Ein Mahnmal für die Landeseinheit – am Mittelpunkt Tirols

Das Tiroler Schützenwesen blickt auf Jahrhunderte einer stolzen Tradition der Landesverteidigung zurück, die 1918 mit dem Zerfall der Monarchie und der Zerreißung des Landes Tirol tragisch endete.

Die Standschützen – Angehörige der Schützenstände – verteidigten Tirol bis zum bitteren Ende.

Der heutige Südtiroler Schützenbund hat sich entgegen einigen Bemühungen von interessierter Seite nicht in einen unpolitischen folkloristischen Verein umwandeln lassen. Die Schützen pflegen Tradition einschließlich Tracht und Zeremoniell, aber nicht zu kommerziellen Fremdenverkehrszwecken, sondern als Ausdruck einer gelebten Gesinnung. Sie führen die frühere militärische Landesverteidigung heute mit friedlichen Mitteln fort und treten mit den Waffen des Geistes und mit praktischem Handeln unter Inanspruchnahme ihrer Bürgerrechte für die Wiedererlangung der Landeseinheit ein.

Der Schützenbezirk Brixen und die Schützenkompanie Latzfons errichten ein Denkmal der besonderen Art

Am 10. Oktober 1920 hatte die offizielle Annexion Südtirols mit rechtskräftiger Einverleibung in den italienischen Staatsverband stattgefunden, nachdem am 9. August 1920 die römische Abgeordnetenkammer und am 24. September 1920 der Senat in Rom das Annexionsdekret beschlossen hatten. Damit war der Weg in eine schlimme Knechtschaft eröffnet worden.

„Geknechtet“ – Gemälde von Th. Walch

Die Zerreißung Tirols haben die Schützen in Südtirol stets als Unrecht bezeichnet. Ein schönes Beispiel für ihre Geisteshaltung ist das jetzige Vorhaben des Schützenbezirks Brixen und der Schützenkompanie Latzfons unter ihrem Hauptmann Martin Pfattner, 100 Jahre später – am 10. Oktober 2020 – ein Denkmal der besonderen Art einzuweihen.

Wenn man um die Grenzen Gesamttirols ein Rechteck legt und in diesem zwei Diagonalen zieht, so befindet sich der Mittelpunkt Tirols in Latzfons auf dem Gemeindebiet von Klausen, 610 m östlich vom Gipfel der 2.464 m hohen Lorenzispitze.

Die Mitglieder der Schützenkompanie Latzfons

An dieser Stelle werden der Schützenbezirk Brixen und die Schützenkompanie Latzfons mit Unterstützung durch den Bezirkskulturreferenten Josef Kaser „zur Erinnerung und Mahnung dieses Unrechts vor 100 Jahren“ einen Markstein setzen, dessen Oberteil als Scheibe ausgeführt sein wird.

Der geplante Markstein – eingezeichnet in das Bild, welches das Kirchlein am Latzfonser Kreuz auf einer Seehöhe von rund 2.300 m zeigt. Es ist die höchstgelegene Wallfahrtskirche Südtirols. Daneben befindet sich eine Schutzhütte.

In der Mitte wird der Markstein die Landkarte Gesamttirols mit der Kilometerangabe der Entfernung zu den Nachbarländern im Uhrzeigersinn zeigen: Achenpass 108 km – Kufstein 114 km – Pass Strupp 132 km – Nörsach/Lienz 109 km – Anpezzo Haydn 54 km – Primör 65 km – Strigno 80 – Borghetto 120 km – Storo 116 km – Tonalepass 86 km – Stilfserjoch 82 km – Arlberg 110 km – Reute 112 km – Scharnitz 80 km.

Wie die Schützenkompanie mitteilt, soll dieser Stein „die Verbundenheit unseres Heimatlandes aufzeigen“.

Am 10. Oktober 2020 erfolgt die Einweihung und kirchliche Segnung des Mahnmals.

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