Unwissend auf den Spuren von Adolf
Nachstehende Dokumentation hat der „Südtiroler Heimatbund“ (SHB), eine von ehemaligen politischen Häftlingen gegründete Vereinigung, welche für die Selbstbestimmung Südtirols eintritt, auf der Internetseite von „Unser Tirol 24“ veröffentlicht.
Mit freundlicher Genehmigung gibt auch der SID nachstehend die Dokumentation wieder.
Die „Brückenfunktion“ Südtirols
von Roland Lang
Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB)
Diese Dokumentation wurde von befreundeten Historikern zusammengestellt
Eine absurde Darbietung: Das Raubgut Südtirol soll als freundschaftliche „Brücke“ zwischen dem beraubten Österreich und dem damaligen Italien als Räuber dienen
Am 21. Oktober 2004 erklärte die Bundesministerin für auswärtige Angelegenheiten, Ursula Plassnik, anlässlich Ihres Amtsantrittes:
„Ich werde alles tun, um weiter sicherzustellen, dass die Südtiroler eine Brücke zwischen Österreich und Italien sind …“
Dieser Linie folgt der Südtiroler Landeshauptmann Arno Kompatscher (SVP). Wann immer es dienlich erscheint, holt er ein Schlagwort aus der Mottenkiste der Geschichte hervor: Die „Brückenfunktion“ Südtirols“. Dieses Schlagwort ist Politikern behilflich, sich um das Eintreten für Recht und Gerechtigkeit in Sachen Südtirols zu drücken.
Am 17. August 2015 traf sich Kompatscher auf der Mailänder EXPO-Messe auf dem dortigen Südtiroler Stand mit dem italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Die Tageszeitung „Dolomiten“ berichtete darüber:
„Der Brenner sei heute mehr eine Brücke als eine Grenze“, erklärte Landeshauptmann Kompatscher in einem Rückblick auf das Jahr 2016 gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“ (Ausgabe vom 19. Jänner 2017)
„Wir sind die Brücke zwischen Nord- und Südeuropa“, erklärte Kompatscher gegenüber den „Salzburger Nachrichten“ (Ausgabe vom 17. Dezember 2017)
Die jüdische Kulturzeitschrift „DAVID“ veröffentlichte im März 2021 (Ausgabe Nr. 128) folgende Wortmeldung von Kompatscher:
Im Dezember 2021 und am 18. Jänner 2024 sprach Kompatscher wieder von der „Brückenfunktion“:
Kompatscher und anderen Politikern scheint nicht bewusst zu sein, dass sie mit dieser Diktion auf den Spuren von Adolf Hitler wandeln. Dieser war nämlich der Erfinder der Darstellung Südtirols als freundschaftliche „Brücke“ zwischen dem beraubten Österreich und dem damaligen Italien als Räuber.
1927 und 1928: Adolf Hitler erklärte, Südtiroler müssten eine „Brücke“ zwischen Italien und Deutschland bilden
Bereits 1927 erklärte Adolf Hitler auf einer öffentlichen Versammlung, dass die Südtiroler „hinter dem Schicksal des Gesamtvolkes zurückstehen und die Brücke zwischen Deutschland und Italien bilden müssten.“ Dies berichtete der „Tiroler Anzeiger“ am 17. Mai 1927.
Am 13. Juli 1928 hielt Adolf Hitler auf einer Parteiveranstaltung der NSDAP in Berlin eine sodann im Parteiorgan „Völkischer Beobachter“ veröffentlichte Rede zur Außenpolitik, in welcher er über die Freunde Südtirols herzog.
„Südtirol hat das Geschrei nichts genutzt, betrachten wir es lieber als Brücke zwischen Deutschland und Italien, das wird den Tirolern mehr nutzen. Das Eintreten für das Deutschtum in Südtirol auch der Juden entspricht nur dem Hasse gegen den Faschismus.“ (Zitiert aus dem Abdruck in: „Völkischer Beobachter“ vom 18. Juli 1928)
Im gleichen Jahr diktierte Hitler das Manuskript eines Erweiterungsbandes zu „Mein Kampf“, in welchem er wortreich seine Annäherungspolitik an das faschistische Italien verteidigte.
Dieses Manuskript wurde nach dem Krieg von dem Münchner Institut für Zeitgeschichte veröffentlicht: „Hitlers zweites Buch“, Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1961.
Hitler erklärte in nahezu schon salbungsvollem Ton: „Südtirol wird damit dereinst eine hohe Mission im Dienste beider Völker zu erfüllen haben… eine Brücke aufrichtiger gegenseitiger Verständigung zu bilden.“ („Hitlers zweites Buch“, a.a.O., S. 216)
Der praktische Hintergrund der großen Freundschaft
Die große Freundschaft Hitlers zu dem faschistischen Italien hatte auch einen sehr praktischen Hintergrund. Seit 1924 wurde Hitler von Mussolini mit der Hilfe von Göring hinter den Kulissen mit namhaften Geldbeträgen versorgt und damit politisch eingekauft. (Siehe: Günther Rauch: „Der Marsch auf Bozen. Wie der Fall Südtirol Mussolini und Hitler Lust auf Mehr machte“, Effekt-Verlag Neumarkt 2022. Sowie: David Irving: „Göring – Eine Biographie“, Kiel 1986)
1930: Das „Alto Adige“ wurde zur „Brücke“ zwischen Österreich und Italien erklärt
Die zur Belehrung der einheimischen Bevölkerung Südtirols in deutscher Sprache herausgegebene faschistische „Alpenzeitung“ verkündete am 9. Februar 1930 nach einem Besuch des österreichischen Bundeskanzlers in Rom und dem dortigen Abschluss eines Freundschaftsvertrages: Das „Alto Adige“ sei keine „Kluft“ mehr, sondern sei zur „Brücke“ zwischen Österreich und Italien geworden.
Aus „Alpenzeitung“, Bozen-Meran 9. Februar 1930.
Die „Alpenzeitung“ begründete das Zustandekommen dieser freundschaftlichen „Brücke“ damit, dass sich das „Alto Adige“ der „liebevollen Fürsorgetätigkeit der faschistischen Regierung, zu Nutz und Frommen und zur Zufriedenheit aller Oberetscher“ erfreue. Es herrsche „Friede, Eintracht und Zufriedenheit.“
Der gemeinsame Weg ins Verderben
Am 30 Januar 1933 war Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt worden. Am 3. Februar 1933 versicherte er dem italienischen Generalkonsul in München, er könne „voll und ganz die strategischen Notwendigkeiten verstehen, die Italien die Aufrechterhaltung der Brennergrenze als unerlässlich erscheinen ließen.“ Jedenfalls dürfe das Schicksal einiger Tausend früherer österreichischer Bürger die Beziehungen zwischen Italien und Deutschland nicht beeinflussen. (Renzo De Felice: „I rapporti tra fascismo e nazionalsocialismo fino all’andata al potere di Hitler (1922 – 1933). Appunti e documenti., Napoli 1971, S. 206f. Wiedergegeben in: Jens Petersen: „Hitler – Mussolini. Die Entstehung der Achse Berlin-Rom 1933 – 1936“, Tübingen 1973, S. 68)
Am 14. und 15. Juni 1934 kam es in Venedig zu einer ersten persönlichen Aussprache Hitlers mit Mussolini. Bei diesem Treffen war die Südtirolfrage kein Thema, sie war nicht mehr existent.
1934 erschien zur Untermauerung der innigen Freundschaft ein Huldigungsbuch, in welchem die faschistischen Leitfiguren neben den nationalsozialistischen „Führern“ in den höchsten Tönen gepriesen wurden. Dem „vielfältigen Genie“ Benito Mussolini wurde die „ungewöhnliche Größe eines Zyklopen“ bescheinigt und es wurde seine „Genialität“ ebenso wie seine „Menschlichkeit“ hervorgehoben. (Dr. R. O. Stahn und Filippo Bojano (Hrsg.): „Wir haben’s gewagt! Weg und Wollen der Führer in Deutschland und Italien.“, Stuttgart-Berlin 1934, S. 161)