Schönes Südtirol: Ein Besuch in der zweiten Heimat

Bild: freepik

Südtirol ist seit Jahrhunderten die Heimat der bodenständigen deutschen und ladinischen Bevölkerung. Für viele Landsleute nördlich des Brenner ist Südtirol zur zweiten Heimat geworden. Auch für Georg Dattenböck, den Herausgeber des SID. In nachstehendem Beitrag mit von ihm beigestellten Bildern berichtet er darüber.

Von Georg Dattenböck

In 1.430 m Höhe im Ultental stehen Urlärchen am Rand eines Bannwaldes zum Schutz der Außerlahnhöfe. Mit „Lahn“ sind Lawinen gemeint. Diese Lärchen, Symbol des unbesiegbaren Lebens, sind an die 70 Generationen alt, erlebten bereits das Römische Imperium und das erste Deutsche Kaiserreich und könnten uns sehr viel erzählen. Lärchen, die ältesten Nadelbäume Europas, sind äußerst widerstandsfähig und prägen das Erscheinungsbild der Bauernhöfe. Sie sind Zeugen der ersten Besiedelung, als das hintere Ultental noch das Gebiet von Bären, Wölfen und Luchsen war. Bei einer 1930 umgestürzten Lärche wurden über 2000 Jahresringe gezählt. (Fotos Verfasser).

Die Höfe kleben wie Schwalbennester hoch am Berg. (Foto Verfasser).
Die Höfe kleben wie Schwalbennester hoch am Berg. (Foto Verfasser).

Bereits der berühmte schwedische Prähistoriker Gustav Montelius (*9.9.1843) vertrat die Ansicht, dass der Handel mit dem kostbaren Bernstein der Ostsee über Tirol und die Saumpfade des Brenners nach dem Süden gegangen ist.

Auf 1800 m Höhe oberhalb von St. Gertraud im Ultental: Eine schöne Begrüßung in tiefem Blau. (Foto Verfasser).
Auf 1800 m Höhe oberhalb von St. Gertraud im Ultental: Eine schöne Begrüßung in tiefem Blau. (Foto Verfasser).

Der Faktor Zeit war zu prähistorischen Zeiten kein Thema und sollte für den heute Reisenden ebenfalls keine Rolle spielen, wenn er zur Erholung nach Südtirol reist. Eine Autobahn lässt dem Reisenden jedoch keine Zeit, den endlosen Zauber, die Schönheit und Geschichte Südtirols in sich aufzunehmen. Deshalb sei geraten, ohne Hast und sehr gelassen der uralten, sich schlängelnden Heerstraße an der Eisack zu folgen, die Geschichte erzählen kann.

Die Wissenschaft sagt, dass bereits vor 5000 Jahren in den Alpentälern mit dem Anbau von Getreide begonnen wurde: Einkorn, Emmer und Gerste wurden zur Selbstversorgung angebaut. Nur zu festlichen Anlässen wurde Weizenbrot gegessen. Bereits im Mittelalter werden Obstanger in Südtirol urkundlich erwähnt: Beinahe jeder Tiroler Hof im Etschtal besaß im 17. Jahrhundert eine Streuobstwiese mit vielen verschiedenen Apfel- und Birnensorten.

Im westlichen Südtirol musste stets für eine Bewässerung der Gemüse- und Obstkulturen gesorgt werden. Ab dem 13. Jhdt. wurden, hoch oben auf den Berghängen, die technisch genial konstruierten Waale, Bewässerungskanäle, in die Felsen oder Waldböden gegraben, die das dringend benötigte Wasser auch heute noch aus Bergbächen, viele Kilometer weit, zu den Höfen leiten. Zur Instandhaltung wurden kundige Männer: Waaler genannt, eingesetzt.

(Foto Verfasser).
(Foto Verfasser).

Europaweit bekannt sind die stark begangenen Waal-Wanderwege im Etschtal und oberhalb von Schenna bei Meran. In einer Waaler-Hütte am Waalweg erhält man heimische Köstlichkeiten vorgesetzt.

Wenn man von Südtirol erzählt, muss man ebenfalls auf die über das Land verstreuten vorchristlichen Kultplätze, auf mystische Orte, auf Weihe- und Opferstätten hinweisen.

Bei unseren Besuchen führt uns der erste Weg immer nach St. Hippolit in Tissens, einer uralten, vorchristlichen Kultstätte, einsam auf einem weithin sichtbaren Hügel hoch über dem Tal der Etsch gelegen. Es ist ein Ort der Beruhigung und Ruhe, ein wahrer Kraftplatz.

St. Hippolit am Gampenpaß mit einem wunderbaren Fernblick in das Etschtal. (Fotos Verfasser).
St. Hippolit am Gampenpaß mit einem wunderbaren Fernblick in das Etschtal. (Fotos Verfasser).

Mystische Heiligtümer und Kultplätze dieser Art sind für den Wanderer zu finden in:

  • St. Hippolit in Glaiten im Passeiertal. Archäologische Funde erzählen, daß hier vor Jahrtausenden ein Feuer- und Opferplatz mit einem Sonnentempel lag.
  • Der höchstgelegene Wallfahrtsort: Latzfons in Klausen, auf 2.300 m Höhe steht wohl an der Stelle eines älteren Bergheiligtums. Hier findet man ein unter Leitung von Ex-Schützenhauptmann Sepp Kaser (†) errichtetes großartiges Denkmal, welches den ausgemessenen, geographischen Mittelpunkt der uralten Grafschaft Tirol anzeigt.
  • Ein Heiligtum und Kraftplatz ist die kleine Kirche St. Andreas in Antlas am Ritten.
  • Ein eingegrenzter Kultplatz liegt am Pfitscher Jöchl auf 2.130 m in der Texelgruppe.
  • Bergspitzen dienten als prähistorische Sonnenuhren: z.B. zwischen dem Santner und Euringer in Kastelruth und Seis, dort der Kultplatz „Roarer Windspiel“ in Wolfsgruben am Ritten.
  • Im Moor bei der Schöllberg-Göge-Alm in Weißenbach wurden schon vor 3.000 Jahren ca. 150 geheimnisvolle Holzkellen rituell abgelegt.
  • Das Schwarzhorn im Südtiroler Unterland ist ein eisenzeitlicher Brandopferplatz.
  • Der Pinatzbühel bei Elvas nordöstlich von Brixen im Eisacktal wird als mystischer, alter Kultplatz beschrieben.
    (Siehe.: Astrid Amico und Martin Ruepp: „Von der Mystik alter Kultorte“. In: „In Memento. Bleibende Kulturphänomene.“ Herausgeber Tiroler und Südtiroler Kulturabteilungen, Abteilung Deutsche Kultur 2022).

Jedes Mal, wenn wir den Brennerpass überqueren, steht der bis zur Jetztzeit wirkende und unglaubliches Verderben bringende Verrat von Hitler an Südtirol stets vor unseren Augen.

Mit großem Pomp: Der kleinwüchsige italienische König (Bildmitte) bei der Einweihung des Grenzsteins am Brenner am 21. Oktober 1921.
Mit großem Pomp: Der kleinwüchsige italienische König (Bildmitte) bei der Einweihung des Grenzsteins am Brenner am 21. Oktober 1921.

Als Hitlers treuer Gefolgsmann Kurt Lüdecke in dessen Auftrag im September 1922 bei Mussolini vorsprach und dabei sehr vorsichtig Südtirol ansprach, schnitt ihm Mussolini mit heftigen Gesten die Rede ab:
„Darüber kann es keine Diskussion geben – niemals! Südtirol gehört zu Italien und muss es bleiben.“

Als Hitler vom Gespräch und Mussolinis Haltung zu Südtirol erfuhr, stimmte Hitler dem Opfer Südtirol zu, wenn man damit Mussolinis Freundschaft gewinnen könne. Mitte Oktober 1923 schlug dann Hitler in einer Erklärung in der römischen Zeitung „Corriere Italiano“ noch schärfere Töne an, ohne dass dies allerdings die Anhänger im eigenen Lande erfuhren.

Tatsächlich schrieb er damals Südtirol ab. „Warum sollen wir uns um jene 180.000 Deutsche kümmern“, fragte er, „die derzeit unter italienischer Herrschaft stehen?“ Hitler gab selbst die Antwort: „Wenn ich mich (…) in die italienischen Anschauungen versetze, so finde ich den italienischen Anspruch auf strategische Grenzen vollauf berechtigt.“ (Walter Werner Pese: „Hitler und Italien 1920-1926.“ In. „Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte“, 3. Jg. 1955, 2. Heft/April, S. 118, u. S. 121/22).

Hitlers tieferen Grund zum Verrat an einer Viertelmillion Tiroler, die gedemütigt, verfolgt und verzweifelt um ihre Identität, Sprache und Kultur kämpften, schildert Günther Rauch in einem historischen Werk.
Rauch dokumentierte penibel: „Das mit italienischen Banknoten bezahlte Terrornetzwerk lief in München zusammen … 18 Millionen Mark aus Italien für Hitlers Südtirol-Verrat … Südtirol verrecke: für viele Millionen Lire … Werner Abel enthüllt Hitlers italienische Geldquellen … OVRA-Agenten: Duce finanzierte Hitlers Aufstieg … Italiens Diplomaten gaben unverblümt die NSDAP-Finanzierungen zu.“ (Günther Rauch: „Der Marsch auf Bozen. Wie der Fall Südtirol Mussolini und Hitler Lust auf mehr machte“, Neumarkt/Südtirol)

Hitler bezeichnete, massiv ideologisch verblendet, bereits im 2. Buch seines Werkes „Mein Kampf“ den „Duce“ Mussolini als „einen Großen dieser Erde“. Bedingt durch Mussolinis geheimer Finanzierung der NSDAP erklärte Hitler 1934 bei seinem Erstbesuch dem „Duce“ in Venedig untertänig: „Beim Flug über den Brenner ist mir so recht klar geworden, dass die Brenner-Grenze die richtige Grenze zu Italien ist.“ (Vortrag BH-Oberst Adam, zitiert in „Tiroler Anzeiger“ v. 22.5.1935, S. 3)

Wie Mussolini real dachte, enthüllt ein Zitat aus seiner Kammerrede in Rom vom 6.2.1926: „Die Deutschen im ‚Alto Adige‘ sind keine nationale Minderheit, sondern eine ethnische Reliquie [!!!]. Es sind ihrer 180.000; von diesen behaupte ich, dass 80.000 verdeutschte Italiener seien, die wir wieder einen wollen, indem wir ihnen ihre alten italienischen Familiennamen wiedergeben. Die anderen sind Überbleibsel barbarischer Invasionen …“ (Felix Ermacora: „Südtirol und das Vaterland Österreich“. Wien 1984).

Der Burgstall Eschenlohe am Eingang in das Ultental war zunächst im Besitz der schwäbischen Welfen. 1266 stellte das Konstanzer Domkapitel eine Urkunde über die Vergabungen der älteren Welfen in Südtirol aus: es werden der Burgstall Eschenlohe im Ultental, die alte Kapelle und der große Maierhof in Lana, der Forsthof und die St. Pankratz-Kirche in Ulten, sowie die Mayerhöfe zu Tisens, Schenna, Kortsch, Laas und Valrein genannt. (Foto Verfasser).
Der Burgstall Eschenlohe am Eingang in das Ultental war zunächst im Besitz der schwäbischen Welfen. 1266 stellte das Konstanzer Domkapitel eine Urkunde über die Vergabungen der älteren Welfen in Südtirol aus: es werden der Burgstall Eschenlohe im Ultental, die alte Kapelle und der große Maierhof in Lana, der Forsthof und die St. Pankratz-Kirche in Ulten, sowie die Mayerhöfe zu Tisens, Schenna, Kortsch, Laas und Valrein genannt. (Foto Verfasser).

In Matrei, vor dem Brenner, stand die Burg Vogelbühel (auch: vordere Veste Matrei), sie war die älteste von drei Burgen, die anderen zwei Burgen waren Raspenbühl und Trautson. Conrad v. Trautson ehelichte eine Tochter des Burgherrn von Reifenstein bei Sterzing. Auffällig ist, daß in den Urkunden neben den Herren v. Reifenstein und v. Trautson auch die Herren v. Wangen (oberhalb Bozens) auftauchen: diese waren die Erbauer der Burg Runkelstein, hoch über der wild rauschenden Talfer, nördlich Bozens gelegen.

Die weltweit berühmten Fresken in der Burg Runkelstein zeigen Parzival, Gawein, Iwein, Tristan, Isolde, die Nibelungen, Dietrich von Bern, Siegfried und Dietleib u. a. mehr sind zu bewundern.

Kulturgeschichtlich einmalig sind die „Iwein-Fresken“ in der Trinkstube der Wehrburg Rodeneck, die erst 1972 wieder entdeckt wurden. Dieser Freskenzyklus zum Epos des Hart-mann v. Aue ist die älteste Wandmalerei im deutschen Kulturraum und entstand um das Jahr 1200. (Foto gemeinfrei aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Rodenegg).
Kulturgeschichtlich einmalig sind die „Iwein-Fresken“ in der Trinkstube der Wehrburg Rodeneck, die erst 1972 wieder entdeckt wurden. Dieser Freskenzyklus zum Epos des Hartmann v. Aue ist die älteste Wandmalerei im deutschen Kulturraum und entstand um das Jahr 1200. (Foto gemeinfrei aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Rodenegg).

Das Ministerialengeschlecht der Herren v. Rodeneck hatte die Burg bis 1300 im Besitz, dann war sie annähernd 200 Jahre im landesfürstlichen Besitz und ging 1491 an die Grafen v. Wolkenstein über. Im 16. Jhdt. wurde die Burg von der Sippe des Minnesängers Oswald v. Wolkenstein zu einem prächtigen Ansitz umgebaut.

„Es ist kein Zufall, dass die Entstehung einer eigenständigen deutschen Literatur aufs Engste mit dem Südtiroler Raum verbunden ist“, schrieb Eugen Thurnher über die enorme Bedeutung Südtirols für die deutsche Literatur und Kultur. („Südtirols deutsche Dichtung“, S. 68. In: „Südtirol – Eine Frage des europäischen Gewissens.“ München 1965. Siehe ebenfalls: Luis Thomas Prader: „Die deutschen Sprachinseln. Die zimbrischen Gemeinschaften in den Dreizehn Gemeinden in der Provinz Verona.“ In: „Südtirol in Wort und Bild“ 3/2014)

Der Entdecker der Nibelungenhandschrift „I“ in Burg Obermontan: Beda Weber. (Lithographie von Adolf Dauthage 1853).
Der Entdecker der Nibelungenhandschrift „I“ in Burg Obermontan: Beda Weber. (Lithographie von Adolf Dauthage 1853).

Nibelungenhandschrift „I“, jetzt in der Berliner Staatsbibliothek. Sie wurde durch den Benediktinerpriester Johann Chrysanth Weber, (*1798 in Lienz; †1859 Frankfurt/M.) in der Burg Obermontani im Vinschgau gefunden, im Frühjahr 2024 wurde die Handschrift in einer Ausstellung in Meran den Südtirolern präsentiert. 1828 wurde Weber Lehrer im Meraner Gymnasium, 1848 wurde er Abgeordneter in der Fraktion des Freiherrn Heinrich v. Gagern in der Frankfurter Nationalversammlung und bis 1849 war er Pfarrer von Frankfurt/M., er ist dort begraben. Weber schrieb u.v.a.: „Die Gedichte Oswalds v. Wolkenstein“ (Innsbruck 1847).

Die Burgen Ober- und Untermontani am Eingang in das Martell-Tal. (Fotos Verfasser).
Die Burgen Ober- und Untermontani am Eingang in das Martell-Tal. (Fotos Verfasser).

Durch den vermutlich ersten welfischen Ministerialen auf Obermontani, Swiker I., werden wir auf seine Gattin: Gertrud aus dem Schwangau aufmerksam. Ihre Ahnen sind ein welfisches Rittergeschlecht, welches auf Burg Hohenschwangau unweit von Füssen, beheimatet war. Hiltebolt von Swanegou (*῀1221; †῀n. 1254, urk. von 1221 bis 1254), war ein Minnesänger Er wird mehrfach im Zusammenhang mit Graf Albrecht III. v. Tirol erwähnt, somit ist eine Stellung an dessen Hofe anzunehmen. Ein sogenanntes Kreuzlied macht seine Teilnahme am 5. Kreuzzug von 1217-1221 an der Seite des Grafen von Tirol wahrscheinlich. (Hans Pörnbacher: „Hiltbold v. Schwangau“. S. 13. 1957).

Der Verfasser teilt die These des Gelehrten und Priester J. Ladurner der bereits 1869 bemerkenswerte Gedanken über einen Südtirol-Aufenthalt des vermutlichen Verfassers des Nibelungenliedes, Heinrich v. Ofterdingen, zu Papier brachte. („Albert III. und letzte der ursprünglichen Grafen v. Tirol“. In: „Zeitschrift des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg. 3. Folge. 14. Heft. S. 121. Innsbruck 1869)

Ab April 1226 zog ein starkes Heer Königs Heinrich VII. gegen die Lombarden, auch des Königs Schwiegervater, der Babenberger Herzog Leopold VI. war dabei. Sechs Wochen, bis Anfang Juni 1226, musste das deutsche Heer vor Trient ausharren: die rebellischen Veroneser sperrten die Veroneser-Klause, 20 km nördlich von Verona im Etschtal, und König Heinrich wurde gezwungen „unverrichteter Sache nach Deutschland zurückzukehren.“ Den Herzog Leopold begleitete wahrscheinlich auch Heinrich v. Ofterdingen, der während des unfreiwilligen Aufenthaltes vor Trient die Muße fand, das Land näher kennen zu lernen. Das Ergebnis des Aufenthaltes schlug sich wohl im Epos von König Laurin nieder.
Zingerle dokumentierte das Vorkommen sehr vieler nibelungischer Vor- und Familiennamen in Tirol (Ignaz v. Zingerle: „Die Personennamen Tirols in Beziehung auf deutsche Sage und Litteraturgeschichte.“ S. 290ff. In: „Germania. Vierteljahresschrift für Deutsche Alterthumskunde.“ Stuttgart 1856.)

Allein in Matrei fanden sich: Hagen v. Matrei (ident mit Hagen v. Fragenstein in Zirl), Wittich, Rüdiger und Uta. Der Vorname Dietrich war sehr beliebt ebenso der Name Hildebrand: Hildebrand v. Weineck; Hildebrand de Firmian; Hildebrand de Helbling; Hildebrand de Krakofel; Hildebrand v. Latsch; Hildebrand v. Liechtenberg; Hildebrand de Caldes; Hildebrand v. Fuchs; Hildebrand Rasp; Hildebrand de Greifenstein; Hildebrand de Niderthor; Hildebrand v. Perchtingen.
Zingerle schrieb: „In der Familie der Grafen v. Brandis allein sind mir sechs Hildebrande be-kannt!“ Ein Hildebrand v. Lana, sowie die nibelungischen Namen: Herbrand, Alebrand, Wolf-hart, Sigfried, Gunther, Eckart, Volker, Horand, Hildeburg, Herwig, Walter, Tristan, Isolde, Ga-wein, Parzival, Artus, Lanzelot, Freidank, Wolfram, Ortwein sind in Südtirol ebenfalls bekannt.

Tausende althochdeutscher Vornamen finden sich ebenfalls im „Urkundenbuch des Hochstiftes Trient“, angelegt vom Trienter Bischof Friedrich v. Wangen (Hg. Rudolf Kink, Wien 1852).
Mussolinis bösartige Behauptung von „verdeutschten Italienern“ ist pure Propaganda.

Die alte Handelsstadt Sterzing im Wipptal lädt zum Verweilen und Entdecken ein. Von Sterzing aus kann man entweder über das Penser Joch das Sarntal oder über den Jaufenpaß das Passeiertal erreichen: die Heimat des Andreas Hofer. Der Name von Sterzing ist seit 1182 erstmals urkundlich nachgewiesen und geht auf einen bairischen Gründer (ing-Name) zurück. 1280 wurde Sterzing durch Graf Meinhard II. zur Stadt erhoben. In prähistorischer Zeit war das Becken von Sterzing von einem großen Moor (Moos) überzogen, welches nur saures Heu für Pferde lieferte und erst 1877 ausgetrocknet wurde.

In dieses Sterzinger Moos verbannte der Tiroler Volkswitz zur Faschingszeit all jene Jungfrauen, welche sich frei- oder unfreiwillig der Ehe entzogen. Dort bereuten sie es bitter, dass sie die Heirat nicht gewagt hatten. Und noch heute, so sagt es das Volk, hört man ihr Jammern: „hätt‘ is gwaggt, hätt‘ is gwaggt…“, und nur ein uninformierter Fremder meint, dies sei ein Ruf von Fröschen, in Wirklichkeit sind es die trauernden Jungfern. (Siehe: Ins Moos fahren: https://www.sagen.at/doku/volksleben/moos_fahren.html )

Burg Reifenstein steht nahe Sterzings in Freienfeld, im Sterzinger Moos, und zählt zu den bestens erhaltenen Burgen Südtirols. Die Burg war ein wichtiger Sitz des Deutschen Ordens.

Ein Originalschild eines Deutschordensritters in Burg Reifenstein (Aus: Oswald Graf von Trapp: „Die Deutschordensschilde aus der Burg Reifenstein.“ In: Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum Innsbruck“. S. 52. Tafel IV. Bd. 20/25. Jg. 1940-45. Innsbruck 1948).
Ein Originalschild eines Deutschordensritters in Burg Reifenstein (Aus: Oswald Graf von Trapp: „Die Deutschordensschilde aus der Burg Reifenstein.“ In: Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum Innsbruck“. S. 52. Tafel IV. Bd. 20/25. Jg. 1940-45. Innsbruck 1948).

Der „Deutsche Orden“ steht heute noch immer im starken Bezug zu Südtirol, wo er bereits ab dem Jahr 1202 präsent war. Seine Stützpunkte waren bzw. sind: Lana, St. Leonhard, Völlan, Gargazon, Siebeneich, Sarnthein, Lengmoos, Unterinn, Oberinn und Wangen. Im Jahr 1305 wurde die Deutschordenskommende Schlanders im Vinschgau gegründet. (Quelle: Tumler, Marian: „Der Deutsche Orden im Werden, Wachsen und Wirken bis 1400.“ Montreal 1955).

Am 24.7.1251 urkundete König Konrad IV. für den Deutschorden und für Hugo v. Obermontani im Vinschgau. Zeugen waren u.a.: Herzog Otto II. von Bayern als der Vertreter des Deutschen Ordens. (Quelle: „Regesta Imperii“ 5/1 Nr. 4547b-4549; 5/4 Nr. 55. Am 24.6.1251 gab König Konrad IV. dem Hugo und dessen Söhnen und Töchtern seine zum Amt Augsburg gehörigen Güter in Scharnitz zu rechtem Lehen (Hormayr Beitr. 2,398).

Ober- und Untermontani im Vinschgau, am Eingang in das Martelltal, war bis 1299 der Burggrafensitz der Herren v. Obermontani, die im 11. Jhdt. in Tirol als Gefolgsmänner der mächtigen Sippe der schwäbischen Welfen hier bekannt sind. Der welfische Besitz an Burgen in Südtirol umfaßte: Obermontani, Kastelbell, Schlandersberg, Galsaun, Schnals und Juval, letztere gehört heute dem weltbekannten Bergsteiger Reinhold Messner und ist dessen Museum.

Ausschnitt aus der Karte des Matthias Burglechner: „Die F(i)r(stliche) Grafschaft Tirol.“ Schlanders, Tschars, Naturns und die Burgen Obermontani, Annenberg, Castelbell und Juval sind zu sehen (Nachdruck des Holzschnittes von Hans Rogel, Augsburg 1611: Die F(i)r(stliche) Grafschaft Tirol von Matthias Burgklehner. https://www.tirol.gv.at/fileadmin/themen/kunst-kultur/landesarchiv/downloads/Burglechner.pdf )
Ausschnitt aus der Karte des Matthias Burglechner: „Die F(i)r(stliche) Grafschaft Tirol.“ Schlanders, Tschars, Naturns und die Burgen Obermontani, Annenberg, Castelbell und Juval sind zu sehen (Nachdruck des Holzschnittes von Hans Rogel, Augsburg 1611: Die F(i)r(stliche) Grafschaft Tirol von Matthias Burgklehner. https://www.tirol.gv.at/fileadmin/themen/kunst-kultur/landesarchiv/downloads/Burglechner.pdf )

Die Grafen von Haslach (von Schloß Tirol) wurden nach ihrem Leitnamen Adalbert/Albert, als „Albertiner“ benannt. Der Name „Haslach“ verweist auf frühen Salzhandel. Graf Albert III. (*~1180, †22.7.1253) war Sohn von Heinrich I. v. Tirol (†1190) und der Agnes v. Wangen.
Albert III. war der letzte Graf v. Tirol, er war auch Vogt v. Trient und ab 1210 Vogt von Brixen.

1248 erwarb er den Tiroler Besitz der Andechser und jenen der Grafen v. Hocheppan und setzte die Vereinigung der „Grafschaften im Gebirge“ zum Land Tirol fort: 1254 wurde das Land als „Grafschaft Tyrolis“ bezeichnet. Albert III. starb ohne männlicher Erben, er hatte zwei Töchter: Elisabeth wurde Gattin des Herzog Otto II. v. Andechs und Adelheid war die Gattin von Graf Meinhard v. Görz.

Urkunde von 1271 mit der Nennung der Grafschaft Tirol. (Foto des Verfassers, aufgenommen in Schloss Tirol)
Urkunde von 1271 mit der Nennung der Grafschaft Tirol. (Foto des Verfassers, aufgenommen in Schloss Tirol)

Bereits vor dem 5. Jhdt. war unterhalb des heutigen Schlosses Tirol eine Kirche. Diese und die Burg wurden seit den 1980er Jahren von Bau- und Kunsthistorikern und Archäologen penibel ergraben und erforscht. Es gelang, die Bauzeit, die Herkunft der Baumaterialien und vieles mehr zu enträtseln.

Die Krypta der Kirche unterhalb des Schlosses Tirol. Man fand bei den Ausgrabungsarbeiten entlang der Außenmauer der Kirche sehr viele Kinderskelette. (Foto Verfasser).
Die Krypta der Kirche unterhalb des Schlosses Tirol. Man fand bei den Ausgrabungsarbeiten entlang der Außenmauer der Kirche sehr viele Kinderskelette. (Foto Verfasser).

Im 12. Jahrhundert erlebte das Land im Gebirge eine Blütezeit, der Handel und Verkehr nahmen zu und der Bau von Burgen wurde vorangetrieben. Die Brüder Albert und Berthold v. Tirol, erstmals 1141 urkundlich erwähnt, führten den Bau ihrer Väter, der Burg Tirol, von dem das Land seinen Namen hat, weiter fort. Sie wurde zur Stammburg der Grafen v. Tirol und war immer das Sinnbild für die Landeseinheit. Noch heute ist die Bedeutung des Schlosses für das Tirol-Bewusstsein im Lande ungebrochen. Als Albert III. starb, residierten hier fortan die Grafen von Tirol-Görz, die Burg wurde zum Zentrum des Nachfolgers und Enkels von Albert: von Meinhard II.

Schloss Tirol steht auf einem hohen Hügel und bewacht zentral das Etschtal nach Osten und den Eingang in den westlich gelegenen Vinschgau und in das Passeiertal. (Foto Verfasser).
Schloss Tirol steht auf einem hohen Hügel und bewacht zentral das Etschtal nach Osten und den Eingang in den westlich gelegenen Vinschgau und in das Passeiertal. (Foto Verfasser).

Unter Meinhard II. erhielt Tirol 1287 zum ersten Mal ein schriftliches Landrecht, davon erhalten ist jedoch nur ein Fragment. Von großer Bedeutung bei der Landesbildung war das Münzwesen. Die unter Meinhard II. in Meran geprägten Münzen waren wegen ihres hohen Gehaltes an Silber sehr beliebt. 1363 ging das Land in die Herrschaft der Habsburger über, 1420 wurde der Regierungssitz nach Innsbruck verlegt.

In Meran wurde die Landesfürstliche Burg um 1470 von Erzherzog Sigmund, genannt „der Münzreiche“, Graf v. Tirol (1439-1490) errichtet. Sigmund war mit Prinzessin Eleonora v. Schottland verehelicht. (Fotos Verfasser).
In Meran wurde die Landesfürstliche Burg um 1470 von Erzherzog Sigmund, genannt „der Münzreiche“, Graf v. Tirol (1439-1490) errichtet. Sigmund war mit Prinzessin Eleonora v. Schottland verehelicht. (Fotos Verfasser).

Die von der Größe her kleine Burg grenzte an die Stadtmauer Merans und war der Aufenthaltsort von Erzherzog Sigmund und Gattin, wenn sie von der Hauptstadt Innsbruck nach Meran kamen. Auch Kaiser Maximilian I. (1459-1519), sowie Kaiser Ferdinand I. mit seiner Familie, die der in Innsbruck ausgebrochenen Pest zu entrinnen versuchten, wohnten hier.

Mit dem ältesten und einzigartig erhaltenen Kachelofen Europas wurde die „Kaiserstube“ der Burg beheizt. Vielleicht handelt es sich um einen der drei Öfen, die der Erzherzog 1466 dem Meister Ulrich v. Regensburg in Auftrag gab. Die „Kaiserstube“ wurde als Empfangs- und Speiseraum benutzt. (Foto Verfasser).
Mit dem ältesten und einzigartig erhaltenen Kachelofen Europas wurde die „Kaiserstube“ der Burg beheizt. Vielleicht handelt es sich um einen der drei Öfen, die der Erzherzog 1466 dem Meister Ulrich v. Regensburg in Auftrag gab. Die „Kaiserstube“ wurde als Empfangs- und Speiseraum benutzt. (Foto Verfasser).

Das auf Holz gemalte österreichische rot-weiß-rot-Wappen von Erzherzog Sigmund.
Das auf Holz gemalte österreichische rot-weiß-rot-Wappen von Erzherzog Sigmund.

Schloss Tirol: Ausblick vom Burgtor nach Osten in das Tal der Etsch. (Foto Verfasser).
Schloss Tirol: Ausblick vom Burgtor nach Osten in das Tal der Etsch. (Foto Verfasser).

Der Ausblick in die Zukunft: Manche besuchten Freunde im Land sind über die derzeitige Lage unglücklich und zutiefst besorgt: das Zusammengehen des Landeshauptmannes mit dem Todfeind Tirols, dem Faschismus und das für die politisch Sensiblen und Sehenden erkennbare tägliche Zurückweichen vor einer nach wie vor erkennbaren Strategie des Ethnozids in kleinen Schritten: sei es in der nicht mehr verkraftbaren Wohnungsvergabe an junge Tiroler Ehepaare, sei es im stetigen Abbau der verbrieften Autonomierechte, im Sprech- und Sprachverhalten, das in einem Linienbus mit einer höflichen deutschen Frage und Bitte nach einer Fahrkarte nach Bruneck beginnt und mit der unwirschen Antwort des Busfahrers, man solle gefälligst italienisch sprechen, denn „man sei hier in Italien“ endet, oder in der Behandlung eines im Spital liegenden Tirolers, der seinen ärztlichen Befund in deutscher Sprache erklärt haben will, und endlos weiter und so fort: die italienische Politik will keinerlei Minderheiten tolerieren: „Attenzione: siamo qui in Italia” und „Per favore parla italiano” zeugen nicht von einer Gesinnung des Miteinander und einander Ertragens.

Der international anerkannte, große österreichische Menschen- und Völkerrechtsexperte, Prof. Dr. Felix Ermacora, schrieb folgendes:

„Nur ein unbeugsamer Wille zur Erhaltung der Eigenarten des Südtiroler Volkes mit der Bereitschaft, auch in einer Wohlstandsgesellschaft Opfer auf sich zu nehmen, die selbst Akte des bürgerlichen Ungehorsams miteinschließen, ließe eine Selbstbestimmungsbewegung unabdingbar werden. Nur eine von einer überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung beschlossene Anrufung des Selbstbestimmungsrechtes ließe sie so rechtsstaatlich und demokratisch sein, dass weder Italien noch die Schutzmacht Österreich noch die organisierte Staatenwelt ihr auf Dauer widerstehen könnten.”
(Univ.-Prof. Dr. Felix Ermacora: “Südtirol und das Vaterland Österreich”. S. 389. Wien 1984).

Nachtrag:

Der Laurinsbrunnen auf der Bozner Wassermauerpromenade wurde in der Nacht zum 5. Juli 1933 zerstört. Der faschistische Vordenker Ettore Tolomei jubelte. Im „Archivio per l’Alto Adige“ (XXVI-II/1933, Seite 542) schreibt er von einer Tat „großmütiger Ungeduld von jungen Burschen, die von vornehmer Absicht beseelt waren, weil damit in Bozen ein Objekt fremdartiger Beleidigung ausgelöscht war, das entweder nie gekannt oder schon zu lange geduldet wurde.“ (Quelle: Dolomiten, 5.Juli 2024) Der Laurin-Brunnen zeigt eine Szene aus der Sage König Laurins Rosengarten, in der Dietrich von Bern den Zwergenkönig Laurin niederringt. Der Brunnen ist ein Werk der Bildhauer Andreas Kompatscher und Arthur Winder und wurde im Mai 1907 auf der Bozner Wassermauer, im Sichtfeld des Rosengartens, aufgestellt. Nach der Annexion Südtirols durch Italien wurde der Brunnen in der Nacht vom 4. auf den 5. Juni 1933 von Faschisten demoliert. Anschließend überführte man ihn in das Stadtmuseum Bozen, später in das Kriegsmuseum Rovereto. Erst 60 Jahre später, im Jahr 1993 wurde er – nach langjährigem Bemühen der Südtiroler Kulturlandesräte Anton Zelger und Bruno Hosp – wieder nach Bozen zurückgebracht und 1996 zentral auf dem heutigen Silvius-Magnago-Platz vor dem Landtagsgebäude und dem Palais Widmann aufgestellt. Nach der Neugestaltung des Platzes im Sommer 2018 befindet sich der Laurin-Brunnen nun leicht versetzt vor dem Eingang des Palais Widmann. Durch seine gewalttätige Entfernung durch Faschisten wurde das Kunstwerk zu einem von Faschisten angezettelten Konfliktthema in Südtirol. Man lernt daraus: die Sprache, Überlieferung und Kultur „der Anderen“ wird als „ein Objekt fremdartiger Beleidigung“ empfunden.




Sensationelle Filmdokumentation über den Auftragsmord an Luis Amplatz

300 begeisterte Gäste bei der Filmpremiere „Luis Amplatz-Im Labyrinth von Leben und Tod“ in Gries.

Am 7. September 2024 lud die Schützenkompanie „Major Josef Eisenstecken“ Gries in das Kulturheim Gries, um anlässlich des 60. Todestages eines Mannes zu gedenken, der einerseits die Kompanie mitbegründete, andererseits auch Gründungsmitglied des Befreiungsausschusses Südtirol (BAS) und als Aktivist für das Selbstbestimmungsrecht Südtirols eintrat.

Am 7. September 2024 fand eine außerordentliche Filmvorführung vor 300 Zusehern statt. Der Saal des Kulturheimes Gries in Bozen konnte die Besucher kaum fassen. (Bild UT24)
Am 7. September 2024 fand eine außerordentliche Filmvorführung vor 300 Zusehern statt. Der Saal des Kulturheimes Gries in Bozen konnte die Besucher kaum fassen. (Bild UT24)

Für diesen Einsatz um seine geliebte Heimat und deren Menschen musste Luis Amplatz mit seinem Leben büßen. Er wurde am 7. September 1964 auf der Brunner Mahder oberhalb von Saltaus im Auftrag Italiens ermordet.

Als die Grieser Kommandantschaft die Idee vor 18 Monaten aufgriff, einen kleinen Film über den Freiheitskämpfer Luis Amplatz zum 60. Todestag zu gestalten, mussten die Akteure  rasch erkennen, dass sie über sein kurzes Leben eigentlich nur ganz wenig wussten.Viele ungeklärte Fragen tauchten auf.  Fragen, denen sie nachgehen mussten.

Wer nämlich heute in Südtirol oft mit verständnislosem Kopfschütteln die Vehemenz der Minderheitenkonflikte in weiten Teilen Europas verfolgt, der vergisst allzu leicht, wie gespannt die Atmosphäre noch vor wenigen Jahrzehnten auch in Südtirol war: 25.000 Soldaten beherrschten Mitte der 1960er Jahre das Bild. Anschläge, Verhaftungen, Hausdurchsuchungen und menschenrechtswidrige Folterungen waren an der Tagesordnung.

Dargestellt wurden die Attentate jener Jahre oft als Verzweiflungstat einer kleinen Gruppe deutschtümelnder Patrioten und Rechtsextremisten, die versuchten, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Kaum jemand bemühte sich um eine differenziertere Sichtweise.

Werner Neubauer, Mitglied der Schützenkompanie Gries, bei seiner Ansprache. (Bild UT24)
Werner Neubauer, Mitglied der Schützenkompanie Gries, bei seiner Ansprache. (Bild UT24)

Es war dem Regisseur und Drehbuchautor Werner Neubauer deshalb ein besonderes Anliegen – mit einem Abstand von rund 60 Jahren seit dem gewaltsamen Tod des Luis Amplatz – der heutigen Jugend zu vermitteln, welchen nachhaltigen Eindruck die damaligen Ereignisse in Südtirol auf die europäische Öffentlichkeit damals machten und welche Beunruhigung sie zur Zeit des ‘Kalten Krieges‘ in der Nato auslösten.

Die Schützenkompanie Gries will mit der präsentierten Film-Dokumentation Diskussionen auszulösen und bietet deshalb allen Schützenbezirken die Präsentation des Filmbeitrages mit anschließender Diskussion an.

Die Dokumentation über das Leben des Luis Amplatz, welche in Zusammenarbeit mit dem „Filmwerk Kaltern“ gestaltet wurde, soll deutlich die Ursachen und die Entstehung gewaltsamer Minderheitenkonflikte und den Zündstoff, den diese Probleme in sich bergen, aufzeigen. Damit greift sie ein Thema auf, dessen Aktualität gerade heute wieder weit über die Grenzen Südtirols hinausreicht.

Bereits vor 10 Jahren hatte die Schützenkompanie Gries eine Gedenkschrift für Luis Amplatz herausgegeben, deren Verfasser ihr Mitglied Werner Neubauer war, der ehemalige österreichische Nationalratsabgeordnete und FPÖ-Südtirolsprecher.
Bereits vor 10 Jahren hatte die Schützenkompanie Gries eine Gedenkschrift für Luis Amplatz herausgegeben, deren Verfasser ihr Mitglied Werner Neubauer war, der ehemalige österreichische Nationalratsabgeordnete und FPÖ-Südtirolsprecher.

 Die filmische Dokumentation wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. Besonders bislang unveröffentlichte Filmaufnahmen, die erstmals gezeigt wurden, boten einen seltenen Einblick in die private Seite von Luis Amplatz. Aber genauso spannend waren die vielen Zeitzeugenberichte, die den Menschen Luis Amplatz nachzeichneten.

Landeshauptmann a.D. Luis Durnwalder brachte es in seiner Ansprache in Gries auf den Punkt, wenn er sagte:

„Die Autonomie ist für die Menschen wichtig, sie wurde aber nicht geschaffen, damit es uns gut geht, sondern, damit wir als Minderheit in einem fremden Staat überleben.“

Eine Autonomie ist keine Selbstverständlichkeit, vielmehr muss dieses Recht immer wieder aufs Neue verteidigt werden, damit dereinst wie Luis auch wir sagen können:

„Freund, grüß‘ mir die Heimat, die ich mehr als mein Leben geliebt!“

Dokumentation: Lebenslauf von Luis Amplatz

1926 wurde Luis Amplatz als Sohn eines armen Wein- und Obstbauern in Gries bei Bozen geboren. In der faschistisch ausgerichteten Schule weigerte sich der junge Bub, die Uniform der faschistischen Jugendorganisation Balilla anzuziehen. Er wurde deshalb mehrfach verprügelt.

Luis Amplatz im Alter von 15 Jahren. (Bild: Archiv Neubauer)
Luis Amplatz im Alter von 15 Jahren. (Bild: Archiv Neubauer)

In der Faschistenzeit hisste der junge Amplatz mehrfach Tiroler Fahnen an den waghalsigsten Orten wie Hochstromleitungen und Felsen.

Nach dem Krieg machte er sich verdient um den Wiederaufbau des Südtiroler Schützenwesens und wurde 1959 Gründungsmitglied der Schützenkompanie Gries und bekleidet die Charge eines Fahnenleutnants.

Luis Amplatz mit Marketenderinnen bei der neu gegründeten Schützenkompanie Gries im Jahre 1959. (Bild: Archiv Neubauer)
Luis Amplatz mit Marketenderinnen bei der neu gegründeten Schützenkompanie Gries im Jahre 1959. (Bild: Archiv Neubauer)

1952 heiratete er Anna Valtingoier und wurde Vater von drei Kindern. Als Kleinbauer bearbeitete er in der Kaiserau sein kleines Obstgut.

1957 nahm er an der Großkundgebung in Sigmundskron teil, auf der Silvius Magnago die Autonomie für Südtirol forderte und zahlreiche Teilnehmer auf Transparenten und Tafeln für die Selbstbestimmung eintraten.

Luis Amplatz hisste unter dem Jubel der 35 000 Teilnehmer die verbotene weiß rote Tiroler Landesfahne. Diese wurde damals von den Carabinieri als Zeichen des „Aufruhrs“ verfolgt und nach Möglichkeit beschlagnahmt.

Bild links: Luis Amplatz entrollt die Tiroler Fahne Bild rechts: Selbstbestimmungsförderung.
Bild links: Luis Amplatz entrollt die Tiroler Fahne Bild rechts: Selbstbestimmungsförderung.

1959 hängte er an seinem Haus in Moritzing bei Gries eine große rot-weiße Fahne an dem Dachgiebel auf und darunter ein Bild mit einem roten Tiroler Adler und der Aufschrift „Hoch Tirol!“ Er wurde angezeigt und zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt,

1961 wurde Luis Amplatz in der Schützenkompanie Gries zum Oberjäger gewählt.

Luis Amplatz (vorne im Bild) mit seiner Schützenkompanie.
Luis Amplatz (vorne im Bild) mit seiner Schützenkompanie.

Er schloss sich dem Befreiungsausschuss Südtirol (BAS) an und nahm noch vor der „Feuernacht“ an zahlreichen Anschlägen teil, die sich gegen Einrichtungen des italienischen Staates und faschistische Denkmäler richteten. Er war von den Carabinieri mehrmals verdächtigt, verhaftet, vielfach verhört und mangels jeglicher Beweise wieder freigelassen worden. Im Mai 1961 musste er dann doch nach Österreich fliehen.

Luis Amplatz im Exil in Österreich.
Luis Amplatz im Exil in Österreich.

In der Folge ging er immer wieder zusammen mit Kameraden wie Georg Klotz und Peter Kienesberger heimlich über die Grenze, um Anschläge gegen Strommasten und andere Sachwerte des Staates zu verüben.

Luis Amplatz im Einsatz.
Luis Amplatz im Einsatz.

Es gelang dem italienischen Geheimdienst, einen in Österreich angeheuerten Agenten in seinen Kreis einzuschleusen, welcher Luis Amplatz am 7. September 1964 in einer Almhütte auf der Brunner Mahder oberhalb von Saltaus heimtückisch durch mehrere Schüsse im Schlaf ermordete.

In dieser Almhütte wurde Luis Amplatz ermordet.
In dieser Almhütte wurde Luis Amplatz ermordet.

Luis Amplatz wurde am 10. September 1964 auf dem Oberauer Friedhof in Bozen begraben. Mehr als 20 000 Menschen gaben ihm das letzte Geleit. Das war ein öffentliches Bekenntnis.

Letzter Abschied von Luis Amplatz.
Letzter Abschied von Luis Amplatz.

Gedenken auf der Brunner Mahder

Einladung des Südtiroler Heimatbundes (SHB)
Einladung des Südtiroler Heimatbundes (SHB)

Am 8. September 2024 fand auf den Brunner Mahdern oberhalb von Saltaus im Passeiertal eine Gedenkfeier für Luis Amplatz statt.

Bild SHB
Bild SHB

Das Internetportal UT24 berichtete darüber https://www.unsertirol24.com/2024/09/09/gedenkfeier-60-todestag-von-luis-amplatz/:

„Die Gedenkfeier, zu der alle Teilnehmer einen eineinhalb Stunden langen steilen Bergpfad bezwingen mussten, war vom Südtiroler Heimatbund, Bezirk Meran-Burggrafenamt und den Schützenkompanien St. Martin in Passeier und der Schützenkompanie Riffian organisiert worden. Die Veranstaltung fand neben der Almhütte statt, in der der Grieser Schützenleutnant und Freiheitskämpfer Amplatz am 7. September vor 60 Jahren ermordet wurde, berichtet der Obmann des Südtiroler Heimatbundes, Roland Lang, in einer Aussendung.

Gottesdienst und Grußworte

Das Gedenken wurde durch einen Feldgottesdienst, zelebriert von Pater Christoph Waldner, begonnen. Musikalisch wurde die Messfeier von der Musikkapelle Saltaus begleitet. Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch den Bezirksobmann des Südtiroler Heimatbundes (SHB) Sepp Mitterhofer folgten die Grußworte von SHB-Landesobmann Roland Lang.“

Die Gedenkrede hielt Gudrun Kofler, Abgeordnete zum Tiroler Landtag und Enkelin des Freiheitskämpfers Jörg Klotz. Die Heldenehrung nahm Elmar Thaler vor, ehemaliger Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes. Die Ehrenformation der Schützenkompanie St. Martin in Passeier und Riffian feuerte eine Ehrensalve ab.

Vor dem Gedenkmarterl (v. l. n. r.): Gudrun Kofler, Sepp Mitterhofer, Elmar Thaler. (Bild SHB)
Vor dem Gedenkmarterl (v. l. n. r.): Gudrun Kofler, Sepp Mitterhofer, Elmar Thaler. (Bild SHB)




Eine Zeitreise durch die Geschichte: „Als Tirol geteilt wurde“

Am Freitag, den 19. Juli 2024 wurde die Volksschule von Ehrenburg zum Schauplatz einer außergewöhnlichen Buchpräsentation durch die Schützenkompanie Ehrenburg.

Der Saal war bis zum Bersten gefüllt, und unter den zahlreichen Interessierten befanden sich auch die ehemaligen BAS-Aktivisten Klaudius und Herlinde Molling.

Das im EFFEKT-Verlag in Neumarkt in Südtirol erschienene und von Efrem Oberlechner herausgegebene Buch „Als Tirol geteilt wurde“ nimmt uns mit auf eine packende Reise in eine der dramatischsten Phasen der lokalen Geschichte: die Grenzziehung zwischen Österreich und Italien nach dem Ersten Weltkrieg. Mehrere Historiker haben an der Gestaltung dieses Werkes mitgewirkt, dessen textliche Gestaltung Katharina Brenner vorgenommen hat.

Das Internet-Portal „Unser Tirol 24“ berichtete ausführlich darüber.

Efrem Oberlechner erläuterte das Thema der Veranstaltung, bevor Stephan Gostner, der erste Redner des Abends, das Wort ergriff. Gostner berichtete von einem bemerkenswerten Fund auf einem Antiquitätenmarkt in Bologna: das Fotoalbum „Confine Italo-austriaco“.

Stephan Gostner schilderte eindrucksvoll, wie ihm das Fotoalbum in einem Antiquitätengeschäft ins Auge fiel. Das Album enthielt zahlreiche bisher unveröffentlichte Fotos, die die Grenzziehung zwischen Italien und Österreich nach dem Ersten Weltkrieg dokumentieren. Die Fotos waren in einem erstaunlich guten Zustand und boten eine detaillierte visuelle Chronik der Ereignisse und der Menschen, die an der Grenzziehung beteiligt waren.

Gostner erkannte sofort den historischen Wert dieses Fundes. Die Fotos illustrierten nicht nur die physischen Veränderungen der Landschaft, sondern auch die sozialen und politischen Auswirkungen der neuen Grenze. Jede Seite des Albums erzählte eine Geschichte von mühseliger Arbeit, diplomatischen Verhandlungen und persönlichen Schicksalen, die durch die neue Grenzziehung geprägt wurden.

Die Grenzsteinsetzung am Brenner (Quelle: „Als Tirol geteilt wurde“)
Die Grenzsteinsetzung am Brenner (Quelle: „Als Tirol geteilt wurde“)

Die dünne Linie, die Leben veränderte

Diese Grenzziehung war mehr als nur eine geografische Trennlinie – sie war ein einschneidendes Ereignis, das das Leben unzähliger Menschen für immer veränderte. Das von Gostner kürzlich entdeckte Fotoalbum hält Schlüsselmomente dieser Zeit fest und dokumentiert die physischen Manifestationen dieser politischen Entscheidungen. Die exklusiven Fotografien und historischen Dokumente im Buch bieten einen tiefen Einblick in die Herausforderungen und Dramen, die sich entlang dieser neuen Grenze abspielten.

Vermessungsarbeiten am Klockerkarkopf, den Ettore Tolomei „Vetta d’Italia“ („Gipfel Italiens“ als nördlichsten Punkt Italiens) taufte (Quelle: „Als Tirol geteilt wurde“)
Vermessungsarbeiten am Klockerkarkopf, den Ettore Tolomei „Vetta d’Italia“ („Gipfel Italiens“ als nördlichsten Punkt Italiens) taufte (Quelle: „Als Tirol geteilt wurde“)

Eine fesselnde Dokumentation

„Als Tirol geteilt wurde“ zeigt nicht nur die historischen Fakten und Entwicklungen auf, sondern fängt auch die menschlichen Aspekte ein, die mit der Grenzziehung verbunden sind. Das Werk wurde mit vielschichtigen Quellen wie Publikationen, Zeitungsartikeln und unveröffentlichten Dokumenten aus dem Tiroler Landesarchiv geschaffen. Diese sorgfältige Zusammenstellung ermöglicht es, ein umfassendes und lebendiges Bild der damaligen Ereignisse zu zeichnen.




Sonderausstellung „Katakombenschule – Erinnerung und Vermächtnis“

Elmar Thaler in der Ausstellung

Bis zum 17. August 2024 ist in der Engelsburg des Klosters Neustift in Vahrn in Südtirol die vom Schützenbezirk Brixen in Zusammenarbeit mit dem „Südtiroler Schützenbund“ gestaltete einzigartige Sonderausstellung „Katakombenschule – Erinnerung und Vermächtnis“ zu sehen. Wesentliche Beiträge hat der ehemaligen Landeskommandant und heutige Ehrenkommandant der Südtiroler Schützen, Elmar Thaler, dazu geliefert.

Diese Ausstellung, die zuvor schon in Montan zu sehen gewesen war, würdigt jene Männer und Frauen, die in der Zeit des Faschismus, als der Unterricht in deutscher Sprache verboten war, insgeheim auf Bauernhöfen, in Kellern und sogar im Wald heimlich den Kindern das Lesen und Schreiben in ihrer deutschen Mutterspreche beigebracht hatten. Sie waren damals von Verfolgung, Misshandlung, Einkerkerung und Verbannung bedroht gewesen.

Dokumentation in der Ausstellung über Katakombenlehrerinnen und Katakombenschulen

Dokumentation in der Ausstellung über Katakombenlehrerinnen und Katakombenschulen
 Dokumentation in der Ausstellung über Katakombenlehrerinnen und Katakombenschulen

Ein Beispiel für die Verfolgung von Katakombenlehrerinnen ist die aus Margreid stammende Lehrerin Angela Nikoletti, die als „Katakombenlehrerin“ von den Behörden immer wieder schikaniert, verbannt und eingesperrt wurde, sodass ihre labile Gesundheit zusammenbrach und sie am 30. Oktober 1930 im Alter von nur 25 Jahren verstarb.

Die Gemeinde Margreid und der „Südtiroler Heimatbund (SHB)“ ehrten Angela Nikoletti im Jahr 2002 mit einer Gedenktafel, die an ihrem Geburtshaus angebracht wurde.
Die Gemeinde Margreid und der „Südtiroler Heimatbund (SHB)“ ehrten Angela Nikoletti im Jahr 2002 mit einer Gedenktafel, die an ihrem Geburtshaus angebracht wurde.

In der Ausstellung wird ebenfalls der Märtyrerin Angela Nikoletti gedacht
In der Ausstellung wird ebenfalls der Märtyrerin Angela Nikoletti gedacht

Bei der Eröffnung der Ausstellung in Neustift am 24. Juli 2024, zu der zahlreiche Ehrengäste erschienen waren, dankte der Landeskommandant des „Südtiroler Schützenbundes“, Roland Seppi, in seiner Ansprache zuerst allen 400 Frauen und Männern jener Zeit, die mit ihrem jahrelangen selbstlosen Einsatz unsere deutsche Sprache vor dem Untergang gerettet haben. Anschließend forderte der Landeskommandant eine Entschuldigung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. „Man sagt Ihnen nach, Sie vertreten aufrechte Werte, zu denen auch das Eingestehen von Fehlern gehört. Sie sprechen für die Republik Italien, die sich laut Grundgesetz auch von Diktatur und deren Fehlern distanziert. Hier bei uns in Südtirol hätten Sie auch die Möglichkeit, sich von dieser Zeit zu distanzieren, um somit die drei Volksgruppen endgültig vom Faschismus und seinen Gerüchen zu befreien. Ein kurzer Satz würde genügen, es wäre ein kleiner Schritt für eine Ministerpräsidentin und ein großer für die Republik Italien.“

Landeskommandant Roland Seppi bei seiner Ansprache
Landeskommandant Roland Seppi bei seiner Ansprache

Näheres dazu ist auf der Internetseite des „Südtiroler Schützenbundes“ zu lesen: https://schuetzen.com/2024/07/21/sonderausstellung-katakombenschule-erinnerung-und-vermaechtnis-eroeffnet/

Eine Ehrenformation des Schützenbezirks Brixen schoss eine Ehrensalve zum Andenken an die verstorbenen Katakombenlehrerinnen und Katakombenlehrer
Eine Ehrenformation des Schützenbezirks Brixen schoss eine Ehrensalve zum Andenken an die verstorbenen Katakombenlehrerinnen und Katakombenlehrer

Zu der Eröffnung der Ausstellung waren zahlreiche Ehrengäste gekommen, darunter der Südtiroler Altlandeshauptmann Dr. Luis Durnwalder
Zu der Eröffnung der Ausstellung waren zahlreiche Ehrengäste gekommen, darunter der Südtiroler Altlandeshauptmann Dr. Luis Durnwalder

Die Ausstellung in der Engelsburg des Klosters Neustift in Vahrn ist bis zum 17. August 2024 von Montag bis Samstag jeweils von 10:30 bis 18:00 Uhr geöffnet. Sonntags bleibt die Ausstellung geschlossen. Der Eintritt ist frei. Für Gruppen ab 10 Personen werden kostenlose Führungen angeboten.

Eine Schande:

Wie die österreichische Bundesregierung mit der letzten noch lebenden Katakombenlehrerin verfährt

In Schenna wohnt die letzte noch lebende Südtiroler Katakombenlehrerin Hermine Orian, geborene Mayr. Sie ist mittlerweile 105 Jahre alt und ihr sehnlichster Wunsch ist die Erlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft. Sie möchte als Österreicherin sterben.

1978 hat die Südtiroler Landesregierung Hermine Mayr-Orian geehrt
1978 hat die Südtiroler Landesregierung Hermine Mayr-Orian geehrt

Jahre lang hat sich der Leiter des „Andreas Hofer-Bundes (AHB“) in Innsbruck, Alois Wechselberger, vergeblich für die Erfüllung dieses Herzenswunsches eingesetzt. Die österreichische Bundesregierung hat ihn mit Ausreden im Kreis geschickt, von einem Amt zum anderen.

Wie aus Wien vertraulich verlautet, wünscht Rom nicht, dass Frau Orian die österreichische Staatsbürgerschaft verliehen wird. Dies könnte nach Ansicht italienischer Politiker eine Welle weiterer Ansuchen auslösen und als Absage an den italienischen Staat gewertet werden. Die österreichische Bundesregierung ist wie immer den Wünschen Roms ergeben.

Alois Wechselberger hat jedoch bis heute nicht nachgegeben und wird bis zu dem letzten Lebenstag von Hermine Orian den politisch so unsagbar Handelnden in Wien immer wieder fordernd entgegen treten.

Alois Wechselberger mit Hermine Orian
Alois Wechselberger mit Hermine Orian

Mittlerweile hat das Land Tirol Hermine Orian das „Verdienstkreuz des Landes Tirol“ verliehen, welches ihr am 15. August 2024 feierlich überreicht werden soll.

Den bisherigen Erfahrungen zufolge wird auch das in Wien kein Umdenken herbeiführen.




Nachruf für den ehemaligen Südtiroler Freiheitskämpfer Luis Larch

  Bild: Südtiroler Schützenbund.

 Am 9. Juli verstarb in Graz der ehemalige Südtiroler Freiheitskämpfer Alois Larch.

Der „Südtiroler Heimatbund“ (SHB), eine von ehemaligen Südtiroler politischen Häftlingen gegründete Vereinigung, welche für die Selbstbestimmung eintritt, widmete ihm nachstehenden ehrenden Nachruf:

Todesanzeige in den „Dolomiten“ vom 13. Juli 2024.
Todesanzeige in den „Dolomiten“ vom 13. Juli 2024.

 Ein treuer Sohn seiner Heimat hat uns verlassen

Der aus Dorf Tirol stammende und in Lana aufgewachsene ehemalige Freiheitskämpfer Luis Larch ist nun im Alter von 91 Jahren in Graz verstorben. Er war im Südtiroler Freiheitskampf der 1960er Jahre ein persönlicher Freund und Mitkämpfer des Landeskommandant-Stellvertreters des Südtiroler Schützenbundes, Jörg Pircher, gewesen. Wie Luis Larch später in einem Interview erklärte, hatten ihn die schrecklichen Folterungen Südtiroler Häftlinge in den Carabinieri-Kasernen nach der Herz-Jesu-Nacht des Jahres 1961 dazu bewogen, sich aktiv dem Widerstand anzuschließen.

Er hatte 1964 unter abenteuerlichen Umständen aus Südtirol nach Österreich flüchten müssen, um der drohenden Verhaftung zu entgehen. Luis Larch wurde auch in Österreich gerichtlich verfolgt. Er wurde 1965 zusammen mit seinen Südtiroler Mitstreitern Adolf Obexer und Karl Ausserer festgenommen, Medienberichten zufolge von der Polizei misshandelt und Monate lang ohne Anklageerhebung in Haft gehalten.

Links: Bericht über die Misshandlung von Luis Larch in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ vom 21. März 1966. Rechts: Der Rechtsanwalt Dr. Eberhard Molling aus Innsbruck protestierte gegen die Misshandlung.
Links: Bericht über die Misshandlung von Luis Larch in den „Oberösterreichischen Nachrichten“ vom 21. März 1966. Rechts: Der Rechtsanwalt Dr. Eberhard Molling aus Innsbruck protestierte gegen die Misshandlung.

1967 kam es dann wegen vorgeworfenen geheimen Waffentransportes nach Südtirol zu einer Verurteilung zu mehreren Monaten Haft, die durch die Untersuchungshaft bereits verbüßt waren. Die Angeklagten hatten sich offen zum aktiven Widerstand gegen die italienische Unterdrückung Südtirols bekannt. Nach dem Urteil sangen die Zuhörer des Prozesses demonstrativ das Andreas-Hofer-Lied.

Von links nach rechts: Ausserer, Obexer und Larch im November 1967 vor dem österreichischen Schöffengericht in Graz.
Von links nach rechts: Ausserer, Obexer und Larch im November 1967 vor dem österreichischen Schöffengericht in Graz.

1982 ernannte die Südtiroler Schützenkompanie Lana Luis Larch zu ihrem Ehrenmitglied, der bei gegebenen Anlässen stolz in der Tracht der Lanaer Schützen auftrat. So auch bei der jährlichen Tiroler Schützenwallfahrt in Absam und bei dem Landesfestumzug des Jahres 1984 in Innsbruck. Dort trug er zusammen mit seinen Schützenkameraden die große metallene Dornenkrone, welche das Leid Südtirols symbolisierte.

Luis Larch war 1984 bei dem großen Landesfestumzug in Innsbruck einer der Träger der metallenen Dornenkrone.
Luis Larch war 1984 bei dem großen Landesfestumzug in Innsbruck einer der Träger der metallenen Dornenkrone.

Als im Jahre 2009 die nunmehr mit Rosen geschmückte Dornenkrone wieder durch Innsbruck getragen wurde, begleitete sie wieder Luis Larch (rechts vorne im Bild).
Als im Jahre 2009 die nunmehr mit Rosen geschmückte Dornenkrone wieder durch Innsbruck getragen wurde, begleitete sie wieder Luis Larch (rechts vorne im Bild).

Der bis zu seinem Tode im Exil in Graz lebende Luis Larch war 1969 in Abwesenheit von dem Mailänder Schwurgericht zu 24 Jahren Kerker verurteilt worden. Im Jahre 2008 begnadigte ihn der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano kurz vor der ohnehin bevorstehenden Verjährung seiner Strafe, so dass Larch seine alte Heimat wieder besuchen konnte.

Der Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes, Roland Seppi, würdigte nun den Verstorbenen mit folgenden Worten: „Der Herr vergelte ihm seinen unermüdlichen Einsatz und seine Opferbereitschaft für unsere Heimat Tirol und das Schützenwesen. Möge er ruhen in Frieden.“

Wir schließen uns diesen Worten an und werden Luis Larch stets in ehrendem Andenken behalten.

Roland Lang
Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB)

Bis zu seinem Tod hielt Luis Larch engen Kontakt zu ehemaligen Mitstreitern. Hier im Bild ist er zu sehen mit Univ.-Prof. Dr. Erhard Hartung, dem Obmann der Kameradschaft ehemaliger Südtiroler Freiheitskämpfer.
Bis zu seinem Tod hielt Luis Larch engen Kontakt zu ehemaligen Mitstreitern. Hier im Bild ist er zu sehen mit Univ.-Prof. Dr. Erhard Hartung, dem Obmann der Kameradschaft ehemaliger Südtiroler Freiheitskämpfer.




Letzter Abschied von Adolf Pomella

Der am 27. März 1935 geborene und am 29. Juni 2024 verstorbene Adolf Pomella aus Kurtatsch.

Am 29. Juni 2024 verstarb in seinem Heimatort Kurtatsch ein ehemaliger Südtiroler Freiheitskämpfer und schwer gefolterter politischer Häftling. Der Kurtatscher Bauer Josef Pomella war nach den Anschlägen der „Herz-Jesu-Nacht“ aufgrund einer Denunziation eines Spitzels der Carabinieri zusammen mit anderen Kurtatscher Mitgliedern des „Befreiungsausschusses Südtirol“ (BAS), wie Luis Hauser, Josef Anegg, Hermann Anrather und Josef Orian, verhaftet worden. Sie alle wurden nach der Verhaftung von den Carabinieri schwer gefoltert.

Es gelang den Carabinieri trotz Anwendung unsäglicher Gewalt jedoch nicht, von Pomella und Orian ein Schuldgeständnis zu erpressen.

Der „Südtiroler Heimatbund“ (SHB), eine von ehemaligen Südtiroler politischen Häftlingen gegründete Vereinigung, welche für die Selbstbestimmung eintritt, widmete am 1. Juli 2024 dem Verstorbenen nachstehenden Nachruf:

Nachruf für Adolf Pomella

Es erreicht uns die traurige Nachricht, dass der ehemalige politische Häftling Adolf Pomella aus Kurtatsch verstorben ist.

Der 1935 in Kurtatsch geborene Bauer war nach den Anschlägen der Herz-Jesu-Nacht am 17. Juli 1961 von den Carabinieri verhaftet und anschließend schwer gefoltert worden. In den SVP-Archivalien im Landesarchiv in Bozen liegt ein Brief, in welchem Pomella der „Südtiroler Volkspartei“ (SVP) die erlittene Folter beschrieb: Er war mit Zündhölzern, einem Feuerzeug und Zigaretten am Geschlechtsteil, an der Nase und am Arm verbrannt worden. Er wurde mit kochend heißem Öl angeschüttet. Er wurde auch mit einer Zange, einem eisernen Schürhaken und einem Besenstil misshandelt. Dazu kamen schwere Schläge, wobei ein Knie und ein Schienbein verletzt und eine Zehe gebrochen wurden.

Die Folterkaserne in Kurtatsch im Jahre 1961 (Aus: BILD-Zeitung).
Die Folterkaserne in Kurtatsch im Jahre 1961 (Aus: BILD-Zeitung).

Ein Ausschnitt aus dem Brief von Adolf Pomella.
Ein Ausschnitt aus dem Brief von Adolf Pomella.

 Sein ebenfalls schwer gefolterter Mitgefangener Josef Orian berichtete in einem Brief an die SVP, dass die Carabinieri den verhafteten Adolf Pomella eine Nacht lang gefesselt an ein Treppengeländer gehängt hatten. In anderen Berichten seiner Mitgefangenen wurden die sichtbaren schweren Verletzungen des Gefolterten beschrieben.

Über seine Folterung berichtete Pomella am 6. Oktober 1961 auch an die Staatsanwaltschaft in Trient. Eine Abschrift dieses Schreibens wurde auch dem österreichischen Außenministerium übermittelt. Die hohe Politik in Österreich und in Südtirol unternahm jedoch nichts.

Nach beinahe eineinhalb Jahren Untersuchungshaft musste die italienische Justiz Josef Orian und Adolf Pomella „mangels an Beweisen“ wieder frei lassen. Eine Entschädigung für Folter und Haft haben sie nie erhalten.

Seine Angehörigen hätten keinen sinnigeren Spruch für das Leben des Verstorbenen finden können:

„Der ist in tiefster Seele treu
 Wer die Heimat liebt wie du“.

(Douglas Archibald und Theodor Fontane)

Josef Orian (links) und Adolf Pomella nach ihrer Freilassung am 26. Dezember 1962.
Josef Orian (links) und Adolf Pomella nach ihrer Freilassung am 26. Dezember 1962.

 Wir gedenken unseres verstorbenen Landsmannes, der so Schweres hatte erdulden müssen, in Ehrfurcht und Trauer. In Gedanken sind wir bei seinen Angehörigen.

 Roland Lang
Obmann des „Südtiroler Heimatbundes“ (SHB)

Am 1. Juli 2024 wurde der Verstorbene auf dem Friedhof in Kurtatsch zur ewigen Ruhe gebettet.

Dokumentation

Der durch einen Geistlichen aus dem Gefängnis von Trient herausgeschmuggelte Folterbericht von Adolf Pomella:

„Adolf Pomella, geb. 27.3.1935 in Kurtatsch, Bauer in Kurtatsch. Am 17. Juli um 22.30 h wurde ich verhaftet und bis um 12.30 des nächsten Tages von den carab mißhandelt. Die carab von Kurtatsch machten mich Schuhe, Strümpfe, Hose und Unterhose ausziehen, dann hieb man mir mit einem Pistolenmagazin auf den Kopf. Ebenso schlug man mich mit der Faust, mit einem Besenstiel und einer großen Suppenkelle ins Gesicht an Hals und Nase.

Immer und immerwieder schlugen drei oder vier carabinieri mit der Faust, auch einer Pistolentasche und mit anderen Gegenständen, – ich kann mich nicht mehr an alles erinnern ich war teilweise ganz benommen – ins Gesicht und am ganzen Körper. Die carab. schütteten mir Kochöl über den Kopf und übers Gesicht und dann rieben sie mich mit einer rußigen Pfanne ein.

Ins Gesicht gespuckt, dann zwang man mich auf die Knie, man schlug mir so auf das Genick, bis ich sehr starke Kopfschmerzen bekam. Mit brennenden Zigaretten berührte man das Geschlechtsglied, die Nase und den Innenarm. Ich hatte Brandblasen. Zuletzt bemühte man dazu brennende Zündhölzer und ein brennendes Feuerzeug. Man drohte mir, mit Spagatt das Geschlechtsglied abzuklemmen. Durch die Schläge an Kopf, Magen usw. lag eine 20 cm große Blutlache am Boden, Orion, Anegg und Anrather haben sie gesehen. Ich wurde dann von zwei carab. durch einen quer gehaltenen Besenstiel am Hals an die Mauer gedrückt – heute 29. 8. schmerzt mir noch der Hals und der hiesige Gefängnisarzt nimmt das nicht zur Kenntnis.

Viele Fußtritte in den Bauch u. auf das Geschlechtsteil, das linke Knie schmerzt mir noch, ebenso eine Zehe – sie muß gebrochen sein – am linken Fuß.

Die rechte Zehe aber ist noch entzündet, auch eine große Wundnarbe am Schienbein. Der Mittelfinger der rechten Hand ist noch geschwollen, man hat ihn mit einer Kombinationszange (Flachzange) gequetscht und nach hinten gebogen. Mit der Zange stieß man mich in Brust u. Achselhöhlen, später riß man mir damit die Haare vom Hintern aus. Einen ca 60 cm langen, fingerdicken Schürhaken, den krummen, spitzen Haken im Mund haltend, mußte ich Kniebeugen machen, auch den Besenstiel bohrte man mir in den Mund, ich war verletzt u. konnte kaum noch den Mund öffnen.

Auch einen Teppichklopfer benützte man zum Schlagen. Meine Schürze rissen die car. In Stücke und sagten dann den Angehörigen, ich hätte keine Schürze angehabt.

Mit der Masch. Pistole wurde ich oft und oft bedroht. Kein Name der carab. ist mir bekannt.

Adolf Pomella.“

 (Wörtliche Wiedergabe des Originalbriefes. SVP-Archivalien, Landesarchiv Bozen)

(SVP-Archivalien, Landesarchiv Bozen)




Auf zum Schwur, Tiroler Land…

Die Botschaft von hunderten Fackelträgern auf den Bergen Südtirols fordert: FREIHEIT. Das Landes-Wappen, der Tiroler Adler, symbolisiert diese Freiheit. Foto: Glasfenster im Schloss Tirol. Foto Verfasser.

Trotz widrigen Wetters konnten tausende Südtirol-Urlauber miterleben, wie am Sonntag, 9. Juni 2024, auf vielen Berggipfel und Berghängen an das feierliche Gelöbnis des Landes Tirol vom 1. Juni 1796 erinnert wurde: damals gelobten die Tiroler Landstände, angesichts der schweren Bedrohung durch Napoleon, ihr Land dem „Heiligsten Herz Jesu“ anzuvertrauen, um den göttlichen Beistand gegen den Eroberer zu erhalten.

Bericht von Georg Dattenböck

 

Die tiefe Religiosität der großen Volksmehrheit in Tirol blieb bis heute erhalten, wie man beim Eintritt in die Häuser und Höfe Tirols feststellen kann. (Foto. Verfasser)
Die tiefe Religiosität der großen Volksmehrheit in Tirol blieb bis heute erhalten, wie man beim Eintritt in die Häuser und Höfe Tirols feststellen kann. (Foto. Verfasser)

Heute ist das Erinnerungsfest für die Süd-Tiroler aus allen Volksschichten der Anlass, ihre Identität, die sprachlich-kulturelle und geistige Landeseinheit, trotz 100jähriger Herrschaft Italiens, zu bewahren.

Angesichts der Besorgnis erregenden politischen Lage Südtirols sind diese Botschaften aus den Bergen Süd-Tirols für jeden Besucher sofort verständlich. Vor sehr vielen Höfen und Häusern wurde im gesamten Land ebenfalls die Tiroler Fahne aufgezogen.

Bilder von „Herz-Jesu-Feuern“ in Südtirol. (Quelle: „Feuerherz“ der Alpenvereinsjugend, Jungschützen, Bauern- und Katholischen Jugend)
Bilder von „Herz-Jesu-Feuern“ in Südtirol. (Quelle: „Feuerherz“ der Alpenvereinsjugend, Jungschützen, Bauern- und Katholischen Jugend)

Bergfeuer wurden unter der Zeit des „Duce“ Mussolini wie ein Verbrechen verfolgt, wie man aus den Meldungen der damaligen Tageszeitungen entnehmen kann. Hier ein Originalartikel aus dem „Tiroler Anzeiger“ vom 5. 3. 1935 mit dem Titel „Konfinierungen in Südtirol“ (von lateinisch: confinium = Grenze, Grenzgebiet und bezeichnet eine Form der Verbannung).

Aus: „Tiroler Anzeiger“ vom 5. März. 1935.
Aus: „Tiroler Anzeiger“ vom 5. März. 1935.

12 Südtiroler wurden wegen des Anzündens von Freudenfeuer bzw. Veranstaltung einer Weihnachtsfeier „zu insgesamt 27 Jahren Verbannung verurteilt“, darunter der Pfarrer von Sulden mit einer Strafe von 3 Jahren.

Weil sie Hausunterricht erteilten, wurden bei deutschen Lehrkräften in Kaltern, Tschengls, Villanders und anderen Orten Hausdurchsuchungen durchgeführt und sie wurden zu hohen Geldstrafen verurteilt.

Der Faschismus lebt

Nun mag dazu eingewendet werden, dass dies unter der Zeit des „Duce“ vor 90 Jahren geschehen war und heute nicht mehr möglich sei.

Der Aufmarsch faschistischer Fanatiker in Rom. (Foto: Schweizer Radio und Fernsehen SRF)
Der Aufmarsch faschistischer Fanatiker in Rom. (Foto: Schweizer Radio und Fernsehen SRF)

Bei einem Aufmarsch der neofaschistischen Organisation „Casapound“ im römischen Stadtteil Tuscolano im Jänner 2024, zeigten jedoch hunderte Fanatiker den faschistischen Gruß. Italiens Ministerpräsidentin, Giorgia Meloni, schwieg dazu beharrlich und wurde deswegen in Italien und Europa sehr scharf kritisiert. Eine bekannte Italienerin urteilte:

„Hunderte, meist junge Männer in faschistisches Schwarz gekleidet, militärisch aufgereiht, riefen „presente“ (anwesend), wie es unter Mussolini üblich gewesen war. Aufgestellt wie in einer Schlachtenreihe. Das seien Bilder, wie man sie 1924 sah.“

Die Staatsanwaltschaft Rom leitete wegen dieses militanten Aufmarsches ein Ermittlungsverfahren ein. Der römische Kassationsgerichtshof, die dritte und höchste Instanz der italienischen Gerichtsbarkeit, entschied im Jänner 2024: Der Faschistengruß sei nicht als Straftat zu werten. Der „römische Gruß“, die italienische Variante des „Hitlergrußes“, ist nunmehr in Italien weitgehend legitim.

Die „Salonfähigkeit“ des Faschismus in alter und neuer Form

In Italien wird der Faschismus zunehmend wieder salonfähig gemacht. In Südtirol aber weiß man, welches Unheil diese Ideologie in der Vergangenheit über das Land gebracht hat.

Das Buch „Der Marsch auf Bozen“ (Effekt-Verlag in Neumarkt in Südtirol – https://www.effekt.it/produkt/der-marsch-auf-bozen/ ) entlarvt die verbrecherischen Machenschaften Mussolinis und Hitlers betreffend Südtirol und ist jedem Interessierten zu empfehlen.

Mit welch brutalem Zynismus der „Duce“ Benito Mussolini gegenüber der damaligen österreichischen Regierung in den Jahren seiner Diktatur gelogen hatte, dokumentiert sich in seiner Aussage, dass er die Sache mit der Italianisierung der Ortsnamen schon abgestellt habe: „Finito con quella cosa“. (Quelle: Außenpolitische Dokumente der Republik Österreich 1918-1938 (ADÖ 10/1516)).

Die historische Wahrheit ist diametral entgegengesetzt: Mit immer größerem Fanatismus wurde die „Italianatà“ Südtirols, der gewollte und geplante Ethnozid an den Süd-Tirolern, vom Staat Italien vorangetrieben, wie die Meldung im „Tiroler Anzeiger“ vom 31. Mai 1935 mit dem Titel „Umbenennungen der Straßen und Hotels in Meran“ beweist.

Aus: „Tiroler Anzeiger“ vom 31. Mai 1935.
Aus: „Tiroler Anzeiger“ vom 31. Mai 1935.

Wäre es nicht mitten in Europa so endlos entwürdigend, beschämend und traurig, müsste man lachen bei den Versuchen der Faschisten, dem kleinsten Ort in Tirol, der entlegensten Flur in den Bergen und z. B. der urtirolerischen Keschtngasse in Dorf Tirol einen „italienischen Anstrich“ zu geben.

Der „Südtiroler Heimatbund (SHB)“ gab 2023 die Schrift: „Rechtliche und linguistische Aspekte der Ortsnamengebung in Südtirol“ heraus, wo auf 38 Seiten sachlich und klar die Lage geschildert wird

Bezug über: https://www.effekt.it/shop

Bezug über: https://www.effekt.it/shop

Bereits vor einem Jahr, am 3.4.2023, schrieb der „Südtiroler Heimatbund“ einen „eindringlichen Appell“ an die Abgeordneten des Südtiroler Landtages:

Die politische Lage im Jahr 2024 stellt sich so dar: Die nahtlos in der Tradition des Faschismus stehende Partei „Fratelli d’Italia“ (FdI) und deren derzeitige Spitzenrepräsentantin, Giorgia Meloni, sehen im provokativen Zeigen des Faschistengrußes, vor allem in Süd-Tirol, kein Problem. Das ist ein äußerliches Zeichen der Gesinnung. Einer Gesinnung, die auf die weitere Aushöhlung autonomer Rechte zugunsten einer immer stärkeren Zentralisierung der Staates abzielt.

Wessen Geistes Kind Frau Meloni ist, dokumentiert folgendes Zitat: „Die Süd-Tiroler sollen nach Österreich auswandern, wenn ihnen die italienische Trikolore nicht passt“.

Giorgia Meloni bei einer Ansprache.
Giorgia Meloni bei einer Ansprache.

Nach seiner schwerer Niederlage bei den Landtagswahlen 2023 umwarb Südtirols Landeshauptmann Kompatscher die Frau Meloni und ihre neofaschistische Partei „Fratelli d’Italia“. Das über 70 Jahre lang im gesamten Tiroler Volk und auch in der Südtiroler Volkspartei (SVP) völlig Unvorstellbare wurde Wirklichkeit: Der Landeshauptmann der politisch geknebelten Süd-Tiroler legte sich freiwillig in das politische Bett des Faschismus.

Am 2. Dezember 2023 sprach sich der Parteiausschuss der SVP für eine Koalition mit Melonis „Fratelli d’Italia“, der „Lega“, „La Civica“ und den ihre frühere Gesinnung preisgebenden Südtiroler „Freiheitlichen“ aus. Diese 5 Parteien verfügen zusammen über 19 der 35 Sitze im Landtag.

Als Dank wählten die fünf Parteien im Landtag am 18. Januar 2024 Arno Kompatscher mit 19 zu 16 Stimmen wieder zum Landeshauptmann, er trat sein Amt am 1. Februar 2024 an.

Kompatscher kündigt dauernd Dinge an, die er dann nicht umsetzt. Dabei wäre eine Sanierung der schwer beschädigten Autonomie dringend nötig: In fast 50 Prozent der autonomen Kompetenzen gab es in den letzten 30 Jahren Aushöhlungen durch den italienischen Staat. Bisher ist Kompatscher aber untätig geblieben. Er fällt durch Zugeständnisse und Ausreden auf, anstatt durch Ergebnisse.

Das Gedenken an das Bündnis mit dem Herzen Jesu steht der Gesinnung des Verzichtes entgegen. In diesem Sinne dürfen wir sagen:

Süd-Tirol bräuchte endlich einen Landeshauptmann, der ein Garant für den Schutz der Autonomie ist und der für das eigene Volk arbeitet. Und nicht einen Landeshauptmann, der ständig auf den Knien nach Rom rutscht!




Lobpreisung der Carabinieri in einem indoktrinierenden „Merkheft“ für Südtiroler Schüler

Verschweigen einer teilweise düsteren Vergangenheit

Am 12. Juni 2024 wurde in Bozen von dem Bürgermeister Renzo Caramaschi (am Beitragsbild mit Tricolore-Schärpe), der SVP-Stadträtin Johanna Ramoser und Vertretern der Carabinieri, ein indoktrinierendes Merkheft für Schüler vorgestellt.

Dazu veröffentlichte der „Südtiroler Heimatbund (SHB)“ folgende Presseerklärung:

Carabinieri in Südtirol – eine nicht aufgearbeitete Vergangenheit

 Die Stadt Bozen hat ein „Diario/Merkheft 2024/25“ für Schüler herausgegeben mit dem Titel

 „A scuola con i – Zur Schule mit den – Carabinieri“.

 Hier werden auf der Titelseite die Carabinieri den Kindern zeichnerisch als liebe Beschützer in Gestalt von Plüschtier-Hunden nahegebracht.

Ohne die verdienstvolle Rolle vieler Carabinieri bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit schmälern zu wollen, muss doch darauf hingewiesen werden, dass die Geschichte der Carabinieri in Südtirol auch eine Jahrzehnte lang andauernde düstere Seite aufzuweisen hat.

Bereits nach dem Einmarsch der italienischen Truppen in Südtirol im November 1918 war es zu schweren Übergriffen gegenüber der deutschen und ladinischen Bevölkerung gekommen. Die Übergriffe und Gewalttaten häuften sich in der Zeit des Faschismus. Auch das Kriegsende brachte keine umgehende Besserung. Aus dem Süden einfallende plündernde Räuberbanden, die sich „Partisanen“ nannten, wurden von den Carabinieri nicht in ihrem Tun gehindert. Im Grödental kam es zu Mordtaten.

Im Jahr 1961 und in den folgenden Jahren kam es in Carabinieri-Kasernen zu zahlreichen und schweren Folterungen Südtiroler Freiheitskämpfer, die sich gegen die andauernde gewalttätige Unterdrückung erhoben hatten. Auch hier gab es Todesopfer.

Die Folterer wurden nicht bestraft, sondern eine Reihe von ihnen wurde von einem italienischen Gericht sogar freigesprochen bzw. fielen die begangenen Misshandlungen unter Amnestie. Sie wurden anschließend öffentlich belobigt und geehrt.

Dieser Teil der Geschichte wird von offizieller italienischer Seite und seit längerem auch von deutscher Seite bis heute zumeist schweigend übergangen. Hier wäre längst eine kritische Aufarbeitung mit öffentlicher Entschuldigung für das in der Vergangenheit begangene Unrecht angebracht. Dies würde einem unbefangenen Verhältnis zur einheimischen Bevölkerung dienen.

Bislang deutet nichts darauf hin, dass dies in naher Zukunft geschehen könnte – doch die Hoffnung stirbt zuletzt.

Roland Lang
Obmann des „Südtiroler Heimatbundes (SHB)“

Flugblatt des Bergisel-Bundes in Oberösterreich aus den 1960er Jahren.
Flugblatt des Bergisel-Bundes in Oberösterreich aus den 1960er Jahren.

Bericht in „Dolomiten“ vom 7. September 1963
Bericht in „Dolomiten“ vom 7. September 1963




„ciao! bella, ciao, ciao, ciao!“ – „Lebe wohl, Schöne, lebe wohl, lebe wohl“

Der Südtiroler Landeshauptmann Dr. Arno Kompatscher, sein „Tag der Befreiung“ und die von ihm verehrten Partisanen

Auch in diesem Jahr ließ es sich der Südtiroler Landeshauptmann Dr. Arno Kompatscher nicht nehmen, am 25. April 2024 seine Verbundenheit mit Rom durch seine Teilnahme an der Feier des italienischen „Tages der Befreiung“ in Bozen zu betonen. Zusammen mit dem Bozener Bürgermeister Renzo Caramaschi und Vertretern der „Partisanen“-Organisation ANPI sang er ein die damaligen Partisanen verherrlichendes Lied „ciao! bella, ciao, ciao, ciao!“.

Auf der Internetseite der italienischen Tageszeitung „Alto Adige“ wurde diese Szene schön dargestellt unter der Überschrift:

„Fest der Befreiung, Caramaschi und Kompatscher singen zusammen das Lied ‚Bella Ciao‘“

Von dem angeblichen „Partisanenlied“ sind weder Autor noch Entstehungsgeschichte bekannt. Sehr seltsam! Angeblich wurde es bereits im Zweiten Weltkrieg von den italienischen Partisanen gesungen. Es gibt aber auch die Vermutung, dass die heute zu den beliebtesten Kampfliedern der politischen Linken gehörende sentimentale Verherrlichungshymne erst nach 1945 geschaffen wurde.

Una mattina mi son svegliato,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
Una mattina mi son svegliato,
e ho trovato l’invasor.

Eines Morgens erwachte ich
O Schöne, tschau, Schöne, tschau, Schöne, tschau, tschau, tschau!
Eines Morgens erwachte ich
und fand den Eindringling vor.

In dem Lied heißt es weiter, dass der Partisan nun in den Kampf gegen den deutschen „Eindringling“ aufbrach und seine Schöne bat, ihn zu begraben, falls er sterben sollte. Und Blumen von seinem Grab sollte sie weiterschenken. Ergreifend!

Das tatsächliche Geschehen: Ab dem „Tag der Befreiung“ – Abschlachtungen von Menschen durch Nachkriegs-Partisanen

Am 5. April 1945 hatten die alliierten Streitkräfte die deutsche Front in Italien durchbrochen und die deutschen deutschen Truppen fluteten nun chaotisch nach Norden, der eigenen Heimat zu.

Nun ergriffen straff organisierte kommunistische Partisaneneinheiten die Initiative. Am 25. April 1945 brach in großen Städten wie Bologna, Padua und Mailand ein Aufstand kommunistischer Partisanen los, die Jagd auf politische Gegner machten, Mordtaten vollbrachten und in weiten Landstrichen die Macht an sich rissen. Dieses Geschehen wird bis heute in Italien als „Tag der Befreiung“ und der Geburt des nunmehr demokratischen Staates Italien gefeiert.

Der Historiker Roberto Beretta hat in seinem 2005 erschienenen Buch „Storia dei preti uccisi dai partigiani“ („Geschichte der von den Partisanen umgebrachten Priester“) 129 Fälle grausam abgeschlachteter Priester und eines vierzehnjähriger Seminaristen dokumentarisch behandelt.

Links: Das Buch von Roberto Beretta. Rechts: Bild des ermordeten Seminaristen Rolando Rivi.
Links: Das Buch von Roberto Beretta. Rechts: Bild des ermordeten Seminaristen Rolando Rivi.

Räuberische Mörderbanden als „Nachkriegspartisanen“ in Südtirol

In Südtirol traten erst nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht am 2. Mai 1945 italienische „Freiheitskämpfer“ öffentlich auf. Sie plünderten vor allem Südtiroler. Schlimmsten Terror aber verübten Räuberbanden aus südlichen Gefilden wie der Provinz Belluno, die als „Partisanen“ in die deutsch und ladinisch besiedelten Gebiete einfielen. Sie raubten und plünderten in Bozen, Salurn, Naturns und an anderen Orten. Es kam zu zahlreichen Verschleppungen und zu Morden im Grödental.

Die Gräber von vier Ermordeten, die auf dem Friedhof von St. Christina bestattet wurden, sind heute noch zu sehen.

Des Landeshauptmannes seltsames Verhältnis zu der italienischen Partisanenvereinigung „ANPI“

Offenbar weiß Landeshauptmann Dr. Kompatscher nicht, was sein Parteiorgan „Volksbote“ im Jahr 1945 über die sogenannten italienischen „Partisanen“ in Südtirol geschrieben hat.

„Was aber den aktiven Widerstand gegen die nationalsozialistische Herrschaft anbelangt, so müssen wir einmal feststellen, dass wir vor dem Waffenstillstandsvertrag nie einen italienischen Partisanen in Südtirol gesehen haben. Und die Herren, die sich nach dem 3. Mai 1945 als Partisanen gebärdet haben, können wir wirklich nicht als solche anerkennen.“

Ungeachtet dieser Tatsache ließ der Südtiroler Landeshauptmann Dr. Arno Kompatscher am 28. April 2016 eine Vereinbarung mit der „Nationalen Vereinigung der Partisanen Italiens ANPI“ unterzeichnen, in welcher diesem Partisanen-Traditionsverband ein Mitgestaltungsrecht bei dem Zeitgeschichte-Unterricht an Südtirols Schulen eingeräumt wurde durch Bereitstellung von Inhalten und Materialien für den Geschichtsunterricht und Durchführung von Seminaren und Tagungen.

 Kompatschers Kommentar dazu: „ciao! bella, ciao“.




„Peinliche Bankrotterklärung im Kampf um die Staatsbürgerschaft“

Wir haben schon in der Vergangenheit über die am 23. April 1919 in Kurtatsch geborene letzte noch lebende Katakombenlehrerin Hermine Mayr berichtet. In Kurtatsch leitete die Geheimschullehrerin Marianne Orian mehrere geheime Gruppen, in einer derselben unterrichtete die junge Hermine Mayr die Ortskinder in deutscher Sprache. (Näheres siehe in: Maria Villgrater, Katakombenschule, Bozen, 1984, S. 172 u. S. 402)

Hermine Mayr sollte später den Bruder von Marianne Orian heiraten und damit den Namen Hermine Orian annehmen.

In diesem Jahr wurde Hermine Orian 105 Jahre alt. Ihr sehnlichster Wunsch ist es, die österreichische Staatsbürgerschaft zu erhalten, um als Österreicherin in das Jenseits einzugehen.

Jahre lang hat sich der Leiter des Andreas Hofer-Bundes (AHB) in Innsbruck, Alois Wechselberger, vergeblich für die Erfüllung dieses Herzenswunsches eingesetzt. Man hatte ihn im Kreis geschickt, von einem Amt zum anderen. Er hat trotz dieser Frozzelei bis heute nicht nachgegeben und wird bis zu dem letzten Lebenstag von Hermine Orian den politisch so unsagbar Handelnden immer wieder fordernd entgegen treten.

AHBT-Obmann Alois Wechselberger mit Hermine an ihrem 105. Geburtstag.Sie reicht ihm die Hände zum Dank für die letztendlich vergebliche jahrelange Mühe.
AHBT-Obmann Alois Wechselberger mit Hermine an ihrem 105. Geburtstag.Sie reicht ihm die Hände zum Dank für die letztendlich vergebliche jahrelange Mühe.

Zu ihrem Geburtstag gratulierte ihr auch der FPÖ-Obmann Herbert Kickl und drückte sein Unverständnis dafür aus, dass die österreichische Bundesregierung sich beharrlich weigert, diesen Wunsch zu erfüllen.

Es geschehen aber noch Zeichen und Wunder. Am 11. Mai 2024 veröffentlichte die „KRONEN ZEITUNG“ einen 2seitigen Bericht aus der Feder von Josef Poyer unter dem Titel:

„Peinliche Bankrotterklärung im Kampf um die Staatsbürgerschaft“

In dem Artikel hieß es:

Die Republik Österreich versagt wieder einmal als Schutzmacht von Südtirol. Der österreichische Pass für eine 105-jährige Katakombenlehrerin rückt in weite Ferne, der Politik fehlt der Wille. Aber rechtlich sei vieles möglich.

„Ich bin als Österreicherin geboren, als Österreicherin will ich sterben.“ So viel Patriotismus aus der Kehle einer eigentlichen Italienerin, das macht heimischen Politikern aktuell Angst und Bange.

Denn die Causa rund um die 105-jährige Südtirolerin Hermine Aloisia Mayr (verwitwete Orian) – die ehemalige Katakombenlehrerin kämpft, wie berichtet, um einen österreichischen Pass – lässt Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und den zuständigen Innenminister Gerhard Karner sprachlos zurück. Man wolle sich zur Causa einfach nicht äußern, heißt es auf Nachfrage der „Krone“.

Die Rechtslage sei klar, was die Verleihung der Staatsbürgerschaft aufgrund außerordentlicher Leistungen betrifft.

Es wird lediglich darauf hingewiesen, dass der Wortlaut des Gesetzestexts auf bereits erbrachte und noch zu erwartende außerordentliche Leistungen im besonderen Interesse der Republik abzielt. Bei einer Frau im so fortgeschrittenen Alter wohl unmöglich, so die höhnischen Worte einiger Beamten.

„Großer Spielraum“: Recht nicht gleich Gerechtigkeit

Verfassungsrechtler Peter Bußjäger kennt die Thematik schon länger und bewertet das Zögern der politischen Akteure mit einem milden Lächeln: „Natürlich wiegt das Kriterium mit den noch erwartbaren Leistungen sehr schwer, aber der Bund hat hier auch großen Ermessensspielraum. Die wichtigste Frage lautet, wie strikt die Bundesregierung in der Vergangenheit gehandelt hat.“

Und da offenbaren sich wohl bei Personen wie der russischen „Putin-Freundin“ Anna Netrebko und dem polnischen „Leider-doch-nicht-Investor“ Michal Solowow, die zwar die rot-weiß-rote Staatsbürgerschaft bekommen haben, aber im Nachhinein nicht wirkliche Aushängeschilder für die Alpenrepublik waren, etliche Lücken im Gesetzestext.

 

Vor allem die aktuelle Einbürgerung von Brasilien-Legionär Ronivaldo wirft Fragen auf. Zum Beispiel: Welche Leistungen ein 35-jähriger Fußballer noch für unser Land erbringen kann? Fakt ist, für Frau Mayr fehlt nur der Wille …

Die endgültige Entlarvung der derzeit noch Regierenden

Am 15. Mai 2024 stellte der FPÖ-Nationalratsabgeordnete und Südtirol-Sprecher Peter Wurm zusammen mit FPÖ-Kollegen im Österreichischen Nationalrat den Antrag an die Österreichische Bundesregierung, der ehemaligen Katakombenlehrerin Hermine Orian die österreichische Staatsbürgerschaft zu verleihen.

Der Antrag wurde von den übrigen Parteien abgelehnt!

Als der Südtiroler Abgeordnete Dr. Eduard Reut-Nicolussi am 6. September 1919 Abschied aus dem neugegründeten Nationalrat in Wien nahm, hatte er in seiner Abschiedsrede der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass Österreich weiterhin die Solidarität mit den nun abgetrennten Südtirolern wahren werde. Es gab stürmischen Beifall von allen Seiten des Hauses und Rufe erschallten wie „Wir werden unser Wort halten!“

Von dieser Gesinnung ist bei Schwarztürkis-Rot-Grün heute nichts mehr vorhanden.

Bisherige SID-Berichte über den Fall Orian: