand.

Aus Antholz-Mitterthal im Pustertal war nun ein „Mezzavalle“ im „Val Anterselva“ im „Val Pusteria“ geworden.
Aus Antholz-Mitterthal im Pustertal war nun ein „Mezzavalle“ im „Val Anterselva“ im „Val Pusteria“ geworden.

Am 10. Juli 1940 trat das von dem faschistischen Diktator Benito Mussolini unterzeichnete Königliche Dekret Nr. 174 in Kraft.

Dieses erklärte die von Tolomei in seinem „Prontuario dei Nomi locali dell’Alto Adige“ von 1935 (3. Auflage) veröffentlichten konstruierten italienischen Orts- und Flurnamen zu den offiziellen Ortsbezeichnungen Südtirols. Ihre Zahl war durch die unermüdliche Arbeit des faschistischen Fälschers und seiner Helfer mittlerweile auf eine Zahl von fast 16.800 (basierend auf rund 8.000 Grundformen) angewachsenen.

Dieses faschistische Erbe ist uns bis heute erhalten geblieben. Die faschistischen Ortsnamendekrete sind nach wie vor in Kraft. Amtlich sind nach wie vor die faschistischen Namensfälschungen, die deutschen Bezeichnungen – die eigentlichen Ortsnamen – sind lediglich geduldet.

Das traurige Versagen der heutigen Südtiroler Landesführung

Der bekannte Südtiroler Toponomastik-Experte Cristian Kollmann schrieb in der „Tiroler Schützenzeitung“ vom Juni 2023 eine viel beachtete Abhandlung über die faschistische Entnationalisierungspolitik und Ortsnamensfälschung in Südtirol und wies auf die mehr als berechtigte Protestaktion der Südtiroler Schützen hin.

Zur aktuellen Situation führt Cristian Kollmann in seinem Artikel aus:

„Was viele immer noch nicht wissen: Die faschistischen Ortsnamendekrete sind – trotz Pariser Vertrags und Autonomiestatuts – bis heute in Kraft. Immer wieder gab es Versuche im Südtiroler Landtag, sie abzuschaffen, doch sämtliche Anläufe scheiterten jedes Mal an der fehlenden Zustimmung durch die Südtiroler Volkspartei – von den italienischen Parteien und den Grünen ganz zu schweigen. …

Wohl ist es wahr, dass die vom Großrat des Faschismus beschlossene Assimilierung im ‚Alto Adige‘ nicht so schnell vorangeschritten ist wie ursprünglich gewünscht. Aber: Gut Ding braucht Weile! 100 Jahre, nachdem sie eingeleitet wurde, ist die Assimilierung immer noch nicht vollzogen. Sie wurde aber auch nicht gestoppt. Unaufhaltsam, so scheint es, schreitet sie voran – langsam, aber sicher!

Das beste Beispiel hierfür ist der Südtiroler Landeshauptmann, oder, treffender bezeichnet, der Präsident der Provinz ‚Alto Adige‘, denn ein ‚Land Südtirol‘ gibt es offiziell gar nicht.

Schwere Kritik übt Kollmann an dem Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher, welcher sich gerne auf Alpini-Treffen sehen lässt und auf Wahlplakaten um italienische Stimmen für sich wirbt („Gemeinsam der morgigen Zukunft entgegen. Arno Kompatscher“).
Schwere Kritik übt Kollmann an dem Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher, welcher sich gerne auf Alpini-Treffen sehen lässt und auf Wahlplakaten um italienische Stimmen für sich wirbt („Gemeinsam der morgigen Zukunft entgegen. Arno Kompatscher“).

Dieser ‚Präsident‘ steht sinnbildlich für das mangelnde Verständnis für eine wissenschaftliche und ideologiefreie Herangehensweise, für das mangelnde Gespür für die Wichtigkeit der Authentizität und historischen Fundiertheit unserer Namenlandschaft, für das mangelnde Wissen darüber, was mit der Etikette .Alto Adige“ bis heute bezweckt werden soll. …

Für die Römer ist der Präsident des ‚Alto Adige‘ sicher ein Erfüllungsgehilfe, ein ‚bravo ragazzo‘ (Anm.: „guter Junge“), leistet er doch willfährig einer Assimilierungspolitik Vorschub, die bis heute auf der römischen Agenda steht. Ettore Tolomei, der Erfinder des ‚Alto Adige‘, hätte sicher auch seine Freude an diesem altoatesinischen Gehorcher. Tatsächlich scheint das ‚Alto Adige‘in seinem Kopf bereits einen festen Platz eingenommen und sich wohl auch in seinem Herzen tief eingenistet zu haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass dieser ‚Präsident‘ im Jahr 2021 einen Antrag der Süd- Tiroler Freiheit ablehnte, der die offizielle Einführung von ‚Sudtirolo‘ – und sei es zumindest als Bezeichnung alternativ zu ‚Alto Adige‘ – vorsah …

Die Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll und Myriam Atz-Tammerle, hatten im Südtiroler Landtag den Antrag eingebracht, welcher sodann von der SVP, der Lega und den Grünen abgelehnt wurde.
Die Landtagsabgeordneten der Süd-Tiroler Freiheit, Sven Knoll und Myriam Atz-Tammerle, hatten im Südtiroler Landtag den Antrag eingebracht, welcher sodann von der SVP, der Lega und den Grünen abgelehnt wurde.

Das Nein des Südtiroler Landtages zu ‚Sudtirolo‘, das mit großer Mehrheit beschlossen wurde, zeigt vor allem eines: Die Assimilierungspolitik im ‚Alto Adige‘ wird mittlerweile besonders hierzulande von den eigenen politischen Vertretern eifrig vorangetrieben. …

Doch was für eine Autonomie hat Südtirol eigentlich, wenn diesem Tiroler Landesteil bis heute nicht einmal seine eigenen Namen zugestanden werden? Wer sind die Bremser?

Sie sitzen nicht nur in Rom, sondern auch in Bozen. Die Mehrheit der Südtiroler Vertreter ist im Landtag zu ‚Altoatesinen‘ mutiert, zu einem Kleinrat von Faschismusverstehern und Faschismusversteherinnen, Mitgehorchern und Mitgehorcherinnen, angeführt von einem Ober-Gehorcher, einem ‚altoatesinissimo‘!

Hat der Großrat des Faschismus also sein 1923 gestecktes Ziel erreicht? Noch nicht ganz, aber: Gut Ding braucht Weile.“

In einem Leserbrief an die „Tiroler Schützenzeitung“ vom August 2023 legte Cristian Kollmann noch nach:

„Im Frühjahr 2023 hat sich der Südtiroler Landtag – zum wiederholten Male – gegen die Abschaffung der drei faschistischen Ortsnamensdekrete ausgesprochen. Man wolle kein Öl ins Feuer gießen, hieß es von Seite der SVP, und man arbeite lieber lösungsorientiert. … All dies zeigt nur eines: Kompatschers Herz schlägt noch mehr als das seiner Vorgänger, für Italien und dessen relativierende Politik der faschistischen Kulturverbrechen.

Am 30. Juni 2923 erklärte Roland Seppi, der Landeskommandant des „Südtiroler Schützenbundes“ in einer Presseaussendung:

Es ist eine Schande für die Kulturnation Italien, für ein modernes Südtirol, für die Schutzmacht Österreich und für das demokratische Europa, faschistische Ortsnamenfälschungen weiterhin anzuerkennen.

Die Verbreitung von faschistischem oder nationalsozialistischem Gedankengut nennt man in Österreich und Deutschland ‚Wiederbetätigung‘.

Diese Wiederbetätigung wird strafrechtlich verfolgt. Bei uns grüßt der Faschismus in Form der Ortsnamen fröhlich von jedem Ortsschild.

Wir erwarten uns endlich nachhaltige Lösungen in dieser Frage. Die Wiedergutmachung durch die historische Wahrheit wäre ein Zeichen demokratischer Reife.

Man wird sehen! Wenn die „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) ihre italophile Haltung nicht ändert, wird man es in Rom jedoch wohl kaum für nötig halten, von sich aus in diesem Sinne zu handeln.