Ausstellung „Befreiungsausschuss Südtirol (BAS) – Opfer für die Freiheit“

Bild Egon Zemmer

Eine Dokumentation über den Südtiroler Freiheitskampf der 1960er Jahre in Bozen

Die Ausstellung befindet sich in Bozen, Lauben 9, und ist von Dienstag bis Samstag (jeweils von 10–12 Uhr und von 15-17 Uhr) bei freiem Eintritt geöffnet.

Die Ausstellung wurde vor allem auf Initiative des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB) ins Leben gerufen, einer von ehemaligen Freiheitskämpfern und politischen Häftlingen gegründeten Vereinigung, welche für die Selbstbestimmung Südtirols eintritt.

Ausschnitte aus der Einladung

Deren Ehrenobmann ist der ehemalige Freiheitskämpfer Sepp Mitterhofer (im Bild rechts), Obmann ist Roland Lang (im Bild links).

Kurator der Ausstellung ist der an der österreichischen Landesverteidigungsakademie lehrende österreichische Oberst und Historiker Mag. Dr. Hubert Speckner, welcher zusammen mit seiner Frau Mag. Sylvia Speckner (Bild rechts) die Bildtexte verfasst hat. Ausstellungsträger ist der „Andreas-Hofer-Bund Tirol“ (AHB) in Innsbruck unter dessen Obmann Winfried Matuella (Bild links).

An der Erstellung der Ausstellung wirkten neben den bereits Genannten noch weitere Personen mit:

Meinrad Berger (ehemaliger polit. Häftling), Univ.-Prof. Dr. Erhard Hartung (ehemaliger polit. Häftling), Altlandesrat Dr. Bruno Hosp, die ehemalige Landtagsabg. Dr. Eva Klotz, Roland Lang, Christoph Mitterhofer, Dr. Herlinde und Klaudius Molling (ehemalige Freiheitskämpfer), Efrem Oberlechner vom „Südtiroler Schützenbund“ sowie die Historiker Dr. Othmar Parteli und Dr. Margareth Lun.

Am 10. Mai wurde in Bozen die Ausstellung vor 200 geladenen Gästen feierlich eröffnet.

Sieben ehemalige Mitglieder des „Befreiungsausschusses Südtirol“ aus Süd- und Nordtirol sowie Deutschland waren persönlich anwesend. Zahlreiche Abgeordnete des Südtiroler Landtages, Altmandatare und amtierende Bozner Stadträte sowie Vertreter verschiedener Parteien gaben dem Andreas Hofer-Bund Tirol als Ausstellungsträger sowie dem Südtiroler Heimatbund als Initiator der Ausstellung und dem Ausstellungsbeirat die Ehre.

(Bild Egon Zemmer)

Die sehr beeindruckende Einführungsrede hielt der Altlandesrat und Ausstellungsbeirat Dr. Bruno Hosp (SVP), welcher ein persönlicher Freund der Freiheitskämpfer Luis Amplatz und Georg Klotz gewesen war und diese auch unterstützt hatte.

(Bild Egon Zemmer)

Dr. Hosp gab einen fundierten historischen Überblick die späten 1950er- und die 1960er Jahre in Südtirol und die vergeblichen Versuche, das Selbstbestimmungsrecht der deutsch- und ladinisch-sprachigen Bevölkerung Südtirols gegenüber dem italienischen Zentralstaat einzufordern.

In Südtirol herrschte Repression

„In Südtirol herrschte damals eine Atmosphäre geradezu provokativer Repression. Unsere Landsleute waren laufend Anpöbelungen, Verhöhnungen und Diffamierungen ausgesetzt“, berichtete Dr. Hosp.

„Vor dem Bozner Schwurgericht wurden am laufenden Band so genannte Schmähprozesse, zum Beispiel wegen des Hissens von weiß-roten Tiroler Fahnen, abgewickelt. Immer wieder wurden örtliche Versammlungen der Südtiroler Volkspartei von neufaschistischen Randalierern gestört.“

In Österreich prangerte damals der Bergisel-Bund in einer Broschüre die Methoden der italienischen Polit-Justiz an.

Massenhafte Zuwanderung wurde staatlich gefördert

„Mit der praktischen Ausgrenzung der Südtiroler von den staatlichen und halbstaatlichen Stellen ging eine forcierte Zuwanderung aus dem Süden Italiens einher, die geradezu beängstigende Ausmaße annahm. Mehrere Tausend Südtiroler mussten jährlich ihre angestammte Heimat verlassen, um in Deutschland und in der Schweiz Arbeit zu suchen, weil sie von den öffentlichen Stellen einfach ausgesperrt blieben und weil gleichzeitig durch die Technisierung der Landwirtschaft immer mehr Arbeitskräfte freigesetzt wurden. Durch ein vom Staat massiv gefördertes Wohnbauprogramm wurden in Südtirol, vorab hier in Bozen, mehrere Tausend Volkswohnungen errichtet, von denen aber nicht einmal 6% Südtirolern zugewiesen wurden.“

Zuwanderer aus dem Süden und die für sie durch den italienischen Staat errichteten neuen Stadtgebiete Bozens.

Der „Todesmarsch“ der Volksgruppe und der Widerstand des BAS

Diese bedrohliche Gesamtsituation habe damals Kanonikus Michael Gamper, in einem „Dolomiten“-Leitartikel so gekennzeichnet: „…Es ist ein Todesmarsch, auf dem wir Südtiroler uns seit 1945 befinden, wenn nicht noch in letzter Stunde Rettung kommt.“

Der Priester und Publizist Kanonikus Michael Gamper: Südtirol ist auf dem „Todesmarsch“!

Die römische Regierung sei jedoch uneinsichtig gewesen, berichtete Dr. Hosp weiter. Daraufhin versuchte der BAS mit gezielten Aktionen auf die unhaltbar gewordene Situation durch eine „Strategie der feinen Nadelstiche“, wie sein Anführer Sepp Kerschbaumer es umschrieb, aufmerksam zu machen. Das Mittel der Wahl waren mehrere Anschläge gegen staatliche Sachgüter und gegen materielle Symbole der früheren faschistischen Staatsmacht.

Der Höhepunkt war die Serie von Anschlägen in der Nacht des Herz-Jesu-Sonntags 1961 und vereinzelte Anschläge in den Folgejahren, die weltweit Aufsehen erregten, aber auch die Staatsmacht zu überzogener Verfolgung der Urheber mit unmenschlichen Folterungen und unverhältnismäßig langen Haftstrafen verleitete.

Bild links: Der Freiheitskämpfer Georg Klotz. Bild rechts: Der Freiheitskämpfer Luis Amplatz.

Ungesühnte Folterungen und verweigerter versöhnlicher Schlussstrich

 Zusätzlich waren die Freiheitskämpfer und mit ihnen alle mitfühlenden Tiroler dadurch gedemütigt worden, dass ihre skrupellosen Folterer nicht nur vom Gericht in Trient freigesprochen, sondern drei Tage darauf in Rom sogar feierlich empfangen, ausgezeichnet und befördert wurden.

Hingegen warten ein paar unserer außer Landes lebenden Aktivisten der 60er Jahre, die, wohlgemerkt, nachweislich kein Menschenleben auf dem Gewissen haben, seit über fünf Jahrzehnten vergeblich auf eine Begnadigung durch den italienischen Staatspräsidenten.“ In diesem Zusammenhang, sagte Dr. Hosp, gebühre dem Ausstellungskurator Dr. Speckner auch noch ein ganz besonderer Dank für sein jüngstes historisches Werk „Von der Feuernacht zur Porzescharte – Das Südtirolproblem der 1960er Jahre in den österreichischen sicherheitsdienstlichen Akten“. „Er enthüllt darin, dass es in der heißen Zeit der Anschläge der 60er Jahre eine ganze Reihe offenkundiger Geheimdienst-Manipulationen zu Lasten unserer Freiheitskämpfer gegeben hat. Bei mehreren auch für die Zivilbevölkerung  gefährlichen Anschlägen hatten ganz offenbar ‚italienische Dienste‘ oder neofaschistische Kreise ihre Hände im  Spiel. Hier war es ganz offenkundig darum gegangen, die ‚terroristi altoatesini‘ als gewissenlose Attentäter hinzustellen, welche selbst vor der Auslöschung von Menschenleben nicht zurückschrecken würden. Lieber Hubert, für diese Zurechtrückungen und damit längst fälligen Rehabilitierungen mehrerer Aktivisten, sei Dir aufrichtig gedankt.“

Einen besonderen Dank stattete Dr. Hosp dem Historiker Dr. Speckner für dessen Aufsehen erregendes Enthüllungsbuch ab: „Von der Feuernacht zur Porzescharte – Das Südtirolproblem der 1960er Jahre in den österreichischen sicherheitsdienstlichen Akten“. (Bild links von Egon Zemmer)

Der entscheidende Beitrag des Freiheitskampf es für eine bessere Autonomie

Zum Abschluss kam Dr. Hosp auf die Auswirkungen des damaligen Widerstandes zu sprechen. Er sagte:

„Wer die schweren, ja turbulenten Zeiten, die in der heute zu eröffnenden Dauerausstellung dokumentiert werden, hautnah miterlebt hat, hegt wohl keinen Zweifel darüber, dass die Freiheitskämpfer der 50er und 60er Jahre durch ihren beherzten Einsatz und ihre großen Opfer einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der neuen, qualitativ unvergleichlich besseren Autonomie Südtirols geleistet haben. Das Selbstbestimmungsrecht zur Erlangung der Wiedervereinigung unserer Heimat mit dem Bundesland Tirol und dem Vaterland Österreich blieb uns Südtirolern jedoch weiterhin versagt. … Die heute zur Eröffnung anstehende „Ständige Ausstellung“ heißt „BAS – Opfer für die Freiheit“ und würdigt den Einsatz und das Leiden der Südtiroler Freiheitskämpfer und Freiheitskämpferinnen der 60er Jahre und ihrer Familien.

Im Friedhof von St. Pauls gedenken der Südtiroler Heimatbund und der Südtiroler Schützenbund alljährlich am 8. Dezember aller verstorbenen Aktivisten der 60er Jahre, die sich für die  Einheit und Freiheit Tirols aktiv eingesetzt haben.

 Auf der Gedenktafel neben dem Gefallenendenkmal sind stellvertretend für alle Sepp Kerschbaumer,  Franz Höfler, Toni Gostner, Luis Amplatz, Jörg Klotz und Kurt Welser verewigt. Ihnen und ihren Familienangehörigen, aber auch allen übrigen Aktivisten der angesprochenen Zeit soll diese ständige Ausstellung in Dankbarkeit für ihre erbrachten Opfer gewidmet sein.“

Das Südtiroler Internetportal UNSER TIROL 24  lieferte über die Ausstellungseröffnung nachstehenden Bericht:

Bildergalerie: BAS – Opfer für die Freiheit. Ausstellung in Bozen eröffnet

Die Dauerausstellung unter den Namen „BAS – Opfer für die Freiheit“ veranschaulicht das Geschehen in all seinen Facetten und liefert erstmals einen eindrucksvollen Einblick darüber, wie der Widerstand von Sepp Kerschbaumer und seinen Getreuen organisiert und durchgeführt worden ist

Bild Egon Zemmer

Erstmals öffentlich präsentierte Exponate

Die Ausstellung „BAS – Opfer für die Freiheit“ erinnert an Verdienste, Leiden und Opfer der Verfolgten und ihre(r) Familien – auch und gerade weil sie in der überwiegenden Zahl der Fälle ohne Dank geblieben sind. Die meisten der erstmals in aller Öffentlichkeit präsentierten Exponate entstammen der „Mitterhofer-Sammlung“. Sepp Mitterhofer aus Meran-Obermais, ein bisher von der Südtiroler Politik unbedankt gebliebener BAS-Aktivist der ersten Stunde, jetzt Ehrenobmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB), in dem sich am 9. Februar 1974 ehemalige Freiheitskämpfer zusammenschlossen, hat sie über Jahrzehnte hin zusammengetragen und beherbergt. Seine Sammlung bildet den Kern der Ausstellung „BAS – Opfer für die Freiheit“.

Ausgestellt werden zudem weitere Objekte aus dem Besitz von BAS-Aktivisten bzw. deren Nachkommen. Aus dem „BAS-Archiv“, dem im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck vorhandenen Vorlass der BAS-Aktivisten Herlinde und Klaudius Molling, sind Leihgaben ausgestellt, welche die mitunter einfachen Methoden veranschaulichen, derer sich die Freiheitskämpfer bedienen mussten. Ein reichhaltig ausgestatteter Ausstellungskatalog stellt in Wort und Bild eindrucksvoll den inneren Zusammenhang von Exponaten und Geschehenshistorie her.

Zeitzündvorrichtung; Bild Egon Zemmer

 

Keine Verherrlichung von Gewalt

Die Ausstellung befindet sich in Bozen, Lauben 9, und ist von Dienstag bis Samstag (jeweils von 10–12 Uhr und von 15-17 Uhr) geöffnet. Nach Vereinbarung sind Gruppenführungen auch außerhalb dieser Zeiten möglich. Initiatoren sind der Andreas-Hofer-Bund Tirol (AHB; Innsbruck) und der Südtiroler Heimatbund (SSB; Bozen). Großzügiges Mäzenatentum der (von der in Australien lebenden Österreicherin Dr. Helga Christian 1966 eingerichteten) Laurin-Stiftung (Liechtenstein) hat ihre Einrichtung als Dauerausstellung erst ermöglicht.

„BAS – Opfer für die Freiheit“ verherrlicht keineswegs Gewalt und/oder Terrorismus. Sie legt anhand von Einzelobjekten offen, wozu Männer und Frauen imstande sein können (und müssen), die keinen anderen Weg mehr sehen, als zur Tat zu schreiten, um die im Lügengewand des „demokratischen Staates“ ausgeübte Gewaltherrschaft gegen die in fremdnationaler Umgebung zu leben gezwungenen Landsleute durch gezielte Attacken zu unterminieren – wenn der gütlichen Worte genug gewechselt sind, ohne dass sich Besserung/Befriedung einstellt.

Solche mittelalterlichen Schraubzwingen verwendeten damals die Carabinieri als Handfesseln. Zusätzlich wurden die Gefangenen aneinander gekettet.

 Eine Herausforderung

Eine Herausforderung für diese erstmalige Ausstellung über den BAS bestand darin, dass sowohl die „offizielle“ italienische, als auch die wissenschaftliche und journalistische Publizistik im deutschsprachigen Raum deren Aktivisten politisch in die „recht(sradikal)e Ecke“ stellt(e). Das wird jedoch weder den handelnden Personen noch ihrer Sache gerecht. In den für die damalige Südtirol-Politik entscheidenden Jahren waren unter den BAS-Leuten (in Südtirol wie in Österreich und Deutschland) fast alle gängigen politischen Weltanschauungen vertreten; ihren führenden Köpfen ging es vor allem darum, dass „etwas geschehen muss“.

Die allen Bevölkerungsschichten entstammenden Südtiroler BAS-Aktivisten handelten schlicht und ergreifend aus dem Beweggrund, als Tiroler Patrioten Heimat und Volkskultur vor der schieren Gefahr „ewiger Italianità“, der vom „demokratischen Italien“ bruchlos übernommenen Zielsetzung des Faschismus, somit vor dem von Kanonikus Gamper beschworenen „Todesmarsch der Südtiroler“ (s.o.) zu bewahren. Dies just auch für die Anschauung Nachgeborener nachvollziehbar zu machen, ist das hehre Ziel dieser durch und durch für gelungen zu erachtenden Ausstellung.

Ein Originalbrief Sepp Kerschbaumers an seine Frau Maria aus dem Kerker.

Soweit der Bericht  von „UNSER TIROL 24“.

Weitere Informationen und Bilder sind im Ausstellungskatalog zu finden:

Hier ein sehenswertes Video zur Ausstellungseröffnung.

Hier ein Bericht in italienischer Sprache.

Hier ein Gastbeitrag des Zeithistorikers und Publizisten Prof. Dr. Dr. h.c. Olt auf der Internetseite des Magazins „Info-DIREKT“.




Das Leben und Sterben Andreas Hofers

„ … auf den Bergen ist die Freiheit!“

„Klingt diese Stelle, die ich jetzt erst verstehe, nicht wie eine Prophezeiung, wenn Sie auf das Hochgebirge blicken, das sich auf den Ruf seines Hofers erhoben hat? Welch ein Mann, dieser Andreas Hofer! Ein Bauer wird ein Feldherr, und was für einer! Seine Waffe – Gebet, sein Bundesgenosse – Gott! Er kämpft mit gefalteten Händen, kämpft mit gebeugten Knien und schlägt mit dem Flammenschwert des Cherubs …“

Dies schrieb Königin Marie Luise von Preußen aus Königsberg, aus Verbannung und Flucht, zur Zeit der tiefsten Erniedrigung Deutschlands durch Napoleon

 

Bild links: Portrait Andreas Hofers von Placidus Altmutter Bild rechts: Erzherzog Johann von Österreich (Maler unbekannt)
Bild links: Portrait Andreas Hofers von Placidus Altmutter Bild rechts: Erzherzog Johann von Österreich (Maler unbekannt)

Vor 250 Jahren wurde Andreas Hofer am 22. November 1767 auf dem Sandhof in St. Leonhard im Passeier geboren. Er übernahm nach dem Tod seines Vaters mit 22 Jahren den Sandhof und betrieb auch Pferde-, Wein- und Branntweinhandel, wodurch er im ganzen Land herum kam. Seine Frau Anna bewirtschaftete den Hof. Hofer war des Lesens und Schreibens kundig und beherrschte auch die italienische Sprache.

In den Kämpfen von 1797 hatte Hofer bereits als Hauptmann die Erste Passeirer Landsturmkompanie kommandiert.

Am 4. November 1805 traf Hofer heimlich in Bruneck oder Lienz mit dem Erzherzog Johann zusammen, den er auch schon ein Jahr zuvor auf dem Sandhof bewirtet hatte. Diesmal ging es darum, die Möglichkeiten einer Erhebung gegen die Bayern zu besprechen

Kriegsrat Andreas Hofers (Gemälde von Franz von Defregger)
Kriegsrat Andreas Hofers (Gemälde von Franz von Defregger)

Das von Kaiser Maximilian 1511 erlassene „Landlibell“ war die älteste Wehrverfassung Tirols, welche alle Tiroler zur Landesverteidigung verpflichtete, sie dafür aber vom Kriegsdienst außerhalb des Landes befreite.
Das von Kaiser Maximilian 1511 erlassene „Landlibell“ war die älteste Wehrverfassung Tirols, welche alle Tiroler zur Landesverteidigung verpflichtete, sie dafür aber vom Kriegsdienst außerhalb des Landes befreite.

Im Jänner 1809 reiste Hofer zusammen mit einigen Vertrauten nach Wien. In mehreren Besprechungen mit Erzherzog Johann wurden die Verabredungen zum Aufstand der Tiroler getroffen und am 8. April 1809 erging das Besitzergreifungspatent des Erzherzog Johanns. Einen Tag danach erhob sich das Land.

Am 17. April 1809 nahm Hofer zusammen mit dem Chef der österreichischen Zivilverwaltung, Josef Freiherr von Hormayr im Schloss Tirol im Namen Österreichs sinnbildlich von dem Land Besitz. Bald waren die bayerischen Besatzungstruppen aus dem Land gedrängt.

Als bayerische Truppen unter Marschall Lefebvre wieder in Tirol einfielen und bis Innsbruck vorrückten, übernahm Hofer als Oberkommandant in Tirol den Befehl und rief aufgrund des Landlibells von 1511 den Landsturm zu den Fahnen.

In den Napoleonischen Kriegen zog 1796 das Tiroler Landesaufgebot gegen den Feind. 1809 sollte Andreas Hofer das Landesaufgebot wieder zu den Waffen rufen.
In den Napoleonischen Kriegen zog 1796 das Tiroler Landesaufgebot gegen den Feind. 1809 sollte Andreas Hofer das Landesaufgebot wieder zu den Waffen rufen.

Am 29. Mai 1809 fand die siegreiche Schlacht auf dem Bergisel bei Innsbruck statt.

Durch den Waffenstillstand von Znaim am 12. Juli 1809 war Tirol wieder den Feinden preisgegeben. Hofer rief das Tiroler Aufgebot erneut zu den Waffen. Am 13. August 1809 kam es zu einer erneuten siegreichen Schlacht am Bergisel.

Der Schönbrunner Friede vom 14. Oktober 1809 gab aber nun das Land dem Feind preis. Hofer entschied sich aber zum Weiterkämpfen, diesmal ohne österreichische Unterstützung.

Nun kam es am 1. November 1809 zur letzten Schlacht auf dem Bergisel, die mit einer Niederlage endete.

Nach mehreren weiteren verlustreichen Gefechten brach der Tiroler Aufstand zusammen. Hofer musste in die Berge fliehen, wurde an die Franzosen verraten und auf der Pfandleralm verhaftet.

Am 20. Februar 1810 ging Andreas Hofer vor der Bastei der Festung Mantua mit einer aufrechten Haltung in den Tod, die sein letzter Beichtvater und Beistand im Tode, Giovanni Manifesti, der Propst und Erzpriester von Santa Barbara, bezeugte: „Con somma mia consolazione ed edificazione ho ammirato un uomo, ch’e andato alla morte come un eroe cristiano, e l’ha sostenuta  come martire intrepido.” („Ich bewunderte voll Trost und Erbauung einen Mann, der als christlicher Held zum Tode ging und ihn als unerschrockener Märtyrer erlitt.“)

Andreas Hofers letzter Gang. (Postkarte anlässlich der Hofer-Gedenkfeiern 1909)
Andreas Hofers letzter Gang. (Postkarte anlässlich der Hofer-Gedenkfeiern 1909)

1823 enterdigten österreichische Offiziere Hofers sterbliche Überreste in Mantua und brachten diese nach Innsbruck, wo sie in der Innsbrucker Hofkirche beigesetzt wurden.

Bild links: Die Enterdigung der Gebeine Andreas Hofers in Mantua (zeitgenössischer Stich). Bild rechts: Das Grabmal Andreas Hofers in der Hofkirche in Innsbruck. Die Fahne in der Hand Hofers trägt so lange einen Trauerflor, bis das Land Tirol in seinen alten Grenzen wieder vereinigt sein wird.
Bild links: Die Enterdigung der Gebeine Andreas Hofers in Mantua (zeitgenössischer Stich). Bild rechts: Das Grabmal Andreas Hofers in der Hofkirche in Innsbruck. Die Fahne in der Hand Hofers trägt so lange einen Trauerflor, bis das Land Tirol in seinen alten Grenzen wieder vereinigt sein wird.

Erzherzog Johann war ein Freund und großer Verehrer Andreas Hofers gewesen. Er liebte das Land Tirol, in welchem er seine späten Lebensjahre verbrachte. Im Jahre 1845 schrieb er, nachdem er wieder nach Tirol hatte zurückkehren können:

„Ich war wieder in Tirol, frei und unbehindert, dem Land angehörend durch Liebe und Treue, durch Besitztum, durch Weib und Kind. Jenem Land, von dem ich vor 15 Jahren eine Schachtel Erde holte, damit auf dieser einst mein Haupt im Grabe ruhe – wusste ich doch nicht, ob es mir einmal vergönnt sein werde, frei dasselbe zu betreten.“

(Aus Johanns Tagebuch von 1845. Zitiert bei Bernhard Wurzer: „Tiroler Freiheitskampf“, Schriftenreihe zur Zeitgeschichte Tirols, Bd. 5, Erw. Neuauflage, S. 89)

Johann hatte auch die Wiege des Freiheitshelden Andreas Hofer zu dessen Andenken auf sein Schloss Schenna bei Meran geholt. Dort ruht der Erzherzog, seinem letzten Wunsch gemäß, im Mausoleum des Schlosses, an seiner Seite ruhen seine Frau und sein Sohn.

Ein düsterer Nachhall:
Die provokatorische Sprengung des Andreas-Hofer-Denkmals in Innsbruck im Jahre 1961

Alte Postkarte mit dem Andreas Hofer-Denkmal auf dem Bergisel
Alte Postkarte mit dem Andreas Hofer-Denkmal auf dem Bergisel

An Andreas Hofer erinnert auf dem Bergisel bei Innsbruck ein großes Denkmal, welches 1961 gesprengt und später wieder aufgebaut wurde.

Im Jahre 2009 veröffentlichte ein junger Journalist der „Tiroler Tageszeitung“, namens Manuel Fasser, Geburtsjahrgang 1982, ein Buch mit dem Titel „Ein Tirol – zwei Welten. Das politische Erbe der Südtiroler Feuernacht von 1961“. (StudienVerlag Innsbruck-Wien-Bozen 2009)

Neue Tatsachen brachte das Buch keine. Manuel Fasser war es lediglich ein Anliegen, die Südtiroler Freiheitskämpfer der 1960er Jahre als „Terroristen“ festzuschreiben.

Interessanter als Fassers Begriffsspielereien war aber ein von dem Südtiroler Lehrer und Lokalhistoriker Leopold Steurer verfasster Beitrag.

Leopold Steurer bei einem Fernsehauftritt
Leopold Steurer bei einem Fernsehauftritt

In seinem „Nachwort – historische Hintergründe zur Feuernacht“, beschuldigte der von Schülern auch als „Roter Poldi“ titulierte frühere Mao-Bewunderer Leopold Steurer den „Befreiungsausschuß Südtirol“ (BAS), am 1. Oktober 1961 das Andreas-Hofer-Denkmal in Innsbruck gesprengt zu haben. Dies sollte laut Steurer eine „Welle nationaler Empörung“ gegen Italien zu provozieren. „Die Waffe des Dynamits musste sich gegen das patriotische Herzstück und Heiligtum der eigenen Gruppe, eben das Andreas-Hofer-Denkmal auf dem Bergisel, richten, um durch die künstliche Schaffung einer neuen Welle nationaler Empörung ein Gefühl der kollektiven Bedrohung durch diesen ‚feindlichen Gegenschlag‘ zu erzeugen und damit von den eigenen Fehlern und Misserfolgen abzulenken und den politischen Tiefpunkt zu überwinden.“ (Leopold Steurer: „Nachwort“, in: Manuel Fasser, a.a.O., S. 184)

Das von Neofaschisten gesprengte - und in der Folge wieder aufgebaute - Andreas Hofer-Denkmal auf dem Bergisel in Innsbruck
Das von Neofaschisten gesprengte – und in der Folge wieder aufgebaute – Andreas Hofer-Denkmal auf dem Bergisel in Innsbruck

Pech für den Ideologen Steurer: Im Jahr 1965 wurde in Italien eine neofaschistische Terrorgruppe aufgedeckt. Bei Hausdurchsuchungen fanden sich die Beweise, dass diese Neofaschisten Anschläge in Österreich einschließlich der Sprengung des Denkmals auf dem Bergisel begangen hatten. Weitere Enthüllungen, welche die Täterschaft dieser italienischen „Gladio“-Gruppe bestätigten, erfolgten in den darauf folgenden Jahren. (Die durch offizielle Gerichtsakten belegten Nachweise sind nachzulesen in: Hubert Speckner: „Von der ‚Feuernacht‘ zur ‚Porzescharte‘ …“, Wien 2016, S. 123ff; in: Hans Karl Peterlini: Feuernacht – Südtirols Bombenjahre 1961 – 2011“, Bozen 2011, S. 251ff; sowie in: Helmut Golowitsch: „Für die Heimat kein Opfer zu schwer. Folter – Tod – Erniedrigung. Südtirol 1961 – 1969“, Edition Südtiroler Zeitgeschichte. 2. Auflage, 2009, S. 725ff)




Freiwillige Preisgabe der Südtirol-Autonomie?

Unverständlicher Weise betätigt sich die „Südtiroler Volkspartei“ SVP) mit ihrem Landeshauptmann Kompatscher als willfährige Propagandistin der Pläne Roms, eine zentralistische und Regionen-feindliche Staatsverfassung einzuführen. Die SVP lässt nun sogar plakatieren, dass die Südtiroler mit „JA“ stimmen sollen. (Mitteilung in der Tageszeitung „Dolomiten“ vom 21. November 2016)

Dagegen erheben sich immer mehr warnende Stimmen. Darunter auch jene des Obmannes des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB), Roland Lang.

Der Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB), Roland Lang (links), und der Ehrenobmann und ehemalige Südtiroler Freiheitskämpfer Sepp Mitterhofer, welcher schwer gefoltert worden war und jahrelange Haft hatte erdulden müssen. Auch er hatte sein persönliches Opfer für eine bessere Zukunft seiner Heimat und ihrer Menschen erbracht und nicht dafür, dass Landeshauptmann Kompatscher nun im Einklang mit Rom die Autonomie gegen die Wand zu fahren hilft.
Der Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB), Roland Lang (links), und der Ehrenobmann und ehemalige Südtiroler Freiheitskämpfer Sepp Mitterhofer, welcher schwer gefoltert worden war und jahrelange Haft hatte erdulden müssen. Auch er hatte sein persönliches Opfer für eine bessere Zukunft seiner Heimat und ihrer Menschen erbracht und nicht dafür, dass Landeshauptmann Kompatscher nun im Einklang mit Rom die Autonomie gegen die Wand zu fahren hilft.

Pressemitteilung des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB) zum bevorstehenden Referendum über die beabsichtigte zentralistische Verfassungsreform Italiens:

Dafür wurden die schweren Opfer nicht erbracht!

 

 

Sepp Kerschbaumer, damals SVP-Obmann in Frangart und Begründer des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS), im Kreise seiner Familie. Auch er war von den Carabinieri schwer gefoltert worden und musste im Gefängnis eines viel zu frühen Todes sterben.
Sepp Kerschbaumer, damals SVP-Obmann in Frangart und Begründer des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS), im Kreise seiner Familie. Auch er war von den Carabinieri schwer gefoltert worden und musste im Gefängnis eines viel zu frühen Todes sterben.

Der von ehemaligen politischen Häftlingen und Freiheitskämpfern gegründete „Südtiroler Heimatbund“ (SHB) ist eine überparteiliche Vereinigung und mischt sich in parteipolitische Belange nicht ein, erklärte dessen Obmann Roland Lang. Bei der Abstimmung über die Verfassungsreform am 4. Dezember 2016 handelt es sich aber um eine übergeordnete Frage der Zukunft Südtirols.

Eingriffsrecht des Staates mit einer Generalvollmacht zementiert

Die Verfechter des „JA“ zur Verfassungsreform sprechen nicht gerne davon, dass die neue zentralistische Verfassung in ihrem Artikel 117 vorsieht, dass der Staat mit Staatsgesetz in die Landeskompetenzen eingreifen kann, wenn die Wahrung der juridischen oder wirtschaftlichen Einheit der Republik oder die Wahrung des nationalen Interesses dies erfordert.“

Wir wissen, erklärte SHB-Obmann Roland Lang dazu, dass derart dehnbare Bestimmungen stets dazu benutzt worden sind, staatliche Eingriffe in die Autonomie abzusichern. Auch in Zukunft wird der römische Verfassungsgerichtshof angesichts dieser Generalvollmacht in einem Rechtsstreit nicht auf der Seite Südtirols stehen.

Dafür wurden die Opfer nicht gebracht

Die politischen Häftlinge der 1960er Jahre haben schwere Folterungen erlitten, einige blieben ihr Leben lang invalid. Sie haben insgesamt viele Jahrzehnte in italienischen Kerkern verbracht. Ihre Familien lebten in Armut und Not. Sepp Kerschbaumer, Anton Gostner und Franz Höfler starben im Gefängnis einen viel zu frühen Tod. Luis Amplatz wurde im Auftrag des Staates ermordet. Andere mussten fliehen und haben ihre Heimat verloren.

Diese Opfer haben nicht die erhoffte Selbstbestimmung gebracht, aber doch maßgebend zur Erreichung einer Autonomie beigetragen, welche bis jetzt das Überleben der deutschen und ladinischen Volksgruppe in ihrer Identität ermöglicht hat.

Dieses Bild zeigt den an den Folgen der Folter in der Haft verstorbenen Franz Höfler aus Lana in der Totenkammer. Das Bild wurde damals heimlich aufgenommen.
Dieses Bild zeigt den an den Folgen der Folter in der Haft verstorbenen Franz Höfler aus Lana in der Totenkammer. Das Bild wurde damals heimlich aufgenommen.

Und nun soll das Erreichte mit einem Streich dem Belieben Roms preisgegeben werden? Dafür haben die Freiheitskämpfer nicht ihre schweren Opfer erbracht und dafür hat auch ein Dr. Magnago nicht mehr als 10 Jahre lang in zähen Verhandlungen gekämpft, betonte Roland Lang abschließend.