Südtirols Schützen fordern „Selbstbestimmung für Südtirol!“
So wie es einst der gesamte Klerus Tirols tat, fordern nun die Schützen „Selbstbestimmung“
Der Südtiroler Schützenbund ist die größte überparteiliche Organisation in Südtirol, die in der Jahrhunderte alten Tradition des Tiroler Schützenwesens sich die Wahrung der Freiheitsrechte und der Tiroler Identität zur Aufgabe gesetzt hat.
Am 18. Mai 2013 hat der Südtiroler Schützenbund auf einem von mehr als 10.000 Menschen besuchten „Unabhängigkeitsfest“ in Meran das Recht auf Selbstbestimmung betont.
Am 14. Mai 2016 soll unter dem Motto „iatz! Freiheit und Unabhängigkeit“ der nächste „Unabhängigkeitstag“ in Bruneck stattfinden. Es werden Katalanen, Schotten und viele andere Vertreter von Volksgruppen und Völkern zusammen mit Südtiroler Parteien und Verbänden ihre Vorstellungen und Ziele für die Unabhängigkeit präsentieren. Höhepunkt ist die Hauptrede des Schützen-Landeskommandanten Elmar Thaler.
Siehe auch: https://schuetzen.com/aktuellbericht/datum/2016/05/04/artikel/unabhaengigkeitstag-am-14-mai-2016-in-bruneck-1414.html
Als Einstimmung auf das Thema veröffentlichte der Südtiroler Schützenbund jetzt historische Dokumente, die beweisen, dass unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg der gesamte katholische Klerus Südtirols einstimmig und auch im Namen aller Pfarrgemeindemitglieder die Anwendung des Selbstbestimmungsrechts und Wiedervereinigung Tirols forderte.
Nachstehend die Presseerklärung:
Glaube, Heimat, Vaterland…
Südtiroler Klerus verfasste Briefe für die Freiheit Südtirols
Mittwoch, 04. Mai 2016
BOZEN – Der Südtiroler Schützenbund präsentiert der Öffentlichkeit bisher kaum bekannte Dokumente. Demnach forderten nach Ende des Zweiten Weltkrieges die Seelsorger aller Pfarrgemeinden vom Brenner bis Salurn, vom Reschen bis nach Innichen die Wiedervereinigung Tirols. Zeitgleich sprach sich auch der Nordtiroler Klerus klar für den Zusammenschluss des ganzen Landes aus.
Landeskommandant Elmar Thaler hält diese Tatsachen für sehr bemerkenswert – vieles lässt sogar auf eine abgesprochene Aktion des damaligen Klerus schließen. Die Wortmeldungen der Pfarrgemeinden waren in Worten verschieden, der Wunsch aber eindeutig derselbe.
In Briefen an die Alliierten stellten die einzelnen Ortspfarrer jeweils recht präzise Forderungen auf. So schrieb Seelsorger Jakob Plattner am 6. August 1945, dass sich „die ganze Bevölkerung meiner Seelsorge Aberstückl – Sarnthein“ danach sehnt, „nach widerrechtlicher Trennung von 25 Jahren mit dem übrigen Tirol vereinigt zu werden, mit dem es 700 Jahre verbunden war“. Auch der Pfarrer von Algund teilt in einem Schreiben mit, dass sich die gesamte einheimische Bevölkerung von Algund nach einer Wiedervereinigung von Südtirol mit Nordtirol sehnt.
Hochwürden Franz Kolhaupt erklärte in einem Brief vom 1. August 1945 als Seelsorger von Ahornach, dass er bezeugt, „dass die einheimische Bevölkerung von Südtirol aus ganzem Herzen die Wiedervereinigung mit dem übrigen Tirol ersehnt“.
Eine ganze Reihe von solchen Briefen hat kürzlich nach Recherchen im Tiroler Landesarchiv Eingang in das Archiv des Südtiroler Schützenbundes gefunden. Ebenso die Reaktion darauf, als Fürstbischof Johannes Geisler, der selbst aus Mayrhofen im Zillertal stammte, mittels Brief an den britischen Außenminister Ernest Bevin die Revision des Beschlusses der vier Siegermächte zum Verbleib Südtirols bei Italien forderte. Ferner verlangte er das freie Recht auf Selbstbestimmung und bat die Alliierten, selbige organisatorisch umzusetzen. Dies wohl auch, um Manipulationen durch die italienischen Militär- und Polizeikräfte zu verhindern.
Landeskommandant Elmar Thaler ist nach einer Sichtung der Unterlagen davon überzeugt, dass der Druck nach Selbstbestimmung in der frühen Nachkriegszeit weitaus stärker war, als die offizielle Geschichtsschreibung dies oft vermuten lässt. Es ist sicher anzunehmen, dass dieser Umstand nicht bei allen politischen Kräften im Land Gefallen gefunden hat. Der Einsatz der Seelsorger in ganz Tirol für die Landeseinheit und die Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechts soll jedenfalls in Zukunft verstärkt und in passendem Rahmen gewürdigt werden.
>>> Petition des Klerus als Original-Dokument herunterladen
Weiterführend: Die Südtiroler Schützen in ihrem Selbstverständnis