Der christliche Opfertod des Franz Innerhofer und die ideologische Verwirrung der Diözese Innsbruck
Ein Briefwechsel
Gebet für die faschistischen Opfer sowie Segnung des Denkmals und der Gläubigen verweigert
Anfang April 2017 versuchte Alois Wechselberger MAS aus Schwaz in Nordtirol, in Absprache mit dem „Andreas Hofer-Bund“, einen Beitrag zur Wiedererrichtung der Gedenktafel für den 1921 von den Faschisten in Bozen ermordeten Marlinger Lehrer Franz Innerhofer zu leisten.
Er richtete per Email die Bitte an den Ortspfarrer von Amras, Mag. Busskamp, im Rahmen der Denkmaleinweihung ein Gebet für die Tiroler Opfer des Faschismus zu verrichten und das Denkmal für Franz Innerhofer sowie die anwesenden Gläubigen zu segnen.
Dieses Schreiben ist hier wiedergegeben:
Sehr geehrter Herr Pfarrer Busskamp,
ich darf meine Email-Anfrage vom 10. April 2017 nochmals in Erinnerung rufen.
Es geht um die Einweihung des Franz Innerhofer-Denkmals am Tummelplatz, am Sa., 22.04.2017, 15:00 Uhr. Franz Innerhofer war das erste Tiroler Opfer des Faschismus. Gerade in Zeiten wie diesen – wo Links- und Rechtsfaschismus, Gottesfeindlichkeit und Egomanie anwachsen – sind Menschen wie Innerhofer wichtige Vorbilder.
Ich wäre Ihnen für eine Antwort dankbar, insbesondere um eine Zusage.
Falls Sie die Segnung verweigern, bitte ich um ebenso dringende Mitteilung. In diesem Fall müssten wir auf den Segen durch einen Geistlichen einer anderen Religionsgemeinschaft zurückgreifen.
In Erwartung Ihrer Antwort verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen Alois Wechselberger, MAS
A-6130 Schwaz i.T, [A-6275 Stumm i.Z.]
Pfarrer Busskamp verweigerte nach mehrmaliger Nachfrage sein Kommen mit der schlichten Mitteilung, er komme nicht. Ohne Abgabe einer Erklärung!
Dieses Schreiben ist hier wiedergegeben:
Sehr geehrter Herr Wechselberger!
Ich werde nicht kommen.
Ihnen wünsche ich ein frohes und gesegnetes Osterfest in der Freude unseres auferstandenen Herrn Jesus Christus.
Ihr Pfr. Busskamp
Pfarrer MMag. Patrick Christof Busskamp OPraem
Pfarre Mariä Himmelfahrt Amras
Kirchsteig 9
A – 6020 Innsbruck
Daraufhin richtete Wechselberger am 12. April 2017 einen Brief an die Diözese Innsbruck und bat darum, dass ein anderer Priester die Segnung vornehmen könne.
Am 20. April 2017 ließ der Diözesanadministrator Monsignore Mag. Jakob Bürgler dem Antragsteller Alois Wechselberger eine theologisch mehr als seltsame Antwort zuteilwerden, in welcher dessen Bitte verweigert wurde.
Dieses Schreiben ist hier wiedergegeben:
In diesem Schreiben verkündet Monsignore Bürgler, dass die höchste Form des Segens die Segnung der Verfolger sei, die man nicht verurteilen oder schelten, sondern nur segnen solle.
Der Monsignore teilte mit, er bete darum, dass den Denkmalerrichtern die „Gabe der Feindesliebe“ geschenkt werde.
Den Ausführungen des Innsbrucker Diözesanadministrators zufolge hätten somit jene Nordtiroler Priester, die schon im früheren „Andreas Hofer-Bund“ tätig gewesen waren und jene Südtiroler Priester, welche in den letzten Jahrzehnten auf Innerhofer-Gedächtnisveranstaltungen Gebete gesprochen, Messen gelesen und Segnungen vorgenommen hatte, gegen den christlichen Glauben gesündigt.
Nun handelt es sich bei der Innerhofer-Gedenktafel aber um nichts anderes, als dass eines Mannes gedacht wird, der in christlicher Nächstenliebe sein Leben geopfert hat, um ein unschuldiges Kind vor Mördern zu retten. Hier wird eines selbstlosen Menschen gedacht, der sein höchstes Opfer erbracht hat.
Das hat jedenfalls nichts mit von dem Herrn Administrator erwähnten „Rachegelüsten und Revanchedenken“ zu tun.
Man darf aber sicher sein, dass Monsignore Bürgler es wohl kaum wagen würde, der jüdischen Gemeinde in Österreich oder anderen Opfern des Nationalsozialismus den abstrusen Ratschlag zu geben, auf die öffentliche Erinnerung an die Verfolgten und Ermordeten zu verzichten, und ausschließlich die Mörder zu segnen.
Alois Wechselberger antwortete dem Diözesanadministrator in sehr höflicher, aber klarer Weise:
Dokumentation: Tirol als Kernland deutscher Kultur
Blick über das Etschtal
Das verbissene Bemühen italienischer Regierungskreise und Parteien, die von dem Faschisten Ettore Tolomei erfundenen italienischen Orts- und Flurnamen womöglich in vollem Umfang als amtlich gültige Bezeichnungen beizubehalten, veranlasste den „Südtiroler Heimatbund“ (SHB), auf seiner Internetseite nachstehenden Beitrag zu veröffentlichen, den der SID hiermit dankend übernimmt:
Tirol – eine Wiege deutscher Kultur
von Hans Fingeller
Der „Aquila Tirolensis“, eine aus dem Jahre 1620 stammende und von Matthias Burglechner angefertigte Karte Tirols in der Form des Tiroler Adlers.
Ein Rückblick in die Besiedlungsgeschichte
In mehreren Orten Tirols sind Gräberfunde aus der Völkerwanderungszeit gemacht worden, welche die germanische Landnahme jener Zeit belegen. In diese Periode der Geschichte des mittleren Inntals weist ein schönes Fundstück aus der Zeit des ausgehenden 6. Jahrhunderts, welches bei Aushubarbeiten im Bereich der alten Weerberger Kirche 1959 freigelegt wurde.
Es handelt sich um eine 15 cm lange bronzene Schmucknadel, deren oberes Endes einen Vogel darstellt (Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum).
In Naturns wurde eine germanische Fibel aus dem 7. Jahrhundert gefunden. Zahlreiche weitere Grabungsfunde aus germanischer Zeit ließen sich als Zeugen der geschichtlichen Entwicklung hier noch anführen.
Ab dem ausgehenden 5. Jahrhundert nach Christi hatte der Tiroler Raum die Landnahme durch die germanischen Völkerschaften der Ostgoten, der Langobarden, Alemannen und Bajuwaren erlebt, welche eine dünne rätoromanische Bevölkerungsschicht vorfanden, sich an deren Seite niederließen und durch große Rodungen neuen Siedlungsraum schufen.
(Aus „Tiroler Schützenzeitung“, Festausgabe 1984)
Bis in hohe Berglagen wurde in Jahrhunderte währender Arbeit vieler Generationen eine einzigartige Kulturlandschaft geschaffen
Die Rätoromanen wurden nicht vertrieben oder ausgerottet. Sie verschmolzen allmählich mit den Germanen und nahmen deren Sprache an. Im Gadertal, im Grödental, in Buchenstein und im Fassa- und Fleimstal erhielten sich geschlossene ladinische Siedlungsgebiete, in denen die ladinische Kultur und Sprache bewahrt wurde.
In der gesamten Tiroler Geschichte wurde seitens der deutschen Mehrheit nie der Versuch gemacht, die Ladiner mit Zwang ihres Volkstums zu berauben.
Die ersten Italiener wanderten erst im 13. und 14. Jahrhundert in die Stadt Trient und in das übrige spätere Welschtirol ein. Die spätere Italianisierung erfolgt im Süden zunächst im 15.Jahrhundert unter der Herrschaft der Venezianer, die 100 Jahre lang Arch (Arco), Reif (Riva) am Gardasee und das Lagertal (Etschtal) einschließlich Rovreit (Rovereto) beherrschen.
(Aus: Bernhard Wurzer: „Die deutschen Sprachinseln in Oberitalien“, Bozen 1983)
Ab der Zeit der Reformation berief der Bischof von Trient keine deutschen Priester mehr. Dadurch sollte die Einschleppung des protestantischen Virus vermieden werden. Um die Reinheit des katholischen Glaubens zu erhalten, wurden italienische Priester, die nicht Deutsch verstanden, eingestellt. Diese predigten natürlich nur in italienischer Sprache.
Nun ermahnten katholische Geistliche das Landvolk von der Kanzel herab, nicht „barbarisch“, nämlich deutsch, sondern italienisch zu sprechen.
Um 1500 stellte sich die Besiedlung des Tiroler Raumes einschließlich Welschtirols so dar:
(Aus: Wilhelm Romeder: „Die ehemalige Ausdehnung des Deutschtums in den italienisch-sprachigen Bezirken Tirols“, Sonderabdruck aus dem Tiroler Volksbundkalender, Innsbruck 1908)
In den Städten wurde unter dem Einfluss des Humanismus und der Renaissance Italienisch zur Sprache der Gebildeten. In den Taufbüchern wurden zunehmend die deutschen und ladinischen Namen italianisiert.
An Stelle der deutschen und ladinischen Ortsnamen wurden im damaligen „Südtirol“, worunter man das „Welschtirol“ unterhalb der Salurner Klause verstand, nun auch zunehmend italianisierte Formen verwendet.
In der napoleonischen Zeit von 1805 bis 1814 wurde Welschtirol mit Trient an das italienische Königreich angeschlossen. Hand in Hand damit ging ein Massenzuzug verarmter Italiener aus dem Süden in diese reiche nördliche Provinz. Auch nach der Wiedervereinigung Tirols sollte dieser auf sozialen Verhältnissen beruhende Zuzug aus dem Süden anhalten.
Links: Der junge Johann Wolfgang von Goethe auf einem Portrait, welches während seiner Italienreise gemalt wurde. Rechts: Die Burg von Rovereto im unteren Etschtal, südlich von Trient. Erst hier erlebte Goethe den Übergang vom deutschen zum italienischen Sprachgebrauch.
1829 veröffentlichte Johann Wolfgang von Goethe das Tagebuch seiner Italienreise von 1786. Erst in Rovereto, bereits südlich von Trient, stellte er den Übergang vom deutschen zum italienischen Sprachgebrauch fest. Er berichtete: „Hier bin ich nun in Rovereto, wo die Sprache sich abschneidet; obenherein schwankt es noch immer vom Deutschen zum Italienischen. Nun hatte ich zum erstenmal stockwelschen Postillon, der Wirt spricht kein Deutsch, und ich muß nun meine Sprachkünste versuchen.“
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts trat dann an die Stelle der ursprünglichen gegenreformatorischen Bestrebungen ein erwachender italienischer Nationalismus. Dieser äußerte sich in Welschtirol in zielgerichteten, teilweise auch vom italienischen Klerus unterstützten Maßnahmen der Italianisierung.
Von der Tiroler Freiheit
Zur Kulturgeschichte Tirols gehört auch die Entwicklung der Tiroler Freiheitsrechte. Um 1230 bauten die Grafen von Vintschgau oberhalb von Meran das Schloss Tirol und nannten sich ab nun Grafen von Tirol.
Schloss Tirol oberhalb von Meran
Als Meinhard II. die Grafschaften an Etsch, Eisack, Rienz und Inn vereinigte, ließ er die Zustimmung der Volksvertretungen in diesen Grafschaften einholen. So wurde Tirol durch Selbstbestimmung geeinigt.
Die Gemeindefreiheit blieb in Tirol erhalten. Zahllose Rechtsurkunden aus dem 13. Jahrhundert bezeugen, daß die Tiroler Talschaften ihre Angelegenheiten auf jährlichen Bauernversammlungen selbst ordneten. Den Rechten der Grundherrschaft traten hier frühzeitig Selbstverwaltungsrechte der Gemeinden zur Seite.
In Tirol war es zudem frühzeitig zur Ablösung der Frondienste auf den landesfürstlichen Burgen und Meierhöfen gekommen, sodass die Leibeigenschaft so selten geworden war, daß im 15. Jahrhundert die Reste der landesfürstlichen Eigenleute mit einem Federstrich entlassen werden konnten. Zudem bildete sich ein ausgezeichnetes erbliches bäuerliches Besitzrecht heraus. Auch dieses ist ein wesentliches Element der Tiroler Freiheit.
1254 wurde erstmals die „Herrschaft des Grafen von Tirol“ erwähnt, die nun vom Inntal bis zum Gardasee und vom Unterengaddin bis an die Kärntner Grenze reichte.
Von 1271 datiert die urkundliche Erwähnung der „Grafschaft und Herrschaft Tirol“. Der Name der Stammburg oberhalb von Meran und das Zeichen der Grafen von Tirol, der rote Adler, waren zu Namen und Wappen des Landes geworden, welches von Rudolf von Habsburg zur reichsunmittelbaren „gefürsteten Grafschaft“ erhoben wurde.
Die Zenoburg oberhalb von Meran auf einer alten Postkarte
Bild links: Der Tiroler Adler, den Meinhard II. in der Schlosskapelle der Zenoburg bei Meran anbringen ließ. Bild rechts: Der Tiroler Adler in einem Fresko auf Schloss
Der Tiroler Adler auf der ältesten Schützenfahne Tirols, der aus dem 15. Jahrhundert stammenden Fahne des Aufgebots der Schwazer Bergknappen
1293 erließ Meinhard II. in Anwesenheit der Edlen, der Grundherren, Dienstmannen, Bürger und Bauern eine Gerichtsordnung für die Grafschaft Bozen, welche die erste schriftliche Äußerung der Vertretung des Gesamtvolkes darstellte.
Als 1335 der Herzog und Graf Heinrich starb und seine Tochter Margarete (genannt Margarete Maultasch) das Erbe antrat, standen ihr die Landstände zur Seite. Es wurde zwischen ihr und „allen Landleuten, Edlen und Unedlen gemeiniglich jeden Standes einmütig und aus freiem Willen“ ein Vertrag geschlossen, in dem sie sich gegenseitig Hilfe zur Aufrechterhaltung der räumlichen Unversehrtheit des Landes versprachen.
1342 heiratete Margarete den Markgrafen Ludwig von Brandenburg, der nun Landesfürst wurde. Er versprach im „Großen Tiroler Freiheitsbrief“, dass ohne Zustimmung der Stände keine neuen Steuern erhoben und keine neuen Gesetze zu erlassen würden.
Dieser Freiheitsbrief richtet sich an das gesamte Volk in Tirol, an alle „Edelleute, alle Gotteshäuser, alle Städte, Dörfer und Märkte und alle Leute, edel und unedel, reich und arm, wie sie geheißen und wo sie gesessen sind in der Grafschaft Tirol.“
Dieser Freiheitsbrief ist die älteste Tiroler Landesverfassung.
Mit dem Freiheitsbrief wurde das gesamte Volk in Tirol zum Träger der politischen Rechte und Freiheiten erklärt und seine Gesetzgebungsgewalt und seine Mitbestimmung an der Regierung wurden damit verankert.
Die Täler und Gerichte waren in der Folge auf den Landesversammlungen vertreten und übten ihre Rechte durch gewählte Boten aus, die durch Vollmachtbriefe beglaubigt waren.
1363 übertrug Margarete Maultasch mit Zustimmung der Landstände die Grafschaft Tirol an Herzog Rudolf von Österreich, nachdem ihr Gemahl und ihr kaum zwanzigjähriger Sohn gestorben waren..
Rudolf IV., genannt „der Stifter“, bestätigte die Freiheitsrechte der Tiroler. 1404 erließ Herzog Leopold IV. von Österreich eine Landesverordnung für Tirol, in welcher er die Tiroler Freiheiten bestätigte und die Stellung des 4. Standes, der Bauern, weiter stärkte. Die Bauern und die Grundherren wurden vor dem landesfürstlichen Gericht gleichgestellt, den Grundherren wurde die Ausbildung einer obrigkeitlichen Gewalt verwehrt.
Dadurch und durch ihre Rechte in der Landstandschaft hatten die Bauern in Tirol eine Stellung erlangt wie in keinem anderen deutschen Land.
1406 gaben die Herzöge Leopold IV. und Friedrich IV. von Österreich Tirol eine neue Landesordnung, welche die Freiheiten von 1342 bestätigte und erweiterte. Es durfte kein Landesangehöriger seinem ordentlichen Richter entzogen werden und selbst der Landesfürst durfte in den Gang von Gerichtsverhandlungen nicht eingreifen, weder zum Vorteil noch zum Nachteil einer Person.
1483 – Tiroler Boden macht frei: Die Regierung des Erzherzogs Siegmund erklärte, daß Tirol ein gefürstetes freies Land sei, in welchem jeder Einwanderer frei werde, auch wenn er früher leibeigen gewesen war.
Durch das Tiroler Landlibell des Kaisers Maximilian I. von 1511, welches auf der Landesordnung von 1406 fußte, wurde die Landesverteidigung auf eine allgemeine gesetzliche Grundlage gestellt. Es regelte die Landesverteidigung durch den Landsturm. Die Tiroler hatten das Recht, Waffen zu tragen und mussten ihre Heimat nur innerhalb der Landesgrenzen verteidigen.
Das Landlibell von 1511
Die Tiroler Freiheit und Wehrhaftigkeit hat somit sehr alte Wurzeln. Sie hat durch die Jahrhunderte das Land geschützt. Die Jahre 1796/97 und 1809 sollten durch den Opfermut der freien Tiroler das Bewusstsein kommender Generationen mit Wucht prägen.
Plakat aus dem Jahre 1909, als man in Tirol das hundertjährige Gedenken an den Freiheitskampf von 1809 beging.
Auch wenn im Jahre 1915 die alte Wehrverfassung nicht mehr bestand, so äußerte sich auch hier in der höchsten Not des Landes der Freiheitswille der Tiroler ein weiteres Mal auf eindrucksvolle Weise. Als Italien unter Bruch des Bündnisses angriff und nach Tirol eindringen wollte, eilten die für den regulären Kriegsdienst zu jungen und die zu alten Tiroler Standschützen zu den Waffen.
Innsbrucker Standschützen
Postkarte der Bozener Standschützen: Der Sohn nimmt Abschied von seinem Vater.
Die Standschützen hielten ihre Stellungen bis zum letzten Tage und wehrten den Feind ab. Dann brach die alte und ruhmreiche Monarchie aus innerer Erschöpfung zusammen und das Land war dem Feind preisgegeben.
Auch die Welschtiroler hatten alles für die Heimat gegeben. Etwa 11.500 von ihnen hatten ihr Leben für Tirol und Österreich geopfert.
Feldpostkarte des Welschtiroler Standschützen Giacomo Depaul von der Standschützen-Kompanie Campitello
Es ist bezeichnend, dass sowohl das deutsch-ladinische Südtirol wie auch Welschtirol, das heutige Trentino, ohne Volksabstimmung zu Italien geschlagen wurde, da man in Rom einen für Italien negativen Wahlausgang gefürchtet hatte.
Der Widerstandsgeist, welcher die Landesverteidiger beseelt hatte, ging aber auch während der drückenden Faschistenzeit nicht verloren. Heute sind die Schützenkompanien des Südtiroler Schützenbundes die Bewahrer dieser Tradition und sie sind Garanten dafür, daß der Freiheitsgedanke im südlichen Tirol nicht verloren geht.
Das „Deutschtum“ als kulturelle Klammer des heutigen Südtirols
Wenn wir den Begriff des „Deutschtums“ als die gemeinsame kulturelle Klammer definieren, die das gesamte, aus verschiedenen germanischen Stämmen und Teilen vorgermanischer keltischer, illyrischer, rätoromanischer und slawischer Bevölkerung entstandene deutsche Volk umschließt, dann können wir feststellen, daß Tirol und vor allem der Raum des heutigen Südtirols – des Landes zwischen Brenner und Salurner Klause – eine bedeutende Wiegedieser Kultur war.
Das Innicher Evangeliar
Besonders augenfällig wird dies, wenn wir die frühe deutsche Literatur im deutschtiroler und ehemals auch erheblich germanisch mitgeprägten welschtiroler Raum betrachten.
Bereits im 8. und 9. Jahrhundert, also vor der Zeit Karls des Großen, herrschte im langobardisch-bayerischen Kulturkreis ein reges Geistesleben, von welchem unermessliche Wirkungen für den gesamten deutschen Sprachraum ausgingen. Die frühe klösterliche Kulturarbeit brachte vor allem Werke in lateinischer Sprache hervor, wie das etwa um 800 entstandene Innicher Evangeliar.
Ein dem aus Meran stammenden und am langobardischen Hof in Pavia in den Künsten und Wissenschaften ausgebildeten Freisinger Bischofs Arbeo zugeschriebenes herausragendes Werk steht am Beginn jeglicher deutscher Literatur. Es handelt sich um das Mitte des 8. Jahrhunderts entstandene erste deutsche Buch, den „Abrogans“. Es handelt sich um ein althochdeutsch-lateinisches Wörterbuch, welches 3.670 volkssprachliche Wörter umfasst. Damit wurde dem deutschen Volk der Weg zur Schriftsprache und zur Entwicklung einer eigenständigen Literatur gebahnt.
Die erste Seite der in der Stiftsbibliothek in St. Gallen (cod. 911) in der Schweiz aufbewahrten Ausgabe des „Abrogans“.
Ein anderer Zweig der Literatur, die Heldendichtung, sollte Jahrhunderte lang die deutsche Literatur befruchten. Die Heldenlieder der Langobarden, Franken und Ostgoten wurden von den Bayern übernommen und weiter erzählt und gesungen.
Das älteste auf uns gekommene althochdeutsche Heldenlied, das aus dem Sagenkreis um Dietrich von Bern stammende Hildebrandslied, ist nach dem Urteil der Sprachforscher im langobardischen Gebiet südlich des Brenner, entstanden und fand in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts seinen Weg in das bairische Gebiet.
Die erste Seite des Hildebrandlieds (Universitätsbibliothek Kassel)
Aus Südtirol stammen mehrere Handschriften des Nibelungenliedes, die bekannteste ist die aus Schloss Obermontani im Vinschgau.
Ein Blatt aus der von Schloss Obermontani im Vinschgau stammenden Niederschrift des Nibelungenliedes
Es ist vor allem der Sagenkreis um Dietrich von Bern – König Theoderich von Verona – der in den Sagen und Heldenliedern seinen Niederschlag gefunden hat und der die heranwachsende Jugend im ganzen deutschen Kulturraum bis in unsere Tage hinein in Bann gezogen hatte, bevor diese Heldendichtung durch die Erzeugnisse des Walt Disney-Imperiums und ähnlicher Unterhaltungsindustrien abgelöst wurde.
In die deutschen Heldenlieder fand auch das Kulturgut der Rätoromanen, der späteren Ladiner, Eingang. Die Epen von König Laurin und seinem Zaubergarten sowie die Sagen und Legenden von verwunschenen Frauen, Zwergen, Riesen und ihren in kristallenen Berghöhlen verborgenen Schätzen gehören dazu.
Eine der wertvollsten Niederschriften ist das Ambraser Heldenbuch, eine aus dem 12. Jahrhundert stammende handschriftliche Sammlung mittelalterlicher Heldenepen und höfischer Texte. Benannt ist es nach seinem früheren Aufbewahrungsort, Schloss Ambras bei Innsbruck. Heute befindet es sich in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.
Aus dem Ambraser Heldenbuch
Der Zöllner Hans Ried in Bozen hatte im Aufträge Kaiser Maximilians I. am Anfang des 16. Jahrhunderts die im Volke noch erzählten Heldenlieder und eine beträchtliche Anzahl anderer Epen und Minnedichtungen niedergeschrieben. Das Ambraser Heldenbuch ist „eines der größten und kostbarsten Denkmäler der deutschen Literatur geworden; denn es enthält als Kernstück die älteste Aufzeichnung des nach dem Nibelungenliede bedeutendsten alten deutschen Heldenepos: das Gudrunepos.“ So urteilte die Südtiroler Tagezeitung „Dolomiten“ in einem kulturgeschichtlichen Beitrag am 20. Jänner 1954.
Unter südtirolischen Minnesängern ist vor allem Herr Walther von der Vogelweide zu nennen, dessen tirolische Abkunft zwar nicht verbürgt ist, der jedoch in Tirol gelebt und gedichtet hat.
Links: Bild des Minnesängers Walther von der Vogelweide aus der Manessischen Handschrift (Universitätsbibliothek Heidelberg) Rechts: Der Tiroler Minnesäng er Leutold von Säben in einer Miniatur der „Manessischen Liederhandschrift“
Einen wesentlichen Beitrag zur frühesten deutschen Geschichtsschreibung hat der langobardische Gelehrte Paulus Diaconus geleistet, der in seiner im 8. Jahrhundert verfassten „Historia gentis Langobardorum“ nicht nur geschichtliche Daten festhielt, sondern auch den Schatz der langobardischen Sagen und volkstümlichen Überlieferungen rettete und an die Nachwelt weitergab.
Eine Seite aus der „Historia gentis Langobardorum“
In Südtirol finden wir auch einen frühen Beginn deutschen Theaterwesens, wie die im Kloster Neustift aufgefundenen und aus dem Jahre 1391 datierenden Handschriften des Osterspieles, des Fronleichnamspieles und der Himmelfahrt Mariens sowie die überlieferten Passionsspiele und Fastnachtsspiele – als Vorläufer der weltlichen Komödien – beweisen.
Allein die Betrachtung der frühen deutschen Literatur zeigt uns, daß vor allem das südliche Tirol ein Kernland deutscher Kultur und nicht eine unbedeutende Randprovinz ist, deren Verlust als unbedeutend abgetan werden könnte.
Frühe Kunstdenkmäler
Im Vinschgau finden sich wertvolle Kunstdenkmäler , die noch aus der Zeit der Zugehörigkeit zum Frankenreich (ab dem 6. Jh.) stammen. Die nachfolgende Periode des frühen bairischen Christentums ist durch eine Reihe von Kirchen vertreten, deren Architektur als Stil angelsächsischer Mission gilt (auch die Kirchenpatrone weisen in das frühe Mittelalter). Zu nennen sind hier die Prokuluskirche in Naturns (um 770 errichtet), die Stefanskirchen in Obermontani und Marienberg sowie die Kirche des hl. Sisinius von Laas.
Die Prokuluskirche in Naturns
Die in der Prokuluskirche befindlichen Fresken dürften um 800 unter dem Einfluss der irischen Buchmalerei entstanden sein. Dieses Bild zeigt die Flucht des Hl. Prokulus aus Verona.
Die Kirche des hl. Prokulus (Bischof von Konstantinopel) stellt ein besonderes Kleinod dar: Die Innenarchitektur zeigt sich noch unverändert mit kleinen rechteckigen Fenstern, gewölbtem Chor, einem Rundbogen und einer flachen Decke aus Holz. Beachtenswert ist der Freskenschmuck. Die Kirche besitzt die ältesten Wandgemälde des deutschen Kulturbodens. Sie wurden 1912 entdeckt und zehn Jahre später von Malschichten späteren Datums frei gelegt.
Herausragende Beispiele für karolingische Malerei (um 800) finden wir in den ausdrucksstarken Stifterfiguren in St. Benedikt in Mals im Vinschgau. Diese Kirche ist eine der ältesten bis heute erhaltenen Kirchen Europas aus dem 8. Jh. n. Chr..
Das Kirchlein St. Benedikt bei Mals im Vinschgau
Links: Ein fränkischer Grundherr in karlingischer Hoftracht. Rechts: Eine der beiden Stifterfiguren.
Sie birgt in ihrem Inneren karolingische Wandmalereien, die zu den ältesten Fresken Westeuropas zählen und stellt damit ein karolingisches Gesamtkunstwerk dar. Einzigartig ist die Darstellung eines fränkischen Grundherrn jener Zeit in karolingischer Hoftracht, welcher ein mit Bändern umwickeltes Schwert in seinen Händen hält. Das Bildnis dürfte das einzige bisher bekannte Monumentalgemälde eines fränkischen Edelmannes sein.
Auf dem am Eingang zum Sarntal gelegenen Schloss Runkelstein bei Bozen finden sich herrliche Fresken, die wie ein Bilderbuch Einblick in das höfische Leben des Mittelalters geben.
Fresken auf Schloss Runkelstein
Alle diese Beispiele sind nur ein kleiner Ausschnitt aus der reichen Fülle kultureller Überlieferungen Tirols von der Zeit der Völkerwanderung an bis in das hohe Mittelalter.
Sie zeigen, dass Tirol eine der ältesten Wiegen deutscher Kultur darstellt und dass Südtirol ein Herzstück dieser Kulturlandschaft ist.
Vor dem Hintergrund dieser viele Jahrhunderte langen kulturellen Entwicklung entlarvt sich das Projekt des Faschisten Tolomei, das Land mit erfundenen italienischen Namen zu überziehen, als lächerliche Posse, die Verachtung verdient und nicht akzeptiert werden kann.
Ein scharfer nationalistischer Wind weht in Italien
Leifers: Amtliche Jubelfeier für die Zugehörigkeit Südtirols zu Italien
Die südlich von Bozen am linken Ufer der Etsch gelegene Gemeinde Leifers war ursprünglich ein kleines Dorf, in welchem im Jahre 1777 laut damaligem Steuerkataster noch kein einziger Italiener ansässig war. Der Steuerkataster aus der Zeit der Kaiserin Maria Theresia verzeichnete im Viertel Leifers 31 Höfe und Häuser, die alle deutsche Namen trugen.
1845 hatte das Dorf Leifers 790 Einwohner, unter denen sich bereits zahlreiche italienische Zuwanderer befanden, die vor allem in der kurzen Zeit zugezogen waren, in der auf Veranlassung Napoleons das südliche Etschtal einschließlich Bozens 1810 unter dem neu erfundenen Namen „Alto Adige“ dem Königreich Italien zugeschlagen worden war.
Der österreichische Vormarsch hatte sodann im Jahre 1813 dem Spuk eines „Alto Adige“ ein Ende gesetzt.
Auch in der Folge kam es jedoch zu einem weiteren Zuzug von Italienern, welche vor allem mit der in dieser Gegend verbreiteten Seidenraupenzucht vertraut waren. Zu einer verstärkten und staatlichen italienischen Zuwanderung kam es dann in der Faschistenzeit, sodass Leifers bereits in den frühen 1920er Jahren über eine italienische Mehrheit verfügte.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg förderte der italienische Staat den Zuzug aus dem Süden. Große Militärkasernen und Wohnbauten für die Familien der ständig stationierten Militärs trugen dazu bei, dass Leifers zusammen mit bereits eingemeindeten Randgemeinden heute die viertgrößte Stadt Südtirols mit 17.700 Einwohnern darstellt.
Der zahlenmäßige Erfolg langfristiger Italianisierung
In Leifers stellt laut Volkszählung von 2011 die italienische Volksgruppe (ebenso wie in den weiteren 4 Gemeinden Bozen, Salurn, Branzoll und Pfatten) die Mehrheit der Bevölkerung:
71,50 % gehören der italienischen Volksgruppe an, und nur noch 27,99 % der deutschen und 0,51 % der ladinischen (Im Vergleich dazu die Zahlen für das gesamte Südtirol: Deutsch: 69,64 %, Italienisch 25,84 % und Ladinisch 4,52 %).
Weitere gezielte Aktionen
Dieser örtliche „Erfolg“ einer langfristig geplanten und durchgezogenen nationalistischen Siedlungspolitik übt seine Wirkung bis heute auf das politische Geschehen aus. Dazu kommt noch, dass heute in Leifers offenbar ganz gezielt und geplant Aktionen gesetzt werden, um die deutsche Volksgruppe weiter zu schwächen und womöglich zum Verschwinden zu bringen.
Am 16. März 2017 teilte der „Südtiroler Schützenbund“ auf seiner Internetseite mit:
„In diesem Ort, in dem italienische Eltern permanent ihre nicht der deutschen Sprache mächtigen Kinder in den deutschen Kindergarten und die deutsche Schule einschreiben und somit einen zielführenden Unterricht von vornherein unmöglich machen, steht der Fortbestand der deutschen Volksgruppe schon länger auf dem Spiel. Es ist kein Geheimnis und auch dem Landesrat für Schule schon längst bekannt, dass deutsche Eltern ihre Kinder in den Kindergärten der umliegenden Ortschaften einschreiben müssen.“
Deutsche Schulkinder zur Feier der Zugehörigkeit Südtirols zu Italien verpflichtet
Der zur italienischen Sprachgruppe zählende Leiferer Bürgermeister Christian Bianchi nahm die gesamtitalienischen Feiern anlässlich „156 Jahre Einigung Italiens“ zum Anlass, auch in Leifers begeistert an die im März 1861 in Turin erfolgte Ausrufung der italienischen Monarchie unter König Viktor Emanuel zu erinnern. In Leifers sollte dabei ein nationalistisches Spektakel besonderer Güte über die Bühne gezogen werden.
Hierbei wurde so getan, als ob es die selbstverständliche Sache der Welt sei, dass auch Südtirol die Zugehörigkeit zu Italien zu feiern habe. Auf die Gefühle der deutschen Volksgruppe wurde keine Rücksicht genommen.
Der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Elmar Thaler, nahm das Vorgehen des Bürgermeisters von Leifers nicht schweigend hin.
Am 17. März 2017 machte der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Elmar Thaler, in einer Presseaussendung auf den Umstand aufmerksam, dass auch die Schüler der deutschen Schule in Leifers zu den Feierlichkeiten anlässlich der 156 Jahre Einigung Italiens verpflichtet wurden. Dies geschah laut Thaler in einer Weise, die an „an nordkoreanische Verhältnisse erinnert. … Nun aber den wenigen verblieben deutschen Kindern eine Feier aufzudrücken, die mit der Geschichte und Kultur ihrer Volksgruppe nichts gemein hat, ist schlichtweg eine Frechheit.“
In diesem Zusammenhang stelle sich für den Südtiroler Schützenbund auch die Frage, wer die Verantwortung dafür trage, „dass im Vorjahr die Schüler mit einer äußerst tendenziösen und vor nationalem Gehabe triefenden Broschüre ausgestattet worden sind.“
Daher fordere der Südtiroler Schützenbund den Schullandesrat Philipp Achammer (SVP) auf, unverzüglich tätig zu werden und die Schüler vor einer politischen Vereinnahmung zu schützen.
„Insgesamt dürfte klar sein“, erklärte Thaler, „dass die Südtiroler jeglichen moralischen Anspruch auf Autonomie verlieren, sobald sie sich mit dem italienischen Staat identifizieren.“
Die nationalistische Feier
Um seine italienisch-patriotische Gesinnung zu dokumentieren, hatte Bürgermeister Bianchi bereits am 14. März 2017 ein Bild auf „Facebook“ gestellt, welches den Einzug des italienischen Freiheitshelden und Guerriglia-Kämpfers Giuseppe Garibaldi im Jahre 1860 in Neapel zeigt.
Dazu hatte Bürgermeister Bianchi folgenden Text verfasst, der natürlich nur in italienischer Sprache gehalten war und nur die von dem Faschisten Tolomei erfundenen italienischen Ortsnamen wiedergab. In deutscher Übersetzung lautete dieser Text:
„Freitag Vormittag um 9 Uhr werden wir auf dem Rathausplatz von Laives die Wiederkehr des 156 Jahres der Einigung Italiens feiern. Zugegen sein werden die Gemeinde Laives (Anm.: richtiger Name Leifers), jene von Bronzolo (Anm.: richtiger Name Branzoll) und von Vadena (Anm.: richtiger Name Pfatten), zivile und militärische Behörden, verschiedene Delegationen der bewaffneten Streitkräfte, alle kämpferischen Vereinigungen und als absolute Hauptdarsteller etwa 200 Kinder und Jugendliche der Elementar- und Mittelschulen. Ihr seid alle eingeladen.“
Diesem Geist entsprechend wurde die Feier gestaltet: Mit viel Trara, Tricolore-Fahnen und der Zurschaustellung militärischer Standarten, die altrömischen Standarten nachgeahmt sind. An dem Spektakel nahmen neben Alpini-Soldaten, Carabinieri und weiteren institutionellen Vertretern rund 200 Schulkinder teil, unter denen sich auch Schüler der deutschen Mittelschule in Begleitung ihrer Lehrpersonen befanden.
Protest deutscher Volksvertreter
Das Internet-Portal „Unser Tirol 24“ berichtete über die Reaktionen der politischen Vertreter der deutschen Volksgruppe:
Während der Rom-treue Landeshauptmann Kompatscher (SVP) sich bei diesem kritischen Thema in Schweigen hüllte, bezeichnete Oswald Schiefer, Landtagsabgeordneter der „Südtiroler Volkspartei“(SVP), die Feierlichkeiten zur „nationalen Einheit Italiens“ in Leifers als eine „ungute Sache“.
Besonders lobende Worte fand er für das geschlossene Fernbleiben der SVP-Ortsgruppe von Leifers: „Das freut mich sehr, wenn die Leiferer SVP Kante zeigt, weil ich so eine Veranstaltung sehr grenzwertig finde“, so Schiefer. Die Veranstaltung war für den Unterlandler SVP-Abgeordneten zudem „alles andere als förderlich für ein friedliches Zusammenleben zwischen den Volksgruppen“.„Besonders dann, wenn die deutschen Mittelschüler auch noch zur Teilnahme zwangsverpflichtet werden“.
Besonders scharfe Worte über die Teilnahme der deutschen Schulkinder fand der freiheitliche Landtagsabgeordnete Sigmar Stocker. Von Schullandesrat (und SVP-Landesparteiobmann) Philipp Achammer erwarte er sich unverzüglich eine klare Positionierung, sowie eine persönliche Vorladung der Verantwortlichen der deutschen Mittelschule von Leifers.
„Das ist ein Missbrauch der deutschen Kinder, wenn sie an einer solchen Veranstaltung teilnehmen müssen. Wir haben unsere Autonomie bekommen, weil wir eben nicht Italiener sind.“
Empört über die Feier zum Tag der nationalen Einheit, die von der Gemeinde Leifers organisiert wurde, zeigte sich auch die „Süd-Tiroler Freiheit“ (STF).
Gerade in einer sprachlich gefährdeten Gemeinde wie Leifers sei es fahrlässig, die Kinder für nationalistische Zwecke zu instrumentalisieren und sie derart zu beeinflussen, kritisierte Werner Thaler, rechtlicher Sprecher der Bewegung.
Was sich die Lehrpersonen dabei gedacht haben, sei völlig schleierhaft und zeige, dass ihnen jegliches Feingefühl abgehe. „Die umstrittene Veranstaltung erweckt den Eindruck, als lebe man in Leifers noch in der Zeit des Faschismus“, so der STF-Vertreter.
Auch der Landtagsabgeordnete der „BürgerUnion“, Andreas Pöder, hielt es für absolut unverständlich, dass sich die Schulen überhaupt an einer solchen Feier beteiligten. „Das ist einfach unsensibel und ein Affront gegen die deutsche Schule in Südtirol“, kritisierte Pöder.
Brescia: Gerichtsverfahren gegen Selbstbestimmungs-Anhänger
„Das Streben nach Unabhängigkeit bedeutet Umsturz“
Dass in Italien wieder ein schärferer nationalistischer Wind weht, zeigt ein Gerichtsverfahren in Brescia.
Am 17. März 2017 mussten sich im dortigen Tribunal 48 Selbstbestimmungs-Anhänger aus dem Veneto und der Lombardei einer ersten Vorverhandlung stellen. Der Staatsanwalt Carlo Nocerino wirft ihnen vor, einen „Anschlag auf die Einheit des Staates“ geplant zu haben und fordert für 34 von ihnen eine Verurteilung.
Das „Verbrechen“: Die Angeklagten hatten geplant, auf dem Markusplatz in Venedig medienwirksam mit einer blechernen Panzerattrappe aufzukreuzen und sodann in einer Kundgebung das Selbstbestimmungsrecht für das Veneto und die Lombardei zu fordern.
Die Carabinieri hatten dies gewaltsam verhindert und die Protagonisten angezeigt.
Der Staatsanwalt erklärte nun „Auspicare l’indipendenza è da considerarsi eversione!” – auf Deutsch: „Das Streben nach Unabhängigkeitbedeutet Umsturz!” und verlangte eine strenge Bestrafung mittels einschlägiger Staatsschutzparagraphen.
Die Vorverhandlung wurde an diesem Tag nicht zu Ende geführt, sondern in den Mai 2017 vertagt. Zu dieser richterlichen Entscheidung hatte vielleicht auch ein massiver Protest vor dem Gerichtsgebäude beigetragen.
Der Protest
Bereits am 14. März 2017 hatte der venezianische Regionalratsabgeordnete Antonio Guadagnini mit einer Presseerklärung gegen diesen Prozess protestiert.
Er hatte darauf hingewiesen, dass
der Regionalrat des Veneto 2014 ein Gesetz (Nr. 16/2014) verabschiedet hat, welches die Durchführung einer Volksabstimmung über die Unabhängigkeit des Veneto ermöglicht;
bei den letzten Regionalratswahlen im Veneto am 31. Mai 2015 an die 100.000 Menschen ihre Stimmen für Kandidaten abgegeben haben, welche die Selbstbestimmung fordern;
der venezianische Regionalrat mehrmals Resolutionen verabschiedet hat, in welchen die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens unterstützt wurden und das Recht aller Völker auf Selbstbestimmung einschließlich des Venezianischen Volkes bekräftigt wurde;
Aus Venedig waren Demonstranten mit einem Autobus gekommen, der die Aufschrift „Indipendenza“ – „Unabhängigkeit“ trug.
Am 17. März 2017 versammelten sich an die 500 Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude in Brescia und protestierten gegen das anachronistische Gerichtsverfahren.
Auf einer Spruchtafel stand zu lesen: „Siete uno Stato Nemico“ – „Ihr seid ein feindlicher Staat!“
Südtiroler Solidaritätsbekundung
Der Südtiroler Heimatbund (SHB), eine von ehemaligen Südtiroler Freiheitskämpfern und politischen Häftlingen geründete Vereinigung, welche das Selbstbestimmungsrecht für Südtirol fordert, erklärte sich solidarisch mit den venezianischen politisch Angeklagten.
Der SHB-Obmann Roland Lang und sein Stellvertreter Meinrad Berger nahmen daher am Protest vor dem Gericht in Brescia teil.
In einer Presseerklärung wies der SHB die Behauptung des Staatsanwaltes zurück, wonach bereits das Streben nach Unabhängigkeit eine Straftat darstelle.
Außerdem sei das hohe Gericht in Brescia an Art. 10 der italienischen Verfassung erinnert:
Art. 10 Die italienische Rechtsordnung passt sich den allgemein anerkannten Bestimmungen des Völkerrechtes an.
Der Staatsanwalt scheint sich im Völkerrecht nicht besonders gut auszukennen, stellte der SHB-Obmann fest. Denn die Menschenrechte, zu denen das Selbstbestimmungsrecht zählt, stünden über jeder Verfassung. Außerdem habe Italien im Jahre 1977 die Menschenrechtspakte mit Gesetz Nr. 881 ratifiziert. Auch laut diesem Dokument steht jedem Volk das Recht auf Unabhängigkeit und Selbstbestimmung explizit zu, schloss Lang.
Ist Brescia der Probegalopp für weitere Repressionen gegen Selbstbestimmungs-Bestrebungen?
In Südtirol verfolgt man den Prozess in Brescia zu Recht sehr aufmerksam. Es steht zu befürchten, dass Rom – so wie schon der Faschistenzeit und bis in die späten 1960er Jahre hinein – jedes Streben nach Selbstbestimmung mit den Instrumentarien der politischen Polizei und der Gerichte zu unterdrücken beabsichtigt. Dazu stehen einschlägige Gummiparagraphen aus der Faschistenzeit zur Verfügung, die seit einiger Zeit nicht mehr angewandt wurden, die Rom jedoch im Anschluss an das Brescia-Verfahren weiterhin aus der Mottenkiste ausgraben und anwenden könnte.
Es ist unwahrscheinlich, dass die Staatsanwaltschaft derzeit in Brescia gegen den Willen des römischen Justizministeriums handelt.
Man muss daher den Fortgang des Verfahrens aufmerksam verfolgen. Dieses Verfahren könnte bei einem entsprechend schlimmen Ausgang von Rom als Freibrief verstanden werden, in Zukunft gerichtlich gegen alle Anhänger der Selbstbestimmung – auch in Südtirol – vorzugehen.
Spätestens dann wird sich auch die Führungsspitze der „Südtiroler Volkspartei“, einer Partei, die einst zur Durchsetzung des Selbstbestimmungsrechts gegründet worden war, nicht mehr in untertäniges Schweigen hüllen können.
Und auch die Republik Österreich wird auf den Prüfstand gestellt werden und zeigen müssen, ob sie für die Menschenrechte im südlichen Tirol einzutreten bereit ist.
Ein „Verbündeter“ der „Südtiroler Volkspartei“ fordert die Abschaffung der Autonomie
Italienischer Nationalismus von „links“
In Italien lassen sich extrem nationalistische Positionen nicht einfach der „rechten“ Seite eines gesellschaftlichen Links-Rechts-Schemas zuordnen. Vielmehr ziehen sich diese Einstellungen parteienübergreifend quer durch die gesamte Gesellschaft und man findet sie auch stark ausgeprägt im linken politischen Spektrum.
Das erklärt, warum manchmal kaum ein Unterschied in den Argumentationsweisen von Neofaschisten und sogenannten italienischen „Linken“ zu erkennen ist.
Man wird hierbei daran erinnert, dass einst auch ein Benito Mussolini seine politische Laufbahn als engagierter Sozialist begonnen hatte.
Die „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) hat auf Landesebene eine Koalitionsregierung mit der italienischen Linkspartei „Partito Democratico“ (PD) gebildet und unterstützt auch die Staatsregierung unter Ministerpräsident Paolo Gentiloni, welcher dem PD angehört.
Am 17. März 2017 trat ein Parlamentarier der besonderen Güte in der TV-Sendung „L’aria che tira“ (deutsch: „Der Wind, der weht“) des römischen Senders LA7 auf. Es war der mit der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) „verbündete“ piemontesische PD-Senator Stefano Esposito, Vizepräsident der parlamentarischen Kommission für öffentliche Arbeiten.
Von Freundschaft und „Bündnis“ mit den Südtirolern war bei seinem Auftritt allerdings keine Rede.
Emblem der kommunistischen Jugendorganisation „Federazione Giovanile Comunista Italiana (FGCI)”, der Stefano Esposito angehört hatte.
Stefano Esposito hatte sich in seiner Jugend in der „Federazione Giovanile Comunista Italiana(FGCI)” (deutsch: „Kommunistischer italienischer Jugendbund”) und in kommunistischen Studentenkreisen in führenden Positionen betätigt.
Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Bewegung hatte er sich dann dem linken „Partito Democratico” (PD) angeschlossen und ebenso erfolgreich wie lukrativ politische Karriere gemacht.
Die TV-Sendung, in welcher Esposito am 17. März 2017 auftrat und die von hunderttausenden Menschen gesehen wurde, geriet von Anfang an zu einer entfesselten und teilweise von Hass geprägten Propagandasendung gegen die Autonomien der Regionen mit Sonderstatut.
Die neapolitanische Moderatorin Mirta Merlino heizte von Beginn an die Stimmung auf. Vielen Südtirolern war die Dame bereits ein Begriff, hatte sie doch eine Woche zuvor als Gast in der Talkshow „L’Arena“ des staatlichen Senders Rai 1 unter frenetischem Applaus des Publikums erklärt, die Südtiroler sollten Italien verlassen: „Leute wie euch brauchen wir nicht.“ (Bericht in der Tageszeitung „Dolomiten“ vom 13. März 2017)
Wir erinnern uns: Das letzte Mal hatten Hitler und Mussolini es im Jahre 1939 („Stahlpakt“ und „Optionsabkommen) betrieben, dass die Südtiroler im Rahmen der sogenannten „Option“ ihre eigene Heimat verlassen sollten.
Ein schönes Paar: Gemeinsamer Fernsehauftritt von PD-Senator Stefano Esposito und der Moderatorin Moderatorin Mirta Merlino im Fernsehsender La7
Nun erklärte die Merlino, dass sie die Autonomien der Regionen mit Sonderstatut als Ungerechtigkeit empfinde, dass diese viel Geld kosteten und daher abgeschafft gehörten.
Der „linke“ PD-Senator Stefano Esposito fand an der Äußerung der Mirta Merlino nichts auszusetzen, es war vielmehr Wasser auf seine Mühlen. Er erklärte: „Die Autonomie ist ein Privileg, die Sonderregionen gehören mittels eines Referendums abgeschafft! Das Trentino-Alto Adige kostet 5 Milliarden im Jahr. Seine Autonomie geht zu Lasten der Italiener, wir müssen diese Privilegien abschaffen!“
(Originaltext: „L’Autonomia è un privilegio, serve referendum per eliminare le Regioni Speciali. Il Trentino Alto-Adige costa 5 miliardi l’anno, la sua Autonomia è a spesa degli italiani: dobbiamo togliere questi privilegi!”. Zitiert nach dem Internetportal www.ildolomiti.it )
Die Staatsverschuldung Italiens, erklärte der Senator weiter, sei demnach nicht allein durch den italienischen Süden verschuldet, sondern vor allem auch durch die Sonderautonomien wie jene des „Alto Adige“ verursacht.
Der uninformierte Senator Esposito
Damit hat der Senator gezeigt, dass er in Wahrheit wenig Ahnung von den wirklichen Gegebenheiten hat:
Südtirol bekommt nämlich keine finanziellen Zuschüsse aus Rom, sondern führt (gemäß des im Jahre 2009 abgeschlossenen sogenannten „Mailänder Abkommens“) alle im Land eingehobenen Steuern nach Rom ab.
Rom behält 10 Prozent der Steuern ein und erstattet dem Land Südtirol 90 Prozent der Steuer zurück. Im Gegenzug deckt das Land damit aber auch alle Aufwendungen ab, die in Provinzen ohne Autonomiestatut durch den Zentralstaat finanziert werden.
Zusätzlich hat sich Südtirol auch in einem neuen 2014 abgeschlossenenFinanzabkommen mit Rom verpflichtet, zur Tilgung der gewaltigen italienischen Staatsschulden (2016: 2.214 Milliarden €) mit 476 Millionen €/Jahr (Quelle: „Neue Südtiroler Tageszeitung ONLINE“ vom 15.08.2016) beizutragen. Das ist ein reines Geschenk an Rom, denn an der Verursachung dieser Schulden war Südtirol nicht beteiligt.
In den „Dolomiten“ vom 22. März 2017 wies der Landtagsabgeordnete Bernhard Zimmerhofer von der „Süd-Tiroler Freiheit“ darauf hin, dass Südtirol zu den Nettozahlern gehörtEs ist also Südtirol, welches Geld nach Rom schenkt und nicht umgekehrt. Eines ist aber klar: Südtirol betreibt im Gegensatz zum Zentralstaat eine vernünftige Haushaltspolitik und ist in der Lage, für das Land Vermögen anzulegen.
Das reizt in Rom nicht nur Leute wie Stefano Esposito, darüber nachzudenken, wie man die Hände nach dem Eigentum der fleißigen Südtiroler ausstrecken könnte.
Der SVP-Parlamentarier Senator Dr. Karl Zeller erklärte in den „Dolomiten“ vom 21. März 2017 zu Recht, dass die italienische Verfassung und auch das Autonomiestatut die Südtirol-Autonomie vor einem Regierungs-Handstreich und vor einem Referendum, wie von Esposito gefordert, schützen würden.
Äußerungen und Einstellungen wie jene des PD-Politikers Esposito zeigen jedoch, dass die Südtirol-Autonomie letztlich doch auf schwankendem Boden steht und man sich auf künftige Bedrohungen auch durch neuerlich angestrebte Verfassungsreformen und andere Maßnahmen einzustellen hat.
Die Südtiroler Oppositionsparteien, die „Freiheitlichen“ und die „Süd-Tiroler Freiheit“, fühlen sich darin bestärkt, auf friedliche Weise das endgültige „Los von Rom“ im Wege der Selbstbestimmung anzustreben.
Das schwierige Gedenken an Andreas Hofer
Die Offenbarung der Gesinnungen auf den Andreas Hofer-Feiern
Wie kann man des Freiheitshelden Andreas Hofer gedenken, ohne sich zu Freiheit, Selbstbestimmung und Landeseinheit in der heutigen Zeit zu bekennen?
Einige Politiker haben sich in diesem Jahr anlässlich der Gedenkfeiern mit dieser Frage auseinander gesetzt und sind zu unterschiedlichen Ergebnissen gelangt.
Gesamttirol einschließlich Welschtirols (des heutigen „Trentino“)
Um den 20. Februar werden in Tirol bis heute Gedenkveranstaltungen abgehalten. Zu den Südtiroler Andreas Hofer-Feiern des Jahres 2017 hatte der Südtiroler SchützenbundVertreter verschiedener politischer Richtungen als Redner eingeladen und damit eine die Parteien überspannende Öffentlichkeit mit der Tiroler Landesgeschichte und dem Thema der Landesteilung konfrontiert.
Die Ansprachen waren interessant, denn hier wurde offenbar, welche Kenntnisse über die Landesgeschichte und welche Betrachtungsweisen gegeben waren.
Hier können nur einige Beispiele aus der Vielzahl der Feiern angeführt werden.
Die Landesgedenkfeier in Meran
Der Zug zum Festplatz
Der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Elmar Thaler, erinnerte am 19. Februar 2017 in seiner Ansprache bei der Andreas-Hofer-Landesgedenkfeier in Meran sowohl an Andreas Hofer als auch an den Dichter Julius Mosen.
Thaler hob hervor, dass Andreas Hofer sich immer wieder gegen die Fremdherrschaft aufgelehnt habe. Auch die Schützen würden dies tun, indem sie versuchen, die Zukunft des Landes als einfache Bürger mitzugestalten. Der Europäischen Union würde es derzeit jedoch nicht gelingen, die Vorzüge der Regionalität mit dem Gedanken der europäischen Einigung zu verknüpfen. Nichts sei aber endgültig geregelt, was nicht gerecht geregelt sei. Das galt zu Hofers Zeiten und gelte auch heute.
Auf die von den politischen „Grünen“ vom Zaun gebrochene öffentliche Debatte über den Verbleib der christlichen Kreuze in den Schul-Klassenzimmern eingehend, sagte Thaler: „In der Diskussion der vergangenen Wochen, um Identität, um Symbole, die uns wichtig sind, passt es nun ganz gut, wenn wir, anstatt darüber zu sinnieren, was wir in Zukunft alles ändern könnten, welche Zeichen wir in den Klassenzimmern auf- und abhängen, ganz einfach Taten folgen lassen. Und die Gedenkfeier mit einem Wortgottesdienst beginnen.“
Der Schützen-Landeskurat Pater Christoph Waldner rief in diesem Gottesdienst dazu auf, für das Land und all die Frauen und Männer zu beten, die ihr Leben für den Glauben, ihr Land und das Volk eingesetzt hatten. Der Kurat ging dann auf Julius Mosen, den Dichter der Tiroler Landeshymne, ein und sagte: Die Hymne „beschreibt mit dem Sterben unseres Sandwirtes auch seinen besonderen Mut, die Treue zu seinem Volk und sein Gottvertrauen.“
(Aus „Dolomiten vom 20. Februar 2017)
Dann trat der österreichische Ex-Nationalratsabgeordnete DDr. Erwin Niederwieser (SPÖ) aus Völs in Nordtirol an das Rednerpult und legte ein bemerkenswertes Bekenntnis ab:
„Die Forderung nach Selbstbestimmung gibt es seit 1918, seit Südtirol von Österreich getrennt und Tirol geteilt wurde.“Es könne in Zukunft auch eine Situation eintreten, in welcher eine Region Tirol vorstellbar wäre oder es zu einer Weiterentwicklung zu einem Europa komme, in dem neue Verwaltungseinheiten und politische Einheiten entstehen könnten. „Sollte Südtirol die Schutzmacht Österreich brauchen, wir werden immer dazu bereit sein“, versprach der SPÖ-Politiker.
Das waren Äußerungen, die in der staatsmännischen Tradition eines Dr. Bruno Kreisky standen und von den Anwesenden mit Freude gehört wurden.
Weitere Höhepunkte der von der Kapelle St. Pankraz musikalisch umrahmten Feier waren die Ehrensalven und die Kranzniederlegung vor dem Andreas Hofer-Denkmal in Meran.
DDr. Erwin Niederwieser am Rednerpult in Meran, neben ihm der Schützen-Landeskommandant Elmar Thaler
Anschließend fanden im „Alten Meraner Kurmittelhaus“ Ehrungen für verdiente Mitglieder und Persönlichkeiten statt.
Unter den geehrten Persönlichkeiten befand sich auch Roland Lang (Zweiter von links), Obmann des von ehemaligen politischen Häftlingen und Freiheitskämpfern gegründeten Südtiroler Heimatdienstes (SHB). Ihm wurde der Ehrenkranz des Südtiroler Schützenbundes verliehen.
Kompatschers Rede und sein Schneckenhaus
Eine ganz andere Rede hielt der Südtiroler Landeshauptmann Dr. Arno Kompatscher(SVP) am 19. Februar 2017 bei der Andreas-Hofer-Feier in dem 400 Seelen-Dorf Penon, an der Südtiroler Weinstraße des Unterlandes.
Er sagte: „Bei der Andreas-Hofer-Feier in Meran sind genügend andere Leute. Außerdem hat man mich nach Penon eingeladen – mit dem Auftrag, die Festrede zu halten.“
Statt auf Hofers Einsatz für Freiheit und Selbstbestimmung des Volkes einzugehen, kritisierte ihn Kompatscher: Der Freiheitskämpfer und Volksheld Andreas Hofer stehe vor allem für Konservatives, „für ein Sich-Verschließen gegenüber Neuerungen.“
Die Tageszeitung „Dolomiten“ berichtete am 20. Februar 2017 unter diesem Titel über Kompatschers Rede in Penon
Und dann kamen unverbindliche Allgemeinplätze wie diese: „Wir dürfen uns nicht in ein Schneckenhaus zurückziehen, denn im Schneckenhaus gibt es keine Freiheit. Dort gibt es keinen Platz für Freiheit.“ Die Südtiroler seien verwurzelt in Tradition und Heimat. Sie könnten „dadurch gefestigt und mit Selbstbewusstsein können Neuem offen und tolerant begegnen. Das heißt aber nicht, tolerant mit Intoleranten zu sein“, und so fort und so weiter. (Zitiert nach „Dolomiten“ vom 20. Februar 2017)
Die Penoner und vor allem die versammelten SVP-Funktionäre dankten mit verhaltenem Applaus. Dass der stets auf Entgegenkommen gegenüber Rom bedachte Landeshauptmann Kompatscher, der auch nicht gerade als Befürworter der Südtiroler Selbstbestimmung bekannt ist, nur vor einer relativ kleinen statt auf der großen Versammlung in Meran sprechen konnte, hatte für ihn als Redner wahrscheinlich seine Vorteile gehabt. In Meran hätte es womöglich andere Reaktionen gegeben.
Zwei SVP-Bezirksobmänner: Selbstbestimmung und der Wille zur Einheit Tirols
Dass es in der SVP zu den Fragen der Selbstbestimmung und der Freiheit auch andere Positionen als die des Landeshauptmannes Arno Kompatscher gibt, stellten bei den Andreas-Hofer-Feiern zwei SVP-Bezirksobmänner unter Beweis.
In Sarnthein hielt der SVP-Bezirksobmann Christoph Perathoner am 19. Februar 2017 die Festrede auf der Andreas-Hofer-Gedenkfeier und sprach dabei das Thema der Selbstbestimmung für Südtirol an. Die Selbstbestimmung, führte der Redner aus, sei „das Recht eines Volkes, sein Schicksal selbst zu gestalten.“
In Neumarkt im Unterland erklärte der Landtagsabgeordnete und SVP-Bezirksobmann Oswald Schiefer in seiner Gedenkrede: „Durch diese Gedenkfeiern beweisen wir in unserer Gemeinde und den einzelnen Ortschaften den Willen zur Einheit und Geschlossenheit Tirols.“
EX-SPD-Bürgermeister Christian Ude: Hofer nicht verklären!
In Gries bei Bozen hielt der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude(SPD) die Festrede.
Der ehemalige Münchner Oberbürgermeister oblag Christian Ude nach der Gedenkveranstaltung im Kreise der Schützen.
Wie es einem vermeintlich fortschrittlichen Politiker seines Zuschnittes zukommt, demonstrierte er seine kritische Einstellung gegenüber vaterländischen Themen.
Er sei „kein Freund von Heldengedenken“. Man müsse dem Bestreben von „Deutschnationalen“, Hofer zu vereinnahmen, „unbedingt entgegentreten“, denn „das ist ein völliger Schmarrn“. Bei Andreas Hofer stehe die Liebe zur Heimat im Vordergrund, „aber wir sollen ihn nicht verklären, sondern gemäß unserer realistischen Zeit betrachten“, schloss Ude seine Gedenkrede, in welcher er das Thema der Selbstbestimmung für Südtirol sorgsam vermieden hatte. (Zitiert nach „Dolomiten“ vom 20. Februar 2017)
Warum unsere jetzige Zeit eine „realistische Zeit“ sei im Gegensatz offenbar zu anderen nicht realistischen Zeiten und was diese Formulierung überhaupt bedeuten solle, hatte Ude nicht erklärt.
Ein junger Schütze in Bozen: Gegen Fremdbestimmung, für Einheit und Freiheit!
Matthias Hofer
Für die Zuhörer besser verständlich war das, was der junge Schützen-Oberleutnant Mathias Hofer von der Olanger Schützenkompanie Peter Sigmayr am 19. Februar 2017 bei der großen Feier vor dem Dom in Bozen in seiner Festrede vermittelte:
„Für uns ist vielfach alles selbstverständlich, daher ist es wichtig, dass wir uns immer wieder bewusst werden, dass wir das, was wir haben, diese wunderschöne Heimat und das Recht auf Muttersprache, nicht geschenkt bekommen haben. Dass es Menschen gab, die wie Andreas Hofer den Mut hatten, für unsere Rechte einzustehen, dafür zu kämpfen und sogar mit dem Leben dafür zu bezahlen.“
Der junge Schütze sagte weiter:
„Viele gedenken heute der Freiheitskämpfe und wissen oft gar nicht mehr, warum wir stolz auf unsere Vorfahren sein können. Wir müssen deshalb so stolz darauf sein, weil unsere Vorfahren in schwierigen Zeiten viel an persönlicher Verantwortung auf sich genommen haben, um die Fremdbestimmung zu verhindern, die Einheit und die Freiheit unseres Landes zu retten und so dem Land eine Zukunft zu geben. Ihr Erbe muss uns Auftrag und Verpflichtung sein.“
Deshalb brauche es auch heute Menschen, die mutig sind und für das Allgemeinwohl, die Gerechtigkeit, die Freiheit und die Heimat eintreten. (Zitiert nach „Dolomiten“ vom 20. Februar 2017)
FPÖ-Südtirolsprecher und Nationalratsabgeordneter Werner Neubauer in Klausen: Das Ziel ist die Zusammenführung der Tiroler Landesteile
Am 20.Februar 2017 hielt der österreichische Nationalratsabgeordnete und FPÖ-Südtirolsprecher Werner Neubauer die Festrede auf der Andreas Hofer Gedenkfeier der Schützenkompanie Klausen im Schützenbezirk Brixen.
Der österreichische Nationalratsabgeordnete Werner Neubauer ist Mitglied der Schützenkompanie Gries. Hier steht er zusammen mit dem Schützenhauptmann Fabian Baumgartner nach der Kranzniederlegung vor dem Denkmal des Paters Haspinger in Klausen.
Der Abgeordnete Neubauer sprach offen an, was die Gestalt Andreas Hofers für die heutige Zeit bedeutsam macht. Es seien dies die Fragen der Landeseinheit und des Selbstbestimmungsrechts.
„Sinn eines solchen Gedenkjahres“, sagte Neubauer, „muss es sein, die Vergangenheit zu respektieren und gerade in der Person Hofers jene Tugenden zu erkennen, die sich im ausgewiesenen Mut, seiner Geradlinigkeit und Tapferkeit, aber auch in der Religion und Liebe zur eigenen Tradition und der Heimat, in besonders hervorragender Weise widerspiegeln.
Das diesjährige Gedenken müssen wir aber vor allem auch zum Anlass nehmen, um über den zukünftigen Weg, der nach der schmerzlichen Abtrennung der österreichischen Minderheit im südlichen Tirol im Jahre 1919 durch den Vertrag von Paris-Saint Germain, eingeleitet wurde, ernsthafte Gedanken zu fassen.
Das Ziel muss es sein, die drei Tiroler Landesteile wieder zusammenzuführen.“
Der Abgeordnete Neubauer erinnerte an die Verdienste der Freiheitskämpfer der 1960er Jahre. Bild links: Von links nach rechts: Georg Klotz, Luis Amplatz und Kurt Welser. Bild rechts: Anton Gostner
Bild links: Der Freiheitskämpfer Sepp Kerschbaumer. Bild rechts: Der Freiheitskämpfer Franz Höfler
Männern wie Luis Amplatz, Jörg Klotz, Franz Höfler, Anton Gostner und Sepp Kerschbaumer, um nur einige zu nennen, sei es letztlich zu verdanken gewesen, dass der staatlich gesteuerten Unterwanderung Einhalt geboten werden konnte und dass der Abschluss zum Autonomiepaket erreicht wurde. Das sei aber noch nicht das Ende des Weges.
Es geht um das Selbstbestimmungsrecht
„Das Selbstbestimmungsrecht der Völker“, führte Neubauer weiter aus, „ist für uns unteilbar und unverzichtbar. Bis zur Verwirklichung des Selbstbestimmungsrechtes der Südtiroler ist es die historische Aufgabe Österreichs, den Bestand der deutschen und ladinischen Volksgruppen in Südtirol so wie den rechtlichen Status mit allen verfügbaren friedlichen Mitteln zu sichern.“
Die Schützenkompanie Klausen, sagte Neubauer, habe sich den berühmten Tiroler Freiheitskämpfer und Landesverteidiger, den Kapuzinerpater Joachim Haspinger, als Namenspaten gewählt.
Dieses Bild Franz von Defreggers zeigt die Tiroler Freiheitskämpfer Josef Speckbacher, Andreas Hofer und Pater Joachim Haspinger im Jahre 1809 beim Kriegsrat. Vor ihnen sitzt Andeas Hofers Sekretär Kajetan Sweth.
Dieser habe mehrfach in den Landesaufgeboten die Grenzen Tirols verteidigen geholfen und habe sich als bereits geweihter Priester 1809 am Tiroler Volksaufstand beteiligt.
„Haspinger nahm in der Folge auch an den Bergisel-Schlachten an vorderster Front teil. Er hielt in schwierigsten Situationen durch, führte seinen Kreuzstab als Banner voran. … Er wurde zum Volksführer, später zum Kommandanten. Pater Joachim war von nun an einer der feurigsten Arme des Aufstandes.“
Das im Innsbrucker Landesmuseum Ferdinandeum befindliche Gemälde von J. Koch zeigt Andreas Hofer, Josef Speckbacher und Pater Joachim Haspinger im Tiroler Freiheitskampf von 1809.
Pater Haspinger, berichtete Neubauer, habe nach der endgültigen Niederlage der Tiroler Tirol verlassen und 1858 fern seiner Heimat in Salzburg sterben müssen.
Es sei ein Signal der Hoffnung, dass die Schützenkompanie Klausen mit dieser Feier an die ebenso tragische wie heldenhafte Vergangenheit Tirols erinnere und das Andenken an Andreas Hofer begehe.
„Am Grabe Hofers, Speckbachers und Haspingers in der Innsbrucker Hofkirche befindet sich folgender Schwur Tirols:
Ein Volk, dem man die Heimat nahm,
gräbt knirschend seinen Zorn und Gram hier in den Stein der Heldengruft
Und schwört bei Hofers Staub und ruft:
Wir werden rasten und ruhen nicht
bis unsrer Knechtschaft Fessel bricht und Nord und Süd die Bruderhand
sich reichen im deutschen Hofer Land Es lebe Tirol!“
„Klingt diese Stelle, die ich jetzt erst verstehe, nicht wie eine Prophezeiung, wenn Sie auf das Hochgebirge blicken, das sich auf den Ruf seines Hofers erhoben hat? Welch ein Mann, dieser Andreas Hofer! Ein Bauer wird ein Feldherr, und was für einer! Seine Waffe – Gebet, sein Bundesgenosse – Gott! Er kämpft mit gefalteten Händen, kämpft mit gebeugten Knien und schlägt mit dem Flammenschwert des Cherubs …“
Dies schrieb Königin Marie Luise von Preußen aus Königsberg, aus Verbannung und Flucht, zur Zeit der tiefsten Erniedrigung Deutschlands durch Napoleon
Bild links: Portrait Andreas Hofers von Placidus Altmutter Bild rechts: Erzherzog Johann von Österreich (Maler unbekannt)
Vor 250 Jahren wurde Andreas Hofer am 22. November 1767 auf dem Sandhof in St. Leonhard im Passeier geboren. Er übernahm nach dem Tod seines Vaters mit 22 Jahren den Sandhof und betrieb auch Pferde-, Wein- und Branntweinhandel, wodurch er im ganzen Land herum kam. Seine Frau Anna bewirtschaftete den Hof. Hofer war des Lesens und Schreibens kundig und beherrschte auch die italienische Sprache.
In den Kämpfen von 1797 hatte Hofer bereits als Hauptmann die Erste Passeirer Landsturmkompanie kommandiert.
Am 4. November 1805 traf Hofer heimlich in Bruneck oder Lienz mit dem Erzherzog Johann zusammen, den er auch schon ein Jahr zuvor auf dem Sandhof bewirtet hatte. Diesmal ging es darum, die Möglichkeiten einer Erhebung gegen die Bayern zu besprechen
Kriegsrat Andreas Hofers (Gemälde von Franz von Defregger)
Das von Kaiser Maximilian 1511 erlassene „Landlibell“ war die älteste Wehrverfassung Tirols, welche alle Tiroler zur Landesverteidigung verpflichtete, sie dafür aber vom Kriegsdienst außerhalb des Landes befreite.
Im Jänner 1809 reiste Hofer zusammen mit einigen Vertrauten nach Wien. In mehreren Besprechungen mit Erzherzog Johann wurden die Verabredungen zum Aufstand der Tiroler getroffen und am 8. April 1809 erging das Besitzergreifungspatent des Erzherzog Johanns. Einen Tag danach erhob sich das Land.
Am 17. April 1809 nahm Hofer zusammen mit dem Chef der österreichischen Zivilverwaltung, Josef Freiherr von Hormayr im Schloss Tirol im Namen Österreichs sinnbildlich von dem Land Besitz. Bald waren die bayerischen Besatzungstruppen aus dem Land gedrängt.
Als bayerische Truppen unter Marschall Lefebvre wieder in Tirol einfielen und bis Innsbruck vorrückten, übernahm Hofer als Oberkommandant in Tirol den Befehl und rief aufgrund des Landlibells von 1511 den Landsturm zu den Fahnen.
In den Napoleonischen Kriegen zog 1796 das Tiroler Landesaufgebot gegen den Feind. 1809 sollte Andreas Hofer das Landesaufgebot wieder zu den Waffen rufen.
Am 29. Mai 1809 fand die siegreiche Schlacht auf dem Bergisel bei Innsbruck statt.
Durch den Waffenstillstand von Znaim am 12. Juli 1809 war Tirol wieder den Feinden preisgegeben. Hofer rief das Tiroler Aufgebot erneut zu den Waffen. Am 13. August 1809 kam es zu einer erneuten siegreichen Schlacht am Bergisel.
Der Schönbrunner Friede vom 14. Oktober 1809 gab aber nun das Land dem Feind preis. Hofer entschied sich aber zum Weiterkämpfen, diesmal ohne österreichische Unterstützung.
Nun kam es am 1. November 1809 zur letzten Schlacht auf dem Bergisel, die mit einer Niederlage endete.
Nach mehreren weiteren verlustreichen Gefechten brach der Tiroler Aufstand zusammen. Hofer musste in die Berge fliehen, wurde an die Franzosen verraten und auf der Pfandleralm verhaftet.
Am 20. Februar 1810 ging Andreas Hofer vor der Bastei der Festung Mantua mit einer aufrechten Haltung in den Tod, die sein letzter Beichtvater und Beistand im Tode, Giovanni Manifesti, der Propst und Erzpriester von Santa Barbara, bezeugte: „Con somma mia consolazione ed edificazione ho ammirato un uomo, ch’e andato alla morte come un eroe cristiano, e l’ha sostenuta come martire intrepido.” („Ich bewunderte voll Trost und Erbauung einen Mann, der als christlicher Held zum Tode ging und ihn als unerschrockener Märtyrer erlitt.“)
Andreas Hofers letzter Gang. (Postkarte anlässlich der Hofer-Gedenkfeiern 1909)
1823 enterdigten österreichische Offiziere Hofers sterbliche Überreste in Mantua und brachten diese nach Innsbruck, wo sie in der Innsbrucker Hofkirche beigesetzt wurden.
Bild links: Die Enterdigung der Gebeine Andreas Hofers in Mantua (zeitgenössischer Stich). Bild rechts: Das Grabmal Andreas Hofers in der Hofkirche in Innsbruck. Die Fahne in der Hand Hofers trägt so lange einen Trauerflor, bis das Land Tirol in seinen alten Grenzen wieder vereinigt sein wird.
Erzherzog Johann war ein Freund und großer Verehrer Andreas Hofers gewesen. Er liebte das Land Tirol, in welchem er seine späten Lebensjahre verbrachte. Im Jahre 1845 schrieb er, nachdem er wieder nach Tirol hatte zurückkehren können:
„Ich war wieder in Tirol, frei und unbehindert, dem Land angehörend durch Liebe und Treue, durch Besitztum, durch Weib und Kind. Jenem Land, von dem ich vor 15 Jahren eine Schachtel Erde holte, damit auf dieser einst mein Haupt im Grabe ruhe – wusste ich doch nicht, ob es mir einmal vergönnt sein werde, frei dasselbe zu betreten.“
(Aus Johanns Tagebuch von 1845. Zitiert bei Bernhard Wurzer: „Tiroler Freiheitskampf“, Schriftenreihe zur Zeitgeschichte Tirols, Bd. 5, Erw. Neuauflage, S. 89)
Johann hatte auch die Wiege des Freiheitshelden Andreas Hofer zu dessen Andenken auf sein Schloss Schenna bei Meran geholt. Dort ruht der Erzherzog, seinem letzten Wunsch gemäß, im Mausoleum des Schlosses, an seiner Seite ruhen seine Frau und sein Sohn.
Ein düsterer Nachhall:
Die provokatorische Sprengung des Andreas-Hofer-Denkmals in Innsbruck im Jahre 1961
Alte Postkarte mit dem Andreas Hofer-Denkmal auf dem Bergisel
An Andreas Hofer erinnert auf dem Bergisel bei Innsbruck ein großes Denkmal, welches 1961 gesprengt und später wieder aufgebaut wurde.
Im Jahre 2009 veröffentlichte ein junger Journalist der „Tiroler Tageszeitung“, namens Manuel Fasser, Geburtsjahrgang 1982, ein Buch mit dem Titel „Ein Tirol – zwei Welten. Das politische Erbe der Südtiroler Feuernacht von 1961“. (StudienVerlag Innsbruck-Wien-Bozen 2009)
Neue Tatsachen brachte das Buch keine. Manuel Fasser war es lediglich ein Anliegen, die Südtiroler Freiheitskämpfer der 1960er Jahre als „Terroristen“ festzuschreiben.
Interessanter als Fassers Begriffsspielereien war aber ein von dem Südtiroler Lehrer und Lokalhistoriker Leopold Steurer verfasster Beitrag.
Leopold Steurer bei einem Fernsehauftritt
In seinem „Nachwort – historische Hintergründe zur Feuernacht“, beschuldigte der von Schülern auch als „Roter Poldi“ titulierte frühere Mao-Bewunderer Leopold Steurer den „Befreiungsausschuß Südtirol“ (BAS), am 1. Oktober 1961 das Andreas-Hofer-Denkmal in Innsbruck gesprengt zu haben. Dies sollte laut Steurer eine „Welle nationaler Empörung“ gegen Italien zu provozieren. „Die Waffe des Dynamits musste sich gegen das patriotische Herzstück und Heiligtum der eigenen Gruppe, eben das Andreas-Hofer-Denkmal auf dem Bergisel, richten, um durch die künstliche Schaffung einer neuen Welle nationaler Empörung ein Gefühl der kollektiven Bedrohung durch diesen ‚feindlichen Gegenschlag‘ zu erzeugen und damit von den eigenen Fehlern und Misserfolgen abzulenken und den politischen Tiefpunkt zu überwinden.“ (Leopold Steurer: „Nachwort“, in: Manuel Fasser, a.a.O., S. 184)
Das von Neofaschisten gesprengte – und in der Folge wieder aufgebaute – Andreas Hofer-Denkmal auf dem Bergisel in Innsbruck
Pech für den Ideologen Steurer: Im Jahr 1965 wurde in Italien eine neofaschistische Terrorgruppe aufgedeckt. Bei Hausdurchsuchungen fanden sich die Beweise, dass diese Neofaschisten Anschläge in Österreich einschließlich der Sprengung des Denkmals auf dem Bergisel begangen hatten. Weitere Enthüllungen, welche die Täterschaft dieser italienischen „Gladio“-Gruppe bestätigten, erfolgten in den darauf folgenden Jahren. (Die durch offizielle Gerichtsakten belegten Nachweise sind nachzulesen in: Hubert Speckner: „Von der ‚Feuernacht‘ zur ‚Porzescharte‘ …“, Wien 2016, S. 123ff; in: Hans Karl Peterlini: Feuernacht – Südtirols Bombenjahre 1961 – 2011“, Bozen 2011, S. 251ff; sowie in: Helmut Golowitsch: „Für die Heimat kein Opfer zu schwer. Folter – Tod – Erniedrigung. Südtirol 1961 – 1969“, Edition Südtiroler Zeitgeschichte. 2. Auflage, 2009, S. 725ff)
Dokumentation: Erinnerung an den Dichter der Tiroler Landeshymne
Man darf in diesem Jahr in Zusammenhang mit Andreas Hofer noch eines weiteren Mannes gedenken: Vor 150 Jahren war der Dichter Julius Mosen aus Marieney im Oldenburgischen verstorben, welcher die Landeshymne „Zu Matua in Banden…“ gedichtet hatte.
Der Dichter Julius Mosen
Mosen stammte aus einer alten jüdischen Prager Familie, welche ursprünglich den Namen Moses getragen hatte und später zum Protestantismus konvertiert war. Mitglieder der Familie Mosen betätigten sich im Dienste der evangelischen Kirche. Mosens Vater war evangelischer Kirchenkantor und Dorfschullehrer. Der junge Mosen hatte sich als Student der neu gegründeten deutschen Burschenschaft Germania Jena angeschlossen und sich für die freiheitlichen Ideale begeistert. Im Jahre 1823 bewegte ihn die Nachricht über die Heimholung der sterblichen Überreste Hofers nach Innsbruck, die damals Tagesgespräch war.
Als der junge Mosen eine Bildungsreise nach Italien zu den Stätten des Altertums unternahm, unterbrach er Anfang 1826 in Innsbruck die Reise. Mosen besucht das Grab Hofers und alle Stätten in Innsbruck, an denen Hofer geweilt hatte. Ihm kam vor, wie er im Tagebuch festhielt, dass der Geist Hofers in dieser Stadt noch allgegenwärtig sei. Mosen stand auf dem Bergisel und der Eindruck erschütterte ihn tief. Noch immer zeigte der Berg die Wunden des mörderischen Ringens, die Spuren des Artilleriefeuers, das seine Hänge verwüstet hatte.
Es sollte noch 5 Jahre dauern, bis das tiefe Erleben gereift war und seinen Ausdruck in einem Gedicht fand, das in seiner Schlichtheit zu den großen Dichtungen deutscher Sprache zählt.
1831 schrieb er mit fliegender Feder in einem einzigen genialen Handstreich nieder, was ihn so lange bewegt hat – das Gedicht vom Andreas Hofer.
Diese Original-Niederschrift des Liedtextes von der Hand Julius Mosens befindet sich im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck
F. F. Stapf, der Biograph Mosens, sagt über das spätere „Andreas Hofer Lied“: „Es kommt aus dem Herzen und es geht deshalb zu Herzen. Es ist von schlichter Größe und edler Einfalt – kein rätselhaftes, intellektuelles Kunstgebilde. Es erinnert in seiner Einfachheit, Klarheit und Schönheit an Sagen, Volksmärchen, Volksweisen und in seiner Kraft an protestantische Kirchenlieder wie „Ein’ feste Burg ist unser Gott“. (Fred Frank Stapf: “Julius Mosen. Der Vogtländer Dichter des Andreas-Hofer-Liedes“, Lappersdorf 1995)
Das Gedicht machte den jungen Dichter Mosen über Nacht bekannt. Als der Klosterneuburger Sänger und Komponist Leopold Knebelsberger anlässlich eines Aufenthaltes im Zillertal im Jahre 1844 das Gedicht unter Verwendung von Volksliedmotiven vertonte, trat das „Andreas Hofer Lied“ seinen Siegeszug durch Tirol und weiter durch den gesamten deutschen Sprachraum an. Es wurde zum Volkslied, denn Text und Melodie sind für einander geschaffen. Sie drücken in Schlichtheit und Schönheit den Stolz des Volkes auf einen seiner edelsten Helden aus. Und die Trauer über das tapfere Sterben des Sandwirtes.
Knebelsberger war es im Jahre 1865 ein Anliegen, zusammen mit alpenländischen Sängern den damals schon todkranken Dichter an seinem Wohnsitz in Oldenburg zu besuchen. Die Sänger erschienen in Tiroler Tracht und wurden von der Gattin Minna in das Krankenzimmer hinein geführt. Im Halbkreis umstanden sie das Bett und stimmten unter Begleitung einer Zither sein – ihr – Andreas Hofer Lied an. Mosen konnte kaum noch sprechen, aber er bewegte die Lippen zu dem Liedvortrag und sprach leise die Worte des Liedes mit. Tränen rannen ihm über das Gesicht. Die Sänger wussten, dass sie von einem Todgeweihten Abschied nahmen. Zwei Jahre später sollte der Dichter von seinem langem Leiden erlöst sein.
Julius Mosen aber lebt durch das ergreifende Andreas Hofer Lied in unser aller Andenken weiter.
„Zu Mantua in Banden“ wurde in den kommenden Jahrzehnten zu dem Lied, welches bis auf den heutigen Tag durch Generationen hindurch das Selbstverständnis der Tiroler geprägt hat.
Ignaz von Zingerle, der große Tiroler Sprach- und Literaturwissenschafter, nahm das Lied, weil es schon zum Volkslied geworden war, im Jahre 1850 in seine volkskundliche Sammlung „Sagen aus Tirol“ auf.
Im Jahre 1815 sangen es die zur Front in Fels und Eis ausrückenden Standschützen des Ersten Weltkrieges.
Kastelruther Standschützen des Ersten Weltkriegs an der Gebirgsfront
Und in den finstersten Tagen der faschistischen Unterdrückung richtete das als völkisches und politisches Bekenntnis heimlich gesungene Lied vom tapferen Sterben des Sandwirtes für sein Land Tirol die Menschen im besetzten Landesteil auf. Das Vorbild Hofers verlieh ihnen die Kraft, zu leiden und zu widerstehen.
Das schlichte Lied hat damit ganz wesentlich dazu beigetragen, das Tirolerland in Gefahr und Bedrängnis deutsch und ladinisch zu erhalten.
Seit dem Jahre 1915 befindet sich die Originalniederschrift aus der Hand des Dichters im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck. Die Schwiegertochter Mosens, Maria Mosen, geborene Briest, hat sie den Tirolern gestiftet.
Am 2. Juni 1948 erhob der Nordtiroler Landtag das Andreas Hofer Lied nach den Worten von Mosen und der Melodie von Knebelsberger offiziell zur Tiroler Landeshymne. Seitdem wird dieses Lied zu allen offiziellen und feierlichen Anlässen gesungen. Es erklingt auch alljährlich auf dem Friedhof von St. Pauls in Südtirol, wenn der Südtiroler Heimatbund, die Schützen aus ganz Tirol, die Bevölkerung und zahlreiche Politiker das Andenken der verstorbenen Freiheitskämpfer der Sechzigerjahre des vorigen Jahrhunderts vor deren Gedenktafel ehren.
Gedenkfeier für die Freiheitskämpfer der 1960er Jahre auf dem Friedhof von St. Pauls
Dass es im Jahr 2003 in ganz Tirol noch kein Denkmal für den Schöpfer der Tiroler Landeshymne gab, hatte den Innsbrucker Wirtschaftstreibenden Dr. Hans Paul Cammerlander dann dazu veranlasst, ein Relief zu dem Andenken an den Dichter Julius Mosen und an den Komponisten Leopold Knebelsberger, welcher die Hymne vertont hatte, anfertigen zu lassen.
Am 8. Juli 2003 wurde das von Emmerich Kerle geschaffene Bronzerelief an der Außenmauer des im Besitz Paul Kammerlanders befindlichen Innsbrucker Traditionsgasthauses „Goldener Adler“ angebracht und in einer schlichten und schönen Feier der Öffentlichkeit vorgestellt. Immerhin hatte Andreas Hofer 1809 im „Goldenen Adler“ ein Hauptquartier aufgeschlagen. „Am unseren Rundtisch plante er die Bergisel-Schlacht“, erklärte der Hotelier Cammerlander stolz bei der Einweihungsfeier.
Die zur Erinnerung an Mosen in Innsbruck angebrachte Gedenktafel, die hinter dem Portrait des Dichters auch das Portrait des Komponisten Knebelsberger zeigt.
Der Südtiroler Landeshauptmann Dr. Luis Durnwalder hatte zusammen mit herzlichen Grußworten die Peter-Mayr-Schützenkompanie zu dieser Feier entsandt.
Und der Südtiroler Kulturlandesrat Dr. Bruno Hosp kündigte an, in Südtirol dafür sorgen zu wollen, dass das ehrende Andenken an Julius Mosen gewahrt werde.
Sepp Mitterhofer 85 Jahre alt – Ein Leben für die Heimat und Freiheit
Bild: Roland Lang mit Sepp Mitterhofer
Am 22. Februar 2017 ist der Ehrenobmann des von ehemaligen Südtiroler Freiheitskämpfern und politischen Häftlingen gegründeten „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB), Sepp Mitterhofer aus Meran-Obermais, 85 Jahre alt geworden. Er kann stolz auf viele Jahrzehnte eines erfüllten Lebens zurück blicken, in denen er Außerordentliches für seine Heimat und deren Freiheit geleistet hat.
Aus diesem Anlass hat der derzeitige Obmann des SHB, Roland Lang, nachstehende Würdigung veröffentlicht:
Am 22. Februar 1932 in Meran geboren, erlebte Sepp Mitterhofer als Kind die Faschistenzeit. Über seinen weiteren Werdegang hat er in einem Vortrag in Österreich berichtet:
„Nach dem Zweiten Weltkrieg bin ich als 15jähriger der Bürgerkapelle Obermais beigetreten und habe Flügelhorn geblasen. Bis 1988, also 40 Jahre war ich aktives Mitglied der Kapelle.
In den Fünfziger Jahren, als ich etwas älter und reifer wurde, hat mich der politische und soziale Notstand in unserer Heimat tief beeindruckt. Ich habe mich immer öfter mit Gleichgesinnten getroffen, um über die politische Lage zu diskutieren. Bin dann schließlich dem BAS beigetreten und habe mich aktiv bei den Anschlägen beteiligt.
Der junge Sepp Mitterhofer
Die Männer der ersten Stunde waren Sepp Kerschbaumer, Luis Amplatz, Jörg Klotz, Karl Tietscher, Jörg Pircher und Pepi Fontana, um nur die wichtigsten zu nennen.
Ich selbst bin über Kerschbaumers Freund Jörg Pircher 1958 zum BAS gekommen. Zu diesem Schritt bewogen hat mich und wohl die meisten Kameraden die Tatsache, daß der italienische Staat nicht einmal bereit war, uns die verbrieften Rechte, das bisschen Autonomie laut Pariser Vertrag zu geben.
Ich war begeistert von dem Gedanken, etwas Außergewöhnliches für unser stark bedrohtes Volk in unserer Heimat zu tun.“
Der Haftbefehl des Staatsanwaltes Gaetano Rocco, welcher ungerührt die Folterungen der politischen Häftlinge zuließ und deckte
Seinen Idealismus bezahlte Sepp Mitterhofer mit Verhaftung und Folter. In einem aus dem Gefängnis geschmuggelten, an den Landeshauptmann Dr. Magnago gerichteten Brief hat er das Unfassbare geschildert, das er erleben musste. Daraus nur einige Auszüge:
„Im Ganzen musste ich zwei Tage und drei Nächte strammstehen ohne etwas zu Essen, Trinken und zu Schlafen. … Mit Fußtritten wurde ich an den Füßen und am Hintern bearbeitet und auf den Zehen herumgetreten…. Am meisten geschlagen wurde mir ins Gesicht, daß ich so verschwollen wurde, daß ich später nicht mehr den Mund aufbrachte zum Essen. Die Arme wurden mir am Rücken hochgerissen, daß ich laut aufschrie vor Schmerz. Einmal musste ich mich halbnackt ausziehen, dann wurde ich solange mit Fausthieben bearbeitet bis ich bewusstlos zusammenbrach…“
Aus Mitterhofers Brief an Dr. Silvius Magnago. Der Brief, welcher den Zensurstempel des Gefängnisses trägt, befindet sich heute im Südtiroler Landesarchiv.
„Öfters musste ich stundenlang vor brennende Scheinwerfer stehen und hineinschauen bis mir der Schweiß herunter rann und die Augen furchtbar schmerzten. Man zog mich an den Ohren und riss mir Haare büschelweiße vom Kopf. … Der Rücken musste glatt an der Mauer angehen, kaum, daß ich mich rührte oder mit den Zehenspitzen etwas herausrutschte, so schlug mich ein Carabiniere der vor mir stand, mit dem Gewehrkolben auf die Zehen oder auf den Körper.“
Im Mailänder Prozess wurde Sepp Mitterhofer zu 12 Jahren verurteilt, von denen er 7 Jahre und 11 Monate im Gefängnis verbüßen musste. Weder Folter noch Haft konnten ihn jedoch brechen.
Bild in der Mitte: Sepp Mitterhofer in Haft
Als er entlassen wurde, führte er den Kampf für die Freiheit und Einheit Tirols mit politischen Mitteln weiter. Er übernahm die Obmannschaft in dem von seinem Kameraden Hans Stieler geführten „Südtiroler Heimatbund“ (SHB), an dessen Gründung er zusammen mit anderen ehemaligen politischen Häftlingen beteiligt gewesen war. Das satzungsmäßige Ziel des SHB ist „die Durchsetzung des seit 1919 verwehrten Selbstbestimmungsrechtes, das die Entscheidung über die Wiedervereinigung des geteilten Tirol bis zur Salurner Klause zum Gegenstand hat. Die angestrebte Wiedervereinigung soll entweder durch einen einzigen Volksentscheid oder durch schrittweisen Vollzug verwirklicht werden.“
In den kommenden Jahrzehnten setzte er sich erfolgreich für die ehemaligen politischen Häftlinge ein. Mit Hilfe des Rechtsanwaltes und Abgeordneten Dr. Karl Zeller und anderer Personen des öffentlichen Lebens konnte dank seines Einsatzes die Löschung der Hypotheken des Staates Italien auf die Besitztümer ehemaliger politischer Häftlinge und die Wiedererlangung der bürgerlichen Rechte erreicht werden.
Auf politischem Gebiet blieb Sepp Mitterhofer ebenfalls unermüdlich tätig. Es ist auch seiner Mitwirkung zu verdanken, dass der Landesfestumzug von 2009 in Innsbruck nicht zu einer belanglosen Trachtenmodenschau, sondern zu einem mächtigen Bekenntnis zur Tiroler Landeseinheit unter der Devise „Los von Rom!“ wurde.
Unter der SHB-Obmannschaft Sepp Mitterhofers sind zahlreiche Publikationen, darunter auch sensationelle Meinungsumfragen in Nord- und Südtirol erschienen und es wurden wichtige politische Initiativen ergriffen. Unter anderem sprach Sepp Mitterhofer im Österreich-Konvent des Österreichischen Parlamentes über das Selbstbestimmungsrecht und das Streben nach der Tiroler Landeseinheit.
Im Mai 2007 gründete Sepp Mitterhofer gemeinsam mit Dr. Eva Klotz, Dr. Herbert Campidell, Werner Thaler, Dietmar Zwerger, Sven Knoll, Reinhold Ladurner und Roland Lang die Bewegung Süd-Tiroler Freiheit.
Auf vielen Veranstaltungen und Diskussionen, auch im Fernsehen, erinnert unser Sepp die Öffentlichkeit immer wieder daran, dass der Verbleib bei Italien kein unabänderliches Schicksal ist, sondern dass wir alle aufgerufen sind, in unserer Geschichte ein neues Kapitel aufzuschlagen und Rom Ade zu sagen.
Ich habe im Jahr 2011 die Obmannschaft im SHB von Sepp übernommen und ich bin ihm dankbar, dass er als Ehrenobmann mir weiterhin mit Rat und Tat zur Seite steht. Ich setze die von ihm eingeschlagene Linie ohne Abstriche mit Überzeugung und Begeisterung fort.
Sepp Mitterhofer
Wir alle danken unserem Sepp sehr herzlich für seinen jahrzehntelangen uneigennützigen Einsatz für die Heimat und wir gratulieren zu seinem Fünfundachziger. Es sind auch aus Österreich und Deutschland herzliche Grüße und die besten Wünsche für Sepp eingelangt, darunter von ehemaligen Kameraden aus dem Freiheitskampf.
Lieber Sepp, wir sind froh und glücklich, Dich in unserer Mitte zu wissen!
Roland Lang Obmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB)
Gratulation und Dank an einen Tiroler Patrioten
Bild: SSB
Der Nordtiroler Alt-Landeshauptmann Dr. Wendelin Weingartner feierte am 7. Februar 2017 seinen 80. Geburtstag
Roland Lang, Obmann des von ehemaligen politischen Häftlingen und Südtiroler Freiheitskämpfern gegründeten „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB), der für die Selbstbestimmung eintritt, gratulierte dem Jubilar und dankte ihm für seine patriotische Haltung
In der Pressemitteilung des SHB heißt es dazu:
Roland Lang, der Obmann des SHB, dankte dem Altlandeshauptmann Dr. Weingartner
Weingartner, der als erster „Nicht“-Bauer die Geschicke des Landes Tirol von 1993 bis 2002 leitete, war im EDV- und Bankenwesen aktiv, ehe er den Sprung in die Politik wagte und Tourismuslandesrat wurde.
In diese Zeit fällt auch das Zitat „Und wenn ich die Stimmen aus Südtirol höre, dann glaube ich, dass gerade in der Jugend ein neuer Aufbruch hin zu einem geeinten Tirol stattfindet, und ich glaube, das ist wichtig“. Dieser Aussprach hat bis in die Gegenwart nichts an Aktualität eingebüßt, so der SHB.
Der 1937 in Innsbruck geborene Jurist war Sohn einer Südtirolerin und eines Osttirolers. Sein Großonkel war der bekannte Probst, Denkmalpfleger und Kunsthistoriker Dr. Josef Weingartner.
In einem lebensgeschichtlichen Interview bezeichnete sich Wendelin Weingartner als Gesamttiroler. In seine Zeit als Landeshauptmann fielen drei Faktoren des Zusammenrückens der Tiroler Landesteile. Damit sind der österreichische EU-Beitritt, das Abmontieren der Grenzbalken am Brenner, Reschen und in Winnebach infolge des Inkrafttretens des Schengener Abkommen und die Einführung der gemeinsamen Währung Euro gemeint. Darüber hinaus war und ist Südtirol immer ein Herzensanliegen Weingartners.
So sprach und spricht sich Weingartner immer wieder für die Selbstbestimmung seiner südlichen Landsleute auf. Mit messerscharfen Kommentaren zeigt er immer wieder auf die Wunde, die im Herzen Europas noch klafft. Zudem ist der begeisterte Bergsteiger ein sehr beliebter Gastredner bei Schützen und heimatliebenden Verbänden und Vereinen. Auch bei der Gedenkfeier für Sepp Kerschbaumer in St. Pauls hielt Weingartner zweimal die Gedenkansprache.
Der Südtiroler Heimatbund hofft, dass Weingartner noch viele Jahre lebt und sich über und mit uns Gedanken über unsere Heimat macht. Denn er ist ein Mahner, von denen es in der sich immer schnell drehenden Welt wenige gibt. So gesehen muss man dankbar sein, dass es solche Charaktere gibt. Und so einer eben ist Weingartner, schließt Lang.
Dokumentation:
Dr. Wendelin Weingartner und der Südtiroler Freiheitskampf
1997: Aufregung über Weingartner-Äußerung
Am 14. Juni 1997 kamen ehemalige Südtiroler Freiheitskämpfer zu einem Kameradschaftstreffen in Innsbruck zusammen. Nach einer Gedenkmesse in der Hofkirche für die Opfer auf beiden Seiten ergriffen der Innsbrucker Bürgermeister Herwig van Staa und der Nordtiroler Landeshauptmann Wendelin Weingartner vor den mehr als 170 aus allen Landesteilen Tirols, aus dem übrigen Österreich und aus der Bundesrepublik Deutschland Zusammengekommenen das Wort. Van Staa und Weingartner dankten den Versammelten für ihren damaligen Einsatz für die Tiroler Landeseinheit sowie für die Rechte und Freiheit Südtirols.
Wütend reagierte die italienische Partei „Alleanza Nazionale“ darauf und forderte das Regierungskommissariat auf, gegen Weingartner öffentlich Stellung zu nehmen.
Dr. Weingartner wiederholte jedoch in der Bozener „Zeitung am Sonntag“ in einem Gastkommentar seinen Standpunkt:
„Ich glaube, daß man heute im Abstand von nahezu 40 Jahren doch schon feststellen kann, daß vieles heute Selbstverständliche in Südtirol nicht möglich wäre – Autonomie, Wohlstand, ja auch ethnischer Friede – wenn es neben der Arbeit der politischen Vertreter diesen selbstlosen Einsatz der Aktivisten der 50er und 60er Jahre nicht gegeben hätte….Ich möchte damit nicht Gewalt glorifizieren, aber mit dem nötigen zeitlichen Abstand anerkennen, daß diese Männer und Frauen wirklich etwas für ihre Heimat und die Freiheit der Menschen bewirkt haben. Es muss heute möglich sein, dies auch öffentlich anzuerkennen und dafür Danke zu sagen.“
1999: Gedenken an die Gefolterten und Ermordeten
Jedes Jahr gedenken der Südtiroler Schützenbund und der Südtiroler Heimatbund (SHB) auf dem Friedhof in St. Pauls der toten, der gefolterten und der ermordeten Freiheitskämpfer.
Am 8. Dezember 1999 kamen 2.000 Teilnehmer nach St. Pauls, darunter 1.200 Schützen mit 70 Fahnenabordnungen.
Bei der Gedenkmesse – von links nach rechts: Der ehemalige Freiheitskämpfer und politische Häftling Hans Stieler, Landeshauptmann Dr. Wendelin Weingartner und der ehemalige Freiheitskämpfer und politische Häftling Sepp Mitterhofer.
Die würdige und ehrende Gedenkansprache hielt der Nordtiroler Landeshauptmann Dr. Wendelin Weingartner. Er sagte unter anderem:
„Meine Mutter war Katakombenlehrerin und die Folterungen der politischen Häftlinge haben sie tief bewegt und dadurch haben sie auch bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es gilt auch das Bekenntnis, dass Menschen, die für die Heimat eingestanden sind, auch heute noch ihre Bedeutung haben und wir daraus lernen müssen … Wir können auch heute auf Menschen nicht verzichten, deren Sein und Handeln eins ist, die authentisch sind wie Kerschbaumer … Er hat für die Heimat gehandelt und gelitten. Deshalb darf die Geschichte unseres Landes nicht verdrängt werden, sondern sie muss aufgearbeitet werden, und zwar ernsthaft.“
Im Vorfeld der Feier hatte es eine wüste Kampagne gegen den Nordtiroler Landeshauptmann und die anderen Teilnehmer gegeben. Sowohl die österreichischen „Grünen“ als auch die neofaschistische „Alleanza Nazionale“ (AN) hatten gleicherweise protestiert. Die AN hatte sogar die italienische Regierung aufgefordert, in Österreich diplomatischen Protest einzulegen und in St. Pauls gegen die Feier einzuschreiten. Landeshauptmann Dr. Weingartner hatte sich aber nicht einschüchtern lassen.
2009: Attentate waren notwendig
„Einerseits konnte man international nicht hinter Attentaten stehen, andererseits wusste man, dass sie notwendig waren. Die Leute haben gesagt: Jetzt setzen sich Menschen für die Heimat ein und werden eingesperrt. Ich weiß, dass auch in meiner Familie diskutiert wurde, dass es nicht notwendig ist, dass Österreich da den Braven spielt und die Leute verurteilt.“
(Dr. Weingartner in einem am 13. November 2009 von Birgit Mosser-Schuöcker und Gerhard Jelinek aufgenommenen Gesprächsprotokoll, wiedergegeben in deren Buch „Herz Jesu Feuernacht Südtirol 1961“, Innsbruck-Wien 2011, S. 142)
2009: Sie werden einen wichtigen Platz in der Tiroler Geschichte erhalten
„Ich habe schon oft gesagt, man kann nicht Andreas Hofer endlos feiern und die Leute, die sich in den Sechzigerjahren vielleicht noch intensiver und in persönlich verletzenderer Form für Tirol eingesetzt haben, nicht. Ich glaube, die positiv profilierten Leute, auch die Gefolterten, werden einen wichtigen, guten Platz in der Tiroler Geschichte erhalten.“
(Dr. Weingartner in einem am 13. November 2009 von Birgit Mosser-Schuöcker und Gerhard Jelinek aufgenommenen Gesprächsprotokoll, wiedergegeben in deren Buch „Herz Jesu Feuernacht Südtirol 1961“, Innsbruck-Wien 2011, S. 214)
2009: Mit zivilem Widerstand allein hätte man das nicht erreicht
„Ich glaube auch, dass es falsch ist, wenn man sagt, die Attentate hätten den Weg zur Autonomie behindert. Vor den Sechzigerjahren war in Italien nicht die geringste Bereitschaft vorhanden, etwas zu verändern. Mit zivilem Widerstand allein hätte man das wahrscheinlich nicht erreicht.“
(Dr. Weingartner in einem am 13. November 2009 von Birgit Mosser-Schuöcker und Gerhard Jelinek aufgenommenen Gesprächsprotokoll, wiedergegeben in deren Buch „Herz Jesu Feuernacht Südtirol 1961“, Innsbruck-Wien 2011, S. 217)
2011: Es waren Freiheitskämpfer
Im Anschluss an die große Gedenkveranstaltung des Südtiroler Schützenbundes „50 Jahre Feuernacht“ am 11. Juni 2011 auf Schloss Sigmundskron fand eine Podiumsdiskussion statt.
„Dr. Wendelin Weingartner kritisierte in seinem Statement scharf den Historiker Rolf Steininger, der die Freiheitskämpfer schon des Öfteren als Terroristen bezeichnet hat und der der Meinung ist, dass die Anschläge rein gar nichts gebracht hätten. ‚Bei den Männern der 60er Jahren handelt es sich sehr wohl um Freiheitskämpfer und nicht um Terroristen!‘, so der Altlandeshauptmann. Und weiter: ‚Ich wünschte mir bei den einen oder anderen Historikern und Politikern von heute eine ähnliche Heimatliebe, wie sie diese Männer von damals hatten.‘“
(Bericht über die Gedenkveranstaltung des Südtiroler Schützenbundes „50 Jahre Feuernacht“ in der „Tiroler Schützenzeitung“ Nr. 4/2011)
2012: Den Todesmarsch aufgehalten
„Weingartner lobte die Freiheitskämpfer der 1960er Jahre, ‚die, um den Todesmarsch der Südtiroler aufzuhalten, agiert haben und so wesentlich zum heutigen Wohlstand Südtirols – unserer Heimat – beigetragen haben‘“.
(Bericht der Tageszeitung „Dolomiten“ über die Festrede Weingartners auf der Andreas Hofer Gedenkfeier in Terlan am 22. Februar 2012)
2015: „Hofer würde sagen: Wehrt’s euch Mander!“
Am 22. Februar 2015 hielt Altlandeshauptmann Dr. Wendelin Weingartner bei der Andreas-Hofer-Gedenkfeier in Ehrenburg die Gedenkrede. Das Internetportal Unser Tirol 24 berichtete darüber:
Dr. Wendelin Weingartner und das Recht der Südtiroler auf Selbstbestimmung
Dr. Weingartner hat wiederholt dazu aufgefordert, das Ziel der Landeseinheit Tirols nicht aus den Augen zu verlieren. In der „Tiroler Tageszeitung“ vom 12. Dezember 2006 hat sich Weingartner eindeutig geäußert:
Weingartner: Ein Tirol ist nicht sinnlos
Tirols Alt-LH Weingartner kontert seinem Nachfolger Herwig van Staa und Südtirol-Aktivist Klier. Eine Wiedervereinigung mit Südtirol sei nicht sinnlos.
INNSBRUCK (TT-pn). Wendelin Weingartner forcierte in seiner Amtszeit stets eine starke Achse mit Südtirol. „Wir wissen nicht, was sich in Zukunft tut. Deshalb sollten wir uns alle Entwicklungen offen halten“, sagt der Altlandeshauptmann gegenüber der Tiroler Tageszeitung. Weingartner erinnert an die Wiedervereinigung Deutschlands, an die auch niemand mehr geglaubt hätte. Kritik übt er an der Südtirol-Politik der Tiroler Landesregierung. Ihr fehle die Emotion. „Die Südtirol-Frage hat jedoch immer etwas mit Emotionen zu tun.“
Weingartner: Landeseinheit sinnvoll
„Tirol soll sich Entwicklung offen lassen“
Dem Tiroler Alt-LH Wendelin Weingartner fehlt die Emotion in der heimischen Südtirol-Politik. Eine Wiedervereinigung hält er keinesfalls für ausgeschlossen.
INNSBRUCK (pn). Weingartner hatte während seiner fast zehnjährigen Amtszeit die Tiroler Landespolitik auch stets in Richtung Südtirol ausgerichtet. Die Nord-Süd-Achse war ihm oft wichtiger als jene Richtung Osten. Offen nimmt er im Gespräch mit der Tiroler Tageszeitung deshalb zur aktuellen Debatte über den künftigen politischen Status von Südtirol Stellung.
Geschichtliche Fenster
„Man sollte sich die Dinge offen lassen“, erklärt der ehemalige Tiroler Landeschef. „Niemand will die Unrechtsgrenze mit Gewalt verändern und die Geschichte wieder aufleben lassen. Aber wer weiß, wie sich Europa entwickelt, welche Fenster sich möglicherweise auftun?“, verweist Weingartner auf die deutsche Wiedervereinigung. Weingartner glaubt zwar nicht, dass eine Wiedervereinigung derzeit aktuell sei, „aber auch die Trennung Tirols kam seinerzeit wie aus heiterem Himmel“.
Die Autonomie bezeichnet Weingartner als großen Erfolg der Südtirol-Politik im Vergleich zur Situation bis Mitte der Sechzigerjahre. „Längerfristig streicht sie aber das Trennende hervor, wo doch die geschichtliche Tradition da ist.“
Für Weingartner wäre das Gedenkjahr 2009 ein geeigneter Rahmen, um sich mit dem gemeinsamen Tirol des 21. Jahrhunderts auseinander zu setzen. „Dabei sollten wir auch kritisch das Gedenkjahr 1984 bilanzieren. Aus den hehren Vorsätzen, ein gemeinsames Tirol zu gestalten, ist nicht viel geworden.“ In der Südtirol-Politik der Tiroler Landesregierung vermisst Weingartner heute die Emotion. „Südtirol und die Trennung Tirols sind emotionale Fragen. Das sollte uns bewusst sein.“
„Die Emotion fehlt“
„Mir geht es darum, im europäischen Kontext zu denken. Geschichtliche Veränderungen sind heute nicht absehbar.“ Lob hat er für Südtirols Landeshauptmann Luis Durnwalder übrig. „Dieser meinte, die Wiedervereinigung Tirols wäre die natürlichste Sache der Welt. Damit lässt Durnwalder künftige Entwicklungen offen.“
(Aus „Tiroler Tageszeitung“ vom 12. Dezember 2006)
Weingartner: Autonomiestatut ist nicht verwirklichte Selbstbestimmung!
Am 1. November 2015 veröffentlichte die Südtiroler „Zett“, die „Zeitung am Sonntag“ einen Beitrag von Dr. Weingartner, in welchem dieser die These zurückwies, dass es sich bei dem Südtiroler Autonomiestatut bereits um verwirklichte Selbstbestimmung handle. Damit erteilte er dem ÖVP-Außenminister Kurz eine Belehrung, da dieser im Gleichklang mit der Bundes-ÖVP dergleichen behauptet hatte.
In diesem Beitrag des Altlandeshauptmannes hieß es unter anderem:
„Nach zähen Verhandlungen wurde mit dem zweiten Autonomiestatut ein Kompromiss gefunden, der von Südtirol angenommen wurde.
Die Zustimmung zum Autonomiestatut war kein Akt der inneren Selbstbestimmung, sondern die Annahme eines Verhandlungsergebnisses.
Wäre den Südtirolern das Recht auf eine innere Selbstbestimmung zugestanden worden, hätten sie sich sicher für ein ganz anderes Maß an Eigenständigkeit entschieden.
Und sie müssten nicht immer um ihre Zuständigkeiten und die Finanzen streiten. Sie müssten auch nicht Sorge haben, dass eine neue zentralistische Staatsverfassung ihre Positionen schmälere.
Die Feststellung in der Begründung des Beschlusses des Österreichischen Nationalrates, dass die Südtirol-Autonomie eine besonders gelungene Form der Selbstbestimmung sei, ist irreführend.
Die Autonomie beruht auf dem Pariser Vertrag und ist nicht Ergebnis der Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes.
Der Pariser Vertrag wiederum ist die Grundlage der Schutzmachtfunktion Österreichs.
Für die Ausübung der Schutzmachtfunktion ist diese klare Position notwendig.
Das bedeutet aber nicht, dass der eingeschlagene Weg der Autonomie bisher für Südtirol kein guter gewesen wäre.
Aber das Autonomiestatut hat bei weitem nicht die Qualität und Sicherheit, dass es als Ausfluss einer inneren Selbstbestimmung gesehen werden kann. Dazu kann heute niemand ausschließen, dass sich einmal für die Bewohner Südtirols – für alle Bewohner – das historische Fenster einer echten Selbstbestimmung öffnen wird.“
(Zum Vergrößern aufs Bild klicken)
Ist Bozen es müde, bei Italien zu sein?
Das Internetportal unsertirol24.com hat am 27. Jänner 2017 einen bedeutungsvollen Beitrag auf seiner Seite „Welschtirol“ veröffentlicht:
Wir geben den Artikel in leicht verkürzter Übersetzung wieder:
Ist Bozen es müde, bei Italien zu sein?
Luigi Sardi analysiert die Worte des Bozener Bürgermeisters Enzo Caramaschi
„In Südtirol weht ein Wind der Müdigkeit gegen Italien und wenn wir heute eine Volksabstimmung durchführen würden, so würde die Bevölkerung, auch jene der italienischen Sprachzugehörigkeit, dafür stimmen, sich abzuspalten.“
Das hat Enzo Caramaschi, der Bürgermeister von Bozen, gegenüber dem Bürgermeister von Trient bei einem von der Zeitung „l’Adige“ im Palazzo Geremia veranstalteten persönlichen Treffen erklärt.
Demnach sei die Bevölkerung der Stadt Bozen es müde, einem Land anzugehören, welches immer schwieriger zu regieren sei. Bozen war seinerzeit, als das (neofaschistische) „Movimento Sociale Italiano“ noch die stärkste politische Partei war – von Giorgio Almirante als „alleritalienischste Stadt Italiens“ bezeichnet worden.
Zum wiederholten Mal hat Caramaschi erklärt, dass man in Südtirol mit vermehrter Sympathie nach dem Land nördlich des Brenners blicke, wo die Sicherheiten und die politische Ernsthaftigkeit die Wirtschaft begünstigen und wo die Kultur als Schatz die Entwicklung begünstigt.
Man blicke lieber nach dem Norden, als nach dem Land südlich von Salurn, wo man auf die Glücksfälle vertraut, um einen häufig wankenden Fortschritt in Gang zu halten.
Sicherlich sind die italienischen Probleme enorm und häufig tragisch. (Es folgt eine Aufzählung tragischer Erdbeben in Italien, welche wir hier weglassen.)
Man hat begriffen, dass seit Jahrzehnten die wirtschaftlichen Ressourcen ungenügend und die Antworten der Politik darauf nicht angemessen sind. Wir wissen auch, wie das Diktat der Politik die Darstellung historischer Ereignisse mittels gewollter, verkündeter und multiplizierter Irrtümer verändert hat.
Daher gibt es eine verdrehte Geschichtsdarstellung, eine verleugnete, versteckte oder verfälschte Wahrheit.
Ein Segment dieser Geschichte betrifft Südtirol: Der Verrat Italiens im Mai 1915 an dem Dreibund, welcher seit 32 Jahren Rom, Berlin und Wien vereint hatte.
In jenem Mai wurde dieser Verrat „strahlend“ genannt, weil er vom „Sacro Egoismo“, dem „Heiligen Egoismus“. getragen war, wie es der damalige Ministerpräsident Antonio Salandra ausgedrückt hat.
Das ist der Ursprung der „Winde der Müdigkeit“, die unverhofft in das Bewusstsein von einem Bürgermeister zurückgeholt werden, der an einem Punkt angelangt zu sein scheint, an welchem er die Zukunft der Stadt verändern will, die ihn gewählt hat.
Der italienische Originaltext:
Bolzano stanca di essere Italia?
Luigi Sardi analizza le parole del Sindaco di Bolzano, Enzo Caramaschi
“In Alto Adige ci sono venti di stanchezza verso l’Italia e se facessimo oggi un referendum la gente, anche quella di lingua italiana, voterebbe per staccarsi ”.
Lo ha detto Enzo Caramaschi, il sindaco di Bolzano, nel faccia a faccia con il sindaco di Trento organizzato dal giornale l’Adige a Palazzo Geremia. Dunque il popolo di Bolzano, quello della città definita “la più italiana d’Italia” da Giorgio Almirante quando il Movimento Sociale Italiano era il partito più forte nel capoluogo del Sud Tirolo, sarebbe stanca di un Paese dove governare è sempre più difficile.
Ancora Caramaschi ha detto che nel Sud Tirolo si guarda, con crescente simpatia, a Nord del Brennero, dove le certezze e la serietà politica favoriscono l’economia; dove la cultura diventa quel patrimonio che aiuta lo sviluppo; piuttosto che guardare a Sud di Salorno, dove ci si affida al famoso “stellone nell’ingranaggio”, insomma al colpo di fortuna, per mantenere in piedi un progresso spesso traballante.
Certo, i problemi italiani sono enormi e spesso tragici. A cominciare dall’orrore dei terremoti che flagellano il Bel Paese. Quello di Messina. Quello del 13 gennaio 1915 quando, con un boato che i testimoni ricordarono come infernale e interminabile, Avezzano e altri borghi della Marsica vennero cancellati assieme a 30519 persone. Era il gennaio del 1968 e di fronte al disastro del Belice si riprese a mappare l’Italia indicando la necessità, nelle zone sismiche, di ricostruire e costruire in maniera adeguata.
Mi pare non sia accaduto nulla e così ogni scossa è una tragedia, ogni alluvione un disastro, persino una certamente anomala e furiosa nevicata semina lutti e angosce, nell’ansia di cosa potrà accadere in quelle zone dominate dai vulcani. Si è capito che da decenni le risorse dell’economia sono insufficienti, le risposte della politica inadeguate, e sappiamo come il dettato della politica abbia modificato la ricostruzione degli eventi storici per via di quell’errore voluto che si propaga e si moltiplica.
Dunque storia travisata, verità negate o camuffate o falsificate. Proprio un segmento di questa storia riguarda il Sud Tirolo: il tradimento da parte dell’Italia nel maggio del 1915, della Triplice Alleanza che da 32 anni legava Roma a Berlino e Vienna in quel maggio chiamato “radioso” perché percorso dal fremito del “sacro egoismo”, espressione coniata da Antonio Salandra.
Ecco l’origine dei “venti di stanchezza” richiamati d’improvviso alla memoria non da quanti dovrebbero far ripercorrere la storia di quella guerra di un secolo fa, ma da un sindaco che, accantonato il politichese, sembra sul punto di cambiare il futuro della città che lo ha votato.