Bild Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP): Dragan Tatic / Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres – https://www.flickr.com/photos/minoritenplatz8/22853450547/, CC BY 2.0, Link; Bildcollage: SID
Am 8. Dezember 2024 hatten mehr als 2.000 Teilnehmer in St. Pauls in Kirche und auf dem Friedhof des von den Carabinieri 1961 schwer gefolterten und dann 1964 in der Gefangenschaft umgekommenen legendären Freiheitskämpfers Sepp Kerschbaumer gedacht.
Auf dieser Feier war über Lautsprecher eine über Mobiltelefon übertragene berührende Gedenkrede des im Exil lebenden Freiheitskämpfers Univ.-Prof. Dr. Erhard Hartung zu hören gewesen.
Darauf hin hatten die Landtagsabgeordneten Anna Scarafoni und Marco Galateo von der neofaschistischen – pardon: postfaschistischen – Partei „Fratelli d’Italia“ – „Brüder Italiens“ in einer Landtagsanfrage eine Distanzierung von jeglicher Ehrung der Südtiroler Freiheitskämpfer der Sechzigerjahre gefordert und von „unmoralischen Feierlichkeiten“ gesprochen.
In ihrer Anfrage behaupteten Scarafoni und Galateo: „Die Autonomie in Südtirol wurde trotz des Terrorismus und nicht wegen des Terrorismus erreicht.“ Sie bezeichnen die Freiheitskämpfer des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS) als „Terroristen“ und verwiesen auf die Opfer auf der Porzescharte im Jahre 1967. Sie ignorierten, dass die Freiheitskämpfer nachweislich nicht die Urheber eines Anschlags auf der Porzescharte gewesen waren.
Univ.-Prof. Dr. Erhard Hartung war in Österreich aufgrund der Anhörung von Zeugen und der Vorlage sprengtechnischer Gutachten gerichtlich von dem Vorwurf einer „Täterschaft“ ausdrücklich freigesprochen worden.
In Italien wurde er jedoch trotz Anforderung ohne Vorladung und ohne Übermittlung einer Anklageschrift in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt – nach Erkenntnis des Verwaltungsgerichtes Wien war dies menschenrechtswidrig. Von dieser Verurteilung hatte er lediglich aus der Zeitung erfahren.
Marco Galateo, den Südtirols Landeshauptmann Kompatscher (SVP) zu seinem Stellvertreter gemacht hat, fühlte sich im Kreise Neofaschisten wohl, die ungeniert mit dem faschistischen „Saluto Romano“ grüßten.
„Kompatscher bestätigt Südtiroler Freiheitskampf“
Unter dem Titel „Kompatscher bestätigt Südtiroler Freiheitskampf“ sandte Roland Lang, Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB) am 4. Jänner 2024 nachstehende Pressemitteilung aus:
„Landeshauptmann Kompatscher ist sicher kein Patriot, aber auch er bestätigte nun in Antwort auf einer Anfrage der Landtagsabgeordneten Anna Scarafoni klar, dass Sepp Kerschbaumer und seine Mitstreiter Freiheitskämpfer waren. So wie Magnago und Durnwalder bestätigt damit auch der amtierende Landeshauptmann, dass die Unterdrückung der Südtiroler die Feuernacht notwendig gemacht hatte und Italien an den Verhandlungstisch gezwungen hat.
Bereits Magnago hatte mehrmals bestätigt, so SHB-Obmann Roland Lang, dass die Anschläge Italien zu ernsthaften Verhandlungen gezwungen hat. „Die Anschläge von damals und die darauffolgenden Prozesse gehören, genau wie vieles andere, zur Nachkriegsgeschichte Südtirols und stellen einen bedeutenden Beitrag zu dieser Geschichte und zur Erreichung einer besseren Autonomie für Südtirol dar“ so Magnago im SVP-Parteiorgan Volksbote vom 8. April 1976.
Der ehemalige Landeshauptmann Durnwalder hat am 30. November 2024 in seiner Rede in Frangart zur Eröffnung der Ausstellung über den Freiheitskämpfer Kerschbaumer erklärt: „Sepp Kerschbaumer ist nicht tot – er lebt in seinem Vermächtnis weiter. Er hat uns Werte hinterlassen, die wir bewahren und leben sollten.“
In Beantwortung der Landtagsanfrage der Fratelli d`Italia vom 23.12. 2024 erklärte Landeshauptmann Dr. Arno Kompatscher:
„Sepp Kerschbaumer verdient sich den Namen Freiheitskämpfer vollauf. Er hat sich für die Rechte der Südtiroler und Südtirolerinnen eingesetzt, er war immer darauf bedacht, keine Menschen zu verletzen. Es ging um ein Signal und einen Aufschrei in einer Zeit der großen Unterdrückung.“
Der Südtiroler Heimatbund erklärt erneut seine Solidarität mit Univ. Prof. Dr. Erhard Hartung. Die Beweise seiner Unschuld im Fall Porzescharte sind längst bekannt und seine Rede bei der Gedenkveranstaltung in St. Pauls war ausgeglichen und ein Bekenntnis zur Gewaltfreiheit.
Der Landtagsabgeordneten Frau Anna Scarafoni möchte ich noch das Buch „Feuernacht- Die Notwehr eines Volkes“ des Südtiroler Heimatbundes empfehlen. Selbstverständlich ist es auch in italienischer Sprache erhältlich. Es ist erfreulich, wie zahlreich die positiven Rückmeldungen sind. Viele Italiener haben den Lügenmärchen der nationalistischen Politiker und der sensationshungrigen Presse über jene Zeit in Südtirol blind geglaubt. Erst jetzt verstehen viele die wahren Gründe der Anschläge, die Notwehr eines Volkes, so der SHB-Obmann.“