Gedenken an Folteropfer Anton Gostner

Vor 60 Jahren starb ein politischer Südtiroler Häftling an den Folgen der erlittenen Folterungen. 

Die Verhaftung

Bereits am 20. Mai 1961 war Anton Gostner, Bacherbauer aus St. Leonhard bei Brixen, von den Carabinieri wegen des Verdachtes verhaftet worden, an einer Versammlung des Bergisel-Bundes in Innsbruck teilgenommen zu haben.

Die Verhaftung Gostners. (Bild aus „Alto Adige“)

Die Folter

Nach der Anschlagswelle der „Feuernacht“ vom Juni 1961 wurde Gostner von den Carabinieri aus dem Gefängnis herausgeholt und zunächst in die Kaserne von Brixen gebracht. Dort wurde er schrecklich gefoltert, obwohl er die Carabinieri darauf aufmerksam gemacht hatte, dass er akut herzleidend war.

Nach 10 Tagen wurde Gostner wieder in das Gefängnis zurückgebracht. Ein ehemaliger Mithäftling, der ebenfalls inhaftierte Sarner SVP-Obmann Helmut Kritzinger berichtete nach seiner Entlassung und Flucht nach Österreich, welche Folterspuren an dem Körper Gostners er mit eigenen Augen gesehen hatte: „Der Mann war abgemagert wie ein 12-jähriger Junge. An der Stirn hatte er einen großen roten Fleck, an beiden Nasenlöchern trug er Brandwunden. Die Karabinieri, erzählte Gostner, hätten ihm brennende Zigaretten in die Nasenlöcher gesteckt und ebenso die Stirne verbrannt. Er erzählte ausführlich über die Foltermethoden. Auch Salzsäure hatte man bei ihm angewandt. Einmal schob er das Hemd weg und zeigte mir eine Schwellung am Bauch. Diesen Bruch haben mir die Karabinieri aufgeschlagen, erzählte er.“ (Bericht Kritzingers an das Referat „S“ des Amtes der Nordtiroler Landesregierung: „Wie Südtiroler von den Carabinieri gefoltert wurden“; Südtirolakten des Referates „S“ der Nordtiroler Landesregierung, Häftlingsakt 3/2, Tiroler Landesarchiv Innsbruck)

 Der Tod

 Am 7. Jänner 1962 starb Anton Gostner im Gefängnis. Er hatte sich von den Misshandlungen und deren Folgen nicht wieder erholt.

Anton Gostner hatte am 16. August 1961 über die erlittenen Folterungen in einem Brief an seinen Rechtsanwalt Dr. Egger berichtet, welchen dieser an den Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago weitergeleitet hatte. Dieser hatte nichts weiter unternommen. Wohl um das Gesprächsklima mit Rom nicht zu stören.

Nach dem Tod Gostners veröffentlichte die Tageszeitung „Dolomiten“ am 9. Jänner 1962 die erste und die letzte Seite des erschütternden Briefes sowie den Text über die Folterungen.

In diesem Brief hieß es über die erlittenen Folterungen:

„Man gab mir abwechselnd immer mehr oder weniger Schläge. Man stellte mich an die Wand unter eine Quarzlampe, mit den Händen immer hoch über dem Kopf, nicht weniger als als wenigstens 4 Sunden ununterbrochen, wobei ich 3 oder 4 Mal ohnmächtig wurde.

Man zog mich bei den Haaren auf dem Boden. Man setzte mit Käfer an, auf dem Bauch, deren Gattung ich nicht kenne, sie waren ziemlich groß.

Ich denke, sie hatten die Eigenschaft, sich eine Vertiefung zu graben mit den Zangen, was sie auch taten. Dann brachte man mich nach Eppan, wo es noch weitaus schlimmer war.

Man schlug mich so heftig, dass ich oft nicht mehr wusste, wo ich war.

Man hat mich nackt ausgezogen, über einen Tisch gelegt, mit dem Kopf nach unten, und schüttete mir volle 3 Stunden Salzwasser, vielleicht mit etwas Säure gemischt, in den Mund und Nase, dass man fast jede Minute glaubte, ersticken zu müssen, und das immer solange, bis man ohnmächtig war. Man schlug mich dann nieder, und dann ging es auf ein Neues. Man steckte mir brennende Zigaretten in die Nasenlöcher und auf die Stirn, wo man noch heute die Brandwunden erkennen kann.“

Das Begräbnis wurde zur Volkskundgebung – Einreiseverbot für Nordtiroler Politiker

Am 14. Januar 1962 verabschiedeten mehr als 10.000 Menschen aus allen Landesteilen Tirols den verstorbenen Anton Gostner auf dem Friedhof von St. Andrä bei Brixen.

Wie die „Dolomiten“ berichteten, zählte man mehr als 1.500 Autos und der Zug, der sich von St. Leonhard, dem Heimatdorf des Toten, den beschneiten Berghang entlang bis zum Friedhof hin bewegte, war unübersehbar. Die Zufahrtstraßen waren derart mit immer dichter werdenden Autokolonnen besetzt, dass verspätete Trauergäste mehrere Kilometer gehen mussten, um den Leichenzug zu erreichen.

Bild aus „Dolomiten“ vom 15. Jänner 1962

Von der Kirche in St. Andrä wehte die schwarze Trauerfahne und über den Dorfplatz zog eine nicht endende Prozession von Betern. Die Musikkapelle von Natz und die Bürgerkapelle von Brixen sowie zahlreiche Schützen waren in Tracht mit Trauerflor erschienen. Der Sarg wurde von Schützen getragen. Von den Politikern waren der SVP-Landtagspräsident Pupp und mehrere Landtagsabgeordnete erschienen.

Einer Delegation der Nordtiroler Landesregierung hatten die italienischen Behörden am Brenner die Einreise verweigert.

Das Gedenken 2022

Am 9. Jänner 2022 ehrten der Schützenbezirk Brixen, die Schützenkompanie und die Musikkapelle von St. Andrä ihren verstorbenen Schützenkameraden Gostner mit einer Gedenkmesse, einer Kranzniederlegung vor seinem Grab und einem Ehrensalut. Neben einigen Landespolitikern war auch der Obmann des Südtiroler Heimatbundes, Roland Lang, zur Gedenkfeier gekommen. Der Bürgermeister Peter Brunner hielt eine zu Herzen gehende Gedenkrede, die nachstehend auszugsweise wiedergegeben sei:

„Es war die Zeit nach dem Krieg. Die Armut beherrscht den Großteil der Bevölkerung. Der italienische Staat unterdrückt die deutschsprachige Volksgruppe und die erlassenen Maßnahmen sorgen für eine äußerst angespannte Situation im Land. In Folge dessen wird der Wunsch nach einer Rückkehr zum Vaterland Österreich immer lauter. …

Spitzel der Geheimpolizei waren überall zugegen. Es reichte nur ein geringfügiger Verdacht, um sofort eingesperrt zu werden. Am 20. Mai 1961, also noch vor der Feuernacht, wurde Gostner verhaftet. Man wollte Informationen aus ihm herauspressen, Namen erfahren, die er wahrscheinlich selbst nicht einmal wusste.

Bürgermeister Peter Brunner

Historische Quellen und Augenzeugen berichten, dass er von den Carabinieri brutalst gefoltert wurde. Sein Brief vom August 1961, ein verzweifelter Hilfeschrei, zeugt von grausamsten Methoden, die einen erschaudern lassen. Methoden, die einem das Blut in den Adern stocken lassen. Tragisch stirbt er am 07. Jänner 1962 im Bozner Gefängnis, es heißt infolge eines Herzinfarktes. …

 Diese Zeit war von Unsicherheit, Hass und Angst geprägt. Die Folterbriefe der Häftlinge als Hilfeschreie an die Politik fanden kein unmittelbares Gehör. Der Staat hatte eine massive und gewaltsame Antwort auf die Aktivitäten der Freiheitskämpfer mit organisierter Überwachung und Gewalt. … Die Freiheitskämpfer sahen in ihren Taten eine letzte Möglichkeit, um Südtirols unerträgliche Situation zu beenden. …

Wir leben gegenwärtig in einem Land, in dem das friedliche Zusammenleben der Sprachgruppen gewährleistet ist. Das verdanken wir schlussendlich den Ereignissen von damals, auch wenn das Ziel ein anderes war.

Durch die Sprengstoffanschläge der 60er Jahre wurde auf die Situation der Südtiroler aufmerksam gemacht. Infolge der Feuernacht erhielt Südtirol plötzlich internationale Aufmerksamkeit.

Rom hat sich daraufhin bereit erklärt, mit der SVP über eine politische Lösung der Südtirolfrage zu verhandeln. Das Einlenken Italiens, die Verhandlungsgeschicke Magnagos und die Unterstützung seitens des österreichischen Außenministers Dr. Kreisky ebneten den Weg zu unserem Autonomie-„Paket“.

Durch die Autonomie und deren ständigen Ausbau erlangte Südtirol Wohlstand und Reichtum, deshalb verblasste in der Bevölkerung im Laufe der Zeit das Ziel der Selbstbestimmung.

Umso wichtiger scheinen die Volkstumspolitik, Tradition und das Heimatbewusstsein. Wofür die Schützen seit jeher stehen und bis heute aktiv leben und wahren. …

Möge die Erinnerung und die historische Aufarbeitung unser Bewusstsein schärfen und uns stark machen für den Zusammenhalt und das friedliche Zusammenleben in unserer lebenswerten Heimat.“




Fragwürdiges Geschichtsverständnis in den Kalendern des Jahres 2022

Bild: Agenturfoto mit Model nachgestellt

In einer Presseaussendung hat der Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB), Roland Lang, auf Fehlleistungen der Geschichtsbetrachtung in Kalendern für 2022 hingewiesen:

25. April auch dieses Jahr kein Tag der Befreiung – Der Markustag wird auch heuer zu politischer Heuchelei missbraucht werden

„In den meisten Kalendern für das Jahr 2022, die seit heute verwendet werden, wird der 25. April als Staatsfeiertag angeführt. Gefeiert wird der sogenannte Tag der Befreiung vom Nazifaschismus. Zu feiern gibt es jedoch sehr wenig, wenn gar nichts, denn der Faschismus feiert in Italien und besonders in Südtirol fröhliche Urstände“, so SHB-Obmann Roland Lang.

„Im Landtag und im Regionalrat und im italienischen Parlament sitzen bekennende Neofaschisten …  Nach dem Zweiten Weltkrieg hat es in Italien nie eine Entfaschistisierung gegeben. Bis heute werden der faschistische Diktator Benito Mussolini und sein Terrorregime verharmlost und verehrt. Führende Politiker, wie der ehemalige EU-Parlamentspräsident Tajani oder der Ex- Ministerpräsident Silvio Berlusconi sind mit Aussagen aufgefallen wie: ‚Mussolini ist der Mann des Jahrhunderts‘, oder ‚Mussolini hat seine Gegner nur in den Urlaub geschickt’“.

Es zeuge von großer Unkenntnis der Geschichte, wenn zum Beispiel der vom ÖVP-Bauernbund herausgegebene „Tiroler Bauernkalender 2022“ zwar auf Seite 1 aus der Präambel der Tiroler Landesregierung, die „geistige und kulturelle Einheit des ganzen Landes und die Würde des Menschen“ als die geistigen, politischen und sozialen Grundlagen des Landes Tirol zitiere, jedoch dann den 25.  April als „Tag der Befreiung“ unter den Feiertagen in Südtirol anführe.

Roland Lang dazu: „Der Tag der Befreiung vom Faschismus ist in Italien, aber zuvorderst in Südtirol, in einen Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus uminterpretiert worden, damit sich die Italiener nicht mit der eigenen faschistischen Vergangenheit auseinandersetzen müssen

Wenn Kalender den 25. April als Tag der Befreiung ankündigen und dann bestimmte Politiker Kränze niederlegen, ist das eine Mischung aus Unverfrorenheit und Unwissenheit der Geschichte, denn wer selbst nichts gegen den Faschismus tut und seinen Ungeist in Südtirol duldet, trägt zu dessen Verharmlosung bei und verhöhnt damit letztlich die Opfer von Faschismus und Nationalsozialismus.“

So weit die Presseerklärung des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB).

Nachstehend eine Erläuterung, wie es zu dem italienischen „Nationalfeiertag“ kam:

Ein „antinazistischer“ Nationalfeiertag und die Refaschistisierung Italiens

Anfang April 1945 stand die NS-Herrschaft in Europa vor dem Zusammenbruch. Am 5. April 1945 führte eine Generaloffensive der Alliierten zum Zusammenbruch der deutschen Front in Italien und die Reste des deutschen Heeres, soweit sie nicht in Gefangenschaft geraten waren, flohen zügellos nach Norden, der deutschen Heimat zu.

In dieser Situation des totalen Chaos rief das in Mailand beheimatete „Comitato di Liberazione Nazionale Alta Italia (CLNAI)“ – das „Nationale Befreiungskomitee für Oberitalien“ – zum großen Volksaufstand gegen eine nicht mehr vorhandene Feindmacht auf.

Nun schossen sogenannte „Nachkriegspartisanen“ wie die Primeln aus dem Boden, fielen nach Südtirol ein, plünderten und mordeten unter der Zivilbevölkerung. Unter diesen „Partisanen“ befanden sich auch zahlreiche Ex-Faschisten, die sich nun als Antifaschisten gebärdeten.

Ein Jahr später erklärte der italienische König Umberto per Gesetzesdekret den 25. April 1946 zum italienischen Nationalfeiertag.

Den Vorschlag dazu hatte der christdemokratische Ministerpräsident Alcide Degasperi eingebracht, welcher seinerzeit durch sein eigenes und das Abstimmungsverhalten seiner Partei die Machtergreifung Mussolinis ermöglicht hatte und unter dessen Regierung Italien eine Refaschistisierung erlebte. Bald fanden sich zahlreiche Faschisten in hohen und höchsten Staatsstellungen wieder.

Bild links: Bereits am 8. September 1945 hatten italienische und alliierte Offiziere gemeinsam eine Kranzniederlegung ausgerechnet vor dem faschistischen „Siegesdenkmal“ in Bozen vorgenommen. Bild rechts: Eine pompöse „Siegesfeier“ des italienischen Militärs vor dem „Siegesdenkmal“ im Jahre 1961.

Ab jetzt wurde nur noch alljährlich in theatralischen Feiern vor dem faschistischen „Siegesdenkmal“ in Bozen der Mythos der Befreiung von der Nazi-Herrschaft gepflegt, der Faschismus war kaum mehr ein Thema und wurde verharmlost.

Es gibt Gott sei Dank Kalender ganz anderer Art

Vor allem die von Südtiroler Schützen herausgegebenen Kalender bieten wertvolle Beiträge. Besonders zu erwähnen ist hier ein von dem Schützenbezirk Brixen im Gedenken an die Machtergreifung der Faschisten vor 100 Jahren herausgegebener Kalender ganz besonderer Art, welcher auf 365 Kalenderblättern reich bebildert tiefe Einblicke in die eigene Landesgeschichte, Kultur und Brauchtum gibt.

Der Kalender kostet EURO 10.-
(Bei Abnahme von 5 Stück EURO 8.-/Stk.)Bestellungen an: kaser.josef@virgilio.it Tel.: 0039 348 094 7500
oder bei den Schützenkompanien des Bezirkes Brixen und in allen guten Buchhandlungen.

Der Kalender wurde Ende des vergangenen Jahres von dem Bezirkskulturreferenten Ehrenmajor Josef Kaser in Beisein der Mitautoren der Öffentlichkeit vorgestellt, worüber die Tageszeitung „Dolomiten“ ausführlich berichtete.

 

 




Weihnachtsgrüße der SID-Redaktion!

2021 war sicherlich kein Jahr, welches man in guter Erinnerung behält. Die „Corona-Pandemie“ bringt die Welt im wahrsten Wortsinn außer Atem und die ärmeren Länder in schwere Not und sie wird uns auch 2022, auch bedingt durch Missmanagement, wohl weiter begleiten. Im Osten Europas droht nun die Gefahr eines Krieges.

Aber auch gute Freunde, Vorbilder für den Kampf um die Einheit des Landes Tirol haben uns verlassen, zuletzt der ehemalige Freiheitskämpfer Sepp Mitterhofer.

Wir müssen und dürfen die Hoffnung auf eine Wende zum Guten jedoch nie aufgeben! Die Gedanken des Arztes und Naturwissenschaftlers Ludwig Büchner (1824-1899) sind in ihrer astronomischen Tiefe eine Hilfe für die gequälte Seele, er schrieb: 

„Die Sterne, deren Licht uns mit Hilfe unserer besten Fernrohre eben noch sichtbar wird, schätzt man auf 2 bis 3000 Jahre Lichtzeit, d.h. der hinsterbende Strahl, der uns heute von ihrem Dasein Kunde gibt, hat seine Quelle ungefähr zu einer Zeit verlassen, als auf der Erde Homer dichtete oder als die großen Weisen Griechenlands lebten und lehrten. Und als vielleicht vor hundert Millionen Jahren die ersten oder frühesten Lebensformen auf der jugendlichen Erde zu keimen begannen, da ging von jenen fernsten Lichtnebeln der Lichtstrahl aus, der sich heute als Zeuge ihres Daseins in unser Auge senkt.“

 Wir danken all unseren vielen Lesern für ihre aufmunternden Zuschriften, für alle Spenden und wünschen Ihnen allen gesegnete Weihnachten, Gesundheit und Glück für das Jahr 2022!

Markt und Straßen stehn verlassen,
Still erleuchtet jedes Haus,
Sinnend geh’ ich durch die Gassen,
Alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
Buntes Spielzeug fromm geschmückt,
Tausend Kindlein stehn und schauen,
Sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
Bis hinaus in’s freie Feld,
Hehres Glänzen, heil’ges Schauern!
Wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen,
Aus des Schneees Einsamkeit
Steigt’s wie wunderbares Singen
O du gnadenreiche Zeit!

Joseph von Eichendorff




Repression 1946 bis 1961 – Die Fortführung der Zwangsherrschaft in Südtirol

Ein neues zeitgeschichtliches Werk über Italiens Südtirol-Politik ist erschienen, welches nach Meinung des ehemaligen Landesrats, SVP-Generalsekretärs und Landeskommandanten des Südtiroler Schützenbundes, Dr. Bruno Hosp, als „beispielhafter Beitrag“ zur Landesgeschichte zu bezeichnen ist.

Dr. Bruno Hosp
Dr. Bruno Hosp

Bereits der 1. Band „Repression“ schilderte ungeschminkt die von gewissen Kreisen oft verschwiegene Wahrheit der italienischen Nachkriegspolitik in Südtirol. Mit dem  2. Band liefert der Autor eine Fülle weiterer Tatsachen.

„Faschismus im scheindemokratischen Mantel“, so beschreibt Dr. Bruno Hosp in seinem Vorwort zum zweiten Band „Repression“ das Schalten und Walter der italienischen Behörden in Südtirol nach 1946.

„Helmut Golowitsch hat sich als Historiker der Darstellung der Südtirolgeschichte der Zeit nach 1945 gewidmet. Unbestechlich, fundiert und beweiskräftig durch die Aufarbeitung auch vieler bis jetzt unbekannter Akten, schildert der Verfasser die administrativen Gewaltakte und die rücksichtslos-repressive Fortdauer der faschistischen Politik in Südtirol nach 1945.“

Die Südtiroler Historikerin Margareth Lun hat zu dieser Neuerscheinung nachstehende Rezension verfasst:

Margareth Lun
Margareth Lun

Von allen, die den Vorgängerband mit dem Titel „Wie Südtirol 1945/1946 unter das italienische Joch gezwungen wurde“ gelesen haben, hart erwartet, ist nun auch der 2. Band, „Repression − 1946 bis 1961: Die Fortführung der Zwangsherrschaft in Südtirol“ erschienen. Auch diese im Neumarkter Verlag Effekt!Buch herausgegebene, reich bebilderte Publikation besticht nicht nur durch ihre hochwertige Aufmachung, sondern vor allem durch ihren spektakulären Inhalt.

Neue Erkenntnisse, ungeschönte Fakten

Noch nie ist in der Südtiroler Geschichtsschreibung ein Werk herausgekommen, das dermaßen detailliert die große Fülle von beeindruckenden, nicht selten erschütternden Ereignissen der unmittelbaren Nachkriegszeit aufzeigt. Vielen gut informierten Zeithistorikern und den nicht-akademischen Geschichtsforschern war bisher nicht bewusst, welche dramatischen Ereignisse sich hierzulande nach dem Einmarsch der Alliierten, vor allem aber nach der erneuten Machtübernahme durch die offiziellen Vertreter des italienischen Staates in Südtirol zugetragen haben.

Der promovierte Publizist Dr. Helmut Golowitsch hat auch für diesen Band im Tiroler Landesarchiv in Innsbruck, im Südtiroler Landesarchiv in Bozen, im Österreichischen Staatsarchiv in Wien sowie in privaten Sammlungen minutiös recherchiert und dabei Dinge zutage gefördert, die bisher vollkommen unbekannt waren. Mit glasklaren Analysen zeigt er auf, mit welchen Gesetzen und Maßnahmen die italienische Politik sogar noch in den 40er- bis 60er Jahren Südtirol als faschistisches Bollwerk forcierte, wie wieder gezielt ehemals hochrangige Faschisten in Schlüsselstellen gehievt wurden, welche Rolle das Grenzzonenamt spielte und wie das Instrument der Bodenenteignung eingesetzt wurde.

Sprachlos machen den Leser sicher die Darstellungen, die aufzeigen, dass die deutschen und ladinischen Südtiroler keine Rechtssicherheit hatten und sowohl bei Demütigung als auch in (lebens-)bedrohlichen Situationen auf sich allein gestellt waren. Diese bislang unbekannten Berichte wurden von Pfarrämtern und SVP-Ortsgruppen gesammelt, protokolliert und zum Teil auf abenteuerlichen Wegen über die Berge nach Nordtirol gebracht. Sie schildern unter anderem detailliert, wie es auch in den ersten Jahrzehnten nach Kriegsende zu Plünderungen, Raubüberfällen und sogar Mordtaten durch „Nachkriegspartisanen“ kam. Einen guten Überblick dazu bietet u.a. die im Anhang angebrachte, ausklappbare Karte mit den „Denkwürdigen Ereignissen in Südtirol“.

Nicht weniger aufschlussreich ist, wie durch Originalquellen belegt wird, welch zögerliche, ja zum Teil mutlose, ängstliche und unentschlossene Haltung die politische Führung in Südtirol an den Tag legte, während sich der Klerus eindeutig auf die Seite des Volkes stellte.

Auch in bisher bereits von einigen Historikern untersuchten Thematiken, wie etwa die Staatsbürgerschaftsfrage der Rückoptanten, die Ladiner-Frage u.a.m. bietet Golowitsch aufgrund seiner Aktenforschung neue Erkenntnisse.

Helmut Golowitsch ist einer, der genau recherchiert, der es sich zu eigen gemacht hat, der Sache auf den Grund zu gehen, und der nichts Unangenehmes weglässt, sondern auch in seiner Diktion klar Stellung bezieht.

Er hat es nicht nötig, diplomatisch zu schreiben, Rücksichten zu nehmen und irgendwelche Positionen von österreichischer, italienischer oder Südtiroler Politik, von Institutionen und Kirche zu verteidigen. Er verhilft vielmehr jenen zu ihrem Recht, deren Tatsachenberichte aus politischem Kalkül vor Jahrzehnten in irgendwelchen Schubladen verschwunden sind, und sieht es als seine Mission, Licht in zwei Jahrzehnte zu bringen, die, wie er klar beweist, bisher in der Fachliteratur zu wenig untersucht und nur oberflächlich aufgearbeitet wurden.

 Helmut Golowitsch, Repression − 1946 bis 1961
Die Fortführung der Zwangsherrschaft in Südtirol

Effekt!Buch Verlag, Neumarkt, 2001, 584 Seiten. ISBN: 978-88-97053-83-5, 28,90 €. Erhältlich im guten Buchhandel oder online hier >>>




Letzter Abschied von einem mutigen Freiheitskämpfer und treuen Freund

Der am 22. Februar 1932 geborene Sepp Mitterhofer vom Unterhasler-Hof in Meran Obermais hat uns am 21. November 2021 nach kurzer schwerer Krankheit drei Monate vor seinem 90. Geburtstag für immer verlassen.

Teilnahme am Freiheitskampf – Folter und Haft

Er hatte als junger Bursche nach dem Zweiten Weltkrieg die Fortführung der faschistischen Unterdrückungspolitik in Italien durch das angeblich nun demokratische Italien erleben müssen.

Der junge Sepp Mitterhofer
Der junge Sepp Mitterhofer

Die Sterbeanzeige.
Die Sterbeanzeige

Er war dem von Sepp Kerschbaumer gegründeten „Befreiungsausschuss Südtirol“ (BAS) beigetreten und hatte sich an den nicht gegen Menschen gerichteten demonstrativen Anschlägen beteiligt, welche die Weltöffentlichkeit auf das Unrecht aufmerksam machten. Seinen Idealismus bezahlte Sepp Mitterhofer nach der Herz-Jesu-Nacht des Jahres 1961 mit Verhaftung und Folter. In einem aus dem Gefängnis an den Landeshauptmann Dr. Magnago gerichteten Brief hat er das Unfassbare geschildert, das er erleben musste. Daraus einige Auszüge:

„Im Ganzen musste ich zwei Tage und drei Nächte strammstehen ohne etwas zu Essen, Trinken und zu Schlafen. … Mit Fußtritten wurde ich an den Füßen und am Hintern bearbeitet und auf den Zehen herumgetreten…. Am meisten geschlagen wurde mir ins Gesicht, dass ich so verschwollen wurde, dass ich später nicht mehr den Mund aufbrachte zum Essen. Die Arme wurden mir am Rücken hochgerissen, dass ich laut aufschrie vor Schmerz. Einmal musste ich mich halbnackt ausziehen, dann wurde ich so lange mit Fausthieben bearbeitet bis ich bewusstlos zusammenbrach…. Öfters musste ich stundenlang vor brennende Scheinwerfer stehen und hineinschauen bis mir der Schweiß herunter rann und die Augen furchtbar schmerzten. Man zog mich an den Ohren und riss mir Haare büschelweiße vom Kopf. … Der Rücken musste glatt an der Mauer angehen, kaum, dass ich mich rührte oder mit den Zehenspitzen etwas herausrutschte, so schlug mich ein Carabiniere der vor mir stand, mit dem Gewehrkolben auf die Zehen oder auf den Körper.“

Dieser Brief befindet sich in den SVP-Archivalien, Landesarchiv Bozen
Dieser Brief befindet sich in den SVP-Archivalien, Landesarchiv Bozen

Im Mailänder Prozess wurde Sepp Mitterhofer zu 12 Jahren verurteilt, von denen er 8 Jahre im Kerker verbüßen musste. Weder Folter noch Haft konnten ihn brechen.

Sepp Mitterhofer im Gefängnis
Sepp Mitterhofer im Gefängnis

Weiterführung des Kampfes mit politischen Mitteln

Als er entlassen wurde, führte er den Kampf für die Freiheit und Einheit Tirols mit politischen Mitteln weiter. Er übernahm die Obmannschaft in dem von seinem Kameraden Hans Stieler geführten „Südtiroler Heimatbund“ (SHB), an dessen Gründung er zusammen mit anderen ehemaligen politischen Häftlingen beteiligt gewesen war. Das satzungsmäßige Ziel des SHB ist

„die Durchsetzung des seit 1919 verwehrten Selbstbestimmungsrechtes, das die Entscheidung über die Wiedervereinigung des geteilten Tirol bis zur Salurner Klause zum Gegenstand hat.“

Erfolgreicher Einsatz für die ehemaligen politischen Häftlinge

In den kommenden Jahrzehnten setzte er sich erfolgreich für die ehemaligen politischen Häftlinge ein. Mit Hilfe des Rechtsanwaltes und Abgeordneten Dr. Karl Zeller und anderer Personen des öffentlichen Lebens konnte dank seines Einsatzes 1995 die Löschung der Hypotheken des Staates Italien auf die Besitztümer ehemaliger politischer Häftlinge und die Wiedererlangung der bürgerlichen Rechte erreicht werden.

Zu deren politischer Rehabilitierung trug auch eine von Sepp Mitterhofer zusammen mit Günther Obwegs 2000 veröffentlichte Dokumentation mit Zeitzeugenberichten und Dokumenten aus dem Südtiroler Freiheitskampf bei.

Sepp Mitterhofer – Günther Obwegs: „… Es blieb kein anderer Weg…“, Auer 2000
Sepp Mitterhofer – Günther Obwegs: „… Es blieb kein anderer Weg…“, Auer 2000

Mitgestaltung des Landesfestzuges von 2009 in Innsbruck

Auf politischem Gebiet blieb Sepp Mitterhofer ebenfalls unermüdlich tätig. Es war maßgeblich auch seiner Mitwirkung zu verdanken, dass 2009 der zum Gedenken an den Freiheitskampf von 1809 in Innsbruck veranstaltete Landesfestzug gegen den anfänglichen Widerstand der Nordtiroler Landesregierung nicht zu einer belanglosen Trachtenmodenschau verkam, sondern zu einem mächtigen Bekenntnis zur Tiroler Landeseinheit unter der Devise „Los von Rom!“ wurde.

Sepp Mitterhofer auf dem Landesfestzug
Sepp Mitterhofer auf dem Landesfestzug

Unermüdlicher Einsatz für die Landeseinheit

Unter der SHB-Obmannschaft Sepp Mitterhofers sind zahlreiche Publikationen, darunter auch sensationelle Meinungsumfragen in Nord- und Südtirol erschienen und es wurden wichtige politische Initiativen ergriffen. Unter anderem sprach Sepp Mitterhofer im Österreich-Konvent des Österreichischen Parlamentes über das Selbstbestimmungsrecht und das Streben nach der Tiroler Landeseinheit. Der FPÖ-Südtirol-Sprecher und Nationalratsabgeordnete Werner Neubauer überreichte ihm bei dieser Gelegenheit in Anwesenheit des SVP-Abgeordneten Dr. Franz Pahl eine Ehrenurkunde als Dank für seinen unermüdlichen Einsatz.

Von links nach rechts: Dr. Franz Pahl, Sepp Mitterhofer, Werner Neubauer.
Von links nach rechts: Dr. Franz Pahl, Sepp Mitterhofer, Werner Neubauer.

Auf vielen Veranstaltungen und Diskussionen, auch im Fernsehen, erinnert unser Sepp die Öffentlichkeit immer wieder daran, dass der Verbleib bei Italien kein unabänderliches Schicksal ist, sondern dass wir alle aufgerufen sind, in unserer Geschichte ein neues Kapitel aufzuschlagen und Rom Ade zu sagen.

Im Jahre 2011 übergab Sepp Mitterhofer die Obmannschaft im „Südtiroler Heimatbund“ (SHB) an Roland Lang und wirkte weiterhin hilfreich mit, auch bei der Gestaltung der Dokumentarausstellung in Bozen über den Freiheitskampf.

Sepp Mitterhofer und Roland Lang in der BAS-Ausstellung in Bozen.
Sepp Mitterhofer und Roland Lang in der BAS-Ausstellung in Bozen.

Am 25. November 2021 fand unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung und vor allem seiner Schützenkameraden die Verabschiedung auf dem Friedhof von Untermais statt.

(Die Bilder vom Begräbnis hat dankenswerter Weise der Burggräfler Schütze F. Garbellini zur Verfügung gestellt)
(Die Bilder vom Begräbnis hat dankenswerter Weise der Burggräfler Schütze F. Garbellini zur Verfügung gestellt)

Frau Dr. Eva Klotz, die ehemalige Landtagsabgeordnete und Tochter des verstorbenen Freiheitskämpfers Georg Klotz, sprach auch im Namen des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB) berührende Worte:

 „Liebe Trauerfamilie, werte Trauergemeinschaft!

‚Die Schwachen kämpfen nicht. Die Starken kämpfen vielleicht eine Stunde lang. Die noch stärker sind, kämpfen viele Jahre. Aber die Stärksten kämpfen ihr Leben lang. Diese sind unentbehrlich!‘ Diese Aussage stammt nicht von einem Kriegstreiber, sondern vom bekannten deutschen Schriftsteller Bertold Brecht.

Sepp hatte seinen verstorbenen Kameraden bei einer Rede im Friedhof von St. Pauls versprochen, sich für das gemeinsame Ziel „Los von Rom“ einzusetzen, solange er lebe und die Kraft dazu habe.

 Das hat Sepp getan, unermüdlich und unerschütterlich. Sein ganzes Leben war geprägt von dieser Verbindlichkeit. Treue und Gewissen waren für ihn nicht delegierbar!

Sein ganzes politisches Wollen und Handeln war durchdrungen von der Liebe zur Heimat. Folgendem Leitspruch ist er in vorbildlicher Weise bis zur letzten Konsequenz treu geblieben: ‚Wer seine Heimat liebt, beweist es einzig durch die Opfer, die er für diese zu bringen bereit ist!‘ Der Opfer hat Sepp große und unzählige gebracht!

Die Ehrerweisung und Würdigung seiner Lebensleistung durch das offizielle Tirol ist ihm versagt geblieben. Das schmälert aber nicht den Wert und die Bedeutung seiner Lebensleistung, sondern offenbart viel Kleinmut und so manche Erbärmlichkeit diesseits und jenseits der Unrechtsgrenze!

Sepp war und bleibt darüber erhaben!

Die heutige Ehrerweisung hier möge den Angehörigen Trost und Kraftquell sein. Die Verneigung Tausender aus dem Volk wird sicher nicht das Letzte gewesen sein für diesen großen Sohn des Landes Tirol!

Pfiati, Sepp!“

Der aus Südtirol stammende Hermann Unterkircher, Obmann der „Andreas Hofer-Bundes“ in Deutschland und Vizeobmann des „Andreas Hofer-Bundes Tirol“, nahm „in tiefer Trauer Abschied von einem großen Freund, Patrioten und großen Tiroler.“

Er habe Mitterhofer bei den Tagungen der Gruppe für die Selbstbestimmung, welche dieser im Waltherhaus in Bozen leitete, als stetigen Warner vor der fortschreitenden Italienisierung seiner Heimat Südtirol und als bescheidenen, immer freundlichen und aufopferungsvollen Kämpfer für seine Heimat erfahren.

„Möge er ruhen in Frieden im Himmel über Tirol und es sei ihm auch im Tode versichert, dass wir für seine Ziele in seinem Sinne weiterarbeiten werden.“

Für die Schützen sprach der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Renato Desdorides:

„Lieber Sepp!

Du warst ein mutiges Vorbild für viele Mitbürger, Freunde und Schützenkameraden

Du warst ein geradliniger Verfechter des Selbstbestimmungsrechtes. Du warst ein unbeugsamer Kämpfer für die Freiheit unseres Landes. Wir tragen mit dir – lieber Sepp – heute ein Stück Tirol zu Grabe, ein Stück Tirol – für das du und viele Mitstreiter unerschrocken gekämpft haben, ein Stück von dem Tirol zu Grabe – von dem wir alle geträumt und dafür gekämpft haben.“

Er schloss mit den Worten: „Deine gesetzten Ziele konnten nicht alle erreicht werden, aber sei versichert, lieber Sepp, wir werden dein Wirken für die Heimat immer in Ehren halten und deinen lebenslangen Einsatz für die Selbstbestimmung stets würdigen und wachhalten.

Und als Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes kann ich dir versichern: Noch ist nicht alles verloren – wir geben nicht auf – dein Einsatz für Tirol wird unvergessen bleiben.“

Die Enkelin Maria Bradlwarter verlas einen sehr ans Herz gehenden Lebenslauf ihres Großvaters.

Darin hieß es zum Schluss:

„Ohne Zweifel kann man sagen, dass Opa sein Leben der Wiedervereinigung Tirols verschrieben hat und dies immer ehrenamtlich und uneigennützig! Dafür gebührt ihm Respekt und Anerkennung. Er ist immer seiner Linie treu geblieben und hat seinen Standpunkt auch in schwierigen Situationen unbeirrt vertreten.“

Aus Österreich war auch der frühere Nationalratsabgeordnete und FPÖ-Südtirolsprecher Werner Neubauer in Vertretung des erkrankten jetzigen FPÖ-Südtirolsprechers Peter Wurm aus Österreich gekommen, um Sepp Mitterhofer die letzte Ehre zu erweisen.

Dieses Bild zeigt links den Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB), Roland Lang, und rechts von ihm Werner Neubauer.
Dieses Bild zeigt links den Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB), Roland Lang, und rechts von ihm Werner Neubauer.

Auch der Südtirol-Sprecher der ÖVP, Hermann Gahr, war bei der Beerdigung zugegen.

Der Abschied von dem unermüdlichen Kämpfer und treuen Freund Sepp Mitterhofer war ergreifend. Wir gedenken des Verstorbenen in Trauer.

Über ihn und sein Lebenswerk ist eine ausführlichere Publikation in Vorbereitung, die wir der Öffentlichkeit vorstellen werden.

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB)




Mussolini bleibt Ehrenbürger in zahlreichen italienischen Gemeinden

Bild Mussolini: Deutsches Historisches Museum, Berlin, Fotograf: Scherl, bearbeitet durch SID

Im Jahre 1919 hatte der ehemalige Sozialist Benito Mussolini die faschistische Bewegung gegründet, die ihre Bezeichnung von dem „fascio“ ableitete, dem italienischen Namen für das Rutenbündel mit der Doppelaxt, welches von den Amtsdienern getragen wurden, die Liktoren hießen. In der Regierungszeit des Faschismus ab 1922 hatten sodann zahlreiche Gemeinden in Italien den faschistischen Diktator Mussolini zu ihrem Ehrenbürger ernannt. Nach 1945 entzogen viele Gemeinden dem mittlerweile von kommunistischen Partisanen Getöteten gefahrlos die Ehrenbürgerschaft, eine beträchtliche Anzahl von Gemeinden hielt dieselbe aber weiterhin bis heute aufrecht.

Heute noch führen dutzende italienische Gemeinden offen die Ehrenbürgerschaft des „Duce“ an, darunter befindet sich die bedeutende Stadt Bologna, deren Gemeinderat erst im Juni vergangenen Jahres den Entzug der Ehrenbürgerschaft abgelehnt hatte.

Am 30. September 2021 bekräftigte nun auch der Gemeinderat von Pezzana in der oberitalienischen Region Piemont mit einem Beschluss die Aufrechterhaltung der Ehrenbürgerschaft Mussolinis, wie das Internetportal „Unser Tirol 24“ am 1. Oktober 2021 zu berichten wusste.

Ein passendes Jubiläum: Vor 100 Jahren begann der faschistische Terror

Die Gemeinde Pezzana hat sich für ihren Beschluss ein passenden Jubiläumsjahr ausgesucht. Das Jahr 1921 war gekennzeichnet von den ausufernden Gewalttaten der Faschisten gegen Andersdenkende in ganz Italien.

Faschistische „squadristi“, ausgerüstet mit dem „manganello“ – dem hölzernen Schlagstock.
Faschistische „squadristi“, ausgerüstet mit dem „manganello“ – dem hölzernen Schlagstock.

In Südtirol richteten sich ihre Übergriffe gegen alle Heimattreuen. Am 24. April 1921 überfiel eine aus dem Süden herangekarrte Faschistenhorde einen Trachtenumzug in Bozen und ermordeten den Lehrer Franz Innerhofer, der ein Kind hatte in Sicherheit bringen wollen. Italienisches Militär beschützte die Täter und sorgte für deren unbehelligten Abzug.

Der faschistische Schlägertrupp, von dem der Lehrer Franz Innerhofer ermordet wurde.
Der faschistische Schlägertrupp, von dem der Lehrer Franz Innerhofer ermordet wurde.

Es kam zu weiteren faschistischen Gewalttaten in zahlreichen Südtiroler Ortschaften, wo Faschisten, die vor allem aus dem Trentino kamen, öffentliche Versammlungen von Südtirolern überfielen oder in Gaststätten eindrangen und dort die Gäste bedrohten oder misshandelten. Es kam auch zu tätlichen Angriffen auf die Südtiroler Parlamentsabgeordneten Dr. Eduard Reut-Nicolussi und Dr. Wilhelm von Walther.

Schlagzeilen in deutschen Zeitungen Südtirols, die bald verboten werden sollten.
Schlagzeilen in deutschen Zeitungen Südtirols, die bald verboten werden sollten.

Die italienischen Behörden duldeten gewaltsame Übergriffe und setzten bereits eine Entnationalisierungspolitik in Gang, welche viele spätere faschistische Maßnahmen vorwegnahm. (Siehe: Josef Fontana: „Unbehagen. Südtirol unter der Zivilverwaltung 1. August 1919 – 28. Oktober 1922“, Innsbruck 2010, S. 159ff)

Der Faschismus lebt in Italien

Die Haltung der italienischen Gemeinden, welche die Ehrenbürgerschaft ihres offenbar geliebten  „Duce“ aufrecht erhalten, fügt sich ein in eine auch sonst laufende Verherrlichung des Faschismus.

In Bozen steht ein faschistisches „Siegesdenkmal“, dessen Säulen aus faschistischen Liktorenbündeln bestehen, dem damaligen Parteisymbol des „Partito Fascista“. Man stelle sich vor, in Österreich oder Deutschland würden heute noch mit Hakenkreuzen geschmückte Denkmäler stehen!

Das faschistische Siegesdenkmal in Bozen.
Das faschistische Siegesdenkmal in Bozen.

Von dem Finanzamt in Bozen grüßt bis heute der „Duce“ mit dem „saluto romano“ – dem faschistischen Gruß – die Alpini, welche vor dieser Kulisse gerne Gedenkveranstaltungen abhalten.

Man kann bis heute in ganz Italien CD’s mit faschistischen Kampfgesängen – „inni fascisti“ – und „Mussolini-Kalender“ kaufen.

Der öffentlich gezeigte Faschistengruß gehört zur Normalität in Italien, wie es singt und lacht.

Einschlägige Strafgesetze werden mit südländischer Heiterkeit und Leichtigkeit nicht angewendet.

Da verwundert es auch nicht, dass im Dezember 2017 die italienische Tageszeitung „Il Tempo“ Mussolini zum „Mann des Jahres“ – „L’uomo dell‘anno“ – wählen konnte, ohne dass die Behörden einschritten. Er sei viel lebendiger gegenwärtig als die derzeitigen italienischen Politiker, hieß es dazu in dem Leitartikel.

Selbstverständlich wird auch das architektonische Erbe des Faschismus im heutigen Italien – und nicht nur in Südtirol – hoch in Ehren gehalten. Hierbei wird sein Name nicht verschwiegen, sondern weiterhin verehrend präsentiert.

Auf dem heutigen „Foro Romano“ – dem früheren „Foro Mussolini“ – in Rom grüßt sein Name von einem Obelisken und auf dem steinernen Boden den Besucher.

Da verwundert es auch nicht, dass in besagtem „Foro“ in einem „Ehrensalon“ am Sitz des heutigen Olympischen Komitees ein riesiges Fresko nach wie vor den „Duce“ und seine faschistische Gefolgschaft verherrlicht.

Angesichts solch pfleglichen Umganges mit der Vergangenheit muss man es schon respektieren, dass auch aus Italien hin und wieder eine ernste Ermahnung an die Deutschen kommt, die Vergangenheit endlich sorgsam aufzuarbeiten und dass Verfechter des Selbstbestimmungsrechts für Südtirol gerne als Friedensstörer und „nazisti“ bezeichnet werden.




Gedenken an das vergessene Opfer einer Bluttat

Tafel auf einem Gedenkkreuz für Peter Wieland in Niederolang.

Vor 55 Jahren wurde am 28. September 1966 der 18jährige Bauernsohn Peter Wieland vom Zischtlerhof in Niederolang zu Grabe getragen. Er war das Opfer einer schrecklichen Bluttat geworden. Roland Lang, der Obmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB), hat dazu eine Dokumentation verfasst, die wir hier wiedergeben.

Der Befehl des Innenministers Taviani: „Sparare a vista“ – „Auf Sicht schießen“ – General Ciglieri: „Menschenjagd“

Im Kampf gegen die damaligen Südtiroler Freiheitskämpfer hatte der italienische Innenminister Taviani dem Militär und den staatlichen Sicherheitsdiensten außerordentliche Handlungsfreiheiten eingeräumt.

Am 12. September 1966 erklärte er vor der italienischen Abgeordnetenkammer in Rom:

„Ich kann dem Parlament und dem Lande versichern, dass präzise Anordnungen vorhanden sind, die keine Missverständnisse offen lassen, keine Beschränkungen, kein Zögern!“

Am 14. September erklärte der Carabinieri-General Ciglieri, daß Italien seine Wachsamkeit vervielfachen müsse.

„Jetzt haben wir den Punkt erreicht, wo es um Menschenjagd geht!“
(„Kurier“, Wien, l5.September 1966)

Am 15. September 1966 ergriff Innenminister Taviani vor der italienischen Abgeordnetenkammer erneut das Wort. Allen Einsatzkräften sei der Befehl erteilt worden, auf „bereits bekannte Terroristen – deren Fotos zu Tausenden an die Sicherheitsorgane verteilt worden seien, auf Sicht zu schießen (sparare a vista), sowie auch gegen jene Individuen von der Schusswaffe Gebrauch zu machen, welche sich in die Nähe von Kasernen und militärischen Einrichtungen begeben und auch dem Halteruf von Wachposten nicht Folge leisten.“ („Dolomiten“, 16. September 1966)

Der Tod des jungen Peter Wieland – laut einem Bericht der „Dolomiten“ war es eine regelrechte Hinrichtung gewesen

Am 24. September 1966 wurde der erst 18 Jahre alte Peter Wieland aus Niederolang im Pustertal Opfer des an die italienischen Sicherheitskräfte ergangenen verschärften Schießbefehls.

Peter Wieland befand sich auf dem Weg zu einer Musikprobe mit Freunden in dem Gasthof „Waldruh“ am Ortsrand von Olang. Er ging über eine Wiese darauf zu, da wurde er von einer Alpini-Patrouille angeschossen und blieb im Wiesengrund liegen.

Laut einem Bericht der Tageszeitung „Dolomiten“ vom 27. September 1966 war es sodann zu folgendem Geschehen gekommen:

Eine Desinformation: Es sei ein „unglücklicher Sturz“ gewesen

Unmittelbar nach dem Geschehen hatten die italienische Nachrichtenagentur ANSA sowie das von der italienischen Regierung finanziell unterstützte Bozener Nationalistenblatt „Alto Adige“ eine gezielte Desinformation über den Tathergang veröffentlicht: „Ein bei dem ENEL-Kraftwerk Wache stehender Alpino hatte einen im Buschwerk sich herumtreibenden Schatten gesehen: Er hat das vorgeschriebene „Halt dort!“ („alto la“) gerufen, worauf hin der Unbekannte die Flucht ergriff. Daraufhin hat der Alpino zwei Schüsse in die Luft abgefeuert und hat dann den Unbekannten verfolgt, welcher Hals über Kopf flüchtend stolperte, zu Boden stürzte und sich am Kopf verletzte.

Als man ihn erreichte, lag er leblos am Boden. Der Alpino und seine Kameraden, die auf die Schüsse hinauf herbei geeilt waren, sind ihm beigestanden und haben ihn nach Bruneck in das Spital gebracht, wo der junge Mann den Sanitätern übergeben wurde. Wenig später starb er, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Er wurde als der 18jährige Peter Wieland aus Olang identifiziert.“ („Alto Adige“ vom 25. September 1966)

Peinliche Fragen der „Dolomiten“

Der Bericht der „Dolomiten“ vom 27. September 1966 über die kaltblütige Erschießung Wielands hatte die Lügenblase aber platzen lassen. Tatsächlich gab es in der Nähe des Tatortes weder ein E-Werk noch eine militärische Anlage. Die Tageszeitung „Dolomiten“ stellte dann in einem Kommentar noch einige Fragen:

Die Antwort der italienischen Behörden auf diese unangenehmen Fragen war Schweigen. Man hat nie etwas von einer behördlichen Untersuchung gehört. Nichts über die Ausforschung der Zeugen, nichts über irgendwelche Einvernahmen. Das war mehr als seltsam. Immerhin hatten die „Dolomiten“ – ganz offenkundig auf Augenzeugenberichten beruhend – eine Tatversion geschildert, die als Mord aufgefasst werden konnte. Die Tageszeitung „Dolomiten“ wurde nie wegen ihres Berichtes geklagt. So kam es auch zu keiner öffentlichen gerichtlichen Aussage des Augenzeugen, welcher die „Dolomiten“ unterrichtet hatte. Der italienische Staat ließ einfach Gras über die unangenehme Sache wachsen.

Das Begräbnis

Am 28. September 1966 bewegte sich nach der Einsegnung des Sarges durch den Ortspfarrer Kritzinger und andere Priester der Trauerzug von Peter Wielands Heimathof zum Friedhof. Die traurigen Weisen zweier Musikkapellen klangen weithin über die Fluren. Den Sarg trugen junge Burschen des Sportvereins Olang, welchem an die 1200 Menschen folgten. Trauergäste waren aus vielen Orten Südtirols gekommen. Am Grab wurden viele Kränze und Blumen niedergelegt, die Südtiroler politischen Häftlinge hatten einen Kranz geschickt mit rot-weißen Nelken, welche die Landesfarben symbolisierten.

Die Beerdigung Wielands und das Familiengrab, in welchem er liegt. (Bilder Südtiroler Heimatbund)
Die Beerdigung Wielands und das Familiengrab, in welchem er liegt. (Bilder Südtiroler Heimatbund)

Bischof Gargitters „herzliches Verzeihen“ – Zurückhaltung der Südtiroler Politiker

Der damalige Diözesanbischof von Brixen, Josef Gargitter, rief nach dem Tode Peter Wielands in einem Aufruf an die „lieben Diözesanen“ dazu auf, endlich die „Gesinnungen der Zwietracht, Gefühle des Hasses“ hinter sich zu lassen, unsere Herzen bereiten zu herzlichem Verzeihen und uns entschließen, der christlichen Liebe, dem ersten und Hauptgebot des Christentums, Raum zu geben in Wort und Tat.“ (Zitiert aus „Dolomiten“ vom 29. September 1966).

Es gab kein Drängen der SVP-Führung auf Untersuchung, keine Bitte um österreichische Unterstützung, keine Protestmaßnahmen – es gab nichts! Man stand in Verhandlungen um das künftige Autonomiepaket. Da durfte man Rom wohl nicht vor den Kopf stoßen.

Nur der SVP-Bezirk Pustertal hatte damals den Mut, in einer Todesanzeige Peter Wieland als Opfer „der unmöglichen Zustände in unserer Heimat“ zu bezeichnen.

Eine Mitteilung des Nordtiroler Landeshauptmannes Wallnöfer

Dem Nordtiroler Landeshauptmann Eduard Wallnöfer (ÖVP) lag der Tod Wielands trotz des Schweigens der Südtiroler Politiker auf der Seele und er wollte den toten Jungen nicht sofort in „herzlichem Verzeihen“ vergessen. Er brachte am 23. Oktober 1966 in einer Südtirol-Besprechung in Salzburg, an welcher Vertreter der Bundesregierung teilnahmen, den Fall zur Sprache. Er berichtete, er habe erfahren, dass drei italienische Soldaten gesagt hätten, „jetzt müsse einmal ein Südtiroler fallen“, woraufhin wenig später Peter Wieland von einer Alpinistreife erschossen worden sei, „möglicherweise auf kürzeste Entfernung.“ (Österreichisches Protokoll über die Südtirolbesprechung in Salzburg am 23. Oktober 1966, wiedergegeben in: Rolf Steininger: „Südtirol zwischen Diplomatie und Terror 1947-1969“, Band 3, Bozen 1999, S. 525)

Das, was den Nordtiroler Landeshauptmann hier bewegte, war aber für die damalige österreichische Regierung des Bundeskanzlers Dr. Josef Klaus (ÖVP) kein Thema. Das Schicksal Peter Wielands war damals für die hohe Politik ein Störfaktor, den man möglichst schnell vergaß.

Der Bruder des Getöteten im Rückblick: Es war kein Versehen!

Am 16. Juli 2011 veröffentlichte die Tageszeitung „Dolomiten“ ein Interview mit Johann Wieland, dem Bruder des Getöteten.

Johann Wieland glaubt bis heute nicht an ein damaliges „Versehen“ des italienischen Militärs.
Johann Wieland glaubt bis heute nicht an ein damaliges „Versehen“ des italienischen Militärs.

Heute ist nach mehr als einem halben Jahrhundert das damalige Geschehen kaum noch bekannt. Mit diesem Beitrag möchte der „Südtiroler Heimatbund“ (SHB) des getöteten Peter Wieland gedenken und sein tragisches Schicksal der Vergessenheit entreißen

Roland Lang
Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB

Hinweis für Besucher in Bozen:

In der Ausstellung „BAS Opfer für die Freiheit“ des „Südtiroler Geschichtsvereins“ in Bozen, Lauben 9, wird auch das Schicksal von Peter Wieland dokumentiert. Darüber hinaus bietet die Ausstellung wesentliche und hochinteressante Informationen über die dramatischen Ereignisse der damaligen Zeit.




Hermine Orians Wunsch nach österreichischer Staatsbürgerschaft bleibt unerfüllt

Bild: Hermine Orian

In diesem „SID“ muss ein äußerst bedrückender Vorgang geschildert werden: die inzwischen im 103. Lebensjahr stehende Frau Hermine Orian, die während der Faschistenzeit in ständiger Gefahr als „Katakomben“-Lehrerin tätig war, wünscht sich nichts sehnlicher, als die österr. Staatsbürgerschaft wieder zu erlangen.

Ein Bericht von Georg Dattenböck

Frau Orian wurde noch als österr. Staatsbürgerin, am 23. April 1919, als erstes von sechs Kindern in Kurtatsch, geboren.

Im Alter von 13 Jahren begann Hermine Orian im Untergrund gegen die Verbrechen des faschistischen Regimes zu kämpfen und unterrichtete, trotz staatlicher Verbote und Terrors, im Geheimen die Kinder des Dorfes in deren Muttersprache.  Hermine Orian und viele mutige Frauen wie sie es war, verdankt Südtirol den Erhalt der Identität, der Sprache und Kultur.

Südtirol gehörte zur Zeit ihrer Geburt noch staatsrechtlich zu Österreich und es saßen damals noch drei Abgeordnete aus Südtirol im österreichischen Parlament: Dr. Eduard Reut-Nicolussi, Dr. Aemilian Schöpfer und Dr. Leopold Molinari.

Dr. Reut-Nicolussi hielt in einer leidenschaftlichen, vom Schmerz über das Diktat bestimmten Debatte im Nationalrat, eine Aufsehen erregende Rede über das harte Schicksal Südtirols und beschwor die von allen Spitzenpolitikern versprochene geistige Landeseinheit mit Südtirol, das sich mit der Teilung des Landes Tirol und der Fremdherrschaft in Südtirol nie abfinden werde.

Die Familie Orian und alle Südtiroler wurden, gegen ihren erklärten Willen, in den faschistischen Staat einverleibt. Frau Orian ist eindeutig als ein Opfer des Faschismus zu sehen. Bei ihr liegen berechtigte Gründe für die Ablehnung der Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft, wie: schwere Straftaten, schwere Finanzverbrechen, terroristische Aktivitäten oder Versuche, die österreichische Demokratie zu schädigen, selbstverständlich nicht vor.

Im Gegenteil: sie hatte durch ihre mutige, opfervolle Tätigkeit für ihre Heimat in den Katakomben-Schulen, sehr viele damalige Südtiroler Kindern vor dem staatlich geplanten Ethnozid – der geplanten kulturellen Auslöschung der deutschen und ladinischen Volksgruppe – bewahrt.

Im „Neuen Schenna-Magazin“ 2020 war ein Bericht von Sebastian Marseiler über Frau Orian zu lesen, daraus wird hier folgend in Auszügen zitiert:

„Ihr Heimatort Kurtatsch war, wie ganz Südtirol, italienisch besetzt. Aus der Besetzung wurde Annexion und Italianisierung. Diese bestimmte ihr Leben als Kind und junge Frau. Übermächtig sind die Erinnerungen daran für die rüstige Hundertjährige.

‚Hab mit der Mama immer gesungen beim Rebenbinden‘, sie hat Zugochsen führen müssen, hinunter und hinauf von den Mösern (Feuchtwiesen), wo die Türgg (Mais) Äcker waren. Sie hat noch das Glück, drei Jahre deutschen Kindergarten bei strengen Klosterfrauen zu besuchen. Dann aber kam die italienische Volksschule: ‚Anfangs haben wir gar nichts verstanden!‘

Deutsch zu sprechen ist verboten in der Schule. Die Folge: die Kinder lernen weder das Italienische richtig und Deutsch überhaupt nicht. Ein kleiner Ausweg ist die Katakomben-schule, geheimer Deutschunterricht, den Hermine ‚heimlich, mit zehn Jahren besucht‘.

Angst vor den Carabinieri? ‚Die waren zu bequem, groß auf die Suche zu gehen, die haben den ganzen Tag nur zum Fenster hinausgeschaut‘.

Geheimer „Katakombenunterricht“
Geheimer „Katakombenunterricht“

 Hermine lernt so gut und schnell, dass die Lehrerin sie nach drei Jahren fragt, ob sie nicht selbst unterrichten möchte. So kam es, dass Hermine im stolzen Alter von dreizehn Jahren selbst heimliche Lehrerin wurde. Die Mutter hat dann, während Hermine Unterricht hielt, draußen auf der Straße am Waschtrog die Wäsche gewaschen.

‚Aber die Carabinieri, alle Süditaliener, sind nie gekommen, die waren schlecht zu Fuß‘ – und Frau Hermine lacht. Das Gesicht der Hundertjährigen strahlt, während sie vergilbte Bilder zeigt vom Volkstanz auf der Wiese oben auf dem Fennberg: ‚Ist wunderschön gewesen damals!‘

Dann aber zogen sich dunkle Wolken über Kurtatsch und ganz Südtirol zusammen: im unseligen Abkommen zwischen Hitler und Mussolini mussten die Südtiroler sich entscheiden, entweder die Heimat zu verlassen oder zu bleiben und vollkommen italianisiert zu werden. Ein Riss ging durch die Südtiroler bis hinein in die Familien. Für die schulpflichtigen Kinder der Deutsch-Optanten gab es jetzt Unterricht in deutscher Muttersprache.

Hermine wächst nun ganz offiziell in die Rolle als Lehrerin hinein. Und sie tut noch mehr: sie gibt den jungen Burschen, die zur Wehrmacht einrücken müssen, elementaren Rechtschreib-unterricht, damit sie von der Front wenigstens einigermaßen verständlich nach Hause schreiben können. (…)

Aus so einem Kontakt entstand die ‚Briefliebe‘ zu ihrem Alfons, ihrem späteren Mann, der erst anderthalb Jahre nach Kriegsende heimkommt. Überall in der Verwaltung fehlen Fachkräfte, Alfons besucht mit Erfolg einen Schnellkursus für den Posten als Gemeindesekretär. Mehrere Stellen stehen zur Auswahl, Alfons entscheidet sich für Schenna. Hermine folgt ihm.

‚Die Wohnverhältnisse waren anfangs katastrophal!‘, erinnert sich Hermine, Schenna war ein Bauerndorf, ‚und die Leute schon a pissl, ja, komisch halt‘. Heimweh gehabt nach Kurtatsch? ‚A pissl Heimweh hat man immer!‘

Ort und Schloss Schenna (Historische Postkarte)
Ort und Schloss Schenna (Historische Postkarte)

Unter großen Anstrengungen bauen sie sich ihr Häuschen an der Hauptstraße, vermieten ein paar Betten. Wie einen Schatz hütet Hermine die Gästebücher mit den begeisterten Eintragungen, Zeichnungen sind darunter und Unterschriften honoriger Gäste.

Hermine gibt den Lehrberuf auf, um sich der Erziehung der Kinder und später der Betreuung der Gäste zu widmen. Ist ihr sicher nicht leichtgefallen, der Abschied von der Schule: ‚Kinder hab ich immer gern gehabt‘. Ein großer Schicksalsschlag ist der frühe Tod eines ihrer Söhne, der an einer verschleppten Verletzung durch das Fallschirmspringen stirbt. Nicht minder schwer trifft sie der Herztod ihres geliebten Alfons. „Eigentlich habe ich genug gelebt und ich habe nur einen Wunsch: Schnell zu sterben!“ Aber wenn sie wieder aufwacht am Morgen, „danke ich Gott für den Tag. Und bin glücklich, dass ich bei mir daheim bin!‘“

Der vergebliche Antrag der Hermine Orian

Zu Beginn des Jahres 2011 wurden mehr als 21.000 Unterschriften durch eine „Bürgerinitiative zur Erlangung der doppelten Staatsbürgerschaft“ im österreichischen Parlament eingereicht.

Ein Teil der Sammelmappen mit den Unterschriften
Ein Teil der Sammelmappen mit den Unterschriften

Eine Antragstellerin war die Katakomben-Lehrerin Hermine Orian aus Schenna, damals bereits 92 Jahre alt. Sie möchte ihre österr. Staatsbürgerschaft wieder zurück.

Ihr Ansuchen ging auch an den Bundespräsidenten und den Bundeskanzler Österreichs.

Nachdem die Gutachten einzelner österreichischer Ministerien bestätigten, dass die doppelte Staatsbürgerschaft ohne weiteres möglich sei und auch ein Rechtsgutachten von Dr. Günther Obwexer von der Universität Innsbruck zum selben Schluss kam, war die Umsetzung für jene Südtiroler, die diese Staatsbürgerschaft wollen, nur mehr eine Frage des politischen Anstandes. Der fehlte bisher allen Verantwortlichen in Österreich.

Frau Orian steht für alle Südtiroler und deren Nachkommen, die gegen ihren Willen die österr. Staatsbürgerschaft verloren haben und diese nun zurück möchten.

Sehr späte Gerechtigkeit gegenüber NS-Opfern – nicht jedoch gegenüber Südtirolern

Seit 2020 haben direkte Nachkommen von NS-Opfern, gleich welcher ethnischen Herkunft, ein gesetzliche Recht auf die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft.

Dieses Gesetz berücksichtigt auch jene, die in Italien, Ungarn, Serbien, Kroatien und Slowenien geboren wurden. Nach dem neuen Gesetz sind auch die Nachkommen von weiblichen Holocaust-Überlebenden berechtigt, die Staatsbürgerschaft zu erlangen.

Vielen NS-Opfern zwischen 1933 und 1945 wurde bedauerlicher Weise zunächst nach dem Krieg die Staatsbürgerschaft verweigert oder sie wurden gezwungen, ihre österreichische Staatsbürgerschaft, nach der Einwanderung in ein anderes Land, aufzugeben.

Ihren Nachkommen wurde in der Frage der Staatsbürgerschaft nun sehr späte Gerechtigkeit zuteil, die den Südtirolern jedoch weiterhin verweigert wird.




Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler von Kanzler Kurz beerdigt

Italien hat im Jahre 1992 und erneut im Jahr 2006 mit Gesetzen bekräftigt, dass Angehörige der italienischen Minderheit in Kroatien und Slowenien auch die italienische Staatsbürgerschaft als Doppelstaatsbürgerschaft erhalten können. Die österreichischen Freiheitlichen fordern das gleiche Recht für die Südtiroler

Wie die Tagezeitung „Dolomiten“ am 25. November 2009 berichtete, forderten die österreichischen Freiheitlichen mit ihrem damaligen Südtirol-Sprecher Werner Neubauer in einem Entschließungsantrag im Österreichischen Nationalrat, den Südtirolern die doppelte Staatsbürgerschaft zu ermöglichen.

Nun meldete sich der Abgeordnete und sogenannte Südtirol-Sprecher der „Österreichischen Volkspartei“ (ÖVP), Hermann Gahr, zu Wort und lehnte gegenüber der Südtiroler Tageszeitung „Dolomiten“ die Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler ab. Da müsste man die gesetzliche Rechtslage ändern, zudem sei ein Konflikt mit Rom vorprogrammiert und schließlich gebe es viel wichtigere andere Dinge zu tun. („Dolomiten“ vom 25. November 2009)

Ablehnung durch die Regierungspartei ÖVP

(Aus „Dolomiten“ vom 25. November 2009)
(Aus „Dolomiten“ vom 25. November 2009)

Abgeordnete der Südtiroler Volkspartei fordern Einführung der Möglichkeit der österreichischen Staatsbürgerschaft

Im Dezember 2009 forderten die Abgeordneten der Südtiroler Volkspartei (SVP) Siegfried Brugger und Karl Zeller von Österreich die Einführung der Möglichkeit der Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler. („Dolomiten“-Internetseite „Südtirol Online“ vom 17. Dezember 2009) Diese Forderung wurde auch von den Landtagsparteien „Süd-Tiroler Freiheit“ und den „Freiheitlichen“ unterstützt.

Der Nordtiroler ÖVP-Landeshauptmann lehnt ab

Am 24. Dezember 2009 legte der Nordtiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) seinen Südtiroler Landsleuten ein besonderes Weihnachtsgeschenk unter den Weihnachtsbaum, indem er in einem Interview in der Südtiroler Tageszeitung „Dolomiten“ die Forderung nach einer möglichen Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler als „Populismus“ ablehnte.

Der Südtiroler Landeshauptmann Durnwalder für die Doppelstaatsbürgerschaft – die ÖVP wieder dagegen

Am 5. Jänner 2010 berichtete die „Tiroler Tageszeitung“, dass auch der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) die Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler einfordere und der sogenannte ÖVP-Südtirol-Sprecher Hermann Gahr erneut schwere Bedenken dagegen äußere. Man würde damit „eine Lawine auch in anderen Ländern lostreten und es sei sehr schwer, die Doppelstaatsbürgerschaft im Zusammenhang mit der europäischen Integration zu argumentieren.“

In der „Tiroler Tageszeitung“ vom 15.01.2010 erklärt der ÖVP-„Südtirolexperte“ Andreas Khol, Italien sähe in einem solchen Schritt „natürlich einen feindseligen Akt, der die freundschaftlichen, gutnachbarlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern abrupt beenden würde.“

(Aus „Tiroler Tageszeitung“ vom 15. Jänner 2010)
(Aus „Tiroler Tageszeitung“ vom 15. Jänner 2010)

Am 18. Januar 2010 meldet der „Freiheitliche Pressedienst“ (fdp), dass der FPÖ-Südtirol-Sprecher und Nationalratsabgeordnete Werner Neubauer Folgendes erklärt habe:

„Die Südtirolpolitik des von der ÖVP besetzten österreichischen Außenministeriums besteht darin, in Komplizenschaft mit dem italienischen Außenminister Frattini jegliche Bewegung in der Südtirolfrage zu verhindern, die Rom unangenehm ist.“

Vor einigen Tagen habe er nämlich Außenminister Spindelegger (ÖVP) persönlich auf die Frage der Doppelstaatsbürgerschaft angesprochen und eine verblüffend offene Antwort erhalten: „Spindelegger erklärte mir unverblümt, dass es für ihn nicht in Frage komme, Italien zu verärgern.“

Mehr als 21.000 Unterschriften für die Doppelstaatsbürgerschaft

Im Februar 2011 wurden in Wien den im österreichischen Nationalrat vertretenen Parteien mehr als 21.000 Unterschriften unter einer Petition für die Ermöglichung einer Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler überreicht.

Wie die „Tiroler Tageszeitung“ am nächsten Tag berichtete, stand die ÖVP jedoch „dem Ansinnen eher distanziert gegenüber.“

Ein eindeutiges positives Gutachten

Am 24. Mai 2011 stellte der Univ.-Prof. Dr. Walter Obwexer vom Institut für Europarecht und Völkerrecht Universität Innsbruck in einem Gutachten fest, dass der Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft durch Südtiroler rechtlich grundsätzlich möglich sei. Es müssten lediglich entsprechende Änderungen des Staatsbürgerschaftsgesetzes beschlossen werden. („Tiroler Tageszeitung“ vom 31. Mai 2011)

Südtiroler Landtag und namhafte Völkerrechtsexperten für Einführung der Doppelstaatsbürgerschaft

Am 9. März 2012 nahm der Südtiroler Landtag mit großer Mehrheit einen Beschlussantrag der „Süd-Tiroler Freiheit“ an und sprach sich für die Einführung der Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler aus.

Am 23. März 2012 berichteten die „Dolomiten“, dass namhafte Verfassungs- und Völkerrechtsexperten gegenüber dem Südtirol-Unterausschuss des Österreichischen Nationalrates erklärt hätten, dass es keine rechtlichen Hindernisse für den „Doppelpass“ gebe.

ÖVP-Außenminister Sebastian Kurz gegen Doppelstaatsbürgerschaft

Am 2. Juli 2015 berichteten die „Dolomiten“ jedoch, dass in Österreich der neue Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) erklärte: „Österreich hat sich dazu verpflichtet, Doppelstaatsbürgerschaften zu vermeiden.“

Am 29. Jänner 2016 berichteten die „Dolomiten“, dass der Südtirol-Unterausschuss des Österreichischen Nationalrates unter der Federführung des Abgeordneten Hermann Gahr (ÖVP) einen freiheitlichen Antrag um die Doppelstaatsbürgerschaft für Südtiroler mehrheitlich mit den Stimmen der ÖVP abgelehnt habe.

Südtiroler Altmandatare legen eine Denkschrift vor

Am 15. Februar 2018 stellten die Altmandatare der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) Karl

Ferrari, Georg Pardeller, Bruno Hosp, Franz Pahl und Siegfried Brugger auf einer Pressekonferenz in Bozen eine Denkschrift vor, in welcher in 70 Punkten dargelegt wurde, dass der Doppelpass für Südtiroler ein „Herzensanliegen und eine staatenverbindende Bereicherung“ sei.

Druck aus Rom – die türkis-grüne Koalitionsregierung ist willfährig

Am 18. September 2018 meldete die Tageszeitung „Dolomiten“, dass man in Rom aber anders dachte und den „Druck gegen Österreichs Pläne zur Einführung eines Doppelpasses für Südtiroler“ verschärfe.

Wie man in Rom offenbar zu Recht erwartet hatte, war die türkis-grüne Koalitionsregierung in Wien darauf bedacht, die Freunde in Italien nicht vor den Kopf zu stoßen. Am 7. Juli 2020 veröffentlichten die „Dolomiten“ ein Interview mit dem österreichischen Außenminister Schallenberg, in welchem dieser erklärte: „Die doppelte Staatsbürgerschaft steht nicht im Regierungsprogramm und wird nicht weiter verfolgt.“




Feuernacht – Die Notwehr eines Volkes

Unter diesem Titel hat nun Roland Lang, der Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB) eine zusammenfassende Dokumentation über das dramatische Geschehen in Südtirol vor 60 Jahren veröffentlicht.

Dazu hat der „Südtiroler Heimatbund“ nachstehende Pressemitteilung herausgegeben:

Vor 60 Jahren erschütterte ein Ereignis Europa und lenkte das Interesse der ganzen Welt auf die von Italien seit Ende des Weltkrieges ungebrochen fortgesetzte faschistische Politik der staatlich geförderten Unterwanderung und Unterdrückung Südtirols.

In Südtirol wurden in der Herz-Jesu-Nacht des 11. auf den 12. Juni 1961 an die 40 Hochspannungsmasten gesprengt oder schwer beschädigt.

Der „Donnerschlag“ der Feuernacht vereitelte das Vorhaben eines geplanten Ausbürgerungsgesetzes – eines wahrhaft gigantischen Anschlages auf die deutsche und ladinische Volksgruppe – und zwang die römische Regierung, in Verhandlungen mit der SVP eine politische Lösung zu suchen. Der Preis, den zahlreiche Freiheitskämpfer bezahlten, war jedoch ein schrecklicher: Folter, Tod, Erniedrigung – in einem Ausmaß, welches man im zivilisierten Mitteleuropa nach Hitler und Mussolini nicht mehr für möglich gehalten hatte.

Roland Lang, der Obmann des von ehemaligen Freiheitskämpfern und politischen Häftlingen gegründeten „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB), hat das damalige dramatische Geschehen in mehreren Presseaussendungen einer breiten Öffentlichkeit wieder in Erinnerung gerufen und eine Zusammenfassung nun in Buchform veröffentlicht. Das Werk ist reich bebildert und mit Dokumenten in Faksimile-Wiedergabe ausgestattet, die von einer historischen Arbeitsgruppe zusammengestellt wurden.

Ausschnitt aus dem Buch.

Der SHB-Obmann Roland Lang (links im Bild) zusammen mit dem ehemaligen Freiheitskämpfer Sepp Mitterhofer aus Meran-Obermais, der 1961 in der Carabinieri-Kaserne in Meran schrecklich gefoltert worden war und der anschließend 8 lange und harte Jahre in den Kerkern von Bozen, Vicenza, Mailand und Trient verbringen musste.
Der SHB-Obmann Roland Lang (links im Bild) zusammen mit dem ehemaligen Freiheitskämpfer Sepp Mitterhofer aus Meran-Obermais, der 1961 in der Carabinieri-Kaserne in Meran schrecklich gefoltert worden war und der anschließend 8 lange und harte Jahre in den Kerkern von Bozen, Vicenza, Mailand und Trient verbringen musste.

„Was diese Männer zusammen mit ihren Frauen für die Heimat geleistet und erlitten haben, darf nicht der Vergessenheit anheimfallen“, erklärt Roland Lang im Vorwort über die Freiheitskämpfer der 1960er Jahre. „Ihnen ist die heutige Autonomie maßgeblich zu verdanken, hat Landeshauptmann Dr. Silvius Magnago immer wieder betont.

Ihre Aktionen haben die staatlich geförderte italienische Zuwanderung aus dem Süden zum Stillstand gebracht und in der Folge hat sogar wieder eine Abwanderung stattgefunden.

An diesen Freiheitskämpfern ist der perfide Plan der „Politik der 51 Prozent“ gescheitert, welcher die Südtiroler in ihrer eigenen Heimat zur rechtlosen Minderheit hätte machen sollen.“

In dieser Broschüre werden vier über das Internet verbreitete Dokumentationen des SHB über die Vorgeschichte, die Durchführung und die Auswirkungen der „Feuernacht“ veröffentlicht. Besonders bewegend ist der vierte Teil der Dokumentation, welcher die Reaktion des italienischen Staates – die entsetzlichen Folterungen in den Carabinieri-Kasernen – beschreibt.

Der italienische Staat hatte in der Folge angesichts des weltweiten Aufsehens das alte Regime der Unterdrückung nicht weiterführen können. Unter dem Druck weiterer Geschehnisse konnte zwar die ersehnte Selbstbestimmung für Südtirol nicht erreicht werden, aber immerhin führte die Errichtung einer wesentlich verbesserten Autonomie zu einer Entspannung, zu dem Ende des gewaltsamen Widerstandes und zu erträglichen demokratischen Verhältnissen.

Roland Lang
Obmann des SHB

Roland Lang: Feuernacht – Die Notwehr eines Volkes
88 Seiten, 14 x 21 cm, gebunden, Effekt Buch, Neumarkt 2021
ISBN 978-8-897005-377-4
EURO 17,50Bestellungen: http://effekt-shop.it/shop/buecher/feuernacht/

Besuchen Sie auch die Internetseite des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB):
https://www.suedtiroler-freiheitskampf.net/