„An der Seite des Volkes“: Buchpräsentation in Brixen und Salzburg
Eine bewegende Dokumentation über den Widerstand der Südtiroler Geistlichen gegen die faschistische Entnationalisierung.
Helmut Golowitsch:
AN DER SEITE DES VOLKES
Südtiroler Geistliche unter dem Faschismus 1918 – 1939
EFFEKT! Verlag, Neumarkt
ISBN 978-88-97053-95-8
474 Seiten, reich bebildert
Ab EURO 28,90
Mit Vorworten des Landeskuraten des Südtiroler Schützenbundes, P. Christoph Waldner OT und des Kapitular-Kanonikus DDr. Johann Enichlmayr.
Das Titelbild zeigt den Südtiroler Kanonikus Michael Gamper, der den geheimen „Katakombenunterricht“ in Südtirol ins Leben gerufen hatte.
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Dem geplanten Untergang der deutschen und der ladinischen Volksgruppe und ihrer Kultur stellten sich in der Faschistenzeit die Priester in Südtirol mutig entgegen und nahmen dafür manche Verfolgung auf sich. Sie verteidigten und bewahrten den Gebrauch der unterdrückten deutschen Sprache in den Kindergärten, im Schul- und Religionsunterricht und im öffentlichen Leben. An ihnen und dem von ihnen unterstützten geheimen „Katakombenunterricht“ scheiterte der staatlich geplante Ethnozid, der kulturelle Volksmord.
Aus einer Denkschrift deutscher Priester Südtirols vom 11. Mai 1925 an den Trienter Fürstbischof Celestino Endrici:
„Wo es um vom Naturrecht – und damit von Gott – zuerkannte Güter geht, um die Erziehung der Kinder, um das zukünftige Geschlecht, um die Sicherung des religiösen Unterrichtes in Schule und Kirche, da ist für den Priester nur eine Stellung denkbar: die an der Seite des ihm anvertrauten, hartbedrängten Volkes, dem er Helfer und Tröster und, wenn es sein muss, auch Verteidiger der von Natur und Gott demselben zuerkannten Rechte zu sein hat – gegenüber dem mit allen irdischen Machtmitteln ausgestatteten Bedränger.“
Buchvorstellung in Brixen
Ein Bericht von Gerald Danner M.A.
An die 60 interessierte Besucher waren am 5. Mai in der Stadtbibliothek in Brixen erschienen um das neue Werk des Historikers Dr. Helmut Golowitsch „An der Seite des Volkes – Südtiroler Geistliche unter dem Faschismus 1918-1939“, erschienen im Südtiroler Effekt!-Verlag, kennenzulernen.
Eingeladen hatte der Schützenbezirk Brixen des Südtiroler Schützenbundes. In dessen Namen begrüßten Bezirksmajor Florian Lechner sowie Bezirkskulturreferent Helmut Larcher alle Anwesenden.
Der Autor wandte sich mit einer Videobotschaft an das interessierte Publikum.
Die Initiative für dieses neue Buch gewann Golowitsch durch eine Broschüre „Die Seelennot eines bedrängten Volkes“ aus dem Jahre 1927, welche Kanonikus Michael Gamper seinerzeit nur unter dem Decknamen „Athanasius“ und außerhalb Südtirols in Innsbruck herausgeben konnte. Diese handelte „von der nationalen und religiösen Unterdrückung in Südtirol“.
Gamper hatte in dieser Schrift den in vollem Gang befindlichen Widerstand der Südtiroler Geistlichkeit gegen den faschistischen Versuch der kulturellen Auslöschung des Deutschtums dargestellt. Diese Schrift bewegte den Historiker Dr. Helmut Golowitsch, das Thema näher zu untersuchen.
Das Ergebnis: So gut wie ausnahmslos hatten alle deutschen und ladinischen Geistlichen Südtirols schwerste Verfolgungen erlitten oder riskiert.
Das Ziel der italienischen und vor allem der faschistischen Politik nach dem Ersten Weltkrieg war die Schaffung einer italienischen Einheitsnation gewesen. In dieser sollten die ethnischen Minderheiten unter Aufgabe ihrer eigenen Identität aufgehen.
Um dieses Ziel zu erreichen, wurde versucht, bereits den Kindern in Kindergarten und Schule den Gebrauch der Muttersprache zu nehmen.
So kam es bereits bald nach dem Einmarsch der italienischen Truppen zu Umwandlungen deutscher Kindergärten und Schulen in italienische Institutionen. Die deutsche Priesterschaft stellte sich mutig dagegen und hielt trotz Verfolgungen, Misshandlungen, Kerkerhaft und Verbannungen in den Pfarrhöfen den verbotenen deutschen Unterricht ab.
Unzählige Fälle von Schikanen, Beschimpfungen und auch tätlichen Angriffen auf Südtiroler Geistliche durch Faschisten und die italienische Obrigkeit konnte Golowitsch aus den Unterlagen der Diözesanarchive von Trient und Brixen nachweisen, berichtete der Verleger und Ehrenlandeskommandant des Südtiroler Schützenbundes Elmar Thaler. Der Klerus war es, der sich in der Zeit des Faschismus schützend vor die Bevölkerung stellte, als der offizielle Schulunterricht und beinahe der gesamte öffentliche Alltag in deutscher Sprache verboten war. Der von Kanonikus Michael Gamper ins Leben gerufene geheime deutsche Sprachunterricht in den Katakombenschulen wurde vielfach von den Ortspfarrern unterstützt.
Pater Christoph Waldner O.T., Landeskurat des Südtiroler Schützenbundes, der zur Buchvorstellung in Brixen ebenfalls anwesend war, sprach von einem neuerlichen Standardwerk des Historikers Helmut Golowitsch, der eine Unzahl der Vorfälle in diesem Buch zusammentrug und damit eine Dokumentation und ein Nachschlagewerk für Vorkommnisse in den einzelnen Orten und Dörfern Südtirols geschaffen hat. Wie der Autor in seiner Video-Grußbotschaft betonte, wäre dies ohne die Unterstützung der Verlagsleitung unter Elmar Thaler nicht gelungen, der die Erhebungen in den Diözesanarchiven von Trient und Brixen durchführen ließ und dem Verfasser mehr als 800 Seiten Kopien wichtiger Dokumente beschaffte.
Einen lebhaften Eindruck und einen Einblick ins Buch konnten die Besucher durch ausgewählte Textstellen mit Ereignissen aus dem Raum Brixen gewinnen, die während der Vorstellung vorgetragen wurden.
Berichterstattung in den „Dolomiten“ vom 10. Mai 2023:
Buchvorstellung in Salzburg
Am 9. Mai 2023 fand die Buchvorstellung in Salzburg statt. Eingeladen hatte der „Neue Klub“ unter seinem Obmann Dr. Wolfgang Caspart.