In diesem Beitrag wird im Rückblick auf den Todestag Andreas Hofers am 20. Februar 1810 eine Reihe bislang wenig bekannter Mitkämpfer des Tiroler Freiheitshelden näher vorgestellt, unter denen sich zahlreiche Priester befanden.
Hierbei wird auf die Forschungen von Prof. Dr. Rudolf v. Granichstaedten-Czerva zurückgegriffen, die er in den 30er Jahren sowohl in Buchform („Andreas Hofers alte Garde“, Innsbruck 1932), als auch in vielen Ausgaben der christlichen Tageszeitung „Tiroler Anzeiger“ veröffentlichte.
Teil I
Priester im Freiheitskampf
Ein Beitrag zur Geschichte – zusammengestellt von Georg Dattenböck
Der Freiheitskampf der Tiroler von 1809 war kein Glaubenskrieg, er war auch kein nationaler Krieg, er war vielmehr ein Kampf um die überlieferte, jahrhundertealte Verfassung und Freiheit Tirols.
Andreas Hofer war seit 11.2.1806 bayerischer Staatsbürger. Als solcher erhob er sich gegen den durch den Frieden von Preßburg vom 26.12.1805 zum rechtmäßigen Herrscher des Landes gewordenen bayerischen König Max Josef aus dem Geschlecht Wittelsbach (*27.5.1756 in Mannheim; †13.10. 1825 auf Schloss Nymphenburg).
Zu dieser organisierten Erhebung der Tiroler wurde Hofer nicht direkt von Österreich aus beauftragt, aber seine Pläne wurden wegen der Nichteinhaltung verschiedener Bestimmungen des Friedensvertrages von Kaiser Franz I. in Wien gebilligt.
Hofers kriegerische Tätigkeit setzte erst mit der offiziellen Kriegserklärung Österreichs (9.4.1809) an Frankreich ein. Somit war Hofer während des ersten Kriegszustandes ein legitimer Führer des Tiroler Landsturmes, wie auch Feldmarschall-Leutnant Marquis Chasteler ein legitimer Anführer des österr. Heeres war.
Völkerrechtlich war das Tiroler Volk 1809 als „kriegsführende Partei“ anzusehen, da es organisiert war, die Waffen offen führte und die Gesetze und Gebräuche des Krieges beobachtete.
Andreas Hofer als Haupt der organisierten Volkserhebung war bis zum Waffenstillstand der völkerrechtlich anerkannte Führer eines Volksheeres. Er war kein Staatsbeamter oder Offizier, er hatte die Funktion eines Landesverwesers und regierte durch die Verhinderung des Kaisers Franz I. in seinem Namen in Tirol.
Mit dem Friedensschluss von Wien am 14.10.1809 änderte sich die Sachlage. Der Kaiser verzichtete offiziell auf die Regierung über Tirol. Da jedoch Hofer das Land Tirol weiterhin mit Waffen verteidigte, verlor er den Status des kaiserlichen Landesverwesers und wurde ein Rebell gegenüber dem König von Bayern.
Erzherzog Johann, der Bruder des Kaisers, unterstützte die Tiroler sehr massiv. Zur ersten Besprechung des Aufstandsplanes reiste am 16.1.1809 Hofer mit seinen Vertrauten Franz Anton Nössing und Peter Huber auf verschiedenen Wegen nach Wien. Hofer wohnte in Wien bei dem aus dem heimatlichen Passeiertal stammenden Weinhändler und Wirt Andreas Duschel in dessen Haus in einer Dachstube in Gumpendorf.
In drei geheimen, nächtlichen Treffen mit Erzherzog Johann, sowie auch mit dem kaiserlichen Hofrat Josef Freiherr v. Hormayr in dessen Büro im Wiener Staatsarchiv, wurden die Aufstandspläne im Detail besprochen. Nach sechstägigem Aufenthalt in Wien reisten Hofer und seine Begleiter ab. Hofer ging, zu Hause angekommen, sofort an die Organisation des Aufstandes.
Der Geheimsekretär des Erzherzogs Johann: Anton Binner
Anton Binner war eine hinter den Kulissen wirkende, aber für die Geschichte Tirols sehr wichtige Persönlichkeit in der schicksalsschweren Zeit zwischen 1809 und 1814. In den großen Geschichtswerken über den Aufstand wird sein Name nicht erwähnt. Binner wurde 1767 in Graden bei Köflach (Steiermark) geboren, trat 1803 als Praktikant beim Hofkriegsrat in Wien ein und stieg bis zum Jahre 1808 in seiner Laufbahn zum Konzipisten auf. Um 1804 kam er „in Verwendung“ zum Erzherzog Johann und diente in dessen Kanzlei bis kurz vor seinem Tod am 12.1.1836.
Der Steiermärker Binner und der erzherzogliche Hof-Büchsenspanner, der Tiroler Anton Steger (* 1768 in Bruneck, †1832 in Wien), waren die engsten Vertrauten des damals 26jährigen Prinzen und stellten schon Ende 1808, also zur Zeit, als Tirol noch besetzt war, die geheime Korrespondenz zwischen den aufständischen Tirolern und dem Prinzen her.
Der Erzherzog schrieb in seinen Tagebüchern über seinen Getreuen Binner: „…sehr in der klassischen Spezialliteratur unterrichtet, sehr gutes Konzept, schöne Schrift, ordnungsliebend, Deutsch, Böhmisch, Latein, Italienisch gut sprechend, dabei fröhlich und voll Sonderbarkeiten.“
Und über Andreas Hofer schrieb der Erzherzog: „Hofer war der treue, edle Mann, voll Einfalt und Uneigennützigkeit, er war der Blutzeuge von Tirol.“
In Wien wohnte Anton Binner in Auf der Wieden 537, nicht weit von Hofers Quartier in Gumpendorf. Binner war der stille Organisator des gesamten Aufenthaltes der Tiroler in Wien. Nach deren Abreise besorgte Binner den geheimen Briefwechsel mit dem Erzherzog. Alle an die Tiroler „Bauern-Könige“ gerichteten Briefe Erzherzogs Johanns gingen durch Binners Hand, der Prinz hörte gern den Rat des um 20 Jahre älteren Sekretärs. Nach dem Abgang Anton Stegers im Juni 1809 in das Pustertal hatte Binner allein die Fäden in der Hand. Hunderte Briefe „flogen“ ins treue Tirol. Jeder auch noch so ungelenk geschriebene Zettel eines Tiroler Patrioten wurde von Binner dem Erzherzog persönlich vorgelegt. Als dann nach Kriegsende die Tiroler in großer Zahl nach Wien flohen, nahm sie Binner gastfreundlich in seiner Privatwohnung auf und verpflegte sie um Gottes Lohn.
Als Ende 1815 die Kämpfe der Tiroler um die Wiederherstellung ihrer alten Verfassung wieder begannen, stellte sich Binner auf ihre Seite und ebnete den verschiedenen nach Wien reisenden Tiroler Abordnungen den Weg zu den Ministern und zum Kaiser. Ihre zahlreichen Denkschriften ließ er durch ein eigenes Konzipistenbüro vervielfältigen.
Anton Binner hatte sich unter den besonders harten und schwierigen Verhältnissen um Tirol und um Andreas Hofer und seine Mitstreiter sehr große Verdienste erworben! Dr. Franz Ritter v. Krones nennt Binner in seinen Werken „…des Prinzen verlässlichster Wachtposten, treuester unermüdlichster Sekretarius, für die Tiroler ein unwandelbarer Freund und Nothelfer.“
Tiroler Feldkapläne 1809
In Vergessenheit geraten sind viele Tiroler Priester des Jahres 1809, die Widerstand gegen die Fremdherrschaft leisteten oder sogar an Gefechten teilnahmen. Durch die massiven Verbote und Eingriffe königlich-bayerischer Beamter in die religiösen Gebräuche und Sitten und durch diese überaus harte Behandlung, hatte sich die tiefgehende Empörung des Tiroler Volkes auch auf die Priester übertragen.
Diese folgten freiwillig dem Tiroler Landsturm auf die Kampfstätten. Es ist geschichtlich nicht zu bestreiten, dass diese Feldkuraten und Feldkapläne sich manchmal, einer augenblicklichen Situation gehorchend, zu Kommandanten und Hauptleuten der Schützenkompagnien entwickelten, wenn ihnen die Schützen in der Stunde der Gefahr das Kommando aufdrängten. Dies geschah aber nur ausnahmsweise, in der Regel standen diese Priester mit Todesverachtung mitten im tobenden Kampfgeschehen, indem sie den Sterbenden beistanden, die Verwundeten pflegten und sich an deren Bergung beteiligten.
Die noch vorhandenen Standeslisten der Tiroler Schützenkompanien verzeichnen neben dem Hauptmann, Ober- und Unterleutnant, Leutnant, Fähnrich, Feldwebel, Furier (Verpflegungs- und Quartiermeister), Feldchirurgen, Zimmermann, Büchsenmacher, Spielleuten (Tambour, Pfeifer und Trompeter), auch den Feldkaplan.
Es finden sich bei den Kämpfen am Bergisel 1809 bei den Schützenkompagnien folgende Namen von Priestern (Aus: „Tiroler Anzeiger“ vom 23. August 1935):
Latzfons: P. Joachim Haspinger (*28.10.1776 in St. Martin-Gsies, †12.1.1858 in Salzburg);
Schöneck-Bruneck:, 4. Kompagnie: Josef Matthias v. Sammern-Frankenegg (†24.6. in Kiens-Bruneck);
Michaelsburg, 2. Kompagnie: Josef Fasser (St. Lorenzen);
Layen-Klausen: Anton Ueberbacher (*in Layen);
Sarntal: Paufler (Kooperator von Pens);
Wildschönau: Anton Maller;
Achental, 2. Kompagnie: Josef Schweigl (*2.5.1761 in Rattenberg, †18.3.1834 in Fiecht);
Ischgl, 6. Kompagnie: Johann Zaengerl (Verwandter des Fürstbischofs v. Seckau, Roman Sebastian Zaengerl);
Scharnitz: Andreas Ennemoser (*in Flaurling 29.11.1781, †Haßlach, Niederösterreich 21.4.1834);
Hörtenberg, 4. Kompagnie: Franz Hupfauf;
Hörtenberg, 13. Kompagnie: Peter Greiter (*6.6.1784 in Serfaus, †24.8.1850 in Mühlau);
Meran, 1. Kompagnie: Johann Degeser (*11.10.1775 in Meran, †daselbst 16.6.1848);
Algund, 2. Kompagnie: Andreas Stecher (*29.11.1781 in St. Valentin a. d. Haide, †19.1.1866 Algund);
Mauls-Sterzing: Josef v. Zieglauer-Blumenthal (*17.4.1775 in Bruneck, †8.11.1886 Milland);
St. Leonhard im Passeier: Jakob Hofer (*7.3.1774 in Stuls, †daselbst 25.4.1827);
St. Valentin auf der Haide: Peter Dintl;
Pfunds: Josef Stillebacher;
Agums (Bezirk Glurns): Johann Poeder;
Stein am Ritten: Simon Wiedenhofer (*5.5.1783 in Lengmoos, †1.6.1837 als Pfarrer von Tisens);
Heiligenkreuz-Mils: Simon Pult O.F.M. (*15.4.1740 in Fendels, †1.5.1823 in Hall);
Inzing: Alois H. Kuen (*14.7.1779 in Längenfeld; †11.8.1831 in Wiesing);
Schenna: Josef Alder (*2.6.1777 in Hafling, †3.12.1809 in Schenna);
Villanders: Johann Gruber (*16.1.1781 in Villanders, †26.8.1841 in Terlan);
Brixentaler Landsturm: Johann Moellinger (Hopfgarten);
Weitental: Georg Lantschner (*9.4.1772 in Steinegg, †15.4.1823 in Predig);
Paznaun: Stephan Krimser (*26.12.1777 in Karres-Imst, †8.11.1869 Kronburg);
Zillertal: Siard Hofer (*19.11.1775 in Innsbruck, †16.12.1821 in Sellrain);
Wörgl: Benedikt Georg Haas (*16.10.1783 in Innsbruck, †daselbst am 2.11.1829);
Schlanders: Josef Daney (*9.5.1782 in Schlanders, †19.5.1826 in St. Pauls-Eppan);
Wenns: Johann M. Perthold (*29.9.1781 in Pfunds, †21.5.1843 in Wiener Neudorf);
Brixenthal: Kaspar Benedikt Hagleitner (*5.1.1779 in Bockern-Brixenthal, †12.8.1836 in Kalksburg);
Kitzbühel: Vinzenz Steinberger (*28.3.1781 in Kitzbühel, † 27.3.1837 in Going);
Sarnthein: Johann Matthias Stuefer (*20.9.1776 in Sarnthein, †8.1.1866 in Temesvar);
Pustertaler Landsturm: Johann Wolfsgruber (*1780 in Aufhofen, †9.12.1809 an einer schweren Kriegsverletzung in Aufhofen).
Noch vor ihrer Weihe finden wir nicht selten Tiroler Priester, die als Scharfschützen oder Offiziere ins Feld zogen, z.B. den Kaplan Johann Baptist Baldauf. Als die Burgeiser Schützen unter ihrem Hauptmann Josef Jakob Moriggl anfangs August 1809 nach Nordtirol zogen, um die dort eingenisteten napoleonischen Truppen aus dem Land zu jagen, schloss sich ihnen auch der junge Johann Baptist Baldauf an und wurde zum Leutnant gewählt. Johann Baptist Baldauf wurde am 29.5.1788 in Burgeis geboren, er beteiligte sich wacker an der Erstürmung des heiß umstrittenen Della-Torre-Hofes oberhalb von Hötting, mit dessen Besitznahme auch die Eroberung Höttings am 11.8.1809 erleichtert war. Er nahm weiter an verschiedenen Aufstandsaktionen teil. Dann studierte er Theologie und wurde im Jahre 1813 zum Priester geweiht.
Nach verschiedenen Seelsorge-Stationen kam er nach Fügen im Zillertal und zog 1848, schon 60jährig, mit der Fügener Scharfschützenkompagnie unter dem Hauptmann Franz Rainer gegen Süden, wo er am 8.5.1848 in Rovereto anlangte und an der Erstürmung des verschanzten Lagers und Blockhauses in San Pietro teilnahm. Unter Baldaufs Leitung übten die Fügener das Scheibenschießen am Roveretaner Schießstand. 1848 war Baldauf als pensionierter Pfarrvikar auch Präfekt der Bürger-kongregation in Innsbruck.
In Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm der Kaiser am 17.8.1849 das goldene geistliche Verdienstkreuz „pro piis meritis“ und die Landesverteidigungsmedaille 1848, nachdem er schon früher das Kanonenkreuz 1813 erhalten hatte. Das Jahr 1859 rief ihn wieder als Feldkurat ins Feld. Er zog damals mit der Kitzbühler Schützenkompanie an die Front.
Zum Tiroler Landesfest 1863 in Innsbruck zog der nun 75jährige Priester mit der Kitzbühler Kompanie aus und diente am 29.9.1863 bei der großen, in Anwesenheit des Kaisers gehaltenen Feldmesse im Hof der Innsbrucker Klosterkaserne dem 86jährigen Zelebranten Stefan Krismer (*1777, †1869 in Kronburg bei Zams) als Ministrant. Baldauf war zuletzt Vikar in Ellmau , resignierte wegen hohen Alters auf diese Stelle und ließ sich als Pensionist in Kitzbühel nieder, wo er im Haus Nr. 35 am 24.7.1866 starb.
Johann Baptist Baldauf war verwandt mit Josef Baldauf (*1791 in Graun, †31.8.1876), Landesverteidiger 1809, und mit Christoph Baldauf, der 1809 die 109 Mann starke Landesschützenkompanie in Graun aufstellte und mit ihr als Hauptmann die Gefechte bei Mittenwald (2.6.1809) und am 13.8. am Bergisel mitmachte. Zwei im Besitz des Postmeisters Kassian Baldauf in St. Valentin auf der Haide befindliche Zeugnisse, ausgestellt für Christian Baldauf von Martin Firler (Hall, 17.8.1809) und Josef Marberger (Mals, 25.8.1809) bestätigen den Patriotismus des Christian Baldauf, dessen Porträt in der Speckbacher Galerie des Bergisel -Museums hängt.
Die Baldauf sind ein altes Vinschgauer Geschlecht, aus dem Ambros Baldauf, Bürger der Stadt Glurns, am 27.3.1576 vom Erzherzog Ferdinand einen Wappenbrief erhielt und damit geadelt wurde.
Auch in den Feldzügen vor 1809, also 1796 bis 1799, ragten viele Tiroler Feldkapläne durch Mut hervor:
Padoeller als Feldpater der Imster Schützen (*17.1.1764 in Graun, †26.3.1799 in Nauders);
Pirmin v. Perkhofer zu Moos und Taufers (*3.5.1752 in Lienz, †Sterzing 30.10.1801 als Feldkurat der Nauderser 1797);
Ubaldus Christandl bei den Meraner Schützen (*in Taufers, Vintschgau);
Josua Poell (*1756 in Sterzing, †in Brixen a. E.).
Manche Feldkuraten zogen mehrmals ins Feld, und mussten, da sie vom Feind als Kombattanten behandelt wurden, bei Friedensschluss nach Wien flüchten, wo sie dann Anstellungen in der Wiener Erzdiözese erhielten.
Außer den genannten Feldkaplänen, deren Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit macht, haben sich im Jahre 1809 zahlreiche Tiroler Priester durch die Organisierung von Schützenkompagnien, als Parlamentäre, Vertrauensmänner usw. um die Heimat sehr verdient gemacht.
Der erste Priester, dem wir in Hofers Begleitung 1809 begegnen, ist Josef Alber. Er war Feldpater der Schützen von Schenna (s. oben). Alber war auch Kooperator von Schenna, hielt an jenem gewitterschwülen Abend des 24.5.1809, vor der Schlacht bei Matrei, über Ersuchen von Andreas Hofer den Kämpfern eine feurige Anrede und erteilte ihnen die Generalabsolution.
Alber wurde vor der Schlacht auf dem Küchelberge (16.11.1809) bei Meran, in der sogenannten „Lazag“ (Gemeinde Obermais) verwundet, musste am 24.11. von Schenna nach Verdins (bei Schenna) getragen werden, wo er am 3.12.1809 an den Folgen der Verwundung starb. Er ruht in der Pfarrkirche zu Schenna, wo auch ein einfaches Gedenktäfelchen an der Kirchenmauer an ihn erinnert.
Nach seinem Einzug in Innsbruck am 15.8.1809 lud Hofer den Provinzial der Kapuziner, Pater Jakob Gepp (*5.7.1753 in Kitzbühel), zum Mittagsmahl. Gepp hatte schon, allerdings mit wenig Erfolg, am 12.4.1809 in Innsbruck die Aufständischen zur Einstellung der Feindseligkeiten bewegen wollen. Im August durfte Gepp bei Hofer in der Hofburg stets unangemeldet eintreten, während andere sich melden und warten mussten. Auch im Dezember-Aufstand 1813 trat Gepp als Friedensapostel auf und erhielt bei einem Tumult einen Messerstich. Er starb am 23.3.1832 in Innsbruck.
Der Priester Franz Xaver Köck (*6.8.1765 Innsbruck, †daselbst 15.3.1814) saß ab August 1809 an der Tafelrunde der Freunde Hofers. Er inspirierte Hofer zu dessen Verfügung über die Innsbrucker Universität, wo Köck provisorisch die Lehrkanzel für Moral übertragen erhielt.
Der Hofprediger Hofers war der Ex-Jesuit Karl von Tschiderer-Gleifhelm (*24.5.1746 in Innsbruck, †daselbst 20.11.1820), der am 4.10.1809, am Namenstag von Kaiser Franz und Hofers höchstem Ehrentag, die Festpredigt hielt.
Zu den Geistlichen in Hofers Rat zählten auch Andreas Stecher und Johannn Degeser (s. oben).
Stecher zeichnete sich als Feldkaplan der 2. Kompagnie von Algund unter Peter Thalguter in der Schlacht am Bergisel am 13.8.1809 aus und hielt sich folgend in der nächsten Umgebung Hofers auf.
Er hatte auf den Sandwirt großen Einfluss. Am 29.11.1809 begleitete Stecher den Kompaniekommandanten Peter Thalguter zur Laviser Brücke, um dort mit dem Parlamentär des französischen Generals Honorè Vial einen Waffenstillstand abzuschließen.
Auch der Priester Josef Daney (s. oben) wurde von Hofer wiederholt für administrative Regierungsgeschäfte zu Rate gezogen.
Der berühmte Prediger Benitius Mayr wurde von Hofer für die Abhaltung besonderer Predigten und Festreden verwendet. Als Mitglied der Generaladministration fungierte bei deren Sitzungen auch der von Hofer sehr geschätzte Abt von Wilten, Markus Egle (*26.6.1736 Innsbruck, †daselbst 24.1.1820), als einziger Vertreter des Klerus.
Als der Aufstand verloren war, begaben sich am 10.12.1809 drei Priester aus Hofers engerer Heimat: Hofers Beichtvater, der greise Leonhard Rempp aus St. Leonhard/Passeier, der Kurat von Platt/Passeier, Magnus Prieth und der bayerische Staatspfarrer von St. Martin/Passeier Vinzenz von Ampach-Grienfeld, zu Hofers Versteck auf den Pfandlerhof in Ober-Prantach, um ihm mit ihrem Rat beizustehen. Sie wollten ihn zur Flucht nach Österreich bewegen. Hofer achtete jedoch nicht auf den Rat der Seelsorger und ließ sie unverrichteter Dinge abziehen.
Protest des Volkes gegen einen aufgezwungenen Geistlichen
Wie weit und tief der Widerstand des Volkes ging, zeigt folgender Vorfall: als die bayerische Regierung den ihr ergebenen Kooperator von St. Leonhard, Matthias Hermeter (*29.6.1780 in Wangen, †16.2.1834 zu Lajen), als Pfarrer nach St. Martin/Passeier versetzte, protestierten die Gläubigen dagegen.
Franz Raffl wurde als Verräter enttarnt
Der Priester Josef Daney wurde zuerst verdächtigt, den Sandwirt an die Franzosen verraten zu haben, und zwar aus Rache, weil ihn Hofer am 21.11.1809 in Saltaus einsperren ließ, weil Daney zu den Friedensfreunden zählte und dadurch bei den Passeirern in den Verdacht franzosenfreundlicher Gesinnung geriet. Daney konnte sich aber gegen diese ihm zuerst vom Historiker Joseph v. Hormayr zugefügte Verleumdung vollkommen reinwaschen, hauptsächlich gestützt auf das offizielle Dementi des Grafen Alois Baraguey d’Hilliers in der „Innsbrucker Zeitung“ vom Februar 1810 Nr. 36.
Als Verräter Hofers wurde dann einwandfrei Franz Raffl (*10.10.1775 in Prenn bei Schenna, †13.2.1830 in Reichertshofen bei Ingolstadt) festgestellt und diese Tatsache durch Hofrat Klaar auf Grund archivalischer Studien veröffentlicht.
Nun geht aus der Aussage Raffls vor dem französischen Auditor in Meran am 31.3.1810 nicht hervor, auf welche Weise Raffl Hofers Versteck auf der Pfandler-Alpe erfahren hatte. In dem alten, wenig bekannten Buch „Geschichte Tirols“ (Verlag Wagner, Innsbruck 1854) von Josef Thaler, Pfarrer in Kuens (*15.10.1798 in Mannereck auf dem Staffelsberg in Ulten, †27.12.1876 in Kuens) findet sich im Anhang unter „Berichtigungen“ (S. 477) folgende Notiz:
„Ueber den Verräter Andreas Hofers, Franz Raffl, gab ein Passeirer jüngst (1854) einen neuen Aufschluss, indem er einen Seelsorgspriester in Passeier weinend entdeckte, dass er an dem Verrat des Sandwirtes Mitursache gewesen sei. Er sei nämlich, damals noch als Geißbube, von dem genannten Raffl gefragt worden, ob er den Aufenthalt des Sandwirtes wisse, worauf er ihm mit „Ja“ geantwortet habe und ihm denselben auch nannte, ohne jedoch im mindesten zu vermuten, dass Raffl etwas Böses im Sinne haben könne. Bald hernach sei dann der Sandwirt gefangen worden.
Aus dieser Angabe geht hervor, dass Raffl Hofers Aufenthalt in der Prantacher Alpenhütte des Pfandlers wohl nicht zufällig entdeckte, sondern den Gang zu seinem Heugader eben schon in der Absicht unternommen habe, um sich, ohne Verdacht zu erregen, von der wirklichen Anwesenheit Hofers in der benachbarten Hütte und von der Richtigkeit der Aussage des Geißbuben zu überzeugen.“
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